Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 429 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die Wetterpflanze (Abrus precatorius L.).
Die englischen Fachblätter besprechen diese Pflanze, welche auf der diesjährigen
internationalen berg- und hüttenmännischen Ausstellung im Londoner Krystallpalaste
von J. F. Nowack ausgestellt wurde, und ergehen sich
ausführlich über ihre
auſserordentliche Empfindlichkeit den elektro-magnetischen Strömungen der Luft und
der Erde gegenüber. Auf der Jubiläumsausstellung in Wien 1888 war Gelegenheit
geboten, diese Pflanze und ihr Verhalten bei Witterungsänderungen zu beobachten. Die
englischen Journale machen darauf aufmerksam, daſs sie gewiſs als empfindlicher
Indicator für die Bildung schlagender Wetter dienen könne und empfehlen ihre
Erprobung in diesem Sinne, da sie die Richtung und Ausdehnung gewisser
atmosphärischer Störungen, welche den Bergleuten so oft verhängniſsvoll werden,
mehrere Tage voraus anzeigt. (Oesterreichische Zeitschrift
für Berg- und Hüttenwesen.)
Stahlpulver als Schleifmittel.
Nach Engineering and Mining Journal, Bd. 50 S. 268, soll
zerstoſsener Stahl sich als ein geeignetes Material zum Schleifen der Steine anstatt
des Schmirgels erwiesen haben. Das Stahlpulver wird in der Weise gewonnen, daſs man
stark gekohlten und überhitzten Stahl in Wasser abschreckt. Hierdurch wird das
Material bröckelig und läſst sich in einem Pochwerke zu Pulver zerstoſsen. Das auf
diese Weise gewonnene Schleifmaterial zeichnet sich vor dem Schmirgel dadurch aus,
daſs es billiger und schärfer im Angriff ist, sowie bessere und länger haltende
Politur liefert.
Fournirpappe.
Wie die Wiener Papierzeitung mittheilt, wird von L. Brell in Frohnleiten (Oesterreich) Holzstoff zu
Fourniren verarbeitet, welche sich von Holzfourniren nur an der Schnittstelle
unterscheiden lassen. Die Fournire sollen zur Verwendung für Möbel geeignet sein, da
sie sich nicht ungleichmäſsig ziehen und nicht reiſsen.
Legirung von Zinn und Aluminium.
Nach Engineering and Mining Journal, Bd. 50 S. 274,
Stellt Bourbouse eine Legirung von 100 Th. Aluminium
und 10 Th. Zinn dar, welche vor dem reinen Aluminium den Vortheil gröſserer
Widerstandsfähigkeit gegen chemische Einwirkungen bietet. Die Legirung hat ein spec.
Gew. von 2,85, ist also nur wenig schwerer als das reine Metall (2,56), und läſst
sich ohne weitere Vorbereitung und ebenso gut wie Bronze verlöthen. Die Farbe ist
etwas blasser als die des reinen Metalles.
Entwicklung von Sauerstoff im Kipp'schen Apparat.
A. Baumann verwendet zur Darstellung von Sauerstoff
nicht, wie dies seither geschah, ein Gemenge von Braunstein, Bariumsuperoxyd, Gyps
und Salzsäure (Naumann) oder Chorkalk mit einer sauren
Lösung von Wasserstoffsuperoxyd (Volhard) sondern
Braunstein und eine sauere Wasserstoffsuperoxydlösung. Ersterer muſs hochprocentig
sein (Pyrolusit) und zum Gebrauch in kleine Stücke zerschlagen werden, deren
Herabfallen man verhindert durch Anbringen eines Kautschukringes, um den man Asbest
legt an der mittleren Kugel des Kipp'schen Apparates. Beim Gebrauch des Apparates
wird die mittlere Kugel ganz mit Braunstein angefüllt. Die zur Zersetzung
nothwendige sauere Wasserstoffsuperoxydlösung wird hergestellt durch Eintragen von
150cc concentrirte Schwefelsäure in 1l Wasserstoffsuperoxyd unter Abkühlung. Die
Gasentwicklung geht sehr gut von statten und man erhält ein sehr reines Gas. (Zeitschrift für angewandte Chemie 1890, Heft 3 S.
79.)
Beziehung zwischen Diamant und Kohlenstoff.
