Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, Miszellen, S. 335 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Beweglicher Stehbolzen.
Eine von Leach angegebene Construction von Stehbolzen
(Engineer, 1888 Bd. 65 S. 110) hat den Zweck, die
schädlichen Einflüsse der Spannungen der Wände auf die Haltbarkeit der Stehbolzen
dadurch zu vermeiden, daſs das eine Ende des Bolzens beweglich gemacht wird. Zu dem
Zwecke werden, wie aus Fig. 4 Taf. 15
ersichtlich, in die Kessel wand besondere Stücke A
dicht geschraubt, in welche der mit einem halbkugelförmigen Ansätze versehene
eiserne Stehbolzen paſst. Die vollständige Dichtung wird durch eine zwischengelegte
Kupferplatte C erzielt und das Ganze durch einen
einzuschraubenden Stopfen B, der mit zwei Löchern B1 zum Einsetzen des
Schraubenschlüssels versehen ist, gesichert. Der Bolzen bildet eine Art Cardan'sches Gelenk. Die Anordnung soll sich für Wände
der verschiedensten Form eignen und sich drei Jahre hindurch bei der Rajputanaf- und
Malwa-Bahn in 20000 Anwendungen bewährt haben.
Apparat zum Scheuern von Stangen und Draht durch den
Sandstrahl.
Nach dem D. R. P. Nr. 45860 vom 23. März 1888 läſst A.
Guttmann in Ottensen den Draht dadurch reinigen und scheuern, daſs er ihn
durch Kästen leitet und innerhalb derselben der Wirkung von Sandstrahlgebläsen
aussetzt. Das Luftdruckrohr a der Gebläse mündet
entweder neben dem Drahte in der Düse b (wie in Fig. 6 Taf. 15
gezeichnet) oder concentrisch um den Draht, so daſs dieser auch durch die Luftdüse
hindurchgeführt ist. Der auſserhälb des Rohres b im
Kasten niederfallende Sand gelangt durch die Oeffnungen o wieder zum Luftstrahl und wird von diesem wieder emporgerissen.
Beträchtliche Spannweite in einer Telephonleitung.
Die Telephonleitung der Western Counties and South Wales
Telephone Company, welche über den Eingang des Hafens von Dartmouth geführt
ist, besitzt nach dem Electrician vom 5. April 1889 Bd.
22 S. 611 die bemerkenswerthe Spannweite von fast einer halben englischen Meile
(nämlich von 730m). Auf der Dartmouth-Seite hat
der Draht eine Höhe von 101m über der
Hochwassermarke:, dann senkt er sich in der Nähe der Kingswear-Seite auf 60m und steigt wieder zu 63m. Der Draht ist sehr fein und leicht, nämlich Nr.
17 aus Siliciumbronze; die ganze Länge der Ueberspannung wiegt nur 10k,9. Diese Telephonlinie hat schon mehrere heftige
Stürme in ganz befriedigender Weise ausgehalten.
Ward's elektrischer Omnibus.
Der elektrische Omnibus der Ward Electrical Car Company
in London hat nach dem Electrician, 1889 Bd. 22 S. 611,
am 2. April früh wieder eine Fahrt von Wagenschuppen der Gesellschaft (S. W., James
Street, Haymarket) nach der dem Euston Station gemacht und den Rückweg durch die
Great Portland Street und Regent Street genommen. Bei dem lebhaften Verkehr in
diesen Straſsen hat er doch selbst die Pferde an Privatwagen nicht erschreckt oder
aufgeregt. Radcliffe Ward hat, nachdem 1881 durch die
Faure-Speicherbatterie die Anwendung der
Elektricität für Straſsenbahnen möglich geworden war, bereits 1882 einen
elektrischen Wagen auf der Leytonstone-Linie in Gang gesetzt, den Philippart, in dessen Händen die Einführung der Faure-Batterie lag, in Belgien hatte bauen und nach
England schicken lassen. Bald nachher ging Ward an den
Bau eines Wagens für gewöhnliche Straſsen, gab ihn aber auf wegen des Mangels guter
Speicherbatterien. 1887 endlich baute er einen elektrischen Wagen, der auf den
Straſsen in Brighton fuhr, und um etwa dieselbe Zeit baute auch Magnus Volk einen solchen Jagdwagen und hat kürzlich
einen ähnlichen für den Sultan geliefert (vgl. 1889 271
45). Im Sommer 1888 lief zuerst ein elektrischer Omnibus in den frühen Morgenstunden
durch die Straſsen Londons, mit welchem Ward unter
verschiedenen Verhältnissen viele Versuche anstellte.
