Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 609 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Apparat zur schnellen colorimetrischen Bestimmung des
Ammoniakes im Wasser.
In der vor Kurzem mitgetheilten Abhandlung von M. Müller
(1888 269 280) ist eines Apparates Erwähnung gethan (S.
286), dessen sich Müller zur Untersuchung des Schnees
bezieh. Schneewassers auf einen Gehalt an Ammoniak bediente, und welcher vor der
gewöhnlichen colorimetrischen Methode des Vergleiches der durch Neßler'sches Reagens erzeugten Färbung in Glascylindern
den Vorzug schnellerer und sicherer Handhabung besitzen soll.
Müller verwendet, anstatt mit Ammoniaklösungen von
bekanntem Gehalte zu vergleichen, entsprechend gefärbte Gläser und stellt die zur Vergleichung nöthigen verschiedenen Farbentiefen
durch Aufeinanderlegen mehrerer solcher Gläser her.Gelb werden Gläser auf dem Wege der Lasur durch Silber, oder Glasflüsse durch
Schwefel bezieh. ein Gemisch von Eisenoxyd und Braunstein gefärbt. Für den
vorliegenden Zweck eignen sich besonders die letzteren vortrefflich, da die
Färbung der durch Neßler'sches Reagens in
Ammoniak haltigen Wassern hervorgerufenen fast genau entspricht. – Solche
Gläser fertigt u.a. die Glashütte Grünenplan in
Braunschweig. Das entsprechend vorbereitete und mit Neßler'schem Reagens versetzte Wasser wird in ein
gläsernes Rohr von 100mm Länge eingefüllt. Es sind
hierzu besonders Polarisationsröhren sehr geeignet. Zweckmäſsig ist es, das Glas mit
dunklem Papiere zu bekleben, um das seitliche Eindringen von Licht zu verhindern.
Zur Aufnahme der kreisrund geschnittenen gelben Gläser von 24mm Durchmesser dient eine weitere kurze
Metallhülse, die unten, um das Hindurchfallen der Gläser zu verhüten, mit einem
kleinen, nach innen gehenden Rande versehen ist.
Um nun die Farbe der Flüssigkeit im Rohre und die der Gläser zugleich beobachten und
vergleichen zu können, ist die eine Verschraubung des Rohres so weit abgedreht, daſs
sie genau in den Rohrstutzen des Kopfes, wie sich ein solcher auch auf dem bekannten
Stammer'schen Farbenmaſse befindet, paſst (vgl.
1887 264 * 287), während die für die gelben Gläser
bestimmte Metallhülse leicht über den anderen Stutzen zu schieben sein muſs.Wer sich im Besitze des Stammer'schen
Farbenmaſses befindet, bedient sich am besten des abnehmbaren Kopfes dieses
Apparates. Das System läſst sich aber auch leicht aus zwei Prismen und
einer als Ocular dienenden kleinen Linse zusammensetzen. Im Nothfalle kann
man auch ganz ohne diese die Untersuchung allerdings sehr erleichternde
Zugabe auskommen. Richtet man nun den Apparat gegen ein scharf
beleuchtetes weiſses Papier, so beobachtet man durch das Ocular a ein in zwei Hälften getheiltes, rundes Gesichtsfeld,
wovon die eine Hälfte die Färbung der Flüssigkeit, die andere die der Gläser
wiedergibt. Durch Vermehren oder Vermindern der Gläser läſst sich nun leicht völlige
oder annähernde Farbengleichheit erzielen.
Textabbildung Bd. 269, S. 610Es versteht sich von selbst, daſs der Werth der Gläser durch genaue
Vergleichung mit Ammoniaklösung von bekanntem Gehalte ein für alle Mal festgestellt
werden muſs. Die Gläser haben eine gleichmäſsige Dicke von 1mm,5 und durch oftmalige Einstellung ist
festgestellt worden, daſs die Färbung folgenden Ammoniakmengen entspricht:
1
Glas
=
0,02mg
Ammoniak
in
100cc
Wasser
2
Gläser
=
0,05
„
„
100
„
3
„
=
0,07
„
„
100
„
4
„
=
0,1
„
„
100
„
5
„
=
0,15
„
„
100
„
6
„
=
0,20
„
„
100
„
Mehr als sechs Gläser zur Vergleichung zu nehmen, ist nicht rathsam, da die
Bestimmung dann ungenau wird. Enthält das zu untersuchende Wasser gröſsere Mengen
Ammoniak als 0mg,2 in 100cc, so muſs vor dem Zusatze des Neßler'schen Reagens entsprechend verdünnt werden.
Mit dem beschriebenen Apparate lassen sich nun Ammoniakbestimmungen äuſserst schnell
und sicher ausführen. Man versetzt etwa 100cc des
zu prüfenden Wassers, sofern dasselbe Kalkverbindungen o. dgl. enthält, mit 1cc einer concentrirten Lösung von Natriumcarbonat
und Natriumhydroxyd, jedenfalls aber stets mit etwas Natriumhydroxyd, um die
vorhandene Kohlensäure sicher zu binden, filtrirtAlle Filtrirpapiere, besonders wenn sie längere Zeit im Laboratorium gelegen
haben, enthalten Ammonsalze, die sie an das damit in Berührung kommende
Wasser abgeben. Man muſs deshalb die ersten Antheile des Filtrates nicht zur
Untersuchung benutzen. Ebenso sind die Hände des Chemikers oberflächlich mit
geringen Mengen Ammonverbindungen überzogen, was sich leicht durch das
Anfassen der stets im Laboratorium mit einer zarten Haut von Ammonsalzen
bedeckten Glasgefäſse erklärt. Man schüttle deshalb nach dem Zusätze des Neßler'schen Reagens die Cylinder o. dgl. nicht
um, indem man mit dem Ballen der Hand verschlieſst, sondern bediene sich
stets eines Stopfens. und fügt etwa 0cc,5 Neßler'sches Reagens hinzu. Mit der bei
Gegenwart von Ammoniak jetzt gefärbten Flüssigkeit wird das Rohr b gefüllt und nun mittels der Gläser die Farbenstärke
bestimmt. Ist die Färbung intensiver als die der sechs Gläser, enthält also das
Wasser mehr als 0mg,2 Ammoniak in 100cc, so muſs eine zweite Probe entsprechend
verdünnt werden. Da man für die Bestimmung selbst nur sehr wenig Wasser braucht –
das Rohr faſst nur etwa 10cc Flüssigkeit – so thut
man gut, von dem filtrirten alkalischen Wasser zuerst nur etwa 10cc mit einigen Tropfen Reagens zu versetzen und
eventuell dann weitere 10cc in kleinen getheilten
Cylindern entsprechend mit reinem Wasser zu verdünnen.
Abhängigkeit der Erwärmung elektrischer Leiter vom
Luftdrucke.
T. Botomley in Glasgow hat nachgewiesen, daſs die
Temperatur eines von einem elektrischen Strome durchlaufenen Leiters sich mit dem
Drucke der ihn umgebenden Luft ändert; ein Draht, der bei gewöhnlichem Drucke dunkel
blieb, glühte im luftleeren Raume. – Cailletet fand,
daſs ein Strom, welcher stark genug war, um einen Draht zu schmelzen, ihn kaum zum
Rothglühen brachte, wenn der Druck nicht genügend war. – Diese Beobachtungen sind
von einiger Wichtigkeit für Glühlampenanlagen.
Reynier, die elektromotorische Kraft der Elemente mit Chrom
und Salzsäure.
Für die elektromotorische Kraft der Elemente mit Chrom und Salzsäure hat André Reynier im Electricien nachfolgende Tabelle angegeben.
Temperatur 17° C.
Zusammensetzung
derChromsäuregemischeGewichtstheilen
100 Gewichtstheileenthalten
Dichtigkeit
E. M. K. in Volt
Bichromat
Säure 21 Bé.
HCl
Elementmit1 Flüs-sigkeit
Elementmit2
Flüssig-keiten
– Elektrode: amalga-mirtes Zink+
Elektrode: Retorten-kohle
– Elektrode: amalga-mirtes
ZinkThonbecher, enthaltendangesäuertes Wasser 1 : 5HCl spec.
Gew. = 1,10+ Elektrode: Retorten-kohle
Elemente mit Kalibichromat
I.
WasserKalibichromatSalzsäure 21° Bé.
100065240
5,0
18,39
6,13
1,07
1,92
2,05
II.(Theoretische Formel)
WasserKalibichromatSalzsäure 21° Bé.
1000100519
6,18
32,05
10,68
1,10
1,95
2,09
III.(d'Arsonval.)
WasserKalibichromatSalzsäure 21° Bé.
1000651200
4,41
52,98
17,66
1,12
2,05
2,11
Elemente mit Natronbichromat
IV.
WasserNatronbichromatSalzsäure 21° Bé.
10002001200
8,33
50,00
16,66
1,14
1,99
2,09
V.
WasserNatronbichromatSalzsäure 21° Bé.
10005001500
16,66
50,00
16,66
1,20
2,00
2,10
VI.(Theoretische Formel)
WasserNatronbichromatSalzsäure 21° Bé.
1000180010500
13,53
78,99
26,31
1,21
2,08
2,14
Ader's Erzeugung hörbarer Morsezeichen in
Unterseekabeln.
