Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, Miszellen, S. 191 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die Zukunft der elektrischen Strassenbahnen.
Am 6. Juni 1892 hat Frank J. Sprague in seiner
Antrittsrede als Vorsitzender des American Institute of Electrical Engineers (vgl.
Transactions, Bd. 9 S. 229) über die zukünftige
Entwickelung der elektrischen Eisenbahnen gesprochen. Im Eingange seiner Rede weist
er darauf hin, dass die elektrischen Strassenbahnen die Zeit des Versuches hinter
sich hätten und an ihrem Erfolge nicht gezweifelt werden könne. Ihre Geschichte der
letzten 5 Jahre zeige eine Entwickelung fast ohne gleichen. Beinahe innerhalb 10
Jahren falle die Eröffnung der ersten praktischen elektrischen Eisenbahn. In einem
Drittel dieses Zeitraumes seien mehr als 450 Bahnen in Betrieb gesetzt, oder in
Vertrag gegeben worden, ausgerüstet mit nahezu 6000 Wagen und über 10000 Motoren und
mit über 4800 km Fahrbahn. Es werden darauf täglich nicht weniger als 1120000 km
zurückgelegt und jährlich über 1 Billion Fahrgäste befördert. Das Anlagekapital
beträgt wenigstens 300 Millionen Mark. 30000 Pferde sind in einem einzigen Jahre von
dem Sklavendienste des Strassenbahnwagenziehens befreit worden; die Ställe
verschwinden und die Strassen werden reinlicher; prachtvolle Wagen laufen auf
glatten, gut gebauten und steifen Bahnbetten. Die Dividenden sind gestiegen, die
Ausgaben haben sich vermindert und die Anlagen erweitert.
Dann beleuchtet Sprague die Berechtigung der
oberirdischen Stromzuführungen, besonders in entsprechend breiten Strassen;
natürlich müsse die Ausführung eine möglichst gute sein.
Nach der Meinung des Redners würden nach der Ausführung von Bahnen in den Städten
Verbindungsbahnen zwischen benachbarten Städten folgen, dann längere
Verbindungsbahnen, sei es auf dem Grunde bestehender Dampfeisenbahnen, sei es auf
eigenem Grunde. Dann würde sich der Vorstadtverkehr erweitern und die
Frachtbeförderung hinzutreten, endlich der Hauptbahndienst kommen unter gewissen
Einschränkungen. Bei einer entsprechend grossen Zahl von Zügen zwischen zwei Punkten
würde die Elektricität dem Dampfe voraus sein. Anziehend sind die Einzelheiten, in
welche der Redner beim Vergleiche eingeht und die Bedingungen und Forderungen,
welche er für den Bau elektrischer Hauptbahnen und die Signaleinrichtungen derselben
aufstellt.
C. Fery und E. Ducretet's Ein- und Ausschalter für
Speicherbatterieladung.
Der für C. Fery und E.
Ducretet in Paris in England am 5. August 1891 unter Nr. 13252 patentirte
Ein- und Ausschalter, welcher beim Laden von Speicherbatterien mittels einer
Dynamomaschine von veränderlicher Geschwindigkeit benutzt werden soll, besitzt einen
Contacthebel, welcher mit zwei Contactstiften in zwei Quecksilbernäpfe hineinragt;
durch diese Näpfe und den Hebel geht der Ladestrom; es ist aber in den Stromkreis
desselben ausser der zu ladenden Batterie noch
eine Drahtrolle eingeschaltet, in welche der aus weichem Eisen bestehende
Fortsatz des Contacthebels hineinragt, um von ihr magnetisirt zu werden. Entlang
dieser Rolle liegt oberhalb und neben derselben eine zweite Drahtrolle, deren
Windungen in den Stromkreis des vom Ladestrome an den Bürsten abgezweigten
Erregungsstromes der Dynamo eingeschaltet sind, sei es in unmittelbarer
Hintereinanderschaltung mit den Feldmagneten, sei es in Parallelschaltung zu
diesen.
Wenn nun die elektrische Spannung beim Angehen der Dynamo so weit gestiegen ist, dass
sie jener der Speicherbatterie gleicht, so vermag die Anziehung der zweiten Rolle
die Spannung der Abreissfeder zu überwinden und den Contacthebel auch mit dem
zweiten Stifte in das zweite Näpfchen herabzudrücken, somit beginnt nun das Laden;
beide Rollen halten den Hebel in seiner Lage fest.