Nach dem Londoner Electrical Engineer vom 25. Januar
1889 * S. 70 steht der elektrische Omnibus zwischen einem gewöhnlichen Omnibus ohne
Decksitze und einem Packwagen; er bietet für 12 Personen bequem Platz. Der Kutscher
sitzt oder steht vorn; er hat eine kräftige Fuſsbremse zur Verfügung und einen
Umschalter mit einem Widerstandsrahmen. Benutzt werden die Wagenelemente (traction
cells) der Electrical Power Storage Company. Die beiden
Motoren sind von Crompton und Comp. gebaute Gramme'sche Maschinen; sie besitzen
Stahlketten-Uebertragung von Hans Renold in Manchester,
welche Ward als am besten den Verhältnissen
entsprechend erkannt hat. Der Wagen selbst ist von der Metropolitan Railway Carriage and Wagon Company gebaut, die Räder nach
besonderen Angaben von Ward. Er läuft mit einer
Geschwindigkeit von 9,6 bis 11km,2 in der Stunde.
Ward behauptet, der Betrieb mittels Elektricität
würde billiger sein als der mit Pferden.
Krapp's Vielfachumschalter für Telephonanlagen.
Sebastian Krapp in Bamberg will (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 45249 vom 3. Juli 1887) die Schwäche, welche nach seiner Ansicht bei den bisher
verwendeten Vielfachumschaltern für städtische Telephonnetze (vgl. 1889 271 * 407. * 579) in der groſsen Anzahl beweglicher
Contacte liegt, dadurch beseitigen, daſs er irgend welche Aenderung in der Schaltung
der Leitung des gerufenen Theilnehmers entbehrlich macht und die Verbindung dieser
Leitung mit der des rufenden Theilnehmers an der Leitung des letzteren allein
bewirkt.
Wenn nun aber die Leitung des Gerufenen gar nicht von der Erde getrennt wird, so muſs
dafür gesorgt werden, daſs die beim Sprechen verwendeten Wechselströme nicht zur
Erde abflieſsen können, während doch beständig für die zum Rufen benutzten
galvanischen Ströme von unveränderlicher Richtung ein Weg zur Erde vorhanden ist.
Dies will Krapp dadurch erreichen, daſs er hinter dem
Klappen-Elektromagnete einen Elektromagnet von polier Selbstinduction in den zur
Erde führenden Draht einschaltet, der bekanntlich den ununterbrochenen galvanischen
Strom ungehindert durchläſst, den in ihrer Richtung rasch wechselnden
Telephonströmen dagegen den Durchgang nicht gestattet.
Ist die vom rufenden Theilnehmer gewünschte Leitung frei, so wird an der Leitung des
Rufenden ein hinter dem Klappen-Elektromagnete eingeschalteter Stöpsel aus seinem
durch den erwähnten Elektromagnet mit hoher Selbstinduction mit der Erde verbundenen
Stöpselloche herausgezogen und in ein Loch eingesteckt, das beständig durch einen
Draht mit der Leitung des Gerufenen in Verbindung steht, und damit ist die
Verbindung der beiden Leitungen hergestellt.
