Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 264 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Amerikanische Bremsversuche.
In dem Verein für Eisenbahnkunde theilte, nach der Deutschen
Bauzeitung vom 24. Juni 1893, Regierungsbaumeister Müller über amerikanische Bremsversuche Folgendes mit: Am Schluss des
Jahres 1891 hatte die New York Air Brake Co. grössere Verträge über schnell wirkende
Bremsen abgeschlossen, in denen sie behauptete, dass ihre Bauart der von
Westinghouse in jeder Hinsicht ebenbürtig sei. Dies führte zu mehrfachen Versuchen,
von denen namentlich die auf der New Yorker Centralbahn bei Albany ausgeführten ein
besonderes Interesse beanspruchen. Die Versuche wurden an einem aus 50 Wagen
bestehenden Zuge mit einem Leitungsdruck von 4,9 at und einem Bremskolbenweg von
12,7 bis 17,8 cm ausgeführt und zerfallen in solche am stehenden Zuge und am Zuge
während der Fahrt. Die Westinghouse-Bremse hat sich bei diesen Versuchen der New
York-Bremse wesentlich überlegen gezeigt. Sehr wichtig ist die Thatsache, welche
sich bei diesen Versuchen ergab, dass die Westinghouse-Bremse bei 6 eingeschalteten
Leitungswagen im hinteren Zugtheil keine Nothbremsung mehr zu erzeugen im Stande
ist, die bei 8 Wagen noch eintritt, für 4 oder 5 Wagen indessen nicht mehr geprüft
worden ist. Diesen befremdlichen Vorfall hat die Westinghouse-Gesellschaft, welche
der Ansicht ist, dass die Bremsen gleichsam von Wagen zu Wagen weiter zünden, nicht
klarzustellen vermocht. Der Vortragende widerspricht der letzteren Erklärung auf
Grund von Versuchen, welche unlängst in der Gaebert'schen Maschinenfabrik in Berlin vorgenommen worden sind, bei denen
Ventile Schleifer'scher Bauart an einer im Fabrikhofe
befindlichen Bremsleitung geprüft wurden. Er führt eine Reihe bei diesen Versuchen
gewonnener Diagramme vor, bei denen feinfühlige Indikatoren, bestehend aus einer
hohlen gewundenen Feder mit einem Gänsekiel am beweglichen Ende, verwendet wurden.
Jede Nothbremsung hat einen plötzlichen Spannungsabfall, nicht wie Hr. Kapteyn in einer Vorlage ausführt, lediglich eine
allmähliche Druckverminderung ohne jeden Sprung zur Folge. Diese die Hauptleitung
mit 300 m Sekunden-Geschwindigkeit durcheilende Depression (Saugstoss oder Welle)
ist lediglich eine Wirkung des in der Leitung herrschenden Drucks im Moment der
Oeffnung des Bremshahns. Diese Depression läuft in der Leitung hin und zurück, bis
sie allmählich verschwimmt, wie die Diagramme klarstellen. Die beim Oeffnen des
Bremshahns zunächst eintretende Depression ist unabhängig von der Oeffnungsdauer des
Bremshahns. Dieser Saugstoss ist es, der das Ventil während der Fahrt aus der
Ruhestellung in die Nothbremsstellung schleudert, wenn er stark genug oder das
Ventil empfindlich genug ist. Umgekehrt wird die Depression, die am Ende einer 350 m
langen Leitung etwa ¼ at beträgt, ein Maasstab sein für die Empfindlichkeit des
Ventils. So genügte beispielsweise bei einem Leitungsdruck von 3 at das Oeffnen des
Bremshahns während einer halben Sekunde, um ein Schleifer'sches Bremsventil am Ende einer 250 m langen Leitung in die
Nothbremsstellung zu schleudern. An weniger empfindlichen Ventilen geht dieser
Saugstoss wirkungslos vorüber. Leider standen in der Gaebert'schen Fabrik andere als Schleifer'sche Schnellbremsventile, an denen eine Prüfung hätte vorgenommen
werden können, nicht zur Verfügung; immerhin ist die vergleichsweise geringe
Empfindlichkeit des Ventils bei den amerikanischen Versuchen befremdend.
