Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 287 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ueber Theer als Brennstoff.
Zu Fagersta in Schweden benutzt nach Jern. Kont. Annaler
(durch Berg- und Hütten-Zeitung, 1890 Nr. 16) Brinell den Generatortheer, indem er ihn aus den
Sammeltonnen in einen Holzkasten gieſst und durch Umrühren mit Holzkohlenstübbe
mengt. Diese Mischung geht dann durch eine Ros'sche
Torfmaschine und lagert in Schichten von höchstens 0m,44 Stärke einige Wochen lang auf dem Boden, um das dem Theer anhaftende
Wasser zu entfernen. Das nun fertige Material wird zur Kesselfeuerung benutzt und
verbrennt sehr vollständig. Die Dampferzeugung ist gleich derjenigen bester
englischer Steinkohlen, nur ist der Aufwand ein gröſserer; natürlich ist der
Brennstoffwerth dieses Theermaterials von dem Wassergehalt des Theers und dem
Feuchtigkeitsgrade der Kohlenstübbe sehr abhängig.
An Stelle von Kohlenstübbe hat man bisweilen Sägespäne angewendet und soll das daraus
gewonnene Brennmaterial demjenigen aus Stübbe nicht viel nachgestanden haben.
Probefeuerungen mit Theerbrennstoff und besten englischen Steinkohlen (South
Yorkshire) haben ergeben, daſs 1cbm dieser
letzteren 1cbm,32 von jenem oder daſs 1cbm Theermaterial 0cbm,76 bester englischer Steinkohle entspricht.
Da weiter nach Granström's Untersuchungen 1 Vol.
Kohlenstübbe 0,2 Vol. bester Generator-Steinkohle entspricht, also 0,87 Vol. Stübbe
= 0,17 Vol. Steinkohlen, und da ferner 0,28 Vol. Theer = 0,76–0,17 = 0,59 Vol.
Steinkohlen entspricht, so entspricht 1 Vol. Generatortheer = 2,1 Vol. bester
Generator-Steinkohle. Da nun 1 Cubikfuſs Steinkohlen 20k,8 und ebenso viel Theer 29k,0 wiegen,
so findet man, daſs 29k Theer = 43k besten Steinkohlen entsprechen. Da aber nach den
deutschen Marineversuchen 1k jener
Steinkohlenmarke mindestens 8k Wasser von 0°
vergast, so wüden 43k 344k Wasser verdampfen.
Odelstjerna ist nun der Ansicht, daſs alle auf
schwedischen Eisenwerken existirenden Generatoren mit Condensatoren in solche ohne
Condensation umzuwandeln sind. Hierbei fragt es sich, ob die Verbrennungswärme des
Theers ausreicht, die Temperatur des Wasserdampfes und der
Theerverbrennungsproducte, welche die Gase beim Eintritt in die Regeneratoren
besitzen, auf die Temperatur der Rauchgase beim Verlassen der Regeneratoren zu
erhöhen. Entwickelt die Theerverbrennung mehr Wärme, als dazu nothwendig ist, so
kommt dieses Plus natürlich dem Ofen zu Gute.
29k Theer können 344k Wasser verdampfen, wozu 344 × 637 = 218128 Cal. oder zu 1k Theer 7522 Cal. erforderlich sind. Gut
getrocknetes Holz liefert im Generator annähernd 50 Gew.-Proc. Wasserdampf aus dem
vorher gebundenen und hygroskopischen Wasser zusammen; 918k Holz ergeben also Ungefähr 459k Wasserdampf, zu dessen Erwärmung von 100° auf
500° demnach 459 × 0,48 × 400 = 88128 Cal. erforderlich sind. Dazu würden nur 88128
: 7522 = 11,7 Theer nöthig sein, so daſs von obiger Holzmenge nicht Weniger als 29 –
11,7 = 17k,3 Theer übrig bleibt, um den ganzen
Wärmebedarf der
Theerverbrennungsproducte zu decken und die Temperatur des Ofens zu steigern.
Hiernach verwirft Odelstjerna die Condensatoren gänzlich
und empfiehlt dafür: 1) den Bau von Brennstoffgebäuden, in denen das Material zu
trocknen ist, und 2) die Generatoren auf der einen Seite mit Rosten und auf der
entgegengesetzten mit Grasentnahme nach unten zu zu versehen. Nur bei ganz kleinem
Abstand zwischen Generator und Ofen kann die Entnahme der starken Ruſsbildung wegen
nach oben zu erfolgen.
Bücher-Anzeigen.
Warum Bier nicht aus Gläsern getrunken
werden soll. Von Dr. W. Schultze. Wien 1890.
Verlag der Oesterr. Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei. Sonderausgabe. 54
S.
Bezüglich des vorstehenden Werkes verweisen wir auf die ausführliche Besprechung S.
277 dieses Heftes.
Theoretische Maschinenlehre von
Dr. F. Grashof. III. Band, 5. Lieferung. Hamburg und
Leipzig. L. Voss Verlag. S. 641 bis 891. 8 Mk.
Das Werk schlieſst mit dem vorliegenden Schluſs des dritten Bandes ab, und glaubt der
Verfasser mit Rücksicht auf seine persönlichen Verhältnisse und die inzwischen
erschienenen anderweitigen Veröffentlichungen von der Bearbeitung des beabsichtigten
vierten Bandes über Arbeitsmaschinen um so eher absehen zu können, als die
bisherigen drei Bände ein abgerundetes Ganze bilden. Die vorliegende
Schluſslieferung enthält den Schluſs der Dampfmaschinen, die Luftmotoren und zwar
diejenigen mit offener Feuerung und die Feuerluftmaschinen und Gasmotoren.
Das nunmehr abgeschlossene Werk bildet eine Zierde der deutschen technischen
Literatur und ein ehrendes Denkmal für den Verfasser.
Ueber die Entwickelung des deutschen
Patentwesens in der Zeit von 1877 bis 1889 von v.
Bojanowski. Verlag von Arthur Felix. Leipzig. 90 S. 2 Mk.
Studien in der Praxis des Kaiserlichen
Patentamtes von Dr. E. Hartig. Verlag von
Arthur Felix. Leipzig. 279 S. 35 Textfiguren. 7,50 Mk.
Da demnächst die gesetzgeberischen Verhandlungen über die Patentnovelle bevorstehen
und zu derselben ausgesprochenermaſsen die Aeuſserungen der interessirten
gewerblichen Kreise erwünscht sind, so brachten wir den Wortlaut der Novelle (S. 90
d. Bd.) sowie über die vorstehend aufgeführten sehr bemerkenswerthen Werke eine
ausführliche Besprechung (1890 275 463), auf die wir
hiermit verweisen. Die Veröffentlichung eines weiteren Beitrages zu der Patentfrage:
Petition und Motive betreffend die Novelle zum Patentgesetz von C. Pieper, steht demnächst bevor.
Nachtrag und Richtigstellung.
In Folge Mittheilung seitens der Firma J. Pfeiffer in
Kaiserslautern ergänzen wir den Bericht über Schlackencement von Grosclaude, 1890
275 433 u. ff. dahin, daſs der auf S. 437 erwähnte
Apparat zum Löschen des Kalkes identisch ist mit dem der genannten Firma ertheilten
D. R. P. Nr. 45711 vom 29. December 1887, was in dem Originalaufsatz verschwiegen
war.