Da indessen der Klappen-Elektromagnet auch der rufenden Leitung während des
Gespräches in der Sprechleitung eingeschaltet ist, so will Krapp eine Störung des Gespräches durch denselben dadurch hintanhalten,
daſs er eine Zersetzungszelle (bestehend aus unlöslichen Elektroden aus Kohle,
Platin u. dgl. und einer Flüssigkeit, z.B. Wasser, Säure u. dgl.) in einen
Nebenschluſs zum Klappen-Elektromagnete einschaltet, damit die galvanischen Ströme
durch den Elektromagnet gehen müssen, weil ihre elektromotorische Kraft nicht so
groſs ist, daſs sie durch die Zersetzungszelle gehen könnten, wogegen die
telephonischen Wechselströme ungehindert durch die Zelle gehen.
Die groſse Zahl der hierbei erforderlichen Elektromagnete und Zersetzungszellen macht
es sehr fraglich, ob ein solcher Vielfachumschalter anderen vorzuziehen sein
wird.
Lebiez' Speicherbatterie.
Nach seinem österreichisch-ungarischen Privilegium vom 29. Januar 1888 bildet Louis Charles Emile Lebiez in Paris durch Elektrolyse
auf der positiven Elektrode von Speicherzellen einen pulverförmigen Ueberzug von
Mangan-Superoxyd, das aus einer Lösung eines Salzes dieses Metalles (vorzugsweise
dem Sulfat oder Chlorid) ausgefällt wird. Die positive Elektrode kann aus beliebigem
leitenden Materiale bestehen, doch eignet sich hierzu Kohle am besten; die negativen
Elemente können aus Zink oder verzinktem Blei bestehen. Als Erregungsflüssigkeit
wird entweder die Mangansalzlösung, welche ursprünglich als Elektrolyt zur
Ausfällung des Superoxydes benutzt wurde, oder eine frische Lösung benutzt.
Im Allgemeinen zieht Lebiez das Mangansulfat vor. In
einigen Fällen kann das Sulfat durch Manganchlorid ersetzt werden, aber da durch die
Zersetzung desselben freies Chlor entwickelt wird, so ist es im Allgemeinen weniger
anwendbar. Wird Manganchlorid benutzt, so ist es räthlich, die negative Elektrode
des Accumulators zu amalgamiren.
Hoyer und Glahn's Apparat zum Nachweisen der Thätigkeit von
Blitzableitern.
Um einen Nachweis über die Thätigkeit von Blitzableiteranlagen zu beschaffen,
schalten Hoyer und Glahn in Schönebeck a. E. seit
einiger Zeit eine Art Galvanoskop dauernd in die Blitzableitung ein. Es wird nach
der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1889 S. 102, um
einen Eisenkern ein starker Kupferdraht einige Male herumgeführt und über demselben
ist eine Magnetnadel an wagerechter Achse aufgehängt. Ein lothrechter Zeiger,
welcher unten schwerer ist, sucht die Nadel in der wagerechten Lage zu halten. Geht
ein starker Strom (Blitzentladung) durch die Leitung, so wird je nach der
Stromrichtung der eine der beiden Pole der Nadel von dem Eisenkerne angezogen und
bleibt daran kleben, so daſs man an der dauernden Ablenkung des Zeigers erkennt,
daſs der Blitz eingeschlagen hat. Man vermag so nach jedem Gewitter zu erkennen, ob
der Blitzableiter getroffen wurde, in welchem Falle eine Prüfung desselben sehr zu
empfehlen ist. Die Apparate sollen nach Angabe der Firma in eine
Unterbrechungsstelle der Leitung eingeschaltet werden. Zweckmäſsiger dürfte es
indessen sein, dieselben in einer kurzen Nebenschlieſsung anzubringen, damit man so
nicht genöthigt ist, die Leitung zu zerschneiden. Die Empfindlichkeit der Apparate
wird auch so noch groſs genug sein. Auſserdem verstöſst das Zerschneiden der Leitung
noch gegen manche ortspolizeiliche Vorschriften.