Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 263 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Barthel'scher Benzinbrenner.
Mit diesem Brenner (vgl. 1892 285 * 71, 164) sind in dem
chemischen Laboratorium für Thonindustrie von Prof. Seger und Cramer Versuche angestellt worden,
über welche die Thonindustriezeitung, 1893 S. 1199,
Nachstehendes berichtet.
„Der neue dochtlose Benzinbrenner von Gustav Barthel
in Dresden dürfte einem in vielen chemischen Laboratorien lange gefühlten
Uebelstand abhelfen. Nicht viele Fabrikslaboratorien sind in der angenehmen
Lage, Gas zu Heizzwecken verwenden zu können, und mussten sich daher mit den
bisherigen Spiritus- oder Benzinlampen begnügen, die alle an dem Fehler litten,
dass ihre Handhabung eine nicht gerade saubere und bequeme war, ein Uebelstand,
der nicht nur von denjenigen, die von der Hochschule her nur mit Bunsenbrennern
umzugehen gewohnt waren, unangenehm empfunden, sondern auch von allen Praktikern
bitter beklagt wurde. Die alten Spiritus- oder Benzinlampen haben selten eine
genügende Heizwirkung, so dass fast bei jeder Glühoperation das Gebläse in
Betrieb gesetzt werden musste. Nachdem von Barthel
ein neuer Spiritusbrenner (a. a. O.) auf den Markt gebracht war, der den meisten
Ansprüchen genügte, ist es ihm jetzt gelungen, in seinem dochtlosen
Benzinbrenner eine Lampe zu construiren, die geeignet ist, bei allen
Glühoperationen im chemisch – technischen Laboratorium mit Vortheil Verwendung
zu finden. Die Unkosten bei dem Gebrauch desselben sind geringer oder mindestens
nicht grösser, als bei anderen derartigen Lampen, und die damit erzielte
Heizwirkung kommt der eines kleinen Gebläses gleich.
Die Lampe besteht aus einem grösseren Behälter, der mit einem Gummidruckball und
einer Schraube zum Auslassen der Luft, sowie durch ein Zuleitungsrohr mit dem
Brenner verbunden ist. Unterhalb des Brenners trägt das Zuleitungsrohr eine
kleine Schale. Zur Regulirung der Flamme dient eine Stellschraube am Brenner.
Zum Gebrauch füllt man den Behälter höchstens bis zur Hälfte mit Benzin (spec.
Gewicht 0,67 bis 0,70) und öffnet die Schraube rechts. Durch mehrmaliges
kräftiges Zusammendrücken des Gummiballes comprimirt man die Luft in dem
Behälter. Die Schraube muss darauf sofort wieder geschlossen werden. Sodann
füllt man das Schälchen am Brenner mit Alkohol und entzündet denselben. Nach
Oeffnung der Regulirschraube des Brenners wird durch den Druck, welcher in dem
grösseren Gefäss herrscht, das Benzin in die durch Alkohol erwärmte Röhre
getrieben und vergast. Das vergaste Benzin tritt unter starkem Druck durch eine
feine Oeffnung in den eigentlichen Brenner ein und reisst durch die sichtbaren
Oeffnungen die Luft mit hoch, ähnlich wie beim Bunsengasbrenner das Leuchtgas
auch die Luft mitreisst. Zur vollkommeneren Mischung von Luft und Benzin sind in
dem Brennrohr Drahtsiebe angeordnet, welche auch das Durchschlagen der Flamme
verhindern sollen. Die unter Druck ausströmende Benzingasluftmischung brennt mit
blauer Flamme. Verliert diese an Intensität, was nach etwa 2 Stunden eintritt,
so muss der Druck im Benzingefäss erneuert werden.
Wir haben den Barthel'schen Benzinbrenner längere
Zeit in Benutzung gehabt und müssen gestehen, dass die Handhabung eine
ausserordentlich bequeme ist und in der That mit dieser Lampe eine Heizwirkung
erzielt wird, die diejenige anderer derartiger Lampen weit übertrifft. Sie ist
vollständig gleich der eines Iserlohner Blaugasbrenners von 3 cm Durchmesