Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 335 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Blitzpulver für Zwecke der Küstenbeleuchtung.
In einem kürzlich in der Polytechnischen Gesellschaft zu
Berlin gehaltenen Vortrage sprach der bekannte Astronom A.
Miethe über die Verwendbarkeit des Magnesiumblitzlichtes auſserhalb des
photographischen Bereiches. Es sind von ihm bei Potsdam Versuche gemacht worden, das
Licht für Signale verwerthbar zu machen, und das überraschende, weithin überall wie
Wetterleuchten erscheinende Blitzen veranlaſste die Tagesblätter zu höchst gewagten
Berichten über Wintergewitter und wunderliche Versuche durch Elektrotechniker.
Es wurden zunächst drei Beobachter an drei Orten, 2 bis 2km,5 entfernt von einander aufgestellt, welche waldiges, coupirtes Terrain
zwischen sich hatten, so daſs direktes Sehen der Flamme ausgeschlossen war. In der
Nacht sahen die Beobachter die von den Dunsttheilchen neben dem sonst sternklaren
Himmel reflectirten frei abgebrannten Lichter von 2 bis 2g,5 Magnesiumpulver so stark, daſs sogleich auf
ein Erkennen der Lichter in ganz bedeutend gröſseren Entfernungen geschlossen werden
durfte. Weitere Versuche zeigten bald, daſs –Berlin die in Potsdam frei abgebrannten
Blitze von nur 1g Pulver gesehen wurden, und nun
lieſs Herr Miethe das Blitzpulver in Raketen laden und
in diesen in der Höhe abbrennen. Es zeigte sich dabei nach einer Reihe von ersuchen
das Resultat, daſs ein Licht von 3g Pulver bei
schneeerfüllter Luft noch in einer Entfernung von 74km erkennbar war.
Weil rothes Licht dickere Luft besser durchdringt, könnte auch hier ein Strontian-
oder Lithiumzusatz zum Pulver gute Dienste thun, und so erschien denn, namentlich
nach Erfahrungen, über die Herr Veithmeyer sprach,
nicht unwarscheinlich, daſs das Blitzpulver für den Leuchtthurm- und
Küsten-Signaldienst von Bedeutung werden kann. In London hat man bereits Versuche
gestellt, Signale dieser Art auch im Stadtbahndienste zu verwenden.
50g Blitzpulver werden von Herrn Gädicke für 3 Mark in Blechbüchsenverpackung abgegeben.
Bei Bedarf sehr groſser Mengen, wie für ständigen Signaldienst würde sich der Preis
des Pulvers sicher viel billiger stellen, und deshalb würden die Kosten mit solchem
Blitzlichte gegebener Signale ihrer praktischen Verwendung auch wohl nicht im Wege
stehen.
Das Schicksal des „Great Eastern“.
Ende August wurde das bekannte, gröſste Schiff der Welt „Great Eastern“ bei
New Ferry, am Ufer des Mersey, glücklich aufs Trockene gezogen. Das kolossale
Schiff, über dessen Bau die erste Gesellschaft mit einer Summe von über 30 Millionen
Mark fallirte, ist von einem Unternehmer für die bescheidene Summe von 400000 M.
angekauft worden.
Die Länge des Schiffskörpers beträgt 680 engl. Fuſs, die Breite 83 Fuſs und die Höhe
31½ Fuſs. Die Gesammt-Wasserverdrängung betrug nicht weniger als 25500t. Allein zur
Bedienung der Maschinen waren 200 Leute erforderlich.
Geschäfte sind mit dem Schiffe niemals gemacht worden. Der einzige Erfolg, den der
„Great Eastern“ zu verzeichnen hat, ist die Verlegung eines
transatlantischen Kabels.
Gegenwärtig wird das Schiff abgebrochen und die dabei entfallenden Theile verkauft.
Die Abbruchskosten belaufen sich auf 400000 M.
Jährliche Kohlen- und Holzproduction des Erdreiches.
Nach Angaben des Prof. Winkler in Freiburg beträgt die
jährliche Kohlenproduction auf der ganzen Erde 360 Millionen Tonnen, welche
Kohlenmenge einen Heizwerth besitzt, gleich demjenigen von 1260 Millionen Festmeter
frisch geschlagenen Fichtenholzes. Hierzu würden 2600 Millionen 80jährige
Fichtenbäume geschlagen werden müssen, die einen Flächenraum von 27000qkm einnehmen würden. In einem forstmännisch
betriebenen Walde mit 80jähriger Umtriebszeit würde hierzu eine Fläche von
2100000qkm erforderlich sein, eine Fläche von
der vierfachen Gröſse des Deutschen Reiches. (Oesterreichische Zeitschrift für Beleuchtungsindustrie.)
Ausdehnung der elektrischen Straſsenbahnen in Amerika.
In dem Electrical Engineer, 1888 Bd. 7 S. 375, wird eine
Uebersicht über in amerikanischen Städten im Betriebe stehenden und in der
Ausführung begriffenen elektrischen Straſsenbahnen gegeben. In 32 Städten sind
bereits solche Bahnen in Betrieb. Nur die Bahn in Alleghany, Pa, ist nach Bentley-Knight (1887 264 *
208) ausgeführt. Nach van Depoele sind in 5 Städten,
nach Daft in 7 Städten, nach Thomson-Houston in 9 Städten, nach Sprague in
6 Städten, nach Fisher in 2 Städten die Bahnen gebaut
worden, in Columbus, O., endlich nach Short und in San
Diego, Col., nach Henry (1887 264 140). Auſserdem werden 37 Städte aufgezählt, in denen der Bau
elektrischer Straſsenbahnen bereits in Angriff genommen ist oder Verträge darüber
abgeschlossen sind.
Elektrolytische Wirkungen der Wechselströme von
Dynamomaschinen.
G. Maneuvrier und J.
Chappuis haben der französischen Akademie (vgl. Comptes rendus, 1888 Bd. 106 S. 1719) Mittheilungen über die Ergebnisse
einer Reihe von Versuchen über die elektrolytischen Wirkungen der von
Dynamomaschinen gelieferten Wechselströme gemacht. Damit aber solche Wirkungen
auftreten, dürften nach diesen Versuchen die Elektroden eine gewisse Dicke und Länge
nicht überschreiten, die bei verschiedenen Stromstärken verschieden ist. Bei der
Wasserzersetzung scheiden sich an beiden Elektroden gleiche, entzündliche
Gasgemische aus, in denen aber der Sauerstoff weniger als ⅓ des Raumes ausmacht,
Auch bleibt die Gasmenge hinter derjenigen zurück, welche ein gleichgerichteter
Strom von gleicher Stärke in derselben Zeit entwickelt.