Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, Miszellen, S. 240 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Nahtlose Stahlbehälter.
Ueber nahtlose Stahlbehälter machte Hauptmann v. Tschudi
in der Versammlung des Vereines deutscher
Maschineningenieure nach Glaser's Annalen vom
1. Juli 1892 Mittheilungen. Die Behälter, nach ihrer vielfachen Verwendung zum
Fassen hoch gespannter Kohlensäure Kohlensäureflaschen genannt, widerstehen einem
Druck von 100 at und mehr. Man stellte sie zuerst aus schmiedeeisernen oder
stählernen Rohren her, die man an beiden Enden mit einem eingeschweissten Boden
versah, in den man ein Ventil zum Füllen und Entleeren einschraubte. Zum Schütze des
Ventiles wurde eine Kappe übergeschraubt (Fig. 1).
Eine wesentlich verbesserte Kohlensäureflasche wurde von der Firma E. Th. Förster in Berlin aus England eingeführt. Die
Herstellung dieser Behälter erfolgt dadurch, dass eine runde Platte durch den
Stempel einer hydraulischen Presse so eingedrückt wird, dass sich der Rand zu einem
Rohre umbiegt. Unter Anwendung immer kleinerer Matrizen, aber unter Beibehalten
desselben Stempels, wird dieser Vorgang etwa zwölfmal wiederholt. Dieses Pressen
oder Ziehen erfolgt theils in heissem, theils in kaltem Zustande des Arbeitsstückes.
Das obere noch offene Ende des so erhaltenen Cylinders wird in mehreren Hitzen, bei
grossen Behältern mit dem Dampfhammer, bei kleineren mit Handhämmern in Gesenken
nach und nach so zugezogen, dass ein etwa 80 mm weiter und ebenso langer
cylindrischer Hals entsteht. Letzterer wird durch Einschweissen eines Pfropfens
geschlossen. Später wird der Flaschenhals auf der Drehbank auf der vorderen Fläche
abgedreht, durchbohrt und mit Gewinde versehen. Fig. 2 zeigt den fertigen
Behälter.
Die nahtlosen Stahlbehälter werden zur Zeit in jeder gewünschten Grösse bis zu 305 mm
äusserem Durchmesser bei 2500 mm Länge hergestellt.
Nachstehende Tabelle gibt die Abmessungen der gebräuchlichsten Behälter nach engl.
Maass.
AeussererDurchmesser
Wandstärke
Bis zurLänge von
3''
⅛''
18''
3½''
9/64''
2'
4''
5/32''
3'
5½''
7/32''
3'
6''
7''
9/16''
4'
6''
8''
11/32''
4'
6''
9''
⅜''
4'
6''
12''
½''
7'
6''
Die Behälter werden mit flachem, mit nach aussen oder nach innen gewölbtem Boden
geliefert.
Vor den geschweissten Behältern haben die nahtlosen den grossen Vortheil voraus, dass
sie bei gleichem Inhalt nur etwa halb so schwer sind als diese, was in Anbetracht
dessen, dass die Behälter fast unausgesetzt auf der Bahn sich befinden, eine so
wesentliche Frachtersparniss zur Folge hat, dass die Mehrkosten der Anschaffung der
nahtlosen Flaschen sich hiergegen bald ausgleichen werden. Ausserdem ist die
Festigkeit der nahtlosen Behälter grösser als die der geschweissten.
Es ist dem Vortragenden nicht bekannt, dass eine der gebräuchlichsten, 8 bezieh. 20 k
flüssige Kohlensäure fassenden
Flaschen bei den vielen Prüfungen auf inneren Druck bei einem Druck von weniger
als 400 at geplatzt wäre. Das leichteste Gas, der Wasserstoff, hält sich in den
nahtlosen Flaschen unter 100 at Druck jahrelang ohne jeden Verlust.
Die Fig. 1 und 2 zeigen die
gebräuchlichsten Ventile der nahtlosen Behälter. Besonders zweckmässig erscheint
hiervon das der Firma E. Th. Förster patentirte Ventil
(Fig. 2). Das
Untertheil desselben, welches den gasdichten Verschluss der Flasche bewirkt, sitzt
gänzlich in dem Flaschenhals; das Obertheil des Ventils (Fig. 3) ist abnehmbar. Es
gewährt dies den Vortheil, dass man für eine grössere Anzahl von Flaschen nur ein
einziges Ventilobertheil nöthig hat, was eine wesentliche Ersparniss bei der
Anschaffung der Flaschen ergibt. Ein weiterer Vortheil dieses Ventils besteht darin,
dass zu seinem Schütze nach den Bestimmungen des Eisenbahnbetriebs-Reglements ein
kleiner, über dem Ventil in den Flaschenhals einzuschraubender Stöpsel genügt.
Endlich kann man sich bei diesem Ventil von dem Dichtschliessen desselben durch
wenige Tropfen Wasser, welche man in den Flaschenhals bringt, überzeugen, während
man bei den ausserhalb der Flasche befindlichen Ventilen zu dem Zweck die ganze
Flasche unter Wasser bringen muss.
Textabbildung Bd. 285, S. 240 Der Rollkranz wird bei den 8 k-Kohlensäureflaschen aus einem Ring von
schmiedbarem Guss gebildet, welcher aussen quadratisch gestaltet ist. Der Ring wird,
um gleichzeitig einen Fuss für die Flasche zu gewinnen, auf welchem sie sicher
stehen kann, am Boden derselben in einer ausgedrehten Nuth befestigt. Bei grösseren
Behältern wird der gegossene oder aus Bandeisen hergestellte Rollkranz unterhalb des
Flaschenhalses aufgelöthet.
Comprimirter Sauerstoff wird schon seit längerer Zeit von der Firma Dr. Theodor Elkan in Berlin in nahtlosen Stahlbehältern zu
den verschiedensten Zwecken versandt.
Ebenso kommen Wasserstoff und Sauerstoff in Behältern beliebiger Grösse in den Handel
zum Erzeugen von Kalklicht oder zum Erzeugen der heissesten Stichflamme zum Löthen
von Blei, zum Schweissen, zum Schmelzen von Platin. Weitere Verwendungen
komprimirter Gase sind nur eine Frage der Zeit.
In der Versammlung wurde die Vermuthung ausgesprochen, dass dergleichen Röhren nach
dem Mannesmann'schen Walzverfahren herstellbar seien.
Wir fügen noch hinzu, dass die oben erwähnte Herstellung der Gefässe aus
kreisförmigen Platten in Deutschland in ausgedehnter Weise zur Herstellung genau
kalibrirter Geschosshülsen für Gewehr- und Geschützpatronen in Gebrauch ist.
Biegsamer Stiel für Werkzeuge.
Bei Schlagwerkzeugen bringt die Rückwirkung des Stieles oder Handgriffes
Erschütterungen hervor, die auf die Dauer sehr störend und ermüdend sind. Zu den
bisher gebräuchlichen Stielen von elastischem Holze ist nach dem amerikanischen
Patente Nr. 479032 eine Erfindung von J. S. Surbaugh
vom 10. August 1891 hinzugekommen. Der Stiel besteht aus einem von spiralförmig zu
einem Rohre gebogenen Stahldrahte, welcher theilweise in zwei Lagen mit
entgegengesetzten Windungsrichtungen über einander liegt. Zur Befestigung des
Stieles dient ein in das Innere des Rohres eingetriebener Holzkeil, welcher das
Spiralrohr gegen das Auge des Werkzeuges andrückt. In einer Ausführung ist die
Spirale von kreisförmigem Querschnitt, in der andern ist dieselbe platt
gedrückt.
Bücher-Anzeigen.