Um den in aller Strenge noch nicht erbrachten Nachweis, daſs der Diamant identisch
mit dem Kohlenstoff ist, zu liefern, führte A. Krause
eine genaue Untersuchung der aus beiden erhaltenen Kohlensäure auf ihre
Eigenschaften aus. Er stellte, da die zunächst in Betracht kommenden
Kohlendioxydabkömmlinge wie: Harustoffurethan, Alkylcarbonat wegen schlechter
Ausbeute bei kostbarem Ausgangsmaterial nicht in Rücksicht gezogen werden konnten,
aus dem aus Diamant erhaltenen Kohlendioxyd Soda her und verglich dieselbe mit der
gewöhnlichen Soda, wobei sich zeigte, daſs dieselbe in Bezug auf Krystallform, Wassergehalt,
Löslichkeit, Schmelzpunkt und elektrisches Leitungsvermögen vollständig identisch
mit der gewöhnlichen ist. (Berichte der Deutschen chemischen
Gesellschaft, 1890 Bd. 23 Nr. 12 S. 2409.)
Darstellung farbloser Gerbstoffe.
A. Villan versetzt den geklärten Gerbstoffauszug mit
einer Lösung von 2kg,5 krystall. Zinkvitriol im 5
fachen Gewicht warmen Wassers (und zwar auf je 1kg
gelösten Tannins). In die Flüssigkeit ist dann Ammoniakgas (für je 1kg Tannin aus 2kg,5 Ammoniumsulfat zu entwickeln) einzuleiten, wodurch die Verbindung des
Gerbstoffes mit Zinkoxyd ausgefällt wird. Der Niederschlag wird nach dem Abpressen
in Wasser vertheilt, in verdünnter Schwefelsäure gelöst und durch Schwefelbaryum
sowohl Zink wie Schwefelsäure gefällt. Man erhält auf diese Weise 20 bis
30procentige Tanninlösungen, die frei von Extractivstoffen sind. (Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft 1890 Bd.
23 Nr. 12, Referate, S. 461, nach Bull. soc. chim. Bd.
3 S. 784.)
Thürklinken und Fensterriegel aus Cellulose.
Die Pyritzer Cellulosefabrik verfertigt (nach Ackerm.
Gewerbe-Zeitung) Thürklinken und Fensterriegel aus Cellulose; es zeichnen
sich diese Fabrikate durch schönes Aussehen, Glanz und groſse Dauerhaftigkeit aus.
Dieselben werden in der Masse gefärbt und durch sehr groſsen Druck, der sie zugleich
untrennbar mit dem Metallkern verbindet, in die gewünschte Form gebracht. Ein Vorzug
den Hornklinken gegenüber besteht auch in dem um etwa 50 Proc. geringeren Preise.
(Polyt. Notizblatt, 1890 Nr. 23 S. 188.)
Maschine zum Messen von Drahtlängen.
Für die Elektrotechniker verspricht die kürzlich in Uhland's Praktischem Maschinen-Constructeur
beschriebene und abgebildete Drahtmeſsmaschine den Vortheil, daſs sie ein bequemes,
schnelles und genaues Messen der Länge des Drahtes gestattet. Dieselbe besteht aus
einem hohlen vierkantigen Ständer, welcher mit einem breiten, ebenfalls vierkantigen
Untersatze versehen ist In dem Ständer läſst sich eine durch eine Schraube mit
Flügelmutter feststellbare Zahnstange mittels Zahngetriebe und Handkurbel auf und ab
verschieben.
Der eigentliche Meſsapparat sitzt am oberen Ende dieser Zahnstange und besteht aus
einer Gabel, in welcher zwei Rollen gelagert sind; die untere, gröſsere Rolle dreht
sich um eine feste Achse, während die kleinere, obere in einer Schlitzführung auf
und ab beweglich ist, so daſs sie auf der unteren aufliegt; erstere Rolle ist
durchbrochen, letztere massiv. Der Umfang der unteren Rolle miſst Im oder eine
andere, zum Messen bequeme Einheit. Mit der Achse dieser unteren Rolle stehen
mittels Zahnräderübersetzung zwei auf kreisförmigen Theilungen spielende Zeiger in
Verbindung, welche auf den betreffenden Theilungen die von der Rolle gemachten
Umdrehungen angeben. Wenn man nun den zu messenden Draht zwischen den beiden Rollen
durchzieht, drückt die obere Rolle den Draht gegen die untere und zwingt diese
dadurch, der Bewegung desselben zu folgen, d.h. sich zu drehen. Dabei gibt das oben
erwähnte Zählwerk die Anzahl der gemachten Umdrehungen, mithin die Länge des durch
den Apparat gezogenen Drahtes an.
