Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 479 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ueber den Einfluſs der Dicke auf die Festigkeitseigenschaften
von Papier.
Eingehende, systematisch angelegte Versuche zur Bestimmung des Einflusses der Dicke
auf die Werthe für Reiſslänge und Bruchdehnung eines Papiers liegen zur Zeit noch
nicht vor, wenigstens der Oeffentlichkeit nicht. Herzberg prüfte daraufhin zwei von derselben Firma der Versuchsanstalt
überwiesene Papiere von derselben Stoffmischung, aus einer Bütte gearbeitet, aber
verschieden im Gewicht und ebenso Packpapier, das in drei verschiedenen Stärken
angefertigt worden war. Wenn sich hieraus auch mit Bestimmtheit eine allgemein
gültige Behauptung noch nicht aufstellen läſst, so ist doch folgender aus den
Untersuchungen gezogener Schluſs wahrscheinlich allgemein gültig:
„Bei Papieren von gleicher Stoffzusammensetzung und gleicher
Herstellungsart, aber verschiedener Dicke, nimmt die mittlere Reiſslänge mit
wachsender Dicke ab, während die mittlere Bruchdehnung zunimmt.“
W. Herzberg (Mittheilungen aus
den Königl. techn. Versuchsamtalten zu Berlin, 1890 Jahrg. 8 S. 92).
H.
Adansoniapapier.
Ein verhältniſsmäſsig noch selten in der deutschen Papierfabrikation verwendetes
Rohmaterial ist der Bast des in West- bezieh. Ostafrika heimischen Affenbrodbaumes:
Adansonia digitata. Die Fasern der Rinde werden zu Hüten und Mützen, sogar zu
Trinkgefäſsen verarbeitet und die aus ihnen hergestellten Stricke und Gewebe sind
von sprichwörtlicher Festigkeit. Aus diesem Grunde hat man in England versucht,
diesen Rohstoff der Papierfabrikation dienstbar zu machen. In der Papier- und
Papierstofffabrik Niederkaufungen bei Cassel wurde vor einiger Zeit nun ebenfalls
die Herstellung von Papier aus Adansoniarinde ausgeführt und das fertige Fabrikat
dann der Königl. Versuchsanstalt zur Verfügung gestellt. – Der Bast des
Adansoniabaumes kommt in etwa 80cm langen, 8 bis 10cm dicken und 40 bis 50mm breiten Stücken zu uns, ist von brauner Farbe
und zeigt eine sehr groſse Festigkeit und Elasticität. Im Kocher mit ungefähr
15proc. Aetzkalklösung behandelt, schienen die 4 bis 5cm langen Stücke nach 6 bis 7stündigem Kochen vollständig aufgeweicht,
allein die den Pflanzen eigenthümliche Marksubstanz trennte sich nur schwer von den
einzelnen Fasern. Der Stoff war nach dem Mahlen im Holländer voll kleiner dunkler
Punkte, die ihn verunreinigten. Nochmaliges Kochen mit einer 20proc.
Aetznatronlösung, Zerdrücken der Markstückchen im Kollergang und darauf wiederum
Waschen im Holländer hatten eine etwas bessere Wirkung; um ganz reinen Stoff
herzustellen, wäre jedenfalls das Quetschen des Bastes vor dem Kochen und eine
entsprechende Waschvorrichtung am vortheilhaftesten.
Als Rohstoff stellt sich die Adansonia auf etwa 20 M. für 100k bis an den Ort der Verarbeitung. Sie ergab 35
bis 36 Proc. reine Faser, das Halbzeug einschlieſslich Koch- und Bleichkosten stellt
sich also auf 85 M. für 100k. Indeſs dürfte die
Pflanze für besonders feste Papiere, wie die japanischen, trotz des hohen Preises
geeignet sein und ihre auſserordentliche Feinheit und Verfilzungsfähigkeit dürfte
hinter der Papiermaulbeerbaumfaser nicht zurückstehen. Zur Fabrikation feiner
Umschlag-, sowie Manillapapiere wird Adansonia schon seit längerer Zeit mit Vortheil
verwendet.
Auffallend hoch sind die mineralischen Rückstände beim Veraschen der Adansoniafasern:
nämlich 17,47 Proc. Asche mit 6g,94 Kohlensäure in
100g Bast. Zusammensetzung der Asche: a) mit
Kohlensäure, b) ohne Kohlensäure (Analyse der chemisch-technischen Abtheilung der
Versuchsanstalt).
Kalk
49,99
Proc.
83,44
Proc.
Magnesia
3,44
„
5,74
„
Thonerde
0,14
„
0,23
„
Eisenoxyd
0,32
„
0,53
„
Kali
3,35
„
5,59
„
Natron
0,32
„
0,53
„
Kieselsäure
0,22
„
0,37
„
Phosphorsäure
0,54
„
0,90
„
Chlor
1,03
„
1,72
„
Schwefelsäure
0,56
„
0,93
„
Kohlensäure
39,70
„
–
„
––––––––––––
––––––––––––
99,61
Proc.
99,98
Proc.
