Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 334 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Infusorienerde.
Die Kieselguhr aus den Gruben von G. W. Raye und Söhne
besteht aus:
Weiſse Erde
Grüne Erde
SiO2
97,3
79,8
Al2O3
1,0
1,9
K2O
0,2
0,3
MgO
0,3
0,4
FeO
1,0
2,6
P2O5
–
Spur
Organ. Subst., Wasser und Verlust
0,2
15,0
–––––
–––––
100,0
100,0
A. Frank stellt daraus nach einem passenden Verfahren
poröse, feuerfeste Steine her, die als Baumaterial, Filtermaterial, zu
Schleifsteinen u.s.w. verwendet werden können. Die Erde wird mit Alkalien,
alkalischen Erden und verkohlenden Substanzen gemengt, und bei oxydirendem oder
reducirendem Gange der Flamme gebrannt. Durch die Gasentwickelung während der
Verkohlung wird den
Steinen ihre poröse Beschaffenheit gegeben (Sprechsaal,
Bd. 21 S. 425).
Zg.
Straſsenpflaster aus Holz und Eisen.
Nach der Mittheilung verschiedener englischer Zeitungen ist vor kurzer Zeit die
Savile Street in Sheffield mit dem in nebenstehender Figur dargestellten Pflaster
aus Holz und Eisen versuchsweise gepflastert worden. Die gewöhnlich geforderten
Eigenschaften eines Pflasters: Dauerhaftigkeit, Sicherheit, Geräuschlosigkeit und
Reinlichkeit glaubt der Erfinder, Ernest Hille in
Sheffield, in seiner Erfindung vereinigt zu haben.
Textabbildung Bd. 275, S. 335
Um die Straſsenbahn zu legen, wird zunächst als feste Grundlage eine dünne Schicht
von Holz oder Asphalt angebracht. Auf diese werden die flanschenartigen Grundplatten
der Eisenstücke gelegt, deren nach oben stehender Theil, wie die Figur zeigt,
kreuzförmig ist. In die vom aufstehenden Theile gebildeten Ecken legen sich die
quadratischen Holzblöcke. Die Zwischenräume werden mit heiſsem Pech ausgegossen,
welcher das ganze Pflaster fest zusammen kittet und das Eindringen von Feuchtigkeit
verhindert. Eine kurze private Versuchsstrecke hat sich seit 1½ Jahren bewährt;
jetzt werden Versuche mit einer gröſseren Fläche gemacht.
Holmes' Selbstunterbrechungsvorrichtung für elektrische
Ströme.
Nach dem * D. R. P. Kl. 21 Nr. 47158 vom 24. Juni 1888 erzielt J. H. Holmes in New-Castle on Tyne die
Selbstunterbrechung eines elektrischen Stromes bei zu groſser bezieh. zu kleiner
Stärke mit Hilfe zweier Solenoide, die in gerader Linie neben einander liegen. Der
gemeinschaftliche bewegliche Kern der beiden Solenoide ist mit einem Daumen
versehen, welcher durch Anschlagen an die eine oder die andere Knagge eine
Gleitstange bewegt, die dann, wenn ihre Verschiebung eine gewisse Gröſse erreicht,
plötzlich in irgend einer geeigneten Weise einen Contacthebel oder einen
Contactriegel aus der einen Contactlage in die andere versetzt.
Ganz ähnliches kann auch (nach * D. R. P. Kl. 21 Nr. 46906 vom 24. Juni 1888) durch
die entsprechende Wirkung des Ankers eines Elektromagneten auf einen Contacthebel
erlangt werden.
Brooks' unterirdische Kabel.