T. D. Hollick's elektrischer Straſsenbahnwagen.
Nach seinem englischen Patente Nr. 8468 vom 21. Mai 1889 überträgt T. D. Hollick in London bei Straſsenbahnwagen die
Drehung mittels der Reibung vom Elektromotor auf die Laufräder. Zur Verhütung von
Kraftverlusten benutzt er dabei das Gewicht des Wagenkörpers zur Beschaffung des
nöthigen Druckes für die Erzeugung der Reibung. Der Wagen wird durch Vermittelung
passender Federn von den Lagern getragen, worin die unmittelbar über den Wagenrädern
quer zum Wagen liegende Elektromotorwelle läuft, auf dieser Welle aber sitzen zwei
Rollen aus Metall, Kautschuk o. dgl., welche auf die Radreifen drücken und sie in
Umdrehung versetzen. Zur Regulirung des Druckes ist dafür gesorgt, daſs durch
Schrauben die Radachsen, der Motor, der Wagen etwas gehoben bezieh. gesenkt werden
kann.
Elektrischer Stromkreisunterbrecher der Westinghouse
Company.
Bei der Behandlung von Kohlenfäden für Glühlampen mit elektrischen Wechselströmen
muſs der Stromweg selbsthätig abgebrochen werden, wenn die Behandlung bis zu einem
gewissen Punkte vorgeschritten ist. Dazu benutzt die Westinghouse Electric Company den ihr in England am 28. Mai 1889 unter Nr.
8815 patentirten Stromunterbrecher. In demselben ruht, auf einer Säule drehbar, ein
Doppelhebel, welcher an seinen beiden Armen den Kern von je einem Solenoid trägt.
Die Wechselströme liefert ein Stromumsetzer, in dessen primärer Wickelung eine
geeignete Stromquelle wirkt. Seine secundäre Wickelung speist zwei Stromkreise; in
dem einen liegt ein regulirbarer Widerstand und das linke Solenoid, in dem anderen
der Kohlenfaden und das rechte Solenoid; der zweite Stromkreis wird dadurch
geschlossen, daſs das linke Solenoid den Kern in sich hineinzieht und dabei der
rechte Hebelarm einen Sperrhaken gegen eine Contactfeder preſst. Ist nun aber der
Widerstand des Kohlenfadens durch die Behandlung auf eine gewisse Gröſse
herabgebracht, so gewinnt die Wirkung des rechten Solenoids die Oberhand, der rechte
Hebelarm senkt sich, der Haken schnappt ab und über ihn hinweg, der Stromkreis durch
den Faden aber wird dabei dauernd unterbrochen. Sollen mehrere Fäden gleichzeitig
behandelt werden, so braucht man für jeden einen Unterbrecher.
Bücher-Anzeigen.
Actiengesellschaft Mix und
Genest,Anleitung zum Bau elektrischer Haustelegraphen-, Telephon- und
Blitzableiter-Anlagen. 244 Seiten. Mit 326 Abbildungen. Berlin.
Hof-Verlagsbuchhandlung Gebr. Radetzki. Preis 4,50 Mk.
Bei der Vielseitigkeit und Ausbreitung, welche die Telegraphie und Telephonie für
häusliche Zwecke im Laufe des letzten Jahrzehntes gewonnen haben, und bei der nicht
zu unterschätzenden Bedeutung richtig ausgeführter Blitzableiteranlagen muſs eine
von berufener Seite geschriebene Unterweisung über die Grundsätze und die Mittel,
nach denen, bezieh. mit denen derartige Verkehrs- und Schutzanlagen ausgeführt
werden müssen, nur ganz willkommen geheiſsen werden und zwar nicht minder für den
ausführenden Unternehmer, als auch für diejenigen, welche solcher Anlagen aus
geschäftlichen oder persönlichen Gründen bedürfen. Das obengenannte Buch bringt in
guter Ausstattung zunächst 1) Allgemeines über elektrische
Anlagen (S. 1 bis 38) und zwar: a) Vorbegriffe, b) Stromerzeuger und c)
Leitungsbau; darauf folgen 2) Haustelegraphen-Anlagen
(S. 39 bis 96); 3) Telephonanlagen (S. 97 bis 186); 4)
Wasserstandsanzeiger (S. 187 bis 199); 5) Blitzableiter (S. 200 bis 232). Hervorgehoben sei, daſs
bei den Haustelegraphen die so vielseitigen Zwecke, welchen solche Anlagen in den
verschiedenen Fällen dienen sollen und dienen können, Berücksichtigung gefunden
haben. Im Anhange werden dann tabellarisch die nöthigen Apparate und sonstigen
Erfordernisse für eine Anzahl, von Einzelfällen aufgeführt. Der Zweck, welchen das
Buch fördern soll, würde vielleicht noch vollständiger erreicht, wenn in noch
gröſserem Maſse auch auf die von anderen Fabriken gewählten Ausführungsformen
eingegangen würde, und es möchte bei Bearbeitung einer zweiten Auflage des Buches
zur Erwägung empfohlen werden, ob die Vortheile einer solchen Erweiterung und
Verallgemeinerung nicht die Nachtheile, welche dagegen geltend gemacht werden
könnten, wesentlich überbieten werden.