Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, Miszellen, S. 96 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Neue Form des Bunsenbrenners.
Durch beistehende Abbildung ist ein Bunsenbrenner von sehr einfacher Construction
dargestellt, der von der Firma Carl Meissner in
Leipzig, Arndtstr. 26, fabricirt wird. Bei dieser Construction endet der in den Fuss
einmündende und durch Schraube d gehaltene Röhrenansatz
in das Kegelstückchen c, durch welches das Gas in das
Brennerrohr tritt. Letzteres lässt sich mittels Scheibe a nach Belieben mehr oder weniger tief in den Brennerfuss einschrauben,
und stösst in seiner tiefsten Stellung auf die Grundfläche des Kegelstückchens c. In dieser Stellung des Rohres ist der durch die
Auskehlungen des Fusses zuströmenden Luft der Eintritt in das Brennerrohr versperrt,
sodass die Flamme leuchtend brennt. Durch Drehung des Brennerrohres hat man es in
der Hand, dem Gase mehr oder weniger Luft beizumischen und somit die Flamme mehr
oder weniger zu entleuchten, bis bei bestimmter Stellung des Rohres die gänzlich
russfreie Flamme erhalten wird. Die obere Austrittsöffnung des Brennerrohres hat die
Form eines achtstrahligen Sternes. Durch diese Form der Oeffnung wird das
Zurückschlagen der Flamme verhindert. Nach angestellten Messungen mit der
Normalgasuhr ergaben sich bei 30 mm Gasdruck und einer Brennerlochweite von 1¼ mm
ein stündlicher Gasverbrauch von 90 l. Der Brenner ist gesetzlich geschützt. (Nach
Eisenzeitung Nr. 51 1890.)
Textabbildung Bd. 279, S. 96
Winchell's Kitt.
Eine neue Art von Kitt, der besonders gute Eigenschaften besitzen soll, gibt A. Winchell an. Man verwendet 4 Th. Gummi arabicum, 3
Th. weisse Stärke und 1 Th. weissen Zucker. Das Gummi wird gepulvert und in einer
hinreichenden Quantität Wasser erweicht, die so bemessen ist, dass sie auch zur
Verkleisterung der Stärke und zur Lösung des Zuckers ausreicht. Man fügt Stärke und
Zucker hinzu und erhitzt das Gemenge im Wasserbade. Der Kitt erhält die Consistenz
von Theer und behält dieselbe auch nach dem Erkalten. Um ihn vor Schimmel zu
bewahren, wird etwas Sassafrasöl hinzugefügt. Der Kitt klebt gut auf polirten
Oberflächen, man kann ihn zum Verbinden gebrochener Porzellangegenstände, von
Mineralien. Fossilien u.s.w. verwenden. (English
Mechanic, 1890.)
Zg.
Bemerkenswerthe Hochbauausführungen aus Stampfbeton.
Zu welcher Bedeutung die Stampfbeton-Arbeiten in der Neuzeit im Bauwesen gelangt
sind, darüber liefert nach Nr. 2 der Deutschen
Bauzeitung vom 7. Januar 1891 eine Ausführung einen Beweis, welche bei den
Neuanlagen der Gera-Greizer Kammgarnspinnerei vorliegt.
Dieser Bau musste, um ihn der Gefährdung durch Hochwasser zu entziehen,
durchschnittlich 1,60 m über Geländehöhe gelegt werden, so dass man genöthigt war,
den Arbeitsboden entsprechend hoch aus Gewölben herzustellen. Im Hauptspinnsaal ruht
dieser Boden auf 950 Pfeilern nebst 480 Gurtbögen und hat eine Fläche von rund 12000
qm. Die Spannweite ist 3,0 m, Pfeilhöhe 0,3 m, Stärke im Scheitel 0,15 m. Sämmtliche
Theile des Arbeitsbodens sind aus Cementbeton hergestellt und ebenso die Gewölbe der
eisernen Dachconstruction. Der Bedarf an Beton belief sich auf rund 6000 cbm.
Insgesammt wurden in dem verflossenen Baujahr rund 14000 qm Erdgeschossgewölbe
und rund 17200 qm Dachgewölbe nach diesen Constructionen ausgeführt.
Die Herstellung des Betons geschah mittels Betonmaschine, wodurch es möglich war, die
Ausführungen in der kurzen Zeit von nur vier Monaten zu bewirken.
