Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 478 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Untersuchung einer Festigkeitsprobirmaschine der
Actiengesellschaft Peiner Walzwerke von M. Rudeloff (Bauart Tangye Broth's).
Die Maschine ist liegend angeordnet; die Krafterzeugung geschieht durch eine mittels
einfach wirkender Handpumpe betriebene hydraulische Presse, zur Kraftmessung dient
eine Hebelwage mit Aufsatzgewichten für gröſsere und einem Schiebegewicht für
kleinere Laststufen. Die Gesammtleistung der Maschine beträgt 50000k. Eine eingehende Beschreibung der Maschine würde
hier zu weit führen. Verfasser wurde bei den Versuchen vom Oberingenieur Brovot der Actiengesellschaft
Peiner Walzwerke unterstützt; die Untersuchungen führten zu folgendem
Endergebniſs:
1) Die Belastungswerthe der Aufsatzgewichte sind um 0,5 bis 0,54 Proc., zu groſs
2) Die Belastungswerthe des Schiebegewichtes sind um 0,8 Proc. zu klein.
3) Die Wiegevorrichtung der Maschine ist mit Widerständen behaftet, welche in
Wirklichkeit eine gröſsere Belastung des Probestabes veranlaſst, als den
Gewichtswerthen der Belastungsgewichte entspricht.
4) Der Betrag dieser Widerstände ändert sich mit zunehmender Belastung. Er nimmt ab,
wenn durch den Zug des Probestabes ein Anheben der hinteren Einspannklaue
stattfindet, und nimmt zu, wenn der Kopf des Stabes oberhalb der Zugachse der
Maschine in die Klaue eingelegt ist, so daſs ein Druck nach unten auf die Klaue
ausgeübt wird.
5) Der Einfluſs dieser Widerstände auf das Endergebniſs des Versuches kann wegen der
Veränderlichkeit der Widerstände als Procentsatz der Gesammtbelastung nicht
angegeben werden, so daſs die Maschine in dem jetzigen Zustande zuverlässige Werthe
nicht liefert. Es empfiehlt sich daher, die Unterstützung der Klaue zu ändern und
statt der Stützstifte eine reibungslose Unterstützung anzubringen. (Mittheilungen aus den Königl. Versuchsanstalten zu
Berlin, 1890 Heft III S. 109.)
H.
F. V. Andersen's Galvanometer.
In Galvanometern bringt F. V. Andersen in Catford
(Kent.) nach seinem englischen Patente Nr. 5010 vom 22. März 1889 auf einer die
geometrische Achse einer längeren Rolle bildenden, aus nichtmagnetischem Metall
bestehenden Achse eine entsprechend lange Eisenplatte, welche entweder bleibend
magnetisch ist, oder durch eine besondere Bewickelung magnetisirt wird, so an, daſs
ihre Längsrichtung mit der Achse einen kleinen Winkel macht. Das Ganze befindet sich
in einer Guſseisenkapsel, an deren Deckel eine die Nadel enthaltende Röhre aus
nichtmagnetischem Metall angeschraubt ist. Um die Röhre liegen die ablenkenden
Windungen und auſsen um diese die Windungen, welche die Nadel magnetisiren; diese
beiderlei Windungen werden hinter einander geschaltet. Soll das Galvanometer zur
Messung von Potentialdifferenzen benutzt werden, so wird eine regulirbare
Spiralfeder um die Nadelachse gelegt, so daſs die Nadel bei der Ablenkung den
Widerstand der Feder überwinden muſs. Wenn das Galvanometer zu Widerstandsmessungen
dienen soll, so werden auf die Röhre zwei Wickelungen unter rechtem Winkel
gewickelt, eine wird mit dem zu messenden Widerstände in Hintereinanderschaltung
verbunden, die andere bildet zugleich mit den magnetisirenden Windungen einen
Nebenschluſs zu ihm; eine Spiralfeder wird dann nicht angewendet.
Drake und Gorham's durch elektrostatische Anziehung wirkender
Elektricitätsableiter.
Drake und Gorham in London haben einen von vielen
elektrischen Gesellschaften mit gutem Erfolg benutzten Apparat hergestellt, in
welchem die secundäre Leitung in einer elektrischen Lichtanlage durch
elektrostatische Anziehung an Erde gelegt wird, sobald zwischen ihr und der Erde ein
zu groſser Spannungsunterschied auftritt. Von zwei nahe über einander liegenden
Messingplatten wird eine mit der secundären Leitung, die andere mit der Erde
verbunden. Beide Platten sind gegen einander isolirt. Zwischen sie wird ein dünnes
Aluminiumblatt gelegt und durch Ebonitstifte festgehalten. Ein flacher Vorsprung der
oberen Platte ragt über das eine Ende des Blattes, so daſs letzteres, sobald der
Spannungsunterschied auf 400 Volt steigt, sich emporhebt und eine leitende
Verbindung zwischen den beiden Platten herstellt. Der Apparat kann als Relais
benutzt werden, um eine Klingel ertönen, der eine Gefahr-Fallscheibe fallen zu
machen.
