Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, Miszellen, S. 167 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Stanley und Kelly's Beseitigung der Induction in
Telephonlinien.
Bekanntlich können die Selbstinduction L und die Capacität M (in Mikrofarad) einer
elektrischen Leitung, worin ein Strom von gegebener Periodicität laufen soll, so zu
einander und zu dem Strome abgeglichen werden, dass sich bloss der gewöhnliche, in
Ohm zu messende Widerstand dem Laufe des Stromes entgegenstellt. Dazu gehört, dass M
und L der Gleichung n=10^2\,:\,2\,\pi\,\sqrt{L\,M} genüge, worin
n die Zahl der vollen Stromwellen in der Secunde bezeichnet. Bei allen anderen
Wellenzahlen stellt sich mehr als der Ohm-Widerstand entgegen, bei höheren wegen der
unausgeglichenen Selbstinduction, bei niedrigeren wegen der unausgeglichenen
Capacität; indessen neutralisiren sich auch da Capacität und Selbstinduction
theilweise.
William Stanley jr. in Pittsfield, Mass., und John F. Kelly in New York haben daher nach dem New
Yorker Electrical
Engineer, 1891 Bd. XII * S. 677, zur Beseitigung der
Induction bei Telephonleitungen folgendes Mittel in Vorschlag gebracht.
Am einfachsten schalten sie zwischen die Leitung und die Erde, und zwar noch vor dem
Telephonempfänger, eine Selbstinductionsrolle und einen Condensator ein. Der
richtige Werth beider wird leicht erlangt, indem man die Länge der Rolle und die
Grösse des Condensators ändert, so dass sie die Fortpflanzung von Wellen unter der
bestimmten Zahl grösstentheils verhindern, die das Sprechen hervorbringenden Wellen
dagegen begünstigen.
Eine Abänderung dieser Anordnung besteht darin, dass sie von der nach dem
Selbstinductor und der Leitung hinliegenden Belegung des Condensators noch eine
Nebenschliessung zum Telephon anlegen und in diese zur Richtigstellung der Capacität
und Selbstinduction noch einen Condensator von verhältnissmässig grosser Capacität
und eine Selbstinductionsrolle von verhältnissmässig kleiner Selbstinduction
einschalten, so dass eine hohe Empfänglichkeit für lange Wellen da ist.
Bei einer anderen ähnlichen Abänderung liegt nur eine Selbstinductionsrolle von
grosser Selbstinduction im Nebenschlusse und dieser hat nur geringen Widerstand, so
dass zum Ableiten der langen Wellen und zum Entgegenstellen gegen die kurzen Neigung
vorhanden ist.
Woodhouse und Rawson's elektrischer Fehlerfinder.
Woodhouse und Rawson haben vor kurzem einen einfachen
kleinen Apparat eingeführt, welcher in elektrischen Hausanlagen zur Auffindung von
Fehlern dienen soll. Nach Industries vom 6. November
1891 * S. 450 besteht derselbe aus einem Polanzeiger; der eine Pol desselben ist mit
der Erde verbunden, der andere kann mit der einen oder der anderen der beiden
Stromzuleitungen verbunden werden. Ist nun in einer der Leitungen ein Fehler, so
tritt in der mit einem eine farbige Ausscheidung liefernden Elektrolyt gefüllten
Röhre eine Färbung auf, wenn die andere Leitung durch den Fehlerfinder mit der Erde
verbunden wird.
Organische Säuren im Rübensaft.
Ueber die im Rübensaft enthaltenen organischen Säuren veröffentlichte O. v. Lippmann eine interessante Arbeit, aus der
Nachstehendes entnommen ist: Verfasser weist zum ersten Male mit Bestimmtheit nach,
dass im Rübensaft Apfel- und Weinsäure enthalten sind. Es gelang ihm, beide Säuren
trotz der Gegenwart von Citronen- und Oxalsäure vollkommen rein zu erhalten aus
Kalkniederschlägen, die sich in den Verdampfapparaten abzuscheiden pflegen; und zwar
erwies sich die Apfelsäure als linksdrehend, die Weinsäure dagegen als
rechtsdrehend. Ausserdem konnte noch Glutarsäure erhalten werden (vermöge ihrer
grossen Löslichkeit in Aether), die bis jetzt noch nicht in der Pflanze nachgewiesen
worden ist. Das Vorkommen der Glutarsäure ist hauptsächlich wegen ihrer Beziehungen
zur Glutaminsäure, dem Glutamin und der α-Oxyglutarsäure von Interesse, welche ersteren namentlich in Rüben und
Rübenproducten auftreten, während letztere in der Melasse nachgewiesen ist.
Ausser den bislang genannten Säuren finden sich noch Bernsteinsäure, Adipinsäure,
Glykolsäure und vielleicht auch Glyoxal. Bernstein- und Adipinsäure isolirte Lippmann aus eigenthümlichen Absätzen, die sich zu
Beginn der Campagne beim Vorwärmen der gekalkten Säfte gebildet hatten. Glykolsäure
dagegen wurde erhalten aus einem Absatz, der sich wesentlich während einer
Betriebsunterbrechung aus dem hierbei stark abgekühlten Safte ausgeschieden hatte
und eine dünne, sehr harte Kruste strahlig-krystallinischen Gefüges darstellte.
Aus einem feinen weissen Pulver, das sich während des Betriebes bei der Filtration
der Säfte abschied, konnte durch Kochen mit Wasser Glykolsäure erhalten werden,
während die Analyse die Formel COH ergab. Das Molekulargewicht dieses Körpers ist
jedenfalls ein höheres. Seine Zusammensetzung und Eigenschaften machen es nicht
unwahrscheinlich, dass eine Analogie mit dem von Schiff
beobachteten Hexaglyoxalhydrat
6
COH∣COH
+ H2O besteht.
