Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 95 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Apparat zum Weichmachen und Reinigen von Kesselspeise- und
Fabrikationswasser nach System Pollacsek.
(Von G. Arnold und Schirmer in
Berlin. D. R. P. Nr. 60382 vom 29. October 1890.)
Unter verschiedenen Vorrichtungen, die in letzter Zeit angeboten worden sind,
zeichnet sich der Apparat von Pollacsek (Fig. 1 und 2) durch die
einfache und zuverlässige Art aus, wie er seine Zwecke erreicht. Er besteht in der
Regel aus einem zweitheiligen Behälter, dessen beide Hälften A die Menge des in einer bestimmten Zeit – meist in je einer Stunde –
benöthigten Kesselspeisewassers fassen. Jede Abtheilung ist mit einem gelochten
Troge B versehen, der die Chemikalien aufnimmt, welche
nach Maassgabe der Analyse für das entsprechende Wasser gebraucht werden. Ueber dem
Troge ist für beide Theile je ein gelochtes Rohr d
angebracht, welches, durch einen Hahn D absperrbar, das
zu reinigende Wasser, in Strahlen vertheilt, über die Chemikalien in dem Troge
verbreitet, so dass dieselben aufgelöst werden. In jeder Abtheilung ist ferner ein
Rohr F angeordnet, durch welches Dampf behufs Erhitzung
des Gemisches und zur Erzeugung einer lebhaften Bewegung, eines Durcheinanderrührens
desselben, zugeführt werden kann. Endlich ist in jede Abtheilung ein Filter C (oder mehrere) eingebaut oder neben derselben
aufgestellt, welches dazu bestimmt ist, den schnell gebildeten groben Niederschlag,
soweit derselbe sich noch nicht abgesetzt hat, abzufiltriren. Dies geschieht, sobald
das Wasser nach dem Speiserwasserbehälter abgelassen oder mittels der Speisepumpe
abgesaugt wird.
Textabbildung Bd. 287, S. 95Fig. 1.Textabbildung Bd. 287, S. 95Fig. 2. Das Filter besteht aus einer mit geeignetem Filtrirmaterial gefüllten
Glocke, in welche das Wasser von unten eintritt und aus welcher es gereinigt,
vermöge der hebernden Wirkung eines von der höchsten Stelle der Glocke nach unten
geführten Abzugrohres e abfliesst, sobald Hahn E geöffnet wird. Dieser Abfluss dauert so lange fort,
bis das Wasser des Behälters bis zur Unterkante der Filterglocke gesunken ist.
Schlammablasshähne G dienen zur Entfernung des
Bodensatzes aus den Abtheilungen A.
Zum Zwecke einer schnellen Reinigung des Filters kann Dampf bei geschlossenen Hähnen
E und F unter Oeffnung
des Hahnes H durch das Abzugrohr e in der der Bewegung bei der Filtration
entgegengesetzten Richtung durch das Filter geleitet werden, nachdem man erst,
gewöhnlich auf demselben Wege, Wasser in die bezügliche Abtheilung bis über
Filterunterkante eingeführt hat. Die zweite Abtheilung des Behälters dient dazu,
eine gleiche Menge Wasser zu reinigen, während die Füllung der ersten Abtheilung zum
Verbrauch gelangt.
Der Betrieb gestaltet sich folgendermaassen: Der Heizer trägt ein – abgewogen
bereitliegendes – Paket von Chemikalien in den Trog B
ein und öffnet den Zuflusshahn D und später den
Dampfhahn F. Ist die eine Abtheilung A gefüllt, so schliesst er den Hahn D und, sobald das Wasser erhitzt ist, auch den Hahn F. Es bleibt nun das Wasser in dieser Abtheilung
stehen, bis es gebraucht wird. Mittlerweile verfährt er mit der anderen Abtheilung
in gleicher Weise, bringt Chemikalien in den Trog B,
lässt Wasser zu und erhitzt dasselbe. Dann ist auch die zweite Füllung zum Verbrauch
bereit. Hin und wieder lässt er einmal Dampf im Gegenstrome durch den Filtrirapparat
gehen und zieht den Schlamm ab. – Wir heben hervor, dass der Betrieb nicht
selbsthätig erfolgt, aber im höchsten Grade einfach ist. Die Sicherheit bei
Benutzung des Pollacsek'schen Apparates liegt in der
Einfachheit. Bewegliche Mechanismen im engeren Sinne sind ganz ausgeschlossen, nur
Hähne oder Ventile sind zu bedienen.
Die gesammten Chemikalien werden von dem Wasser aufgenommen; es kommen also die
benöthigten Fällmittel wirklich zur Bethätigung. Die Erhitzung und das kräftige
Durcheinanderrütteln des Gemisches ermöglichen eine rasche und vollkommene
Durchführung des Vorganges.
Für kleinen Bedarf genügt ein einfacher Behälter, welcher ein den
Betriebsverhältnissen entsprechendes Wasserquantum fasst. Für grosse
Dampfkesselanlagen werden an Stelle des gewöhnlich angewandten getheilten Behälters
deren mehrere einfache zur wechselweisen Benutzung aufgestellt, deren
Gesammtfassungsraum dem Bedarf angepasst wird.
Was die anzuwendenden Chemikalien betrifft, so kommen nur die gemäss der Analyse
festzustellenden billigsten und wirksamsten Mittel zur Anwendung, gewöhnlich
Aetzkalk, Soda, Aetznatron, einzeln oder in entsprechendem Gemenge.
Was für das Kesselspeisewasser gilt, gilt gleichermaassen auch für
Fabrikationswasser, Wasser für gewerbliche Zwecke. Die Reinigung unter Zuhilfenahme
der Erhitzung des Wassers führt bekanntlich am allerschnellsten zum Ziele. Man
erreicht dabei in wenigen Minuten das, was auf kaltem Wege mehrere Stunden
erfordert. Es unterliegt jedoch keinen Schwierigkeiten, auch Apparate nach demselben
Grundgedanken herzustellen, bei welchen die Reinigung auf letzterem Wege erfolgt.
Für Dampfkesselspeisewasser wird zumeist das kürzere Verfahren gewählt werden, zumal
die Wärme des Dampfes, welche zur Erhitzung des Wassers verwendet wird, nicht
verloren geht, letzteres vielmehr gut vorgewärmt in den Kessel eintritt, was für den
Kesselbetrieb und die Schonung des Kessels ja stets von grosser Bedeutung ist. (Nach
Centralblatt für die Textil-Industrie, 1892 Nr.
50.)
Bücher-Anzeigen.
L. Kohlfürst, Die elektrischen Telegraphen und Signalmittel, sowie die
Sicherungs-, Control- und Beleuchtungs-Einrichtungen für Eisenbahnen auf der
Frankfurter internationalen elektrotechnischen Ausstellung 1891. 268 S. mit
226 Abbildungen. Stuttgart. J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger. 1893. Preis 5
M.
Bereits bei der Besprechung der im J. 1891 erschienenen, ebenfalls vorn
Eisenbahn-Oberingenieur a. D. L. Kohlfürst
geschriebenen, inzwischen von dem Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen mit einem
Preise gekrönten „Fortentwickelung der elektrischen
Eisenbahneinrichtungen“ (vgl. 1892 283
164) ist hervorgehoben worden, dass die Frankfurter Ausstellung in ganz vorzüglicher
Weise die neueren und neuesten Fortschritte in den gesammten elektrischen
Einrichtungen der Eisenbahnen vor Augen geführt habe, und gewiss haben die Leser von
D. p. J. diese Aeusserung durch den von L. Kohlfürst in Bd. 283 ff.
gegebenen sorgfältigen und ausführlichen Bericht als zutreffend erkannt. Wenn nun
die in der Ueberschrift genannte jüngste Arbeit Kohlfürst's weiter nichts böte, als eine übersichtliche und handliche
Ueberarbeitung des oben genannten Berichtes, so würde sie ohne Zweifel schon als
innerlich vollkommen berechtigt erscheinen müssen. Das jetzt vorliegende Buch
besitzt indessen einen weit höheren Werth: es erweist sich als eine wohlgeordnete
und in sich abgeschlossene Gesammtbesprechung der so zahlreichen und dabei so
mannigfaltigen in Frankfurt 1891 vorgeführten elektrischen Einrichtungen aus dem
Eisenbahngebiete. Wohl hat jener Bericht in D. p. J.
als „Grundstock“ für die Gesammtbesprechung gedient, allein in letzterer
haben wir eine höchst schätzenswerthe Erweiterung und Vervollständigung des
Berichtes zu begrüssen, welche wildern hingebenden Fleisse des Verfassers und dem
wohlmeinenden und willigen Entgegenkommen zu verdanken haben, welches derselbe
namentlich bei den betheiligten Bahnverwaltungen und Ausstellern fast ohne Ausnahme
gefunden hat. Zugleich wird durch die in noch wesentlich vergrösserter Zahl in den
Text eingefügten klaren Abbildungen das Verständniss sehr gefördert.
In der Einleitung (S. 1 bis 7) hat der Verf. zunächst eine Anzahl von anziehenden
Bemerkungen über die Entstehung der Frankfurter Ausstellung gegeben und daran einige
Mittheilungen über die mit dem Eisenbahnwesen in mehr oder minder naher Beziehung
stehenden Ausstellungsgegenstände aus der 5. Gruppe (Elektrische Kraftübertragung)
angereiht, nämlich über die elektrischen Eisenbahnen, ferner über das Modell einer
elektrischen Schiebebühne und eine Oerlikon-Bohrmaschine, welche beide von der
königl. Eisenbahndirection Frankfurt a. M. ausgestellt waren, und endlich über die
Waggonwage ohne Gleiseunterbrechung von K. Schenk in
Darmstadt.