Zeitschrift für gewerblichen Rechtsschutz, Archiv für
Erfindungsrecht, für Marken-, Muster- und Firmenschutz, Organ des Deutschen Vereins
für den Schutz des gewerblichen Eigenthums, herausgegeben von Gerichtsassessor Paul Schmid. Preis für den Jahrgang, 24 Nummern, 20 M.
München. Verlag von E. Oldenbourg.
Das Programm der Zeitschrift: in der Wahrung aller Rechtsinteressen der Industrie den
gesetzgebenden Factoren vorzuarbeiten und Industrie und Gewerbe vor allen
schädigenden Maassnahmen zu schützen, wird bethätigt durch Originalarbeiten
wissenschaftlicher Autoritäten, statistisches Material, Mittheilungen aus der
Gesetzgebung und Rechtsprechung des In- und Auslandes, Besprechungen der
einschlägigen Literatur und Mittheilungen über die Thätigkeit des Vereins.
Die vorliegenden fünf Nummern entsprechen dem Programm in anerkennenswerther
Weise.
Die Entwicklung der Schiffsmaschine in den letzten
Jahrzehnten von C. Busley. Mit 157
Textabbildungen und 5 lithographirten Tafeln. Dritte Auflage. Berlin. J. Springer.
203 S. 12 M.
Die dritte Auflage ist nur wenig geändert, weil, wie der Verfasser sagt, sich im
Schiffsmaschinenbau nicht viel geändert hat; jedoch konnte über die Verwendung des
künstlichen Zuges ein mehr abschliessendes Urtheil angehängt werden.
Das Werk beschränkt sich nicht, wie aus der Fassung des Titels vielleicht
herausgelesen werden könnte, nur mit der Schiffsmaschine, sondern zieht auch die
Kessel und deren Zubehör in Betracht und zwar sehr ausführlich, wie aus der
nachstehenden Inhaltsübersicht hervorgeht.
Inhalt: I. Fortschritte in der Verwendung des Dampfes (S. 1 bis 85). 1) Dampfmantel,
2) Ueberhitzer, 3) Oberflächencondensator, 4) Hochdruckmaschine, 5) Zweifach-, 6)
Dreifach-, 7) Vierfachexpansionsmaschine.
II. Fortschritte in der Erzeugung des Dampfes (S. 89 bis 203). 8) Künstlicher Zug und
Unterwind, 9) Vorwärmung der Verbrennungsluft, 10) Vorwärmung des Speisewassers, 11)
Speisewasserergänzung, 12) Wasserrohrkessel mit geraden wagerechten Rohren, mit
geraden geneigten Rohren, mit gebogenen Rohren, mit Spiralrohren.
Schlussbemerkungen.
Dem Verfasser, der sich auf dem hier behandelten Gebiete eines vorzüglichen Rufes
erfreut, stehen die besten Quellen zu Gebote, wovon das vorliegende Werk aufs Neue
den Beweis liefert. Die Darstellungsweise lässt trotz der gedrängten Fassung an
Verständlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Eingesandt.
Schweizerische Ausstellung der gewerblichen Fachschule in
Basel.
Auf Veranstalten des Schweizerischen Industriedepartements findet vom 4. bis 25.
September d. J. eine Ausstellung der Schülerarbeiten der vom Bunde mit
Betriebsbeiträgen bedachten kunst- und technischgewerblichen Fachschulen, Fachcurse
und Lehrwerkstätten im Neubau für die Allgemeine Gewerbeschule in Basel statt. Es
haben an der Ausstellung 35 Anstalten theilzunehmen. Ein ausführlicher Catalog in
deutscher und französischer Ausgabe wird eine Skizze der historischen Entwickelung
dieser oberen Stufe des gewerblichen Bildungswesens in der Schweiz, Verordnung und
Reglement der Ausstellung 1892 und eine Beschreibung der Organisation und der
Betriebsverhältnisse der ausstellenden Anstalten nebst Orientirungsplan darbieten.
Die Ausstellung wird das Interesse der Fachleute und weiterer Kreise durch ihre
Mannigfaltigkeit und Eigenart auf sich lenken.