Wenn somit das Vorhandensein von Glyoxal in unreifen Rüben auch noch hypothetisch
ist, so konnte Verfasser doch in einem einzigen Falle Glyoxylsäure in ganz jungen
Rübenpflanzen nachweisen und isoliren.
Alle diese Säuren (mit Ausnahme der Glutarsäure) sind in der Natur sehr verbreitet
und finden sich, wie Brunner gezeigt hat, in vielen
zuckerhaltigen Frucht- und Pflanzensäften; in den Früchten schon vor der Reife und
während gewissen Entwickelungsstadien auch allgemein in den grünen Pflanzentheilen.
Wenn nun bei der Bildung von Zucker im Pflanzenkörper Aldehyde die ersten
Assimilationsproducte sind, was wohl kaum mehr zu bezweifeln ist, so wäre nach Lippmanns Meinung zu berücksichtigen, dass vielleicht
auch solche Condensationen derselben vorkommen könnten, die zunächst zu Körpern von
der Gattung des Hexaglyoxalhydrates führten, aus welchen dann durch weitere
Abspaltung wieder Säuren hervorzugehen vermöchten. Ebenso müsse der Aldehyd der
Glykolsäure, dazwischen dem Formaldehyd und Glycerinaldehyd in der Mitte steht,
befähigt sein, wie diese, vielleicht noch leichter, sich zu Zuckerarten zu
condensiren. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1891 Bd. 24 S. 3299.)
Bücher-Anzeigen.
Die Uhrmacherkunst und die Behandlung
der Präcisionsuhren. Von E. Gelcich, Director
der k. k. nautischen Schule in Lussinpiccolo. Wien. Hartleben's Verlag. 640 S. 10
M.
Das vorstehende Werk bildet den 2. Band einer Sammlung mechanisch-technischer Werke
(deren 1. Band: Toborsky, Locomobilen, 1889 272 384 besprochen worden ist). Es wendet sich nicht nur
an die Uhrmacher, denen es die wissenschaftliche Grundlage für ihren Beruf bringt,
sondern insbesondere auch an die zahlreichen Fachkreise, denen eine Kenntniss der so
interessanten Einrichtung der Uhren erwünscht ist, also an Techniker, Astronomen,
Seeleute, Reisende u. dgl.
Eingeleitet wird das Werk durch die zur Zeitbestimmung erforderlichen Kenntnisse der
astronomischen Erscheinungen und die Erläuterung physikalischer und mechanischer
Gesetze (Hebel, schiefe Ebene, Pendel, Galvanoplastik, sogar Optik). Dann werden
kurz die zur Verwendung kommenden Materialien (Metalle, Steine, Schmiermittel)
besprochen. Nach einer kurzen allgemeinen Beschreibung der Pendel-, Taschen- und
Stutzuhren wird im 4. Theil eingehend die eigentliche Uhrmacherkunst gelehrt und
zwar die Eingriffe, die treibende Kraft des Uhrwerkes, die Regulatoren, die
Compensationen und die Hemmungen. Die weiteren Theile enthalten die Behandlung der
Präcisionsuhren, der beiläufigen Mechanismen für Schlag-, Repetir-, Kalender- und
Weckerwerk u. dgl., sowie die elektrischen und pneumatischen Uhren.
Die vorstehende Inhaltsübersicht zeigt, dass hier ein sehr reiches Material geboten
ist. Einzelne Herleitungen möchten wohl eine, die durchgängige Bildungsstufe der
Uhrmacher überschreitende Kenntniss der Mathematik verlangen, so dass mancher Leser
unter Verzicht auf die Herleitung sich mit dem Endergebniss wird begnügen müssen.
Die Figuren sind grösstentheils geschickt gewählt, und der Text zeigt klare
Darstellung, so dass wir das Werk allen Interessenten empfehlen können.
Repetitorium der Differential- und
Integralrechnung von Dr. Chr. G. Joh. Deter.
Berlin bei Max Rockenstein. 118 S. 1,50 M.
Bechhold'sHandlexicon der Naturwissenschaften und Medicin. (Vgl.
1891 279 72. 144.) Lieferung 7, 8 und 9 zu je 80 Pf. S.
385 bis 560.
Die nach einer kleinen Unterbrechung erschienenen Lieferungen gehen von
„Grundhaare“ bis „Libriformfasern“. Das Werk erweist sich mehr und
mehr als ein sehr brauchbares Hilfsmittel zum Verständniss der
naturwissenschaftlichen und medicinischen Schriften, sowohl wegen seiner
Reichhaltigkeit als wegen seiner kurzen und treffenden Erläuterungen. Die
Schlusslieferungen sollen in kurzer Frist erscheinen.
Preis-Ausschreiben.
Die Redaction der Deutschen Tapezierer-Zeitung in Berlin
NO., Kaiserstr. 41, schreibt folgende Preise aus:
1. für eine Abhandlung über das Tapezieren von Wänden (Tapetenankleben) von
der einfachsten bis zur schwierigsten Art je 100 M., 50 M. und 25 M.
baar;
2. für eine Abhandlung über das Legen von Linoleum je 75 M. und 30 M.
baar.
Die Arbeiten sind bis l. September 1892 in verschlossenem Briefumschlag, mit Motto
versehen, einzureichen. – Die ausführlichen Bedingungen versendet oben genannte
Redaction kostenfrei.