Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 143 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Abnahme des natürlichen Gases in Pittsburg.
Ueber die längst vorausgesagte Abnahme des natürlichen Gases in Pittsburg schreibt
der in Philadelphia erscheinende Inquirer:
Der Umstand, daſs die Ergiebigkeit des Vorkommens von natürlichem Gase in Pittsburg
und Umgebung seinen Höhepunkt erreicht hat und jetzt im Abnehmen ist, kann nicht
länger geleugnet werden. Jedermann hat immer wieder gehofft, daſs die scheinbar
begründeten Erklärungen, welche die verschiedenen Gasgesellschaften als Grund der
verminderten Zufuhr abgaben, sich als wahr erweisen würden. Die gewöhnliche, auf
zahlreiche Nachfragen des Publikums ertheilte Auskunft war, daſs man im Begriffe
sei, neue Hauptleitungen nach den Quellen zu legen, oder daſs die vorhandenen
Rohrleitungen durch solche von gröſserem Durchmesser ersetzt würden. Diese
Aenderungen sind nunmehr ausgeführt und trotzdem strömt das gewünschte Brennmaterial
nicht mehr in den nöthigen Mengen aus. Dieser Zustand der Dinge wurde gegen Ende des
vergangenen Winters zuerst bemerkt, bis der Eintritt der warmen Witterung den
Verbrauch in Folge Verminderung des Bedarfes der Haushaltungen einschränkte.
Während der Sommermonate hörte man keine Klagen mehr, jedoch ertönten dieselben in
verstärktem Maſse mit Eintritt des Winters. Schon sind die Gesellschaften, welche
die Leitung des natürlichen Gases übernommen haben, dazu übergegangen, die groſsen
Fabriken aufzufordern, nur bei Nachtzeit ihren Betrieb aufrecht zu erhalten, da dann
die Nachfrage nach Brennmaterial für andere Zwecke eine geringere ist. Dieser
Forderung haben sich die beschäftigten Leute selbstredend auf das entschiedenste
widersetzt und hat man bisher noch keine befriedigende Uebereinkunft erzielen
können.
Viele Fabriken haben sich entschlossen, zum Gebrauche von Kohlen zurückzukehren, und
haben dies einige bereits gethan; aber trotzdem ist die Zufuhr während der Nacht
nicht hinreichend, wie mehrere Zeitungsdruckereien in Pittsburg auf Wunsch bezeugen
können. In einer der vergangenen Nächte waren alle Elektricitätswerke der Stadt
gezwungen, ihren Betrieb einzustellen. Offenbar ist das Vorkommen des natürlichen
Gases jetzt in das Stadium eingetreten, welches dasselbe aus einem gewöhnlichen und
praktischen Brennmaterial zu einem Luxus-Brennmaterial macht, da immerhin noch für
Jahre hinaus für geringeren Bedarf genügende Gasmengen vorhanden zu sein
scheinen.
Was hier von Pittsburg gesagt ist, gilt auch für die Umgebung der Stadt. In Beaver
Valley hat die Citizens' Gas Comp. bereits einen
Aufschlag der Preise nm 11 Proc. angezeigt, und eine Company in Bridgewater hat
nicht allein ihre Preise erhöht, sondern auch allen Fabriken erklärt, daſs sie die
bestehenden Lieferungsvertrage aufhebe und ihnen kein Gas mehr liefern könne (Stahl und Eisen).
Erdbeben und Luftdruck.
In der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1889 Nr. 51, theilt Höfer eine
Reihe von 531 Beobachtungen aus den Transactions of the
seismological society of Japan mit, welche darauf gerichtet waren, einen
Zusammenhang zwischen Erdbeben und Luftdruck zu erforschen. Aus der Tabelle ergibt
sich, daſs die gröſste Erdbebenhäufigkeit bei 762mm, dem annähernd mittleren Luftdruck, auftritt. Das Verhältniſs zwischen
den Zahlen der Erdbeben bei niedrigerem und bei höherem Barometerstande ist 23 : 22,
somit fast gleich. Der Verfasser kommt zu dem Schlusse, daſs, entgegenstehend der
viel verbreiteten Annahme, die exacte Erdbebenforschung trotz allen Bemühens
nirgends allgemein gültige Beziehungen zwischen der Erdbebenhäufigkeit und dem
tiefen Barometerstande nachzuweisen vermochte.
