Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, Miszellen, S. 190 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Regeln für die Erhaltung aufgefundener Alterthümer.
Das preuſsische Cultusministerium hat vor kurzem eine Reihe von Regeln für die
Erhaltung von Alterthümern veröffentlicht, welche den Zweck haben, eine Anleitung zu
der ersten Behandlung der Alterthümer bei der Auffindung derselben zu geben, damit
sie nicht von vornherein so sehr beschädigt werden, daſs eine spätere Behandlung
nicht mehr von Erfolg ist. Wir glauben, daſs unseren Lesern die Mittheilung der gedachten Regeln
willkommen sein wird, und geben dieselben daher nachstehend wieder:
1) Holz muſs vor zu schnellem Trocknen und Zerreiſsen an
der Luft durch Lagerung in Wasser oder Bedecken mit feuchtem Moor, Rasen, Moos
geschützt und zum Transport mit einer dicken Schicht von Moos oder Heu umgeben und
mit Stroh dicht umwickelt werden. – Erhaltung: Tränkung mit einem Gemische von Erdöl
und Anstreicherfirniſs (Rezept I)Die „Rezepte“ siehe weiter unten. unter möglichster
Beibehaltung der das Austrocknen aufhaltenden Hüllen. Kleinere Gegenstände werden
mit der Harzlösung (Rezept II) getränkt oder können auch (aber nicht solche von
Eichenholz) in einer starken Alaunlösung gekocht werden.
2) Knochen, Zähne, Hirschhorn, Elfenbein, Koralle dürfen
ebenfalls nur ganz allmählich trocknen. Sehr mürbe Stücke sind in der umgebenden
Erde zu belassen und erst nach der Erhärtung durch die Tränkung herauszuschälen. –
Erhaltung: Tränkung mit der Harzlösung (Rezept II).
3) Leder und Gewebe sind ebenfalls nur allmählich zu
trocknen. – Erhaltung: Tränkung mit der Harzlösung (Rezept II). Wenn es bereits hart
und brüchig ist, mit der Mohnöl-Benzinmischung (Rezept III).
4) Bronze ist höchst vorsichtig zu behandeln, da sie oft
sehr mürbe und brüchig ist. Auf Spuren von anhaftendem Holze, Haaren und Gewebe ist
sorgfältig zu achten, ebenso auf das Vorkommen von Einlagen in Gold, Silber,
Knochen, Koralle, Glasfluſs (Email), Bernstein. – Reinigung durch behutsames
Abspülen in lauwarmem Wasser; wenn die Patina fester ist und ersteres nicht genügt,
durch Einlegen in Seifenwasser oder sehr dünne Lösung von reiner Pottasche und
nachheriges Abspülen in lauwarmem Wasser oder Bürsten mit ganz weichen Bürsten oder
Haarpinseln. – Erhaltung: Schön grüne, feste Patina erfordert keine weitere
Behandlung. Sehr mürbe und lose aufsitzende Patina wird mit der Harzlösung (Rezept
II) getränkt, trübe, aber feste Patina mit der Mohnöl-Benzinmischung (Rezept III)
und dann mit anfangs weicheren, später mit härteren Bürsten gebürstet. Stücke mit
krystallinischer Patina (Salzpatina) müssen in temperirtem Wasser, dem etwas
chemisch reine Soda (Natrum carbonicum) zugesetzt ist, ausgelaugt, in reinem
lauwarmem Wasser abgebürstet und abgespült und nach dem Trocknen mit der Harzlösung
getränkt werden. Einzelne später ausblühende Stellen werden mit dünnem Fischleime
oder der Schellacklösung (Rezept V) betupft.
5) Gold ist nur von anhaftenden Verunreinigungen durch
Abspülen mit lauwarmem Wasser zu reinigen.
6) Silber ist sehr vorsichtig zu behandeln, da es häufig
sehr mürbe und brüchig ist. – Reinigung wie Bronze. – Erhaltung: Feste, noch ganz
metallische Stücke sind in dünner Ammoniaklösung zu waschen, dann in lauwarmem
Wasser abzuspülen und vorsichtig zu erwärmen, um das Ammoniak wieder zu entfernen.
Brüchige Stücke sind nach vorsichtiger Reinigung (Abspülen in lauwarmem Wasser) mit
der Harzlösung (Rezept II) zu tränken und zu weiterer Behandlung einem erfahrenen
Gold- oder Silberarbeiter (Hofgoldschmied P. Telge,
Berlin C., Holzgartenstraſse Nr. 8, ist zu empfehlen) zu übergeben.
7) Blei und Zinn sehen knochenähnlich, weiſslich grau
aus und sind meist auſserordentlich mürbe und zerbrechlich. Sie sind in warmem
Wasser abzuspülen und ganz vorsichtig zu trocknen. – Erhaltung: Tränkung mit der
Harzlösung (Rezept II).
