Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, Miszellen, S. 216 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die deutsche und ausländische Handelsmarine.
Das Commercial Department des Board of Trade in London
hat sich von den statistischen Centralstellen die für die Handelsmarinen
brauchbarsten Zahlenangaben beschafft. Dieselben sind freilich bei einigen Staaten
noch für ein oder mehrere Jahre rückständig und beruhen auch nicht durchgängig auf
gleichartiger Grundlage, da die unterste Grenze der Erhebung zwischen 2 bis 60
Registertons schwankt, ja für manche Länder überhaupt nicht bezeichnet wird.
Immerhin erscheint die folgende Zusammenstellung, solange es keine auf einem
vollkommen übereinstimmenden Aufnahmeverfahren beruhende Zahlen gibt, zur
Abschätzung des Verhältnisses, in welchem, sich die verschiedenen Kauffahrteiflotten
zur deutschen (diese = 1000 gesetzt) befinden, nicht ungeeignet.
Staaten
Zeit
Minimal-grenzeReg.-Tons
Anzahl
Reg.-Tons
Verhältnissletzterer
sämmtlicher See-schiffe
1
Britannien
Ende 1887
–
22136
7335182
5915
2
Norwegen
„ 1887
60
7269
1503572
1212
3
Deutsches Reich
„ 1887
17,65
3811
1240182
1000
4
Ver. Staaten von Amerika
„ 1887
–
–
1015563
819
5
Frankreich
„ 1887
2
15237
972525
784
6
Italien
„ 1887
–
6981
895625
722
7
Spanien
„ 1883
–
1868
593980
479
8
Schweden
„ 1887
6
3903
500096
403
9
Russland ohne Finnland
„ 1886
50
2983
492030
397
10
Dänemark
„ 1887
4
3326
270515
218
11
Griechenland
„ 1887
–
5157
258756
209
12
Niederlande
„ 1887
40
621
256310
207
13
Finnland
„ 1883
50
1593
255381
206
14
Oesterr.-Ungarn.
„ 1887
–
422
243179
196
15
Japan (europ. ge- baut)
„ 1886
–
1148
120241
97
16
Belgien
„ 1887
60
65
86391
70
17
Chile
„ 1885
–
166
72614
59
18
China
„ 1887
–
118
35501
29
Dass die Handelsflotte der Briten fast fünfmal die deutsche überragt und 45,4 Proc.
der gesammten in unserer Tabelle nachgewiesenen Tragfähigkeit besitzt, ist die
natürliche Wirkung der geographischen Lage Grossbritanniens, seiner Seegeschichte
und der langen Küsten seiner über alle Meere vertheilten Gebiete. Unter den
Seestaaten nimmt Deutschland eine im Verhältnisse zu seiner bescheidenen
Küstenentwickelung hohe Stellung ein, welche noch durch die Tüchtigkeit seiner
Seeleute gehoben wird. (Stahl und Eisen.)
Schutz feiner Sandsteinarbeiten.
Um die werthvollen Sandsteinverzierungen des Zwingers in Dresden, welche im Laufe der
Jahre stark verwittert und zum Theil zerstört waren, nach ihrer Erneuerung gegen die
Einflüsse der Witterung widerstandsfähig zu machen, hat man sich nach mehrfachen
Versuchen mit Erfolg des nachstehend beschriebenen Verfahrens bedient: Zunächst
werden von den verwitterten Theilen Gypsabgüsse genommen, damit die möglichste
Gewähr für richtige Ergänzung gewonnen werde. Alsdann wird das Verwitterte so weit
entfernt, bis man auf völlig gesunden Stein stösst. Alle Eisentheile, die durch
Rosten das Steingefüge zu sprengen geeignet sind, werden entfernt. In den gesunden
Stein werden nunmehr in Abständen von 4 bis 7 cm Messingdrahtschleifen als Dübel
eingelassen und diese durch ein förmliches Gewebe von Kupferdraht verbunden. Dieses
Messing- und Drahtgewebe dient dem Cement als Gerüst, der nach Massgabe der
Gypsabgüsse aufgelegt wird. Ist die Modellirung beendet, so werden nasse Tücher
aufgelegt, damit der Cement nicht ungleichmässig abbinde. Sie werden so lange feucht
gehalten, bis allmählich eine völlige Abbindung erreicht und somit eine zuverlässige
Dauerhaftigkeit gewährleistet wird. Gänzlich fehlende selbständige Stücke, als
Köpfe, Arme, Beine, Flügel und andere vorspringende Bildwerktheile, werden an Ort
und Stelle in Thon modellirt, geformt, in Cement gegossen und, wie oben beschrieben,
befestigt. Um den störenden Eindruck zu beseitigen, den die alten und die neuen, in
der Farbe verschiedenen Theile bieten würden, und um eine einheitliche
Farbenwirkung herzustellen, werden sämmtliche Theile, die alten wie die neuen,
sorgfältig gereinigt, dann getrocknet, wenn nöthig, mit Stichflammengebläse, weiter
zweimal mit heissem Leinölfirniss getränkt und schliesslich gewachst. Der störende
Glanz des Oelfarbenstrichs ist hierdurch vermieden, und der Stein hat einen
möglichst dauerhaften Ueberzug erhalten. Die Feinheit der Linienführung in den
Gestalten der architektonischen und ornamentalen Theile tritt in mattem Glänze
scharf zu Tage und eine ruhige einheitliche Wirkung wird erzielt. Die
verhältnissmässig hohen Kosten des Verfahrens werden voraussichtlich durch die
Dauerhaftigkeit des Hergestellten aufgewogen.