Da das Gegentheil dieser Thatsache immer wieder durch populäre Blätter als
geistreiche Entdeckung in weite Kreise getragen wird, so hielt der Verfasser es für
angezeigt, die sorgfältigen, ausgedehnten und mit den vorzüglichsten Seismometern
angestellten japanesischen Forschungen wiederzugeben.
Verdichten von Gasleitungen mittels Gummiringen.
Veranlaſst durch starke Gasentweichungen, welche trotz gründlichen Nachdichtens nicht
schwanden, lieſs Kugler in Offenbach nach den auf der
27. Hauptversammlung des Mittelrheinischen Gasindustrievereins (Journal für Gas- und Wasserversorgung, 1889 S. 1125)
gemachten Mittheilungen die bis dahin verwendete Bleimuffendichtung des Rohrnetzes
beseitigen und bei der Legung neuer Rohre von 75mm
und 100mm Durchmesser durch Gummidichtungen
ersetzen. Dies geschah anfangs bei Röhren mit gewöhnlichen Bleimuffen, und trotz
dieser mit bestem Erfolg. Mittlerweile – sagt der Vortragende – hat die
Halbergerhütte Röhren mit Patentmuffen geliefert, welche – für Gummidichtungen
angefertigt – im Muffenhals eingegossene Riefen haben, in welche sich die Ringe
einlegen. Bei den später ausschlieſslich verwendeten Gummidichtungen ist an keiner
derselben bis jetzt eine Undichtheit gefunden. Bei diesen Röhren von geringem
Durchmesser waren die Gummiringe, die beiläufig die doppelte Dicke der Dichtungsfuge
haben müssen, ohne weitere Vorrichtung leicht einzuschieben.
Die letzthin zu legende, annähernd 2km lange
Strecke von 500 und 400mm weiten Gasrohren wurden
auch mit Gummiringen gedichtet. Es kamen dabei Ringe von Paragummi mit 13mm Fleischdicke und 450mm bezieh. 360mm
lichtem Durchmesser zur
Verwendung. Das Einschieben wurde hierbei jedoch mittels einer Zange und eines
Hebels mit entsprechender Uebersetzung bewirkt und mit Sicherheit
bewerkstelligt.
Zum Schutz gegen schädliche Einflüsse von auſsen, namentlich gegen Säure, die
zuweilen im Grundwasser von Fabrikstädten vorkommt, wurden die Gummiringe von auſsen
mit Cement verschmiert, was immerhin der Sicherheit wegen zu empfehlen ist.
Selbstverständlich müssen die in gewöhnliche Bleimuffen einzuschaltenden Façonstücke
mit Blei gedichtet werden, da die Gummimuffen eine zu enge Dichtungsfuge haben und
die Bleidichtungen überdies in letzteren Muffen sich der Riefen in denselben wegen
nicht dicht verstemmen lassen.
Im vorliegenden Falle, wo wahrscheinlich wegen des angeschwemmten Bodens Senkungen
vorkommen und vorgekommen waren, gibt der Vortragende der Gummidichtung unbedingt
den Vorzug vor der Bleidichtung. Die nachtheiligen Einflüsse des Gases auf Gummi
setzen wir als bekannt voraus und sind der Meinung, daſs hier zwischen zwei Uebeln
das kleinere zu wählen war.
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Verlag. 258 S. geb. 5 Mk.
Nach einer Erläuterung der elektrischen und chemischen Verhältnisse geht das Werk zur
Beschreibung der mechanischen Einrichtungen und zur Darstellung des praktischen
Betriebes über. Die Angaben sind kurz und zuverläſsig und, wo es erforderlich, ist
das Verständniſs durch schematische Abbildungen erleichtert.
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und ihrer Rohmaterialien von Dr. W. Harmsen.
Berlin. Fischer's Verlag. 317 S. geb. 10 Mk.
Tabellarische Uebersicht der Mineralien nach ihrer
krystallographisch-chemischen Beziehungen angeordnet von P. Groth. Dritte neu bearbeitete Auflage. Braunschweig.
Fr. Vieweg und Sohn. 167 S.
Das Werk soll Studirenden ein Mittel zur leichteren Uebersicht bieten, aber zugleich
auch als Hilfsmittel zum Ordnen von Sammlungen dienen. Der Verfasser, als Specialist
in der Mineralogie bekannt, hat die neuesten Forschungen zum Theil nach
Privatmittheilungen bei der Herausgabe des Werkes benutzen können.