Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, Miszellen, S. 335 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
J. Comstock's Cirkelmesser-Schleifmaschine.
Das auf einen Bolzen gespannte Scheibenmesser dreht sich mittels eines Winkelrades in
langsamer Gangart, während die Schleifscheibe vermöge Räderumsetzungen rascher
kreist. Den verschiedenen Messergröſsen entsprechend, wird die Schleifscheibenwelle
sammt ihren Lagerbüchsen im Lagerbocke verschoben, während das Vorderlager selbst in
der Höhe einstellbar ist, um die Zuschärfungswinkel zu regeln, weil sonst die
Schrägstellung des Aufspanndornes zur Schleifrad welle unveränderlich ist.
Textabbildung Bd. 273, S. 335
Die elektrische Stadtbahn in Budapest.
Ueber die am 22. Juli d. J. eröffnete und am 30. dem öffentlichen Verkehr übergebene
elektrische Stadtbahn in Budapest bringt der Elektrotechniker, 1889 Bd. 8 S. 138, folgende Mittheilungen.
Die Bahn ist durchwegs mit eisernem Oberbau ausgeführt. Die Schienen sind
symmetrische Doppelschienen. Unter dem einen Schienenstrange befindet sich die
unterirdische Stromzuleitung in einem eiförmigen Betonkanal, welcher oben
aufgeschlitzt ist und mit dem Schlitze zwischen den Doppelschienen in Verbindung
steht. Die elektrische Stromzuleitung vermitteln zwei gegenüber stehende
Winkeleisen, welche in dem Betonkanal mittels Isolatoren befestigt sind; die im
Straſsenpflaster liegenden Fahrschienen werden zur Stromzuleitung nicht benutzt. In
diesem unterirdischen Kanäle läuft unter jedem Wagen ein sogen. Contactschiff,
welches den Strom von der beschriebenen Leitung zur Wagenmaschine führt.
Die Weichen des beschriebenen Oberbaues muſsten natürlich für den vorliegenden Zweck
besonders eingerichtet werden; sie sind einfach und zweckmäſsig. Selbstredend muſste
jede einzelne Weiche nach ihrer Verlegung ganz genau ausgerichtet, nachgearbeitet
und ausprobirt werden. Die Aufstellung und Ausrichtung der Weichen konnte bei der
Neuheit der Construction mit dem auf letztere noch nicht eingeübten Arbeiterpersonal
nur sehr langsam vor sich gehen. Die Weichen werden von den Wagen selbsthätig
gestellt. Bis die Weichen ganz geläufig gehen, wird jedoch die Stellung mit der Hand
vorgenommen.
Die Wagen unterscheiden sich äuſserlich fast in Nichts von den üblichen
Straſsenbahnwagen, nur daſs sie durchwegs haltbarer und demzufolge auch etwas
schwerer sind. Zwischen den Wagenachsen unter dem Wagenkasten liegt die secundär
getriebene Dynamomaschine, welche durch den durch das Contactschiff ihr zugeführten
elektrischen Strom in Bewegung gesetzt wird. Die Umdrehungen der elektrischen
Maschine werden mittels elastischer Stahlspiralschnüre auf die Wagenachsen
übertragen. Die Maschine wird durch den Ausschalter, welcher an jedem Wagentritte
angebracht ist, ein- bezieh. ausgeschaltet. Es geschieht dies durch Einstecken eines
Schlüssels, welcher die Form einer Kurbel hat. Je nachdem die Einschaltung erfolgt,
fährt der Wagen langsamer oder schneller, vor- oder rückwärts. Durch allmähliche
Einschaltung oder Ausschaltung wird ein sanftes Anfahren oder Stehenbleiben des
Wagens bewirkt. Doch kann durch schnelles Ausschalten auch ein sehr schnelles
Stehenbleiben des Wagens veranlaſst werden. Im Falle von Gefahr kann sogar durch
Anwendung von Gegenstrom der Wagen fast augenblicklich zum Stehen gebracht werden.
Die Ausschaltung wird vom Wagenführer mit der linken Hand bewirkt, während er mit
der rechten Hand die Bremse handhabt. Da der Wagenführer den Ausschalter und die
Bremse nicht aus der Hand lassen soll, so ist die Anordnung getroffen, daſs er die
Signalglocke, welche an jedem Perronende angebracht ist, mit dem Fuſse in Bewegung
setzt.
Die Bahn erhält den elektrischen Strom von einer Centralstelle. Die Centralstelle ist
die erste derartige gröſsere elektrische Centralstelle in der Monarchie und
jedenfalls die erste ungarische Anstalt für elektrische Kraftübertragung, wie denn
überhaupt eine elektrische Bahn in dem Umfange des genehmigten Netzes und in der
beschriebenen Vollkommenheit der Anordnung noch nirgends vorhanden ist.
Die Centralstelle hat vorläufig drei Dampfkessel, drei Dampfmaschinen zu je 100
und dem entsprechend drei Dynamomaschinen, welche nach Belieben einzeln in
die Kabel der einzelnen Linien oder mittels Parallelschaltung gemeinschaftlich in
das verbundene Kabelnetz arbeiten können.