Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 24 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Elektrische Locomotiven der City and South of London
Railway.
In der letzten Versammlung der British Association machte Alexander Siemens einige Mittheilungen über die von der Firma Siemens Bros. and Co. für die Gesellschaft der City and
South of London electric Railway gebauten elektrischen Locomotiven, aus denen die
Elektrotechnische Zeitschrift Nachstehendes
mittheilt. Als im J. 1888 die Eisenbahngesellschaft die Industriellen zur Submission
auf Locomotiven von einer Leistungsfähigkeit von 100 BP aufforderte, machten die
Gebrüder Siemens den folgenden Vorschlag, nach welchem
auch einige der jetzt im Betriebe befindlichen Maschinen ausgeführt worden sind.
Jede Locomotive ist für eine Leistung von 100 bei einer Geschwindigkeit von
40 km in der Stunde berechnet. Jede Locomotive besitzt zwei Motoren. Die Anker sind
auf den Achsen befestigt, so dass die Anwendung von Transmissionen vermieden ist.
Die Elektromagnete sind unmittelbar an dem Gestelle der Locomotive angebracht und
die Polstücke werden von Bronzelagern gehalten, welche auf der Achse aufliegen. Im
Innern, und Erschütterungen möglichst wenig ausgesetzt, befindet sich der
Regulirapparat, welcher aus folgenden Stücken besteht: Ein Hauptumschalter zum
Unterbrechen, Einschalten und Reguliren des Stromes, ein Umschalter zur Umkehrung
der Bewegung, ein Umschalter zur Herstellung der Verbindung mit den Spulen der
Feldmagnete, ein Hauptunterbrecher und Hauptumschalter, ein Ampèremeter und
Geschwindigkeitsmesser. Die seitlichen Locomotivrahmen, die Plattform und das
Schutzdach sind aus Stahl, die Räder aus Guss mit Stahlbandagen und Stahlachsen. Die
Schutzplatten, welche mit dem seitlichen Rahmen vernietet sind, sind aus Stahl. Die
Hauptdimensionen der Locomotive sind:
Länge
4,270
m
Breite
1,906
„
Höhe über der Schiene
2,58
„
Gleisbreite
1,436
„
Gesammtgewicht
13,7
t.
Die Locomotive wird von zwei Paaren von Rädern von 685 mm Durchmesser getragen.
Dieselbe ist mit einer Handbremse und einer Westinghouse-Bremse versehen. Das
Luftreservoir, welches auch für die Bremsen der Wagen dient, kann 476,3 l aufnehmen,
was für eine Hin- und Rückfahrt genügt. Mittels eines Stromes von 50,33 Ampère und
424 Volt wird, den Aufenthalt nicht mitgerechnet, eine mittlere Geschwindigkeit von
21,3 km in der Stunde erreicht. Nachdem die Locomotiven etwa 1290 km durchlaufen
hatten, war die Abnutzung der Bürsten nur 2 mm für je 100 km. Diese geringe
Abnutzung rührt daher, dass die Motoren ohne Funkenerzeugung und ohne wesentliche
Erwärmung laufen.
Neues Verfahren zur Entfernung von Kesselstein.
Ueber das Verfahren bringt die Zeitschrift des
internationalen Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine nach einer
Mittheilung des Patentinhabers Ed. Harris in Magdeburg
Folgendes:
Die Entfernung des Kesselsteins erfolgt durch Sprengung des letzteren mittels der
Gase, welche sich aus einem auf den Kesselstein aufgetragenen und beim Erhitzen
desselben in diesen eingedrungenen Stoff entwickeln. Eine Masse, zusammengesetzt aus
Stärke und Paraffin oder Wachs, wird nämlich etwa 1 cm dick auf den trockenen
Kesselstein aufgetragen, dann wird der Kessel wieder mit Wasser gefüllt und einige
Tage hindurch in gewöhnlichen Betrieb genommen. Während dieser Zeit erfolgt die
Lockerung bezieh. Zerstörung des Steinansatzes. Das Paraffin oder Wachs dringt bei
der Erwärmung in die Poren des Kesselsteins und wird hier in Gase verwandelt, welche
die Sprengung des Kesselsteins herbeiführen. Die dem Paraffin oder Wachs beigemengte
Stärke hat nur den Zweck, als Schutzdecke zu dienen und zu verhüten, dass das
geschmolzene Paraffin oder Wachs und die aus demselben entwickelten Gase durch das
Wasser bis an die Oberfläche desselben steigen. Nach Verlauf der angegebenen Zeit
wird der Kessel ausser Betrieb gesetzt und das Wasser abgelassen. Der Kesselstein
ist dann so lose geworden, dass er sich leichter als bisher mechanisch entfernen
lässt. Das beim Sprengen des Kesselsteins gebildete Pulver ist bereits als Schlamm
zu Boden gefallen und wird beim Ablassen des Kesselwassers mit entfernt. Manche
Kesselsteinarten werden gänzlich in Schlamm verwandelt, so dass das nachträgliche
Abklopfen vollständig wegfällt. Die Anwendung des beschriebenen Verfahrens soll für
den Kesselreiniger mit keinerlei Gefahren verknüpft sein, da sich während des
Bestreichens des Kesselsteins mit der genannten Masse keine entzündlichen Gase
entwickeln.
Herstellung von künstlichen Steinen aus Magnesia,
Magnesiumchlorid, Calciumchlorid, Chlorwasser und Salzsäure.
Olaf Terp in Hannover verfertigt künstliche Steine nach
folgendem Verfahren: Gebrannter Magnesit mit oder ohne Zusatz von Marmormehl, Sand,
Erdfarben und Füllstoffen wird mit einer Flüssigkeit angerührt, welche besteht aus
64 Th. gesättigter Chlormagnesium-, 33 Th. gesättigter Chlorcalciumlösung, 1 Th.
Chlorwasser und 2 Th. Salzsäure. Nach Idem Erhärten wird die Masse in ein Bad von
gleichen Theilen einer gesättigten Chlormagnesium- und Chlorcalciumlösung gebracht,
darauf getrocknet und schliesslich mit Paraffin- oder anderen Oelen getränkt bezieh.
tüchtig abgerieben. (D. R. P. Kl. 80 Nr. 65407 vom 25. October 1891.)
Immerwährende Stempelkissen.
Folgende Vorschrift zur Herstellung von immerwährenden Stempelkissen wird von Dietrich gegeben:
35 g japanesische Gelatine Tjen-Tjan werden mit 3000 g Wasser bis zur Lösung gekocht,
kochend heiss durch Flanell gegossen, mit 600 g Glycerin vermischt und auf 1000 g
eingedampft. 100 g dieser Masse mit 6 g Methylviolett 3 B, oder 8 g Eosin B B N,
oder 8 g Phenolblau 3 F, oder 5 g Anilingrün D, oder 10 g Nigrosin vermischt geben
die entsprechend gefärbten Stempelkissen, welche man in flache Blechkästchen
ausgiesst, mit Mull überspannt und, falls die Oberfläche zu sehr trocknet, mit
Wasser oder Glycerin befeuchtet. (Nach Zeitschr. des allgem.
österr. Apoth.-Vereins durch Bayerisches Industrie-
und Gewerbeblatt, 1893 Bd. 25 S. 44.)