Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 301 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Safford's Telegraphenrelais.
Ein eigenartiges Relais für Telegraphen hat 1892 Safford
angegeben. Nach Lumière Électrique, 1893 Bd. 47 * S.
276, besitzt dasselbe drei Elektromagnete. Der eine D
derselben liegt zugleich mit einem veränderlichen Widerstände W beständig im Stromkreise einer Localbatterie und
besitzt eine Wickelung aus starkem Draht. D gegenüber
sitzt am zweiarmigen Ankerhebel A der zweite
Elektromagnet B mit Wickelung aus feinem Draht, am
anderen Arme des Ankerhebels befindet sich in gewöhnlicher Weise, gegenüber dem
ebenfalls mit feinem Drahte bewickelten dritten Elektromagnete der Anker a; B und C sind hinter
einander in die Linie eingeschaltet. Letztere ist für gewöhnlich stromlos und dabei
zieht D den B tragenden
Arm von A an sich heran. Wird durch Niederdrücken des
Tasters der Linienstrom geschlossen, so magnetisirt derselbe C und B und zwar B entgegengesetzt zu D. In Folge dessen zieht
C den Anker a an, D aber stösst B ab und der
Ankerhebel A wird unter der vereinten Wirkung von C und von D von der
Ruhecontactschraube hinweg bewegt und mit einer in ihm befindlichen Contactschraube
auf den Ständer aufgedrückt, an welchem eine zweite Localbatterie durch den Klopfer
hindurch geschlossen wird.
Takuro Sanabe's elektrische Eisenbahn für Schiffe.
Ueber die 1892 von Takuro Sanabe, dem Ingenieur der
Stadt Kioto, zur Verbindung des Bivoa-Sees und dem Meere ausgeführte elektrische
Eisenbahn zur Beförderung von Schiffen gibt Lumière
Électrique, 1893 Bd. 48 * S. 275, folgende Mittheilungen. Kioto, die zweite
Stadt Japans und seit Jahrhunderten der Mittelpunkt der Macht der Mikado, ist an
einem grossen Flusse gebaut, an dessen Mündung einer der dem europäischen Handel
geöffneten Häfen liegt. Dieselbe ist nur 11 km von dem 44 m höher gelegenen See
Bivoa entfernt, welcher in seiner Grösse (1300 qkm) dem Genfer-See gleicht und
gleich diesem von einer Ackerbau treibenden und gewerblichen Bevölkerung um wohnt
wird. Schon seit der grossen Umstürzung von 1868 und dem Siege des Mikado über den
Siogun und seiner Uebersiedelung nach Yeddo bestand der Wunsch, die Ufer von Kioto
mit dem See durch einen Kanal zu verbinden, die der Ausführung sich
entgegenstellenden Schwierigkeiten aber verstand erst Sanabe mit Hilfe der Elektricität zu überwinden. Er benutzte einen
Wasserfall (von 30 m), dem man eine das ganze Jahr hindurch verfügbare Kraft von
2500 mittels Turbinen entnehmen kann. Davon erfordert die Schiffseisenbahn
500 und 2000 bleiben für die Industrie verfügbar; 1500
sollen zur Kraftübertragung mit drei Edison-Dynamo von 80 Kilowatt verwendet und 500
mit einer Thomson-Houston-Wechselstromdynamo von 2000 Volt zur elektrischen Beleuchtung
benutzt werden, für 1300 Glühlampen und eine Anzahl Bogenlampen.
Die Eisenbahn ist zweigleisig; sie läuft auf einer 640 m langen geneigten Fläche von
50 m Gefälle. An jedem Ende derselben befindet sich ein Becken, in das die zur
Beförderung der leeren oder beladenen Schiffe dienenden Karren hineinfahren. Jeder
Karren besitzt eine Dynamo, welche durch ein Metallseil mit der Central Station in
beständiger Verbindung steht; als Rückleitung dienen die Schienen. Die Bahn ersetzt
alle die Schleusen, durch die man sonst die Schiffe hätte hindurchgehen lassen
müssen. Der Betrieb ist überaus billig, da die Natur selbst die Kraft liefert.
Zuerst musste man einen Kanal vom Bivoa-See bis zum Gipfel der Kioto beherrschenden
Höhen herstellen. Man musste dazu drei Tunnel von 2800, 125 und 890 m Länge durch
die Felsen treiben, um bis zu jenen Höhen zu kommen und von diesen herab den
Wasserfall und die Centralstation anzulegen. Drei Röhren von 400 m Länge und 0,90 m
Weite führen der Station das Wasser zu.
