Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 526 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Gewinnung von Kupfer.
P. C. Gilchrist, Westminster (Engl. Pat. 4882 vom 20.
März 1889) röstet den Concentrationsstein und raffinirt das Rohkupfer in Oefen,
welche mit basischem Futter wie Dolomit und Chromeisenerz versehen sind, während
auſser der gewöhnlichen Beschickung noch Kalk oder ähnliches basisches Material
angewendet wird. Das vorhandene Arsen und Antimon wird theils verflüchtigt, oder es
geht in die Schlacke, in Verbindung mit Kalk statt Kupferoxyd. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14. S. 1143).
L. Houllevigne, Versuche über die Elektrolyse gemischter
Salzlösungen.
Bei einer Reihe von elektrolytischen Versuchen an Mischungen aus zwei verschiedenen
Salzlösungen hat L. Houllevigne gefunden, daſs im
Gegensatze zu den Beobachtungen von Buff bei gleicher
elektromotorischer Kraft, aber wechselnder Stromstärke das Verhältniſs der
Ausscheidungen der Metalle (Zink und Kupfer) sich ändert, anscheinend in Folge einer
der Stromwirkung sich beigesellenden chemischen Einwirkung des schwefelsauern
Kupfers auf das Zink der niedergeschlagenen Legirung. Bei unveränderlicher
Stromstärke scheint die Zusammensetzung des niedergeschlagenen Messings von der
Gröſse der elektromotorischen Kraft unabhängig zu sein, wenigstens in der Nähe der
kleinsten elektromotorischen Kraft, bei welcher sich Zink niederzuschlagen beginnt.
(Comptes rendus, 1890 Bd. 110 S. 637.)
Schärfen von Werkzeugen mittels Elektricität.
Das Schärfen von Werkzeugen mittels Elektricität, ohne Schleifstein und ohne frisches
Härten, hat sich nach dem Génie civil, 1890 Bd. 17 * S.
169, in Frankreich ziemlich ausgebreitet und hat selbst im Kriegsministerium Eingang
gefunden. A. Personne von Sennevoy wendet eine
Kohlenbatterie mit angesäuertem Wasser an, in welcher das zu schärfende Werkzeug die
Anode bildet; der Stromkreis wird zwischen Kohle und Werkzeug unmittelbar
geschlossen. Das Wasser zersetzt sich sehr rasch, und während der Sauerstoff sich
lebhaft in die Tiefen des Schnittes des Werkzeugs begibt und diesen nach und nach
angreift, lagert sich der Wasserstoff in Form von kleinen Blasen auf allen
vorspringenden Theilen und schützt diese gegen den Angriff der Flüssigkeit; beide
bewirken so das Schärfen aller Zähne. Das Verfahren ist ebenso einfach wie billig,
läſst sich aber nur bei guten und tief gehärteten Werkzeugen anwenden.
P. Schoop's Neuerungen an galvanischen Elementen.
Am 23. März 1890 ist Dr. Paul Schoop in Zürich für
Oesterreich-Ungarn ein Patent ertheilt worden auf die Verwendung gallertartiger,
eine möglichst feste Masse bildender Elektrolyte, welche aus bekannten flüssigen
Elektrolyten durch Zusatz eines gelatinirenden Mittels, wie Wasserglas, erhalten
werden, und auf die Verwendung gallertartiger Elektrolyte in Speicherbatterien,
bestehend aus einer Mischung von Schwefelsäure, Wasser und Wasserglas mit oder ohne
Zusatz eines Bindemittels, sowie auf die hiernach ermöglichte Verwendung einer sehr
porösen Elektrodenmasse, wie dieselbe durch Anwendung von porösem Blei zum Zweck der
Erstellung von Speicherelementen ausgeführt wird.
Aus den gewöhnlichen, bekannten Elementen mit einer oder mehreren Flüssigkeiten
lassen sich dadurch die Scheidewände eliminiren, daſs den betreffenden Lösungen
Stoffe zugesetzt werden, welche eine Versteifung der Flüssigkeit bewirken. Nicht zu
verwenden sind aber hierbei solche Körper, welche ein sehr geringes Leitungsvermögen
haben, wie z.B. Gyps, Sand, ferner solche, welche mit der Zeit einer freiwilligen
Zersetzung oder einer solchen durch die Masse des Elektrolyts (Säure, Salz oder
Alkali), wie z.B. Gelatine, Leim, unterliegen.
Zur verdünnten Schwefelsäure setzt man Wasserglas, z.B. auf 3 Vol. verdünnte
Schwefelsäure von 1,200 spec. Gew. 1 Vol. Wasserglaslösung von 1,200 spec. Gew.