Bemerkenswerth ist hierbei der hohe Kalkgehalt und der geringe Gehalt an Kieselsäure
und Phosphorsäure. Unter dem Mikroskop erscheint die Faser von kräftiger Bauart,
walzenförmig und in ihrem ganzen Aufbau der japanischen Gampifaser (Wickstroemia
canescens) und der Jutefaser sehr ähnlich. An den Enden hat die Faser den geringsten
Durchmesser, nach der Mitte zu wird sie ziemlich gleichmäſsig breiter; dies ist ein
charakteristisches Merkmal der Adansoniafaser. – Das Verhalten der Adansoniafaser
gegen Kupferoxydammoniak (Schweitzer's Reagens) ist äuſserst charakteristisch und weicht von unseren
gewöhnlichen Fasern entschieden ab. Es ist dem Verhalten der japanischen Fasersorten
ähnlich. Sie quillt, bevor sie in Lösung geht, stark auf, dabei theilweise ein sehr
schön perlschnurartiges Aussehen annehmend. Die äuſsersten Schichten der Zelle
bieten der Quellflüssigkeit anfangs mehr Widerstand als die inneren und werden von
diesen zu Wülsten zusammen geschoben; sie sind noch zu bemerken, wenn die inneren
bereits gelöst sind. Der Innenschlauch, welcher sich ebenfalls langsamer löst,
spitzt sich hierbei meist scharf aus und zeigt oft morgensternähnliche
Bildungen.
W. Herzberg (Mittheilungen aus
den Königl. techn. Versuchsanstalten zu Berlin, 1890 Jahrg. 8 S. 82).
H.
Bücher-Anzeigen.
Widerstands-Momente und Gewichte
genieteter Träger von C. Scharowsky.
Berechnung von 32000 genieteten Trägern, enthaltend als Gurtwinkel die Normalprofile
für Winkeleisen von 50 bis 130mm Schenkelbreite,
als Gurtplatten Flacheisen in sechs verschiedenen Breiten und den Gesammtdicken von
5 bis 39mm. Leipzig. Otto Spamer. 83 S. 8
Mk.
Das vorstehende Tabellenwerk schlieſst sich dem in demselben Verlage und von
demselben Verfasser erschienenen Musterbuch für Eisenconstructionen 273 240 in Format und Ausstattung an und bildet eine sehr
willkommene Ergänzung zu demselben. Die langwierigen und langweiligen Berechnungen
der Trägheitsmomente für das übliche Constructionsmaterial und innerhalb der
gebräuchlichen Grenzen werden durch dies Hilfsmittel dem ausübenden Ingenieur
vollständig erspart, und sind die Tabellen so praktisch und übersichtlich
angeordnet, daſs das Aufschlagen sehr rasch erfolgen kann. Zur Erzielung
zuverlässiger Zahlen wurde die Berechnung doppelt und unabhängig von einander
durchgeführt, auch auf die Correktur so groſse Sorgfalt verwendet, daſs der
Verfasser am Schluſs sagt: „Die Durchsicht der Reindruckbogen ergab keinen
Druckfehler“. Durch die Ausführung dieser mühsamen Arbeit hat sich der
Verfasser den Dank aller Constructionsingenieure erworben.
Lehrbuch der französischen Sprache für
Post- und Telegraphenbeamte von R. v. Zülow.
Wien. Hartleben's Verlag. 248 S.
Das kurze Lehrbuch entnimmt die Vokabeln und den Uebungsstoff vorwiegend dem Gebiete
der Post und des Telegraphenwesens. Viele Beispiele sind geradezu Formulare für den
praktischen Dienst. Der Erfolg der Methode ist nicht anzuzweifeln, da sie die
sofortige Verwendung des Gelernten gestattet.
Landwirthschaftliche Meliorationen und
Wasserwirthschaft. Ihre Erfolge im Ausland und in Deutschland und die
Organisation des kulturtechnischen Dienstes im Königreich Sachsen, von Fraissinet. Dresden. G. Schönfeld's Verlag. 114 S. 2,40
Mk.
Repetitorium der Mineralogie und
Petrographie für Studirende der Naturwissenschaften, Bergbaubeflissene und
Ingenieure von Hussak und Woitschach. Breslau.
Preuſs und Jünger.
Der allgemeine Theil enthält eine kurze Darstellung der Krystallographie (S. 1–41),
der Mineral, Chemie und Physik (S. 42–64). In der speciellen Mineralogie sind 299
Mineralien nach Krystallsystem, Erscheinung, Haupteigenschaften und Fundort kurz
beschrieben. Der dritte Theil ist der Petrographie gewidmet (S. 166–200). Ein
ausführliches Register macht das Werkchen zum Nachschlagen geeignet.
Jahrbuch für Elektrotechnik
1888–89. Herausgegeben von Dr. G. Krebs und C.
Grawinkel Zweiter Jahrgang. Halle. W. Knapp's Verlag. 226 S. 6 Mk.
Die Bearbeitung der einzelnen Zweige der Elektrotechnik ist von verschiedenen
anerkannten Special-Fachtechnikern (A. Krebs, Hoppe,
Erlwein, May, Drexler, E. Müller, Löbbeke, Wietlisbach und Wallentin) besorgt worden; die Herausgeber haben sich
mit der redaktionellen Thätigkeit begnügt. Die Abfassung eines Jahresberichtes für
einen so rasch fortschreitenden Theil der Technik ist keine leichte Aufgabe. Es ist
anzuerkennen, daſs der vorliegende zweite Jahrgang alles Wesentliche aus dem Gebiete
in kurzer Fassung und durch viele Abbildungen erläutert enthält. Eine reichliche
Quellenangabe erleichtert das eingehendere Studium.