8) Eisen. Abbröckelnde Eisentheile, wenn es auch nur
Rost ist, müssen sorgfältig aufbewahrt und mit Fischleim oder Hausenblase wieder
angekittet werden. Vollständig gut erhaltenes Eisen mit schwarzblauem
„Edelroste“ ist abzuspülen und mit einem die Luft abhaltenden dünnen
Ueberzuge (erwärmtes weiſses Wachs oder Paraffin in Benzin u.s.w. gelöst [Rezept
IV]) zu versehen. Gerostetes Eisen muſs mit Gaze umhüllt und in lauwarmem Wasser,
dem etwas chemisch reine Soda (Natrum carbonicum) oder ungelöschter Kalk zugesetzt
ist, ausgelaugt werden, bis das täglich zu erneuernde Wasser keinen braunen Niederschlag mehr gibt.
Die Gegenstände werden hierauf getrocknet, 6 bis 8 Tage in absoluten Alkohol gelegt
und bei gelinder Wärme wieder allmählich getrocknet. Gröſsere Stücke werden alsdann
in einer Mischling von Leinöl oder Firniſs und Erdöl zu gleichen Theilen, am besten
auf dem Wasserbade gekocht oder in erwärmtem Zustande wiederholt mit dieser Mischung
getränkt. Kleine Gegenstände dagegen werden mit der Harzlösung (Rezept II) getränkt.
Zeigen sich Spuren von Einlagen (Tauschirung u.s.w.), so sind die Gegenstände
zunächst nur in reinem Wasser auszulaugen und dann einer bewährten Anstalt zur
weiteren Behandlung zuzusenden. (Das Römisch-Germanische Museum in Mainz ist darauf
eingerichtet, für andere Institute solche Arbeiten zu übernehmen.) Ganz
durchgerostete Stücke sind, wenn sie nicht zu bröckelig sind, ebenfalls in Gaze zu
hüllen, vorsichtig einige Tage erst in Wasser, später in Alkohol auszulaugen und
dann allmählich zu trocknen; die etwa abgebrochenen Theile werden darauf mit
Hausenblase oder Fischleim angekittet und die Gegenstände schlieſslich ebenfalls mit
Leinölfirniſs und Erdöl oder noch besser mit einer Lösung von gebleichtem Schellack
in Alkohol, dem ein ganz geringes Quantum von Ricinusöl (Rezept V) zugesetzt ist,
getränkt. Drohen dergleichen Stücke schon gleich nach der Auffindung zu zerfallen,
so tränke man sie sogleich mit obiger Schellacklösung (Rezept V), hülle sie in Gaze
und bewahre sie an einem warmen trockenen Orte auf. Die Tränkung ist dann mehrfach
zu wiederholen, auch noch nach längerer Zeit.
9) Thongegenstände werden vorsichtig getrocknet, bis der
Thon wieder fest ist, dann mit weichen Stielbürsten abgebürstet, mit reinem Wasser
mittels eines Schwammes abgespült, wieder getrocknet und abgebürstet; dabei wird
aber sorgfältig auf Bemalung geachtet, damit durch das Abbürsten nicht die etwa zum
Vorschein kommenden Erdfarben mit abgebürstet werden. Zum Kitten bedient man sich
des Fischleimes, am besten des amerikanischen oder des kaltflüssigen Leimes (Rezept
VI). Zum Ergänzen und Ausfüllen der Fugen der Steinpappe (Rezept VII). – Erhaltung:
Sehr mürbe Stücke werden mit Belmontylöl getränkt oder in Ermangelung dessen mit der
Harzlösung (Rezept II). Die Glättung wird durch Tränkung der Oberfläche mit
Mohnöl-Benzinlösung (Rezept III) und vorsichtiges Bürsten nach dem Trocknen wieder
hervorgerufen, ebenso die farbigen Verzierungen.
10) Glas. Farbiges Glas wird in lauwarmem Wasser
vorsichtig abgespült. – Erhaltung: Tränkung mit Mohnöl-Benzinlösung (Rezept III),
bei starker Verwitterung mit der Harzlösung (Rezept II). Zum Kitten wird Fischleim
oder Hausenblase angewendet. Weiſses Glas mit irisirender Schicht erfährt, wenn
nicht schon gänzlicher Zerfall droht, jetzt gewöhnlich keine Behandlung.
11) Bernstein wird wie Glas behandelt. –
Die „Rezepte“, welche für die Bereitung der besonderen Erhaltungsmittel
gegeben werden, sind folgende:
I. Firniſs-Erdölmischung. Bester Anstreicherfirniſs, bestes gereinigtes Erdöl zu
gleichen Theilen zu mischen.
II. Harzlösung. 15g Dammarharz werden in 130g reinsten Benzins gelöst, dieser Lösung ein
Gemenge von 20g gebleichten Mohnöls und 150g Terpentinspiritus bester Qualität hinzugesetzt.
Letzteres Gemenge ist als solches (nicht die Substanzen einzeln) der Lösung
hinzuzusetzen. Bei längerem Stehen wird die Lösung dick, sie muſs dann zum Gebrauche
wieder mit Benzin, dem etwas Terpentinspiritus zugesetzt ist, genügend verdünnt
werden.
III. Mohnöl-Benzinmischung. 20g gebleichten Mohnöls
werden mit 270g besten gereinigten Benzins
gemischt.