Will man ein Schiff nach Kioto hinablassen, so fährt man einen Karren in das obere
Becken und schliesst die Pforte nach unten; durch einen Schützen lässt man darauf
das Schiff ein und bringt es auf den ganz unter Wasser stehenden Karren; dann
schliesst man die obere Pforte und lässt das Wasser auslaufen; endlich öffnet man
die Pforte nach Kioto hin. Nun befördert die Dynamo des Karrens das Schiff in das
Becken von Kioto; man schliesst dessen untere Pforte, lässt von der anderen Seite
das Wasser des Flusses durch die andere Pforte hereinlaufen; wenn das Becken gefüllt
ist, öffnet man die untere Pforte und das Schiff befindet sich im Fluss von Kioto.
Beim Hinauffahren folgen die Vorgänge in umgekehrter Reihe.
Die zur Bewegung der Karren nöthige Kraft schätzt man auf 50 Die Karren sind
3 m breit, 5 m lang und 3 m hoch, können aber weit grössere Schiffe befördern; sie
dienen nämlich für 5 bis 6 m tiefe, 6 bis 7 m breite und 10 bis 12 m lange Barken.
Barken von grösseren Maassen verkehren nicht auf dem Bivoa; sonst hätte man die
Karren grösser machen können.
Der Kanal von Bivoa dient zugleich mit einem Theil seines Wassers zur Bewässerung,
welche für die Gegend von grosser Wichtigkeit ist, da deren mittlere Breite etwa
jener der Stadt Neapel gleicht. Die Elektrotechnik hat in Japan erst spät Eingang
gefunden. Erst 1887 kam die erste Glühlampe dahin und Ende 1892 zählte man deren
schon nicht weniger als 70000, und 300 Bogenlampen waren über das ganze Reich
vertheilt. Die 300 Bogenlampen und 40000 Glühlampen wurden von 17 Stationen
gespeist, welche neun Gesellschaften gehörten; letztere brachten fast alle ihren
Actionären Dividenden und arbeiteten mit Gleichstrom, sehr früh aber auch mit
Wechselströmen, welche in Japan verwendet wurden, noch bevor dies in Frankreich
regelmässig geschah.
R. G. Brown's Contactanordnung für elektrische Uhren.
An einer Uhr, welche Secunden schlägt, würde sich leicht eine Contactanordnung
anbringen lassen, welche in jeder Minute einmal den Stromkreis schliesst und wieder
unterbricht; allein das Pendel einer solchen Uhr musste nach unserer Quelle 0,9238 m
lang sein. Alle billigen Uhren machen in der Minute etwa 240 Schläge und dabei
bewegt sich der Secundenzeiger bei jedem Schlage ein so kleines Stück fort, dass es
fast unmöglich ist, eine Contactfeder so genau einzustellen, dass bei dem einen
Schlage der Secundenzeiger gerade vor ihr stehen bleibt, beim nächsten mit ihr in
Berührung kommt und bei dem dann folgenden sie ganz verlässt. Zudem kann dieser
Zeiger nur eine geringe Arbeit vollbringen.
Die nachfolgend nach dem New Yorker Electrical Engineer,
1893 Bd. 15 * S. 185, beschriebene Anordnung des Contactes ist von R. G. Brown angegeben, von ihm eine Zeitlang benutzt
und als zuverlässig erkannt worden. Sie gibt eine scharfe Schliessung und Oeffnung
des Contactes, so dass die getriebene Uhr nicht vorausspringen oder zurückbleiben
kann. Zur Verwendung kommt bei ihr ein Seth Thomas-Triebwerk Nr. 2, das fertig 6,37
M. kostet, zwei gewöhnliche kleine Relais R1 und R2 und drei Léclanché-Zellen.
Der eine Pol einer Batterie b1 aus einer Zelle ist mit dem Secundenzeiger verbunden unter
Zwischenschaltung eines Rheostaten. Im Wege des Secundenzeigers liegen zwei leichte
flache Federn f1 und
f2; die beiden Spulen des Relais R1 sind getrennt und die erste S1 ist zwischen f1 und den zweiten Pol
der Batterie eingeschaltet, welcher zugleich durch die beiden hinter einander
geschalteten Rollen von R2 hindurch mit f2 verbunden ist. Die Batterie b2 für die getriebene Uhr besteht aus zwei Zellen;
von dem einen Pole derselben läuft ein Draht nach dem Elektromagnete der getriebenen
Uhr und zurücknach der Arbeitscontactschraube von R1, von dem anderen Pole dagegen ein Draht
nach der Achse des Ankerhebels von R2 dessen Ruhecontact durch die zweite Rolle S2 von R1 hindurch mit dem
Ankerhebel von R1 in
Verbindung gesetzt ist.
