Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 192 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Oberirdische elektrische Bahn in Liverpool.
Anfang Februar d. J. ist in Liverpool eine zweigleisige elektrische Bahn von 6 Meilen
(= 9,6 km) in Betrieb genommen worden, welche 2,000,000 Mk. für eine Meile kostet.
Sie hat nach den Industries, 1892 * S. 137, 14
Stationen in Abständen von 270 bis 1080 m mit erhöhten Bahnsteigen und Kreuzungen in
den Zwischenstationen und doppelten Kreuzungen in den Endstationen. Die Bahn soll an
jedem Ende noch um 1,5 Meilen verlängert werden. Nach Befinden soll ein
Dreiminutendienst durchgeführt werden, und die ganze Anlage ist darauf berechnet;
bis jetzt ist bloss der rollende Stock zu Fünfminutendienst beschafft. Jede Fahrt
erfordert 30 Minuten, einschliesslich eine halbe Minute Aufenthalt in jeder Station.
Die höchste Steigung ist 1 : 40, aber nur auf kurzer Länge.
Die Stromerzeugungsstelle liegt neben der Bahn etwa in ihrer Mitte. Sie enthält 6
Lancashire-Kessel mit Vicar's mechanischer Schürvorrichtung und mit Kohlenzuführung
aus oberhalb befindlichen Trichtern, in welche die Wagen der vorhandenen Kohlenbahn
entleert werden. Die vier wagerechten Corliss-Verbundmaschinen von 400
laufen mit 100 Umdrehungen in der Minute. Ihre Cylinder haben 394 und 787 mm
Durchmesser und 914 mm Hub; die Schwungräder haben 356 mm Durchmesser. Vier
Ellwell-Parker-Dynamo mit gemischter Wickelung geben jede 500 Volt und 475 Ampère
bei 400 Umläufen in der Minute. Die obere Hälfte der Feldmagnete lässt sich leicht
abheben.
Die Hauptleitung bildet eine zwischen den beiden als Rückleitung benutzten Schienen
jedes Geleises entlang der ganzen Bahn hinlaufende ⊓-förmige Stahlschiene, welche
auf Steingut-Isolatoren liegt; letztere werden von Pfosten zwischen den
Längsschwellen getragen. Die obere Fläche der ⊓-förmigen Schiene dient als
Mittelleiter und liegt 22 mm über der Schienenoberkante. An den Kreuzungen oder
Weichen ist der Leiter von beiden Seiten her bis nahe an die zu kreuzende Schiene
heran geführt und hier abgebogen, so dass er ein kurzes Stück auf jeder Seite der
gewöhnlichen Schiene parallel fortläuft, aber Zwischenraum genug lässt, um eine
Lichtbogenbildung zu verhüten. Die beiden abgebogenen Enden sind unterhalb der
gewöhnlichen Schiene leitend verbunden. Vom ⊓-förmigen Leiter nehmen zwei
klappenartig lose an den beiden vom Motorwagengestelle herabreichenden, isolirten
Eisenstreifen befestigte gusseiserne Schuhe den Strom ab, deren Breite viel grösser
ist, als die obere Kanalfläche, so dass sie an den Kreuzungen von dem gebogenen
Leiterstück auf der einen Seite der gewöhnlichen Schiene querüber bis zum Leiter auf
der anderen Seite reicht.
Die Wagen sind 14 m lang, 2,6 m breit und laufen auf zwei vierrädrigen Gestellen,
deren Mitten um 9,7 m von einander abstehen. Die Spurweite gleicht der einer
Normalbahn mit Dampfbetrieb, der Achsenabstand beträgt 2,1 m, der Raddurchmesser 838
mm. Jeder Wagen fasst 16 Fahrende erster und 41 zweiter Klasse. Zwei Wagen bilden
einen Zug und jeder Wagen besitzt an dem einen seiner Enden die
Umschaltvorrichtungen. Die Motoren liegen in jedem Zuge auf dem vorausgehenden und
dem zuletzt folgenden Gestell. Der Zugführer hat seinen Stand auf dem Gange zwischen
den beiden Wagen. 6 Glühlampen erleuchten jeden Wagen. Die Wagen haben Handbremsen
und Westinghouse-Bremsen für Druckluft. Die elektrischen Timmis-Signale arbeiten
selbsthätig.
Eingesandt.
Die diesjährige Hauptversammlung des Deutschen Vereins für
den Schutz des gewerblichen Eigenthums findet am 16. und 17. October in
Nürnberg statt. Das Programm enthält Vorträge und Diskussionen über alle Gebiete des
gewerblichen Rechtsschutzes. Die Versammlung dürfte daher auch in weiteren Kreisen
Interesse erregen. Gäste, sowie Damen haben Zutritt. Wegen etwaiger weiterer
Auskunft wende man sich an den Deutschen Verein für den
Schutz des gewerblichen Eigenthums, Berlin W., Kurfürstenstrasse 44.