IV. Eisensalben, a) Weiſses Wachs wird in Benzin oder Terpentinspiritus gelöst, b)
Paraffin wird in Benzin oder Terpentinspiritus gelöst, c) Virginia-Vaseline, d)
Belmontylöl (zu haben bei Polborn, Berlin S, Kohlenufer
Nr. 2, e) Cerotine (zu haben bei Dr. Jacobsen, Berlin
N, Sellerstraſse Nr. 26).
V. Schellacklösung. Gebleichter Schellack wird in einer reichlichen Menge Alkohol
gelöst und der recht dünnflüssigen Lösung ein ganz geringes Quantum (einige Tropfen)
Ricinusöl zugesetzt.
VI. Kaltflüssiger Leim für Knochen und Thongegenstände als Nothbehelf für Fischleim zu verwenden. In
eine dünnflüssige, warme Lösung Cölner Leim wird etwa das Doppelte ihres Volumens
arabisches Gummi eingerührt, bis die Masse die Consistenz des Honigs hat, und dann
ein wenig Glycerin zugesetzt.
VII. Steinpappe. 500g Cölnischer Leim werden
ziemlich dick eingekocht, hierin drei Bogen starkes weiſses Flieſspapier oder vier
Bogen weiſses Seidenpapier, das vorher in möglichst kleine Stücke zerzupft wird,
zerrührt, bis das Ganze einen gleichmäſsigen Brei bildet. Man kocht denselben dann
gut durch, fügt unter stetem Umrühren und Kneten mittels eines dicken Stabes 2k,5 recht fein gesiebte, trockene Schlemmkreide
und, nachdem dies Gemisch tüchtig durchgearbeitet ist, 80g Leinöl hinzu, welches ebenfalls durch tüchtiges
Kneten wieder gleichmäſsig vertheilt werden muſs. Um das Faulen des Leimes zu
verzögern, setzt man dem Gemische zuletzt noch 50g
venetianischen Terpentin zu, doch ist dies nicht gerade durchaus erforderlich,
tüchtiges gleichmäſsiges Durchkneten der Masse ist die Hauptsache.
Die in Wandtafelform gedruckten Regeln schlieſsen mit der Warnung, daſs, da Erdöl,
Terpentin, Alkohol und namentlich Benzin sehr leicht, letzteres schon bei
verhältniſsmäſsig niederen Hitzegraden, entzündlich sind, mit diesen Stoffen nur in
einem Raume gearbeitet werden dürfe, in welchem sich kein hellbrennendes Feuer
befindet. Die Erwärmung der zu behandelnden Gegenstände dürfe, wenn nicht ein
besonderer Raum mit passender Feuerungs- und Trockenanlage vorhanden sei, nur in
abgeschlossenen Röhren von Kachelöfen geschehen. Am besten seien solche Oefen,
welche von einem Nebenraume aus geheizt werden.
Goolden's feuersichere Widerstandsrahmen.
Für die Prüfungszwecke und die Regulirung elektrischer Ströme fertigen Goolden und Comp. feuersichere Rahmen für
Drahtwiderstände an. Die kleineren haben nach dem Electrician, 1889 Bd. 23 * S. 203, eine Weite von 305mm und eine dem nöthigen Widerstände entsprechende
Länge bis zu 860mm. Sie bestehen aus einem
Guſseisenstück oben und unten und zwei diese beiden Stücke verbindenden Eisenstäben
zur Seite. Die beiden Längsstücke sind hohl und in ihre Höhlungen sind
Schieferplatten eingesetzt, die durch durchgehende Bolzen befestigt sind. Der eine
Rand jeder Platte steht über das Guſsstück vor und an ihm sind mittels durch den
Schiefer gehender messingener Schrauben und Muttern die Enden der
Widerstandsspiralen befestigt. Im unteren Guſsstücke ist ein kreisbogenförmiger
Schlitz angebracht, in welchem von der Schieferplatte her Contactsäulchen stehen, so
daſs mittels einer Contactkurbel mehr oder weniger Widerstände eingeschaltet werden
können.
In der gröſseren Form tragen die beiden guſseisernen Rahmenstücke oben und unten je
10 in der Guſsform eingesetzte Schmiedeisenstifte; auf letzteren sind durch
geschlitzte Stifte Isolatoren befestigt, woran die Enden der Widerstandsdrähte
befestigt sind; die Enden von je 2 benachbarten Drähten sind durch ein
Verbindungsstück vereinigt, von dem ein Draht nach dem in der Mitte des Rahmens
angeordneten Kurbelumschalter geführt ist; der Umschalter enthält auf einer auf ein
eisernes, an den seitlichen Verbindungsstangen befestigtes Querstück aufgeschraubten
Schieferplatte die nöthigen Contactstücke. Die Weite des Rahmens miſst 457mm, die Länge bis zu 1m,83. Die Widerstandsdrähte bestehen aus Platinoid, Neusilber, verzinntem
oder galvanisirtem Eisen, je nach dem Zweck.
Die kleineren Rahmen reichen bis etwa 1000 oder 2000 Watt aus, ohne sich zu erwärmen,
die gröſseren bis etwa 8000 bis 10000 Watt.