W. J. S. Barber-Starkey's selbsthätiger Ein- und Ausschalter
für Dynamomaschinen.
Nach seinem englischen Patente Nr. 8493 vom 22. Mai 1889 stellt W. J. S. Barber-Starkey in Bridgnorth, Shropshire,
selbsthätige Umschalter dadurch her, daſs er einen kleinen Elektromotor mit
magnetischem oder elektromagnetischem Felde von einem Zweige des von der Dynamo
gelieferten.
Stromes oder von dem ganzen Strome durchlaufen läſst, auf der Achse des Motorankers
aber einen Hebel anbringt, welcher einen Quecksilbercontact schlieſst oder öffnet,
sowie der Strom eine gewisse Stärke erreicht oder unter sie herabsinkt; die Bewegung
des Ankers wird durch Stellschrauben begrenzt, zwischen denen sich der Hebel bewegt.
Wird der Motor in den Hauptstrom selbst eingeschaltet, so werden Anker und Feld
hinter einander geschaltet und mit so dickem Draht bewickelt, daſs der Strom ihnen
unschädlich ist; Gegengewichte am Hebel tauchen für gewöhnlich den Contactbügel in
zwei Quecksilbernäpfchen, und der Bügel wird aus diesen ausgehoben, wenn die
Stromstärke eine bestimmte Grenze übersteigt. Hebt das Gegengewicht den Bügel aus
und wird der Anker in einen Nebenschluſs zum Ausschalter und Hauptstromkreise oder
bloſs zum Ausschalter gelegt, so wird der Hauptstromkreis erst (aber dann sehr
rasch) geschlossen, wenn der Strom der Dynamo eine gewisse Stärke erreicht, und
wieder geöffnet, wenn die Stromstärke unter diese Gröſse herabsinkt. Dies empfiehlt
sich beim Laden von Speicherbatterien durch die Dynamo, oder beim Arbeiten beider in
demselben Stromkreise.
Bücher-Anzeigen.
Taschenbuch für Berechnung von
Rundhölzern, Latten, Brettern und Laden im Metermaſse, nebst Meſsvergleichung
mit dem alten Maſse von W. Lizius. 2. Aufl.
Ausgabe für Württemberg. München. Verlag von E. Stahl sen.
Berechnungstabelle für Umrechnung von
Rundhölzern, kantigen Hölzern, Brettern, Diehlen, Bohlen vom Cubikmeter auf
laufende bezieh. Quadratmeter, nebst Reduction üblicher Preise vom Cubikmeter
auf laufende Quadratmeter von H. Th. Müller.
3. Aufl. München. Verlag von E. Stahl sen.
Beides recht brauchbare Tabellenwerke. Herr Lizius sagt:
„Die Einheit bildet der Meter.“ In dem betreffenden Reichsgesetze heiſst
es: „Die Einheit bildet das Meter oder der
Stab.“ Masculini generis ist seitdem u. E. nur noch der Geometer, alle
anderen Meter sind unter die Neutra zu verweisen.
Die Bleicherei, Wäscherei und
Carbonisation von Dr. J. Herzfeld. Mit 132
Abbildungen im Texte. Berlin. S. Fischer. 6,50 Mk.
Mit dem vorliegenden Bande ist das Werk über Färben und Bleichen (1889 273 576) abgeschlossen. Der Verfasser hat auch bei
Abfassung dieses Theiles die Bedürfnisse der Praxis
berücksichtigt, die chemischen Vorgänge ohne groſse theoretische Erörterungen
geschildert, und besondere Aufmerksamkeit den einschlägigen Apparaten gewidmet,
denen daher auch räumlich der Löwenantheil zugefallen ist. Der Eingang des Werkes
enthält eine kurze Naturgeschichte der gebräuchlichen Gespinnstfasern. In gröſseren
Abschnitten folgt dann die Praxis des Bleichens der Baumwolle als lose Wolle, als
Garn und als Zeug, das Bleichen des Leinens im Garn und im Gewebe, der Hanfgarne,
der Jute und der Nessel. Ein ausführlicher Abschnitt enthält das Waschen und
Bleichen der losen Wolle, die Carbonisation der losen Wolle und des Wollgewebes, das
Waschen des Wollgarnes, der Wollgewebe und halbwollener Gewebe and das Bleichen der
Wolle. Den Schluſs bildet das Entschälen und Bleichen der Seide, sowie Beschreibung
von Centrifugen und ausgeführten Anlagen. Das Werk mag hiermit allen Praktikern des
Faches bestens empfohlen sein.