Bindemittel, wie z.B. Asbest, Cellulose, können der Mischung ebenfalls zugesetzt
werden, ohne wesentliche Beeinträchtigung der Leitungsfähigkeit derselben. Dadurch
wird die Mischung in eine feste gallertartige Masse verwandelt, welche den Strom
gleich gut leitet, wie der ursprüngliche flüssige Elektrolyt. Einer Salzlösung, z.B.
Salmiaklösung, wird einfach Wasserglas zugesetzt oder eine Mischung von Wasserglas
mit einer Säure.
Man gieſst in die Mischung von 2 Vol. Salzsäure etwa 20 Proc., und 2 Vol.
Wasserglaslösung von 1,200 spec. Gew. 4 Vol. Salmiaklösung von beliebig gewünschter
Concentration. Auch alkalische Flüssigkeiten lassen sich gelatiniren, indem z.B.
eine Eisenoxydulsulfatlösung mit Wasserglas versetzt wird.
Elektrischer Warnapparat bei zu groſser Stromstärke.
Namentlich zur Verhütung zu starker Entladung bei Speicherbatterien wendet die Electrical Engineering Corporation nach Engineering, 1890 Bd. 50 * S. 28, einen Warnapparat an,
in welchem ein wagerecht liegender, aus zwei zusammengelötheten Metallen gebildeter,
V-förmiger Streifen vorhanden ist. Der Strom durchläuft die beiden Schenkel des V
nach einander und erwärmt den Streifen, der sich zufolge der ungleichen Ausdehnung
seiner beiden Metalle nach oben krümmt, bis er bei einer bestimmten Stromstärke den
Stromweg für eine elektrische Klingel schlieſst, um den Wärter zu warnen.
H. J. Harris' elektrisches Oeffnen von Noththüren.
Unter Nr. 10285 ist in England am 24. Juni 1889 für H. J.
Harris in London eine elektrische Anordnung zum Oeffnen von Noththüren in
Theatern u. dgl. patentirt worden. Es handelt sich um Schiebethüren, und diese
werden durch einen von einer Feder nach oben gedrückten, am oberen Ende
abgeschrägten Riegel geschlossen erhalten, nachdem sie hervorgeschoben und
geschlossen worden sind. Unten trägt der Riegel den eisernen Anker eines
Elektromagnetes, durch welchen im Nothfalle ein elektrischer Strom gesendet wird, so
daſs derselbe den Riegel herabzieht, worauf ein Gummibuffer zur Wirkung kommt und
die Thüre aufzustoſsen vermag. – Es mag hierzu bemerkt werden, daſs es eine gröſsere
Sicherheit bieten würde, wenn anstatt des Arbeitsstrombetriebes der Ruhestrombetrieb
gewählt würde, also die Thüren bei Unterbrechung des
Stromes geöffnet würden.
Lineff's elektrische Straſsenbahn.
Die in D. p. J. 1888 268 47
beschriebene Anordnung der Stromzuleitung für elektrische Straſsenbahnen besitzt
zwar wesentliche Vorzüge vor anderen Stromzuführungen, doch ist jene Anordnung Lineff's nirgends zur Anwendung gekommen, weil immerhin
bei ihr noch der nach der Stromleitung führende Schlitz unentbehrlich war. Daher hat
Lineff eine neue Anordnung ohne Schlitz gewählt.
Bei dieser liegt der Strömleiter in einem mechanisch ganz geschlossenen Kanäle, ist
aber magnetisch durch eine Eisendecke hindurch zugänglich, ähnlich wie in Holroyd Smith's englischem Patente Nr. 17018 von 1886.
Am Wagen ist nach den Industries vom 4. Juli 1890 * S.
18 ein Magnet angebracht, welcher mit den beiden an seinen Enden befindlichen
guſseisernen Rädern auf einer glatten Schiene läuft, die aus Längen von 0m,9 besteht. Auf jeder Seite der Räder reichen in
der Schienenrichtung sich verlängernde Schuhe bis auf 3mm über die Schiene herab und auf dem nach auſsen liegenden Schuh reicht
an jedem Ende eine Stromzuführungsbürste auf die Schiene herab, weil die Räder zu
schmal sind, um guten Contact zu machen. Neben dieser Schiene, welche oben flach mit
dem Erdboden verläuft, liegt ganz unter dem Erdboden eine mit ihr durch
Messingbolzen verbundene niedrigere; die Fuſsflächen beider stoſsen an einander und
bilden die Decke des aus Asphalt hergestellten Kanals. In letzterem liegen auf
thönernen Isolatoren zwei kupferne Leiter und auf diesen ein etwa 3mm dicker und 57mm breiter Streifen galvanisirten Eisenblechs. Wenn nun der Magnet darüber
hin läuft, so hebt sich der Streifen zum Theil bis an die etwa 8mm über ihm liegenden Schienen empor und setzt
diese in leitende Verbindung mit den Leitern. Mit der einen, höheren
Zuleitungsschiene allein war eine zu starke Erregung des Magnetes erforderlich;
durch die Hinzufügung der zweiten, ganz versenkten, sind die Schwierigkeiten
beseitigt. Die Stöſse der Schienen in den beiden Reihen neben einander sind etwas
gegen einander versetzt. Der Motor lief ohne sichtbare Funken. Eine Batterie muſs
auf dem Wagen mitgenommen werden für den Fall, daſs man vorübergehend den Stromkreis
unterbrechen muſs, um den Blechstreifen niedergehen zu lassen.