Erzeugung elektrischen Lichtes in 45 km Entfernung.
Die erste geschäftliche Lichtanlage, in welcher mit einem Strome von 10000 Volt auf
45 km Entfernung gearbeitet wird, ist in Californien ausgeführt worden. Den Entwurf
dazu hat A. W. Decker in Sierra Madre, Cal., geliefert,
während die San Antonio Light and Power Company in
Pomona, Cal., seine Ausführung übernommen hat.
Nach dem New Yorker Electrical Engineer, 1893 Bd. 16 *
S. 97, wird das Wasser 26 km nördlich von Pomona dem San Antonio River entnommen,
der in der Minute mindestens 1260 Kubikfuss (= 43 cbm) liefert. Mit Hilfe eines 404
m langen Tunnels und 613 m Rohrleitung hat man 120 m Gefälle erlangt. Das 0,76 m
Pelton-Wasserrad ist mit einem sehr empfindlichen Pelton-Differential-Regulator
versehen worden. Es treibt eine 12polige Westinghouse-Wechselstromdynamo von 1000
Volt mit 600 Umdrehungen in der Minute. Dieselbe liefert ihre Ströme an die parallel
geschalteten Primärwickelungen von 20 Oelstromumsetzern, deren secundäre Wickelungen
hinter einander geschaltet und so gewickelt sind, dass sie einen Strom von 1000 Volt
auf 500 Volt bringen; die Spannung wird daher auf 10000 gebracht.
Es sind zwei Leitungen aus Hartkupferdraht (Nr. 7 B und S) vorhanden, die erst 14 km
auf denselben Säulen laufen, dann sich trennen; die eine führt nach dem 24 km
entfernten Pomona, die andere nach dem 45 km entfernten San Bernardino. Der daselbst
mit 9500 bis 9000 Volt ankommende Strom wird mit Hilfe von 19 bezw. 18 Umsetzern für
die Stadtleitungen wieder auf 1000 Volt gebracht. Bei einem Versuche erwies sich die
wirkliche Leistung der elektrischen Anlage zu 73,3 Proc. Die Nutzleistung der
Wasserkraft wird zu 83,5 Proc., mit der elektrischen Anlage zu 63,0 Proc. und die
des Ganzen zu 52,2 Proc. angegeben.
Statistische Angaben über die Feuergefährlichkeit elektrischer
Anlagen.
In dem New Yorker Electrical Engineer, 1893 Bd. 15 S.
617, veröffentlicht G. J. Boudinot eine statistische
Zusammenstellung der Zahl der Feuersbrünste überhaupt und der durch elektrische
Anlagen veranlassten, sowie der zugehörigen Schädenhöhe, für 60 Städte der
Vereinigten Staaten. Es war ein Fragebogen an den Feuerwehringenieur in allen
Städten abgesandt worden, welche bei der Zählung im Jahr 1890 mehr als 20000
Einwohner hatten. Beantwortungen waren von etwa der Hälfte der Städte eingegangen,
aber nur von 60 waren sie so eingehend, dass sie für die Zählung von Werth waren.
Die Gesammtsumme der Feuersbrünste in fliesen über das ganze Land zerstreuten 60
Städten, deren Einwohnerzahl zwischen 20000 und 1500000 liegt, betrug 17095,
darunter 203 (1,19 Proc.) durch elektrische Ströme veranlasste; der durch erstere
verursachte Schaden bezifferte sich auf 22 781533 Doll., bei letzteren auf 281 241
Doll. (1,23 Proc). Die grössten Zahlen haben darunter die beiden Städte New York und
Boston, nämlich: 3938, 59 (1,50 Proc), 6959650, 70116 (1,01 Proc.) und 1230, 26
(2,11 Proc), 1629413, 95215 (5,83 Proc).