Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 143 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Polzelle zur elektrolytischen Gewinnung von
Leichtmetallen.
L. Grabau in Hannover hat sich den in Fig. 15 bis 17 Taf. 9
abgebildeten Apparat zur Darstellung von Leichtmetallen patentiren lassen (* D.R.P.
Kl. 40 Nr. 41494 vom 10. Februar 1886): Die Zelle ist glockenförmig, unten offen.,
oben geschlossen; an der höchsten Stelle der inneren Oberfläche mündet der negative
Pol, derart, daſs eine Abscheidung des Metalles nur in der Glocke, und zwar am
höchsten Punkt derselben stattfindet, die Glocke sich also nach und nach mit Metall
füllt, dessen untere, mit dem Elektrolyt in Berührung befindliche Fläche sich mehr
und mehr je nach der Abscheidung des Metalles senkt, bis die Glocke ganz gefüllt
ist, worauf man dieselbe gefüllt aus dem Bade nehmen kann, ohne daſs der Prozeſs
unterbrochen zu werden braucht. Die Zelle ist aus Silicium freiem, feuerfestem, die
Elektricität nicht leitendem Material angefertigt. Die glockenförmige Zelle a ist mittels eines Stieles b an dem Stege d aufgehängt und mit dem Pol
f' versehen, der am höchsten Punkte der inneren
Glockenoberfläche mündet. Die Zelle a taucht mit dem
unteren Ende ganz in das Bad ein und wird entweder mittels einer Luftschraube oder
eines heberförmigen Rohres entlüftet, so daſs die Zelle ganz mit Schmelze angefüllt
ist. Das Metall scheidet sich am Pole f ab (vgl. J. Rogers, 1885 256 29).
Jardine's Schleifstein-Abrichter.
Die von Brown und Sharp in Providence, Nordamerika,
eingeführten Abrichter sind nach Engineering vom 10.
Februar 1888 von Jardine in der Weise verbessert
worden, daſs die Abrichtwalze zur Hälfte mit rechts- und mit linkslaufenden
Gewindriffen versehen sind, wodurch das Einseitigtreiben verhindert werden soll. Ein
groſser Vortheil dieses Abrichters besteht darin, daſs das Schleifwasser nicht
herumgeworfen wird.
Textabbildung Bd. 268, S. 142
Kelly und Groves' Gewindeschneidbohrer.
Um den Schneidbohrer bequem aus dem Loch herauszuholen und dadurch nicht nur das
geschnittene Gewinde zu schonen, sondern auch die Arbeit zu beschleunigen, wird nach
American Machinist, 1888 Bd. 11 Nr. 4 * S. 1, jeder
der drei, in Langrinnen des Hauptkörpers liegenden Gewindstähle in einem der
Schnittrichtung entgegengesetzten Sinne gedreht, wodurch die sonst vorspringenden
Gewindezähne unter dem Rand der Langrinne und dadurch auſser Eingriff mit dem
Werkstück kommen. Die Drehung der einzelnen Schneidstähle erfolgt durch eine in der
Griffbüchse angebrachten Daumenscheibe, dieselbe wird dadurch ermöglicht, daſs die
Schneidstähle nur auf einem Drittel ihres Umfanges vorspringende Gewindezähne
erhalten und daher in der erweiterten Langrinne sich leicht einlegen. Ueberdies sind
noch Stähle angebracht, die gleichsam dieses Werkzeug als Reibahle verwendbar
machen.
Textabbildung Bd. 268, S. 143
Versuche mit einem elektrischen Boote in Havre.
In Génie civil, 1888 Bd. 12 S. 153, wird über sehr
befriedigende Versuche berichtet, welche kürzlich in Havre angestellt worden sind
(vgl. 1887 263 492). Das von der Société des Forges et chantiers de la Méditeranée für die Kriegsmarine
gebaute Boot ist 8m,85 lang (wie die Dampf boote
der Flotte), 2m,25 breit und 1m,56 tief; es verdrängt bei 0m,75 Tiefgang 5815k Wasser. Diesen etwas schwerfälligen Booten, die widerstandsfähiger gegen
schwere Wetter sein sollen, kann die Dampfmaschine im Dienst nur 6 Knoten
Geschwindigkeit geben, ausnahmsweise 7 Knoten. Der elektrische Motor ist eine
Dynamo, System Krebs, bei der die Uebertragung durch
Zahnräder bewirkt und die Umdrehungsgeschwindigkeit im Verhältniſs 3 : 1 vermindert
wird; der dem Gramme'schen ähnliche Ring läuft zwischen
2 Kränzen von Elektromagneten mit je 10 Polen um. Die Elektricität liefern
Speicherbatterien von Commelin und Desmazures; 132
Elemente können während 6 Stunden einen Strom von mindestens 86 Ampère und 100 Volt
geben. Sie lassen sich in 4 verschiedenen Weisen verbinden und liefern danach 108,
54, 36 oder 27 Volt. Motor, Elemente und die Kästen beider wiegen 3242k. Bei den Dampfbooten wiegen Maschine, Kohle,
Kessel und Speisewasser 2850k. Bei dem 6stündigen
Versuche war der Tiefgang 0m,7825; die Spannung zu
Anfang 108, zu Ende 54 Volt, die Stromstärke zu Anfang 84, zu Ende 67 Ampère, die
Leistung \left(\frac{E\,J}{736}\right) 10,631 ; die
mittlere Umdrehungszahl in der Minute 258,9 und daraus die Geschwindigkeit 5,84
Knoten.