Textabbildung Bd. 279, S. 96
Kellergewölbe aus Beton.
Eine zweite Ausführung in Cementbeton liegt bei den neuen umfangreichen Kelleranlagen
des bürgerlichen Brauhauses in Hamburg vor (s. Fig.). Die zwischen Mauerbögen
ausgeführten Gewölbe von 6,30 m Spannweite haben nur 0,14 m Stärke und sind aus der
Mischung von 9 Th. Kies zu 2 Th. Cement (Alsener Portland) zur Ausführung gekommen,
und zwar ohne Moniereinlage. Mehrere einseitige Probebelastungen bis zu 9000 k auf 1
qm (vierfache Sicherheit) liessen die Gewölbe vollständig unversehrt. Dieselben sind
von 2½ zu 2½ m mit starken Verankerungen versehen, welche vollständig einbetonirt
sind, sodass die Unteransichten ganz frei blieben.
Die Vortheile dieser Anlagen aus Stampfbeton bestehen: in der Vermeidung von
Eisenträgern, in Gewinn an Constructionshöhe, unmittelbarer Befestigung der
Hängeeisen für die Kühlanlage, endlich in Raschheit der Fertigstellung. Die hier in
Rede befindlichen fünf Kellergewölbe von je 142 qm Ausdehnung sind innerhalb zehn
Tagen angefertigt worden.
Beide Anlagen sind von der Firma J. Diss in Düsseldorf
ausgeführt.
Eine neue Flüssigkeit für sphärische Libellen.
Um die aus der Verdunstung des Alkohols in Libellen entstehende Vergrösserung der
Blase zu vermeiden, benutzt nach Zeitschrift für
Instrumentenhunde, 1891 S. 29, der Ingenieur G.
Frede in Neapel eine Mischung aus 3 Th. Wasser und 1 Th. Glycerin.
Die Mischung verflüchtigte sich nicht mehr merklich und vergleichende Versuche
zwischen Alkohol und der neuen Mischung ergaben, dass bezüglich der Empfindlichkeit
letztere dem Alkohol nicht nachsteht.
Bücher-Anzeigen.
Lehrbuch der Gotischen Constructionen
von G. Ungewitter, 3 Aufl. von Mohrmann,
Lieferung 5. Leipzig. T. O. Weigel Nachfolger. S. 331 bis 394. 3 Mk.
Die vorliegende Lieferung beginnt den V. Abschnitt: „Die Kirche im Querschnitt und
Aufriss“ und verbreitet sich im Einzelnen über: Einschiffige Kirche und
einschiffiger Chlor, Hallenkirchen, die Kirche mit erhöhtem Mittelschiff und ihr
Strebesystem. (Vgl. 1890 276 600. 278 192.)
Bibliotheca Polytechnica.
Wissenschaftlich in Schlagwörtern geordnetes Repertorium der gesammten deutschen,
französischen und englischen technischen Literatur einschliesslich ihrer Beziehungen
zu Gesetzgebung, Hygiene und täglichem Leben. Herausgegeben von Fritz v. Szczepanski. Jahrg. I. 80 S. i. Nonp. St.
Peterburg und Leipzig 1890; Verlag v. Fritz v. Szczepanski. Preis 2 Mk.
Kleyer's Encyclopädie der gesammten
mathematischen, technischen und exacten Naturwissenschaften.Lehrbuch der angewandten Potentialtheorie von Dr. Hovestadt. Stuttgart J. Maier. 320 S. 7 Mk.
Der Verfasser macht mit vorliegendem Werke den Versuch, die für die Physik, Mechanik
und insbesondere für die Elektricitätslehre so fruchtbare Potentialtheorie in
elementarer Weise (nach dem Kleyer'schen Systeme) zum
Verständniss zu bringen und an berechneten Beispielen zu erläutern. Die entwickelten
Formeln sind in einem Anhange zusammengestellt; ein zweiter Anhang weist den
Zusammenhang der gewählten Darstellungsform mit der reinen Potentialtheorie nach und
entwickelt einige Hilfssätze. – Das Werk ist etwas breit angelegt, was wir indess
wegen der Mannigfaltigkeit der behandelten Aufgaben für einen Gewinn bezüglich des
Selbstudiums halten, wozu das Werk, der ganzen Anlage nach, bestimmt ist.