Die Beschreibung der elektrischen Einrichtungen für Eisenbahnen ist in sechs
Abtheilungen gegliedert und bezüglich dieser Gegenstände mag auf den im Vorworte
gegebenen Wink hingewiesen werden, dass durch mehrere Ausstellungsgegenstände bisher
noch unbetretene Wege eröffnet und bemerkenswerthe Erweiterungen in der Anwendung
der Elektricität und zwar auch des Starkstrombetriebes im Eisenbahnwesen angebahnt
worden sind.
Die erste Abtheilung (S. 8 bis 16) ist den Leitungen, Stromquellen und Nebenapparaten
gewidmet, die zweite (S. 17 bis 46) den Eisenbahnbetriebs-Telegraphen und
Telephonen. Besonders die zweite zeigt sich sehr erweitert, so z.B. durch die
Beschreibung der Telegraphen von Lorenz, von Czeija und Nissl, von Bullock
und Brown, des Stationsrufers von Wetzer, der
Telephonschaltung von F. Heller, des Linienwählers von
R. Bauer. Dem die Unterscheidung zwischen Gattung
und Art verwischenden, also unlogischen, überdies nicht einmal sprachlich die Sache
scharf bezeichnenden Namen Fernsprecher begegnen wir
nur ein paar Mal, der Fernhörer spukt nirgends.
Am umfangreichsten ist die dritte Abtheilung (S. 47 bis 130), in welcher die
Signaleinrichtungen besprochen werden und zwar der Reihe nach die Meldeapparate, die
Annäherungs- und Ankündigungssignale, die durchlaufenden Liniensignale, die
Nothsignale von der Strecke, die Stationsdeckungssignale, Bahnhofsabschlussignale
und Vorsignale, endlich die Zugdeckungssignale (Blocksignale). Diese Abtheilung ist
aber zugleich auch in hohem Grade anziehend wegen der Verschiedenartigkeit der in
ihr vereinigten Einrichtungen und der in letzteren auftretenden neuen
Verwendungsweisen elektrischer Ströme. Jene Verschiedenartigkeit erstreckt sich
sowohl auf den im einzelnen Falle zu erreichenden Zweck, wie auf die zur Erreichung
desselben angewendeten Mittel, und gerade dies macht diese Abtheilung zugleich so
lehrreich.
Die in der vierten Abtheilung (S. 131 bis 165) behandelten Sicherungsanlagen sind
geschieden in: 1) Signalverriegelungen, 2) Signal- und Weichenverriegelungen, 3)
elektrisch betriebene Centralweichenstellwerke und 4) elektrische
Sicherungseinrichtungen für Werkstätten. Auch diese Abtheilung bietet des
Anziehenden und Neuen ziemlich viel.
Weit reichhaltiger aber noch ist die fünfte Abtheilung (S. 166 bis 242), welcher die
Controleinrichtungen zugewiesen sind. Hier finden wir zunächst eine eingehende
Beschreibung der in Frankfurt ausgestellt gewesenen zahlreichen und dabei sehr
verschiedenartigen Signalrückmelder, Nachahmungs- oder Wiederholungssignale; darauf
werden die Weichencontrole und die Zuggeschwindigkeitscontrole besprochen; sodann
kommt die Zeitcontrole an die Reihe. Zur Controle der Gleiseanlage waren von den
ausgestellten Apparaten nur bestimmt der Gefällanzeiger von C. v. Mann und der Kayser'sche
Gleisemesswagen. In sehr grosser Zahl waren in Frankfurt die den Wasserstand
controlirenden Apparate vertreten, unter denen allerdings auch einige von
fragwürdiger Zuverlässigkeit waren. Den Schluss der Abtheilung bildet die
Nachtwächtercontrole.
Die sechste Abtheilung (S. 243 bis 262) berichtet über elektrische Beleuchtung für
Eisenbahnzwecke und zwar zunächst über die ausgestellten Pläne zu ständigen
Beleuchtungsanlagen, dann über die in Frankfurt vorgeführten Beleuchtungswagen und
Handlaternen, endlich die elektrische Wagenbeleuchtung.
Diese immerhin gedrängte Uebersicht über den Inhalt des Buches, dessen Benutzung
durch ein Namens- und ein Sachregister sehr erleichtert wird, macht sicherlich eine
weitere Empfehlung desselben überflüssig, und es mag daher zum Schluss nur noch
bemerkt werden, dass auch seine äussere Ausstattung eine würdige ist.
E–e.
Berichtigung: S. 6 d. Bd. ist anstatt Beck Berk zu lesen.