Apparat zur direkten Bestimmung der Kohlensäure.
Dieser von O. Ostersetzer construirte Apparat hat vor
dem gewöhnlich zur direkten Bestimmung der Kohlensäure benutzten den Vorzug
gröſserer Einfachheit. Aus umstehender Figur ist seine Einrichtung leicht zu
ersehen.
Der Kolben, welcher nicht mehr als 70cc zu fassen
braucht, ist mit sehr verdünnter Salzsäure gefüllt und mittels eines doppelt
durchbohrten Kautschukstopfens geschlossen. Durch die eine Bohrung tritt die
Kohlensäure in die Wasch- und Absorptionsapparate; durch die andere geht ein
rechtwinkelig gebogenes
Rohr, welches unten in eine nach aufwärts gebogene Spitze endet. Dieses Rohr dient
zur Verbindung mit der Waschflasche, welche mit Kalilauge gefüllt ist, um die
während der Bestimmung durch den Apparat zu saugende Luft von Kohlensäure zu
befreien. Die nach aufwärts gebogene Spitze hindert das Entweichen der Kohlensäure
auf diesem Wege. Zugleich aber trägt dieses Rohr seitlich einen hakenförmigen
Ansatz, an dem das die Substanz enthaltende Glasschälchen a hängt. Das Rohr ist zwischen b und c verjüngt, um in der Bohrung auf und ab geschoben
werden zu können.
Der Aufsatz besteht aus dem Geißler'schen
Schwefelsäurerohr d, welches unten mit einer Welter'schen Sicherheitsröhre versehen ist; die
Schwefelsäure befreit die aufsteigenden Gase vom Wasser und läſst sie in das
eingeschliffene Röhrchen e treten, das mit
Kupfervitriolbimsstein gefüllt ist, welcher die Salzsäuredämpfe zurückhält. Die so
gereinigte Kohlensäure tritt in den Liebig'schen
Kaliapparat, an den ein mit Natronkalk gefülltes Röhrchen angefügt ist.
Textabbildung Bd. 268, S. 144Die Ausführung der Bestimmung ist höchst einfach. Man wägt in dem kleinen
Glasschälchen 0,2 bis 0g,3 der Substanz ab und
hängt dasselbe an den Haken, während das Rohr hochgezogen ist. Dann wägt man den
Kaliapparat sammt Natronkalkrohr, bringt ihn an seine Stelle und verbindet f mit dem Aspirator, g mit
der Waschflasche; nun drückt man das Glasrohr hinunter, so daſs das Schälchen sich
mit Flüssigkeit füllt. Zugleich wird auch der dicke Theil des Rohres in den Stöpsel
gedrückt, so daſs der Verschluſs vollständig ist. Man saugt während der Bestimmung
einen Luftstrom durch den Apparat und beschleunigt eventuell die Lösung durch
sanftes Schütteln. Erst nach der Lösung erhitzt man ein wenig, um die gelöste
Kohlensäure auszutreiben und saugt zum Schluſs noch etwa 10 Minuten lang Luft durch
den Apparat. Die Gewichtszunahme des Kaliapparates + Natronkalkrohr gibt die
Kohlensäure an.
Füllt man den Geißler'schen Aufsatz zu zwei Dritteln mit
Schwefelsäure, so flieſst dieselbe vorerst durch das heberartig gekrümmte Rohr in
das Sicherheitsrohr, in dessen Kugeln sie stehen bleibt. Beginnt man nun die
Entwickelung, so wird ein Theil der Schwefelsäure auf demselben Wege wieder
hinaufgetrieben, so daſs die Gasblasen zweimal die Säure passiren müssen, nämlich
beim Eintritt in die Kugel und beim Austritt aus dem gebogenen Rohr. Sollte beim
Hineindrücken des Glasrohres das Substanzschälchen sich nicht füllen wollen, so
genügt ein Schütteln des Apparates, um es unter die Oberfläche zu bringen. Zu
starkes Erhitzen ist thunlichst zu vermeiden, weil sonst die Resultate leicht zu
hoch ausfallen könnten. Um eine plötzliche Entwickelung der Kohlensäure zu
verhindern, ist die Säure möglichst verdünnt zu nehmen, man nimmt z.B. bei den
Carbonaten der Alkalien und alkalischen Erden auf je 0g,1 Substanz 1cc Säure, was einer 15 bis
20fachen Verdünnung entspricht.
Der Apparat ist in sehr netter Ausführung von dem Mechaniker C. Woytacek in Wien, VII. Westbahnstraſse 3, um den Preis von 2 fl. 50 kr.
zu beziehen (aus der Zeitschrift für analytische
Chemie, 1888 Bd. 27 S. 27; vgl. auch F.
Cochius 1887 266 * 142 und J. Sinibaldi 1887 266 *
430).