Wenn nun der Secundenzeiger die Feder f1 berührt, so schliesst er b1 durch S1, R1 zieht seinen Anker an und schliesst, sobald der
Anker an dem Arbeitscontacte ankommt, den Strom von b2 durch den Elektromagnet der getriebenen
Uhr, so dass dessen Anker den Zeiger fortspringen lässt. Zugleich hält nun S2 den Anker von R1 angezogen und macht
den Anker unabhängig von der Güte des in der treibenden Uhr hergestellten Contactes;
ja selbst wenn der Zeiger die Feder f1 verlässt, bleibt der Strom von b2 noch geschlossen,
bis der Zeiger an die Feder f2 herankommt und b1 durch die Rollen von R2 schliesst, dessen Anker daher angezogen wird und
nun den Betriebsstromkreis von b2 unterbricht, somit den Anker von R1 und den Anker des
Elektromagnetes der getriebenen Uhr zum Abfallen bringt. Erst wenn der
Secundenzeiger einen vollen Umlauf gemacht hat, wiederholt sich dasselbe Spiel von
neuem.
Die beiden Federn f1 und
f2 werden am besten
nahe an einander angebracht, so dass sich die ganzen Vorgänge in weniger als 2
Secunden abspielen; dann sind die beiden Batterien b1 und b2 in jeder Minute 58 Secunden offen. Unter solchen
Verhältnissen arbeiten die Léclanché-Zellen lange Zeit vollkommen gut. Die Relais
haben je 20 Ohm Widerstand, der zu ihnen geschaltete Rheostat aber ebenfalls etwa 20
Ohm.
Bücher-Anzeigen.
Die dynamoelektrischen Maschinen.
Ein Handbuch für Studirende der Elektrotechnik von Silvanus
P. Thompson. Mit Genehmigung des Verfassers übersetzt von C. Grawinkel. Wilhelm Knapp, Halle a. S. Bd. I. 12
M.
Nachdem vor Kurzem die vierte englische Ausgabe erschienen ist, hat die genannte
Verlagsbuchhandlung die Herstellung einer deutschen Ausgabe vorbereitet. Die
englische Ausgabe enthält über 800 Seiten Text und 500 Figuren, ausserdem sind 29
Tafeln – Maschinenzeichnungen – beigegeben. Von der deutschen Uebersetzung liegt
jetzt der erste Band fertig vor und entspricht allen Erwartungen. S. Thompson ist bekanntlich ein Meister in der
allgemein verständlichen Darstellung, so dass das vorliegende Unternehmen etwas
Gutes erwarten lässt.
Hartleben's chem.-techn. Bibliothek
Bd. 201. Fabrikation, Berechnung und Visiren der Fässer, Bottiche und
anderer Gefässe. Hand- und Hilfsbuch für Böttcher, Binder und Fassfabrikanten,
Büttner, Schäffler, Küfer, Küper und andere. Von Otto
Voigt. Mit 104 Abbildungen und vielen Tabellen. 22 Bogen. 8. Geh. 6
Mk.
Der vorliegende Band empfiehlt sich durch seine verständliche klare Abfassung; er
enthält die Beschreibung der Geräthe, des Holzes, der Herstellung der Fässer durch
Hand- und Maschinenarbeit und die Grössenberechnungen fertiger und anzufertigender
Gefässe. Bei den Berechnungen setzt der Verfasser nur die elementaren Kenntnisse
voraus, die Anleitung ist sehr einfach gehalten und durch viele Beispiele
erläutert.
Die Surrogate, ihre Darstellung im
Kleinen und deren fabrikmässige Erzeugung. Ein Handbuch der Herstellung der
künstlichen Ersatzstoffe für den praktischen Gebrauch von Industriellen und
Technikern von Dr. Theodor Koller. H. Bechhold in
Frankfurt a. M. broch. 6 M., geb. 7 M.
Der reiche Inhalt verbreitet sich über die Ersatzstoffe des Baugewerbes und der
Kunstindustrie, der Ueberzugs-Technik, der mechanischen Technik, des Buchgewerbes,
der Ersatzstoffe für Thier- und Pflanzenfaser, der chemischen Industrie, der
landwirthschaftlichen Gewerbe, sowie der Nahrungs- und Genussmittel, und in einem
Anhang über Ersatzstoffe für kleinere und selten gebrauchte Producte.
Hygienische
Präcis-Schnellzeichen-Apparate, System A.
Patschke. Würzen i. S.
Die genannte Firma hat sich die Aufgabe gestellt, das primitive Reissbrett durch
Vorrichtungen zu ersetzen, die ein weniger anstrengendes Arbeiten ermöglichen. Obige
Schrift, die zugleich als Preisliste dient, enthält manches Bemerkenswerthe.