Ader hat der Pariser Akademie
der Wissenschaften kürzlich eine Mittheilung über die Erzeugung hörbarer
Morsezeichen in Unterseekabeln gemacht (vgl. Comptes rendus vom 19. März 1888, Bd. 106 S. 857, Annales Industrielles vom 13. Mai 1888, S. 610), deren
wesentlicher Inhalt folgender ist.
Legt man ein Telephon ans Ende eines arbeitenden Unterseekabels, so hört man nichts;
das Telephon arbeitet zwar, aber das Ohr hört nichts, weil dazu wenigstens etwa 20
Schwingungen in der Secunde gemacht werden müssen. Legt man aber zwischen Kabel und
Telephon ein Mittel, das den Strom vielmal in der Secunde unterbricht, so sendet das
Telephon einen Ton zum Ohre. Ein solches Mittel wäre einfach ein durch eine
Lokalbatterie in Bewegung erhaltener Unterbrecher, ferner ein durch eine mechanische
Kraft in Umdrehung versetztes Schlieſsungsrad. Man kann dann beim Telegraphiren mit
Strömen von einerlei Richtung die Morse-Punkte und
Striche leicht als längere und kürzere Töne unterscheiden.
Telegraphirt man aber die Punkte durch einen positiven, die Striche durch einen
ebenfalls nur kurzen negativen Strom (wie z.B. beim Spiegelgalvanometer oder Thomson's Heberschreibapparat), so kann man den
Stromunterbrecher dem Strome aus dem Kabel mittels einer Gabel abwechselnd zwei
Telephonen zuführen lassen, von denen das eine ans linke, das andere ans rechte Ohr
gehalten wird; in jeden der beiden Stromwege wird eine Lokalbatterie mit
eingeschaltet, so daſs ihre Ströme gleichgerichtet sind und daher stets abwechselnd
der Strom der einen Batterie vom Linienstrome vernichtet, der Strom der anderen
Batterie von ihm verstärkt wird. Dann hört das linke Ohr die mittels positiver,
daher bloſs durch den linken Empfänger gehender Ströme gegebenen Punkte, das rechte
Ohr die Striche. Noch besser lassen sich dabei die beiden Elementarzeichen von
einander unterscheiden, wenn man das Kabel mit zwei Stromunterbrechern verbindet,
von denen der linke einen hohen Ton, z.B. G, der rechte einen tiefen Ton, z.B. C,
hervorbringt. Die beiden Lokalbatterien (die auch zu einer einzigen
zusammenschmelzen können) haben dabei die nämliche Aufgabe. Die positiven
Kabelströme gehen in den linken Zweig und erzeugen ein G am linken Ohre, die
negativen gehen in den rechten Zweig und erzeugen ein C am rechten Ohre; ersteres
bedeutet einen Morse-Punkt, letzteres einen Morse-Strich. – Weitere Betrachtungen namentlich über
das Wünschenswerthe einer Erleichterung der Kabeltelegraphie hat Ader in dem Bulletin de la
Société Internationale des Electricians, 1888 Bd. 5 S. 95, gegeben (vgl.
auch Journal of the Society of Telegraph-Engineers and
Electriciens, 1888 Bd. 17 S. 640).
Bücher-Anzeigen.
Handbuch der Tiefbohrkunde von
Th. Tecklenburg, Bergrath in Darmstadt. Band I: Das
englische, deutsche und canadische Bohrsystem mit 34 Holzschnitten und 22
lithographirten Tafeln, gr. 8°. 116 S. 8 Mk. Band II: Das Spülbohrsystem mit 65
Holzschnitten, 13 lithographirten und 2 Lichtdruck-Tafeln. 140 S. 10 Mk. Leipzig.
Baumgärtner.
Die beiden vorliegenden, des auf sechs Bände geplanten Werkes enthalten eine
vollständige Darstellung des Gegenstandes und ist das Unternehmen um so
willkommener, als seit der letzten umfassenden Schrift über Erdbohrkunde von Beer, 1858, die erheblichen Fortschritte dieses Theiles
der Technik nur in zerstreuten Aufsätzen und kleineren Schriften zu finden waren.
Ueber den Gegenstand des zweiten Bandes, das Spülbohren, enthält das Beer'sche Werk noch keine Mittheilung. Der als Fachmann
bestens bekannte Verfasser beschränkt sich durchaus nicht auf Wiedergabe vorhandener
Veröffentlichungen, sondern theilt aus eigener Anschauung und Erfahrung mit, und
gibt eine Menge praktischer Ergebnisse. Referent, der in diesem Specialzweige
vielfach thätig war, hat das Werk mit groſsem Interesse gelesen und verdankt
demselben vielfache Anregung. Für die weiteren Bände ist in Aussicht genommen. III.
Diamantbohren; IV. Seilbohren; V. Erweitern und Sichern der Bohrlöcher; VI. Das
Schachtbohren.