Vermindert sich die Geschwindigkeit der die Dynamo treibenden Maschine, so wird der
Strom der Dynamo schwächer, aber der durch die erste Rolle gehende Ladestrom nimmt
noch rascher ab, und wenn die elektromotorische Kraft der Dynamo gleich wird, so
vermag die zweite Rolle allein den Hebel nicht mehr in seiner derzeitigen Lage zu
erhalten, vielmehr reisst die Abreissfeder ihn zurück und unterbricht so den
Ladestrom ohne Funken.
S. Z. de Ferranti's Schutzvorrichtung für
Elektricitätsleitungen.
Nach seinem englischen Patent Nr. 4682 vom 16. März 1891 beschafft S. Z. de Ferranti in London für Elektricitätsleitungen
die erforderliche Sicherheit, indem er in folgender Weise eine zu grosse Erhöhung
der Spannung verhütet. Zwischen den beiden die Elektricität der Beleuchtungsanlage
oder anderen Verbrauchsstellen zuführenden Leitungen wird durch zwei Widerstände W ein Nebenschluss hergestellt; die Verbindung der
letzteren aber vermittelt ein Abschmelzdraht A, an
welchem ein Gewicht G hängt; die Mitte des
Abschmelzdrahtes steht mit der Erde in Verbindung. Uebersteigt der Stromzweig in A eine bestimmte Grenze, so schmilzt er, G fällt herab und zwischen zwei Contactstücke und
stellt so einen kurzen Nebenschluss zwischen den beiden Zuleitungen her, da jede
derselben mit einem der beiden Contactstücke verbunden ist. Tritt ein Erdschluss
auf, so steigt die Spannung in dem Theile des Abschmelzdrahtes A und der noch guten Zuleitung so, dass ebenfalls A abschmilzt.
Um einen Energieverlust zu verhüten, kann der Abschmelzdraht A zur Verbindung der beiden secundären Rollen eines kleinen Stromumsetzers
benutzt werden, dessen beide primäre Rollen in dem Nebenschlusse zu den beiden
Zuleitungen liegen und zugleich die Widerstände W
ersetzen. Bei Wahl entsprechender Bewickelung der Rollen kann hierbei der Strom in
den secundären Rollen so verstärkt werden, dass ein verhältnissmässig dicker
Abschmelzdraht verwendet werden kann.
Der Apparat, von welchem im Patente noch einige andere Abänderungen beschrieben sind,
lässt sich auch zur Entdeckung von Ableitungen benutzen.
Mattirungsflüssigkeit für Holz.
Zur Herstellung einer Flüssigkeit, welche auf Holz eine wasserechte Mattirung
hervorbringen soll, gibt Heinrich Jordan in Würzburg
folgende Vorschrift: Roher Kautschuk wird in der zehnfachen Menge Terpentinöl zum
Aufquellen gebracht und durch weiteren Zusatz der gleichen Menge Terpentinöl unter
mässigem Erwärmen gelöst.
Ein Theil dieser Lösung und ein Theil gut trocknender Leinölfirniss werden mit einem
halben Theil harzsaurem Mangan versetzt und auf 120° C. so lange erhitzt, bis eine
klare Flüssigkeit entstanden ist.
Die so erhaltene klare Lösung wird mit der siebenfachen Menge einer 40- bis
45procentigen alkoholischen Schellacklösung unter Erwärmen auf 80° C. gemischt und
ein Drittel eines Gemisches hinzugesetzt, bestehend aus 5 Th. gebleichtem Leinöl und
1 Th. Copaivabalsam.
Das fertige Präparat wird mit wollenen Lappen oder weichem Pinsel auf das rohe,
gebeizte oder mit Oel geschliffene Holz ein- bis zweimal aufgetragen und erhält so
einen Metallglanz, der gegen Wasser, Wein, Bier, Essig, schwaches Seifenwasser
u.s.w. widerstandsfähig ist.
An Stelle der alkoholischen Schellacklösung kann das Kautschukpräparat auch mit einem
rasch trocknenden Oelfirniss vermischt werden, wodurch solcher, als Mattirungsmittel
verwendet, ebenfalls gegen wässerige alkoholische und alkalische Flüssigkeiten
widerstandsfähig wird, insofern, dass die damit mattirten Hölzer durch eine
Befeuchtung mit denselben keine weissen Flecken erhalten. (D. R. P. Nr. 64474 vom
10. September 1891.)
Schädlichkeit des Sodastaubes und Ammoniakgases für die
Vegetation.
