Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, Miszellen, S. 24 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ueber die Zusammensetzung von Kesselstein.
Von Prof. Stillman.
(Chemical News, 1890 Bd. 61 S.
258.)
Die Resultate einer Kesselsteinanalyse zeigen gewöhnlich Kalk und Magnesia als
Carbonate und Gyps unter der Annahme, dass der Kesselstein in der Form im Kessel
bleibt, in welcher er gebildet wurde. In den Theilen des Kessels, wo der Kesselstein
nicht mit der directen Feuerung in Berührung kommt, bleibt seine Zusammensetzung die
ursprüngliche; anders ist es aber an den Stellen, wo derselbe einer intensiven Hitze
ausgesetzt ist. Im letzteren Falle werden die Carbonate des Calciums und Magnesiums
in Oxyde übergeführt. Der Theil des Kesselsteins, welcher dem Kessel und der
Feuerung am nächsten liegt, verliert mehr Kohlensäure als der entfernter liegende
und geht in Aetzkalk und Aetzmagnesia über, solange die Hitze anhält. Beim Erkalten
werden beide Bestandtheile hydratisirt, und so kommt es, dass eine derartige Probe
einen hohen Wassergehalt zeigt. Der Kesselstein eines Dampfkessels in Birmingham
ergab bei der Analyse:
SiO2 und thonige Be-
standtheile
11,70
Proc
Fe2O3 + Al2O3
2,81
„
CaO
11,62
„
MgO
41,32
„
CO
6,92
„
SO3
0,96
„
Hydratwasser
21,78
„
Feuchtigkeit (bei 100° C.)
0,69
„
Rest
0,20
„
–––––––––––
100,00
Proc.
Bei dieser Analyse ist der ungewöhnlich niedrige Gehalt an Kohlensäure und
Schwefelsäure und der grosse Gehalt an Hydratwasser und Magnesia auffällig. Der
grosse Ueberschuss der letzteren über den Kalk deutet darauf hin, dass der
Kesselstein von einem stark magnesiahaltigen Wasser gebildet wurde. Bei weniger als
1 Proc. Schwefelsäure und weniger als 7 Proc. Kohlensäure können CaO und MgO
natürlich nicht vollständig als Carbonate oder Sulfate im Wasser vorhanden gewesen
sein, denn wenn wir annehmen, dass dies der Fall gewesen sei, so werden wir durch
Rechnung ein Minus von 20 Proc. an Säuren finden. Wiederholte Bestimmungen von
Kohlensäure und Schwefelsäure ergeben dasselbe Resultat. Auffällig war, dass sich
keine namhafte Mengen von organischer Substanz bei der Analyse fanden. Der hohe
Procentsatz an Oxyden des Calciums und Magnesiums nach Abzug der an Säure gebundenen
Basen liess auf Hydratwasser schliessen. Eine bei 100° C. getrocknete Probe wurde im
Platintiegel stark ausgeglüht und zeigte 28 Proc. Gewichtsverlust. Neben Wasser war
natürlich auch Kohlensäure ausgetrieben. Um dies Resultat zu controliren, wurde eine
bei 100° C. getrocknete Probe im Verbrennungsrohre ausgeglüht und das entweichende
Wasser im Chlorcalciumrohre aufgefangen. Es wurden so 21,78 Proc. Wasser gefunden,
und die im Kesselstein vorhandenen Verbindungen hiernach wie folgt berechnet:
SiO2 und thonige Be-
standtheile
11,70
Proc.
Fe2O3 + Al2O3
2,81
„
CaSO4
1,69
„
CaCO3
5,45
„
MgCO3
7,36
„
Ca(OH)2
13,70
„
Mg(OH)2
56,37
„
Feuchtigkeit (bei 100°C.)
0,69
„
Rest
0,20
„
–––––––––––
100,00
Proc.
Es wurden nun die einzelnen Schichten des Kesselsteins analysirt und hierdurch eine
Bestätigung des oben Gesagten geliefert. Die der Kesselwandung zunächst liegende
Schicht enthielt nur Spuren von Kohlensäure und bestand hauptsächlich aus Hydraten.
Die mittlere Schicht enthielt sowohl Carbonate als Hydrate, und die oberste nur
Carbonate.
Mit anderen Worten, die Zusammensetzung des Kesselsteins ist abhängig von der Stelle
des Kessels, wo der Kesselstein gebildet wird.
B.
Schutz für die eingemauerten Balkenköpfe.
Zur Verhütung von Schwammbildung und Fäulniss bei eingemauerten Balkenköpfen,
schreibt Fr. Bauer in der Bauzeitung, wurde beim Neubau einer Doppelvilla in Berlin unmittelbar an
den Stirnen der auf dem Mittelgiebel auflagernden Balken entlang eine alte werthlose
Siederöhre eingelegt, welche an dem einen Ende über die Verputzfläche der
Umfassungsmauer um ein Weniges vorsteht, mit dem anderen Ende in einen Lüftungskamin
mündet; an jedem Balkenkopfe ist diese Röhre angebohrt; die Balkenköpfe sind an den
Seitenflächen trocken eingemauert und stossen mit der unteren Stirnkante an die
Röhre, auf deren Decke ein Hohlraum an jeder Balkenstation ausgespart ist. Dadurch
werden sämmtliche Balkenköpfe fortwährend mit der Aussenluft in Verbindung gebracht
und ohne besondere Kosten wird die Austrocknung des Balkenholzes befördert. Bei
gleichlaufenden Gebälken auf die ganze Haustiefe kann die Röhre innerhalb des
Giebels von einer zur anderen Umfassung durchgelegt werden, wobei derselbe Erfolg
ohne Ventilationskamin erzielt wird. Auch lassen sich die auf den Umfassungsmauern
auflagernden Balkenköpfe in gleicher Weise mit der Aussenluft in Verbindung bringen.
Eine derartige Anbringung von an den Balkenköpfen vorüber führenden Luftkanälen,
deren Ein- und Ausmündungen am Aeusseren kaum wahrzunehmen und deren Kosten ganz
unerhebliche sind, dürfte sich in vielen Fällen empfehlen.
Bücher-Anzeigen.
Colorimetrie und quantitative
Spectralanalyse in ihrer Anwendung in der Chemie, von Prof. Dr. Gerhard Krüss in München und Dr. Hugo Krüss in Hamburg. Mit 34 Abbildungen im Text und 6
Tafeln. Verlag von Leopold Voss, Hamburg und Leipzig, 1891. 8 Mk.
Das Werk gliedert sich in zwei Theile. Im ersten Theile, der Colorimetrie, werden
nach einer kurzen Einleitung über die Principien der einfachen, technischen Methoden
der Colorimetrie die Colorimeter von Duboscq, Stammer
und C. H. Wolff, sowie das Hämometer von Fleische beschrieben und eingehend die neue Methode der
Colorimetrie durch Polarisation besprochen. Hieran reihen sich die Anwendungen der
colorimetrischen Methoden, welche an einer Reihe von Beispielen wie
Ammoniakbestimmung im Trinkwasser, Bestimmung minimaler Mengen von salpetriger
Säure, Bestimmung geringer Mengen von Chlor u.s.w. erläutert werden.
Der zweite Theil des Buches behandelt die Spectrocolorimetrie. Nach einem Rückblick
auf die geschichtliche Entwickelung der Methoden der Absorptionsspectralanalyse wird
ausführlich die Vierordt'sche Doppelspaltmethode
erläutert und anschliessend eine Uebersicht der verschiedenen Spectrophotometer
gegeben. Die Verfasser entwickeln dann Grundsätze für neue Methoden der
quantitativen Spectralanalyse und besprechen ausführlich die Anwendungen der
spectrocolorimetrischen Methoden für chemische und physiologische Zwecke.
Dieses vorzügliche Werk wird ebenso von dem rein wissenschaftlich arbeitenden
Chemiker wie von dem Technologen gerne benutzt werden und gewiss vielfach Anregung
zu Arbeiten auf diesem neu erschlossenen Gebiete der analytischen Chemie geben.
K.
Jahrbuch der Naturwissenschaften
1890-1891. Enthaltend die hervorragendsten Fortschritte auf den Gebieten:
Physik, Chemie und chemische Technologie; Mechanik; Meteorologie und physikalische
Geographie; Astronomie und mathematische Geographie, Zoologie und Botanik; Forst-
und Landwirthschaft; Mineralogie und Geologie; Anthropologie und Urgeschichte;
Gesundheitspflege, Medicin und Physiologie; Länder- und Völkerkunde; Handel,
Industrie und Verkehr. Unter Mitwirkung von Fachmännern herausgegeben von Dr. M. Wildermann. Mit 35 Holzschnitten und 3 Kärtchen.
Freiburg i. B., Herder'sche Verlagshandlung. 528 und 36 S. Preis 6 Mk. Geb. 7
Mk.
Dass auf diesem verhältnissmässig geringen Räume nur das Hervorragende Platz finden
konnte, bedarf wohl keiner Erwägung. Dies Wenige ist aber in anerkennenswerther
Weise ausgewählt und ebenso klar als kurz dargestellt. Das Buch kann allen Freunden
der Naturwissenschaft bestens empfohlen werden. Dem vorliegenden sechsten Jahrgange
ist ein auch die früheren Jahrgänge umfassendes Sach- und Namenregister
beigegeben.