Bücher-Anzeigen.
Handbuch der gesammten Weberei.
Vollständiges Lehr- und Hilfsbuch für Fabrikanten und Weber jeder Brauche.
Als systematisch geordneter Lehrgang, von den Anfangsgründen der Weberei bis zum
heutigen Standpunkte derselben; zum Gebrauche an Webeschulen, sowie zum
Selbstunterricht für den praktischen Weber. Von J.
Schams. Mit Atlas, enthaltend 719 Abbildungen auf 59 Foliotafeln. Weimar.
B. F. Voigt. 363 S. Text. 18 Mk.
Für diejenigen, welchen die Mittel zum Besuche einer Webeschule fehlen und die auf
Grund der allgemeinen Volksschulbildung weiter lernen wollen, hat der Verfasser ein
billiges, leicht faſsliches und dabei gründliches Lehrbuch schaffen wollen, was ihm
in erfreulicher Weise gelungen ist. Das Lehrbuch gibt Zeugniſs für eine entschiedene
Begabung des Verfassers, bei dem Schüler die Auffassung der gewiſs nicht einfachen
Webereimaschinen und des Webens selbst zu entwickeln und zu deren praktischer
Verwendung anzuleiten. Der Stoff ist bis auf die neueste Zeit behandelt. Der
reichhaltige Atlas, eine nach Inhalt und Ausführung anerkennenswerthe Leistung,
enthält auſser einigen Schaubildern vorwiegend in Parallelperspective dargestellte
Maschinenzeichnungen.
Kalender für Maschinen-Ingenieure
1891 von W. H. Uhland. Dresden. Verlag von
Kühtmann. Geb. 3 Mk., in Lederband 4 Mk., Brieftaschenband 5 Mk.
Der Kalender erscheint zweckmäſsiger Weise in zwei Theilen, deren einer den Kalender
und diejenigen Angaben enthält, welche dem ausübenden Ingenieur stets zur Hand sein
müssen, während der andere, geheftete Theil für den Constructionstisch bestimmt ist.
Hierdurch ist das Taschenbuch wieder handlich geworden. Die Auswahl und Vertheilung
des Stoffes kann als zweckmäſsig bezeichnet werden; auch ist der Annoncenballast in
den zweiten Theil verwiesen.
P. Stühlen's Ingenieur-Kalender
für Maschinen- und Hüttentechniker. 1891. Unter Mitwirkung von R. M. Daelen, Civilingenieur, Düsseldorf, und Ludwig Grabau, Civilingenieur, Hannover, herausgegeben
von Friedr. Bode, Civilingenieur, Dresden-Striesen.
Sechsundzwanzigster Jahrgang. Essen. G. D. Baedeker. Preis: Ausgabe A: in
Ledereinband mit Bleistift 3 Mk. 50 Pfg., Ausgabe B: in Brieftaschenform mit
Gummiband und Bleistift 4 Mk. 50 Pfg.
Die Aenderungen an dem soeben erschienenen 26. Jahrgang dieses bewährten
Taschenbuches sind, dem Wunsche wohl der Mehrzahl der Abnehmer entsprechend, nur
geringfügig. Der Inhalt des „Westentaschenbuches“ wurde durch Hinweise im
Kalender mit dem letzteren in lebendigere Verbindung gebracht; die
„Elektrotechnik“ ist um eine „Anweisung für die Einrichtung von
Blitzableitern“ vermehrt; eingelegt ist ein Diagramm von Käuffer für die durchgelassenen Wärmemengen abkühlender
Flächen bei Heizanlagen. Die Abschnitte „Eisenhüttenkunde“ und
„Elektrotechnik“ können unbeschadet des übrigen Einbandes aus dem Buche
entfernt werden. Der reiche Inhalt neben dem handlichen Format wird dem beliebten
Kalender seine alten Freunde erhalten und neue dazu erwerben.
Neues Nivellirinstrument, zum
Messen von Neigungen, Distanzen und Höhen, ausgeführt im mathematisch mechanischen
Institute von Ertel und Sohn in München, von Prof. Dr. Otto
Decher. München. Th. Ackermann 1890. 52 S. 1,80 M. (Vgl. den Bericht S. 509
dieses Heftes.)