Beim Pulverisiren der calcinirten Soda entsteht eine Menge Staub, welcher die
Arbeiter sehr belästigt, so dass stark gelüftet werden muss. Sind zum Auffangen des
Sodastaubes keine Vorrichtungen vorhanden, so gelangt derselbe zum grossen Theil ins
Freie und übt hier auf die Pflanzenwelt eine schädliche Wirkung aus. Die Wirkung des
Sodastaubes besteht zunächst in einer Störung der Blatthätigkeit, welche das
Absterben des Blattes bedingt und somit die ganze Pflanze in ihrer Entwicklung
hemmt. Bei längerer Einwirkung stirbt schliesslich die ganze Pflanze ab. Nach Römer, Haselhoff und König
gelangt der Sodastaub durch die Blätter auch in das Innere der Pflanze durch den
ganzen Organismus bis zur Wurzel und bewirkt hier eine Vermehrung des
Natrongehaltes. Letzterer hat eine Vermehrung der Säure zur Folge; vorwiegend sind
es Kiesel- und Schwefelsäure; welche mit dem Natrongehalt steigen; vielfach nimmt
auch die Phosphorsäure und das Chlor zu. – Aeusserlich macht sich die Einwirkung des
Sodastaubes auf die Pflanzen meist durch rostartige Flecken und Ränder der Blätter
bemerkbar, sowie durch die gelbrothen Spitzen der Coniferennadeln.
Das Ammoniakgas wirkt, wenn es in etwa tausendfach grösserer Menge als normal in der
Luft vorhanden ist, ebenfalls schädlich auf die Pflanzen ein. Die Wirkung des
Ammoniaks scheint der der Soda ähnlich zu sein. Das eingedrungene Ammoniak
neutralisirt die Säuren des Zellsaftes und macht letzteren stark alkalisch; ein
Umstand, welcher eine Störung, d.h. Aufhebung der Protoplasmabewegung
herbeiführt.
Die Athmung der Pflanzen wird durch das Ammoniak nicht beeinträchtigt. Weil aber die
Farbenveränderungen, welche auf den Blättern durch die Einwirkung des Ammoniaks
hervorgerufen werden, auf eine Umwandelung bezieh. Zerstörung des Chlorophylls
hindeuten, so muss bei hinreichend starker und hinreichend langer Einwirkung des
Ammoniaks, ebenso wie bei der Sodaeinwirkung, die Assimilation und Lebensthätigkeit
der Blätter beeinträchtigt werden, so dass diese und zuletzt der ganze Pflanzen
Organismus absterben. (Nach Landw. Jahrb., 1892 21 S.
407, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1892 Bd. 16 S.
228.)
Bücher-Anzeigen.
Die Einrichtung elektrischer
Beleuchtungsanlagen für Gleichstrombetrieb. Von Dr. Carl Heim, Docent an der königl. technischen Hochschule zu Hannover. Mit
300 Abbildungen. Leipzig 1892. Verlag von Oscar Leiner. 500 S. Geb. 9 M.
Auf dem Gebiete des elektrischen Beleuchtungswesens sind noch immer zahlreiche
Fortschritte zu verzeichnen. Indess ist in den Einrichtungen der Anlagen mit
Gleichstrombetrieb eine gewisse Gleichförmigkeit und demgemäss ein Abschluss des
Systemes nicht zu verkennen. Aus diesem Grunde hat sich der Verfasser auf den
Gleichstrombetrieb beschränkt und das System der Wechselströme, das sich noch zu
sehr in der Entwickelung befindet, ausgeschlossen. Aus demselben Grunde sind auch
die Central anlagen ausgeschlossen worden. Das Werk behandelt folgende acht
Abschnitte:
Erregung des Stromes (Dynamomaschinen);
Aufspeicherung der Arbeit (Accumulatoren);
Die elektrischen Lampen;
Leitung und Vertheilung des Stromes;
Hilfsapparate;
Betrieb und Betriebsstörungen;
Besondere Verhältnisse der an Centralstationen angeschlossenen
Beleuchtungsanlagen;
Projecte und Kosten.
Die sorgfältige, allgemeinverständliche Behandlung des Textes und die reiche Auswahl
von guten Abbildungen machen das Werk empfehlenswerth, insbesondere für
Installateure, Monteure, Bau- und Maschinentechniker, sowie für Besitzer von
elektrischen Beleuchtungsanlagen.
Die Accumulatoren für stationäre
elektrische Beleuchtungsanlagen von Dr. C.
Heim. Leipzig. Oscar Leiner. 104 S. 2 M.
(Zusammenfassung der die Accumulatoren behandelnden Abschnitte aus des Verfassers
Werk Die Einrichtung elektrischer Beleuchtungsanlagen für
Gleichstrombetrieb.)