David Brooks aus Germantown, Philadelphia, hat (nach dem
Londoner Electrical Engineer, 1889 * S. 231) 1863 die
Benutzung des Paraffinwachses zur Isolirung von Leitern elektrischer Ströme
eingeführt. Auf Grund fortgesetzter versuche kam er auf die Anwendung flüssiger
Isolirmittel, die in Eisenrohren Unter einem gewissen Druck erhalten wurden, wegen
des dabei nicht ganz zu vermeidenden Leckens griff er aber schlieſslich zu einem
dickflüssigen Harzöl, nämlich den Rückständen von Harzöl, nachdem die dünneren Oele
abgetrieben sind. Dieses als „London-Oel“ oder „Nierenöl“ (kidney oil)
bekannte Oel ist, wenn zum Gebrauch für die Kabel bereit, von hellbrauner Farbe und
so zähflüssig wie recht
dicker Syrup. Es isolirt sehr gut und die Gallone (4l,5) kostet nur 33 Pfg. Es wird in halbflüssigem Zustande an dem Orte, wo
das Kabel verlegt wird, in gewöhnliche Eisenröhren eingelassen, worin die
Kupferkabel mit einer Umhüllung aus gewöhnlicher Baumwolle, Jute oder Hanf
liegen.In ähnlicher Weise verlegt die Privattelegraphen-Gesellschaft in Wien ihre
Telephonkabel. 15 isolirte Doppelleitungen werden mit getheertem Band
umwickelt und die nöthige Anzahl solcher Kabel reihenweis in Holzkästen
gelegt, dann ein Gemisch aus Theer und Cement eingegossen und ein Holzdeckel
auf den Kasten genagelt. D. Ref. Die Eisenröhren haben meist nur
22mm Durchmesser. Auf die Einguſsstellen an
den Röhren werden Deckel geschraubt, etwa alle 91m
werden Verbindungsbüchsen eingefügt, welche Verbindungen und Abzweigungen der Drähte
ermöglichen. Nachdem die Röhren verlegt und mit Blei gedichtet sind, wird das Kabel
mittels eines Drahtes eingezogen, der beim Legen in die Röhren Stück für Stück
eingeführt wird. Die Röhren sind im Inneren ausgerieben, damit nicht etwa Vorsprünge
das Kabel gefährden; sie werden in Längen von 150 bis 300m für eine Kabellänge verlegt und an den Enden, wo
das Kabel eingezogen wird, erweitert. Während die Röhren gelegt werden, wird das in
einem Kessel aufgerollte Kabel mit dem Oel gekocht, bis keine Luftblasen mehr aus
ihm aufsteigen; dann wird es noch heiſs durch eine vom Kessel nach der
Verbindungsbüchse gelegte Röhre eingezogen. Nach dem Einziehen wird der Kessel nach
jeder Verbindungsbüchse gefahren und eine Röhrenlänge nach der anderen voll Oel
gegossen. Die Kosten betragen nur den dritten Theil von denen gewöhnlicher
unterirdischer Kabel. Da das Isolirmittel flüssig ist, so füllt es jedes zufällig
z.B. durch Blitzschlag entstehende Loch sofort aus, ohne daſs die Isolation
schlechter wird. Das Theeröl ist ferner schwerer als Wasser und stöſst dieses ab;
daher kann keine Feuchtigkeit von auſsen zu der Kabelhülle gelangen, ja wenn selbst
Wasser in das Rohr käme, würde es in ihm nach oben steigen.
Vor 2 Jahren ist von der Pennsylvania-Eisenbahn-Gesellschaft ein Kabel mit 53
Telegraphendrähten von über 2km Länge so gelegt
worden; 450m liegen in einem mit Wasser gefüllten
Graben, der Rest hängt in der Luft zwischen den Balken der Brücke. Es hat sich
merkwürdig gut gehalten, obgleich in Amerika alle unterirdischen Kabel mehr oder
weniger vom Blitz zu leiden haben. A. a. O. (S. 233) wird noch ausführlich über
Versuche mit einem solchen Kabel berichtet, die in der Fabrik von Johnson und Phillips in Charlton, Kent, angestellt
worden sind.
Feuersichere und wetterfeste Holzbedachung.
A. Gawolowski in Brunn empfiehlt in der Oel- und Fett-Industrie für solche Holzbedachung die
Verkieselung, und gibt hierzu folgende Anweisung: Die zu verwendenden Schindeln oder
Bretter werden 10 bis 20 Stunden lang in eine 5 bis 10° Be. schwere Wasserglaslösung
eingelegt, dann herausgenommen, abtropfen gelassen und nach erfolgter Trocknung 4
bis 6 Stunden in eine 2 bis 3° Be. schwere Lösung von Chlorcalcium, Chlormagnesium
und Chlorammonium eingelegt, und nach abermaligem Trocknen verwendet. Das Holz wird
auf diese Art verkieselt, indem Calcium- und Magnesiumsilicat neben freier
Kieselsäure und Alkalichlorid die ganze Holzmasse durchdringt, so daſs dieselbe
nicht nur flammensicher, sondern auch witterungsbeständig wird. Vortheilhaft ist es
schlieſslich, noch einen Anstrich von Theer zu geben und mit trockenem Sand zu
bestreuen, da hierdurch die Haltbarkeit erhöht wird und die derart gerauhten
Dachflächen das Besteigen des Daches bei etwa nothwendig gewordenen Ausbesserungen
erleichtern (1889 271 228).