(D. Baugew.-Bl.)
Deutsche Fächerausstellung in Karlsruhe 1891.
In diesem Sommer wird während der Monate Juni, Juli und August in Karlsruhe eine mit
einer Concurrenz verbundene Fächerausstellung stattfinden. Der Anmeldetermin für die
Concurrenz, zu welcher bereits 500 Anmeldungen eingelaufen sind, ist bis zum 1. März
1891 verlängert worden. Für die historische Abtheilung sind bis jetzt 300 Fächer, an
sonstigen Objecten über 200 Nummern angemeldet (Badische
Gewerbezeitung).
Bücher-Anzeigen.
Monatshefte für Mathematik und
Physik von v. Escherich und Weyr. Wien. Manz'sche Verlagsbuchhandlung. Heft 11 und
12. S. 371–384. (Schluss des ersten Jahrganges.)
Allgemeine Mechanik der Punkte und
starren Systeme. Ein Lehrbuch für Hochschulen von E. Budde. Erster Band: Mechanik der Punkte und Punktsysteme. 418 S. 10 Mk.
Zweiter Band: Mechanische Summen. Starre Gebilde. S. 421–968. 13 Mk. Berlin. G.
Reimer's Verlag.
Den ersten Band (1. Buch) theilt der Verfasser in die Hauptabtheilungen I. Die
Mechanik des einzelnen Punktes; II. Mechanik zweier oder mehrerer Punkte. Die erste
Abtheilung behandelt den Punkt 1) im unveränderlichen, 2) im beweglichen
Coordinatensystem und werden in derselben die Lehren der Phoronomie und der Dynamik
entwickelt. Die zweite Abtheilung verbreitet sich über a) zwei Punkte und b)
beliebig viele Punkte. Den Anfang des zweiten Bandes macht ein Zwischenstück: Nähere
Betrachtung wichtiger Summen, welche in der Theorie der zusammengesetzten Gebilde
eine Rolle spielen: Massen, Ortsquantitäten (Schwerpunktsbestimmung),
Potentialfunctionen und die Trägheitsmomente (S. 422–516). Darauf folgt in demselben
Bande das 2. Buch über die starren Gebilde, welches im ersten Theile „Ein starres
Gebilde“, im zweiten Theile „Verbindung mehrerer starrer Gebilde“
behandelt.
Wie in dem Vorwort angedeutet, und was sich bei der Durchsicht bestätigte, legt der
Verfasser besonderen Werth auf die pädagogische Behandlung des Stoffes, auf ein
Fortschreiten vom Leichteren zum Schwereren und auf eine solche Anordnung, dass der
Schüler gegebenen Aufgaben gegenüber gerüstet sei. Deshalb sind auch die
Entwickelungen möglichst einfach gehalten. Dass bei dem angedeuteten Zwecke die
Lehren der höheren Mathematik zur Verwendung kommen konnten und mussten, bedarf wohl
nicht der Erwähnung.
Der Verfasser ist an einigen Stellen über das nächstliegende Bedürfniss der
Vorlesungen hinausgegangen, um das Werk auch zum Nachschlagen geeignet zu machen,
und überlässt die Auswahl dem Lehrer.
Die Arbeit wird sicherlich dazu dienen, dem Studirenden die Mechanik, diesen
schwierigsten Theil seines Studiums, zugänglicher zu machen, und wird wegen ihrer
klaren und kurzen Fassung auch dem praktischen Ingenieur gute Dienste leisten.
Technisch-chemisches Jahrbuch
1889–1890. Ein Bericht über die Fortschritte auf dem Gebiet der chemischen
Technologie vom April 1889 bis April 1890. Herausgegeben von Dr. R. Biedermann. Zwölfter Jahrgang. Berlin. C. Heymann's
Verlag. 622 S. 12 Mk.
Es genügt wohl, auf das Erscheinen dieses anerkannten Jahresberichts aufmerksam zu
machen.