Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, Miszellen, S. 72 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ausglühen von Stahldraht mittels Elektricität.
M. Rateau macht in den Monatsberichten der „Société de l'Industrie minerale“ einige
Mittheilungen über diesen Gegenstand. Seit zwei Jahren verwendet man in der
Waffenfabrik zu Saint-Etienne den elektrischen Strom zum Ausglühen des Stahldrahtes,
aus welchem die Federn bei den Magazinen der Magazingewehre hergestellt werden. Man
verwendet zu diesen Federn 3,2 m lange Stücke eines Stahldrahtes von 0,7 mm
Durchmesser. Die einzelnen Stücke werden über einen Eisenstab gewickelt and bilden
diese dann eine Feder von 75 bis 80 Windungen. Nach der mechanischen Bearbeitung
muss das Material ausgeglüht werden. Der hierzu in Anwendung stehende Apparat
besteht aus einem Gramme'schen Ring, aus zwei Elektromagneten, aus einem Commutator
und einem Rheostaten. Die Dynamomaschine liefert einen Strom von 45 Volt und 23
Ampère, kann nach Belieben ein- oder ausgeschaltet werden und erfordert ungefähr
1,75 . Von den gelieferten 23 Ampère werden nur 13 oder 14 zum Erhitzen des
Drahtes verwendet, während der Rest in zwei Elektromagnete übergeht, welche dazu
dienen, die auszuglühenden Drähte rasch und bequem in den Stromkreis einzuschalten,
und sind einander in einer Entfernung von 1 m gegenüber gestellt, derart, dass man
den Draht leicht zwischen ihren Armaturen befestigen kann. Das Ausglühen geht so
rasch von statten, dass ein einziger Arbeiter in einer neunstündigen Schicht 2400
Federn ausglühen kann. Früher wurden die Drähte auf den Wickelstäben mit Hilfe eines
Kohlenfeuers ausgeglüht. Das neue Verfahren besitzt dem alten gegenüber zahlreiche
Vortheile. Der Apparat nimmt nicht viel Raum ein, die Kosten betragen nur ein
Viertel, und überdies ist das Ausglühen ein viel gleichmässigeres, wie die
gleichförmige Färbung des ganzen Drahtes anzeigt. (Stahl und
Eisen.)
Le Chatelier's thermoelektrisches Pyrometer.
In der Revue industrielle, 1890 S. 494, hat R. Lucion unter Vorausschickung einiger Mittheilungen
über andere Pyrometer und unter Hinweis auf das 1888 in Berlin erschienene Buch von
C. H. Boltz: „Die Pyrometer“ darauf
hingewiesen, dass Prof. Le Chateiter in Paris (vgl.
1891 280 23) schon 1887 vorgeschlagen habe, die
Veränderung der thermo-elektromotorischen Kraft zur Messung höherer Temperaturen zu
benutzen, und dass sein Pyrometer jetzt eine brauchbare Form besitze. Das
Thermo-Element bilden einfach zwei Drähte von 1 mm Dicke und 1 m Länge, welche an
dem einen Ende ohne eigentliche Löthung um einander geschlungen sind, während die
anderen Enden mit einem aperiodischen Spiegelgalvanometer von Deprez-d'Arsonval verbunden sind. Bei dem geringen
Widerstände des Elementes ist es ohne wesentlichen Einfluss, ob man 1 cm der
Umschlingung oder eine grössere Länge der Drähte erhitzt. Fünf Secunden reichen hin,
um den Drähten die Temperatur des Ofens oder der zu messenden Wärmequelle zu
ertheilen. Bei Einführung des Pyrometers in einen Ofen führt man die Drähte durch in
einer Eisenröhre steckende irdene Röhren, so dass nur die Umschlingung frei
liegt.
Eigenthümlicher Pferdebahnbetrieb in Ontario.
Zu einem eigenthümlichen Betrieb hat man bei einer Strassenbahn in Ontario, Cal.,
gegriffen. Nach Engineering News vom 13. December 1890,
* S. 523, läuft dort eine nahezu 10 km lange Bahn durch die Hauptstrasse mit einer
Steigung von reichlich 300 m, welche am unteren Ende 1 Proc., am oberen 8 Proc.
beträgt. Die Bahn war für elektrischen Betrieb geplant, die Wagen wurden aber damals
aufwärts durch Pferde, abwärts durch ihre eigene Schwere bewegt; zu letzterem Zwecke
waren sie mit kräftigen Bremsen versehen. Bei der Abwärtsfahrt wurden die Pferde auf
einen angehängten kleinen Wagen gestellt. Bei Ankunft am Fusse des Hügels wurden die
Seiten des Wagens auf dem Boden zusammengelegt, der kleine Wagen unter den Bahnwagen
geschoben und seine zwei Räder von dem Geleise abgehoben. Die Abfahrt erfolgt
rascher, als bei Benutzung von Pferden; der Betrieb hat sich als billig und
zweckmässig herausgestellt.
Newton und Hawkins' selbsthätiger Ausschalter für
Speicherbatterien.
Der von F. M. Newton in Taunton fabricirte selbsthätige
Ausschalter soll nach Engineering vom 26. September
1890 eine Speicherbatterie selbsthätig in den Stromkreis einer Dynamo einschalten,
sobald der letzteren elektromotorische Kraft die der ersteren übersteigt, dagegen
die Dynamo selbsthätig ausschalten, wenn ihre elektromotorische Kraft aus irgend
einem Grunde unter die der Batterie herabsinkt. Dadurch wird verhütet, dass der
Strom der Batterie zurückströmt und die Dynamo als Motor treibt. Der Umschalter
besteht aus zwei über einander liegenden Elektromagneten. Der. obere ist mit dickem
Draht bewickelt und liegt im Hauptstromkreise von der Dynamo zur Batterie. Der
untere ist auf einem Stifte beweglich und mit einem Contacthebel ausgerüstet; sein
feiner Draht liegt beständig in einem Stromkreise mit der Dynamo. Hat die angehende
Dynamo eine bestimmte Geschwindigkeit und so die zum Laden der Batterie nöthige
elektromotorische Kraft erreicht, so hebt sich der untere Elektromagnet gegen den
festliegenden oberen und schliesst zugleich mittels des sich an zwei Contacte
legenden Contacthebels den Hauptstromkreis von der Dynamo nach der Batterie. Der
Stromkreis geht jetzt zugleich durch die Rollen des oberen Elektromagnetes und
vermehrt die Anziehung zwischen den beiden Elektromagneten.
Fällt die elektromotorische Kraft der Dynamo unter die der Batterie, so kehrt sich
die Stromrichtung im oberen Elektromagnete um, derselbe stösst den unteren ab,
dieser fallt durch sein Gewicht herab und unterbricht mittels des Contacthebels den
Stromweg nach der Batterie hinter den Rollen des oberen Elektromagnetes.
Natürliche Cementbildung bei Cairo in Egypten.
E. Sickenberger beschreibt in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft,
1889, eigenthümliche tropfsteinartige Gebilde, die aus Sand, verbunden durch einen
fest bindenden Kalkcement, bestehen. Die Analyse ergab:
Quarzsand, mechanisch gebunden
54,00
Proc.
Kieselsäure, chemisch gebunden
3,08
„
CaO
17,10
„
Al2O3, Fe2O3
2,25
„
CO2
19,40
„
H2O
3,85
„
MgO
2,22
„
SO3
0,75
„
NaCl
0,32
„
Die Cementbildung findet bei Cairo überall dort statt, wo Thon, Quarz und Kalkstein
zusammentreffen. (Thonindustrie-Zeitung, Nr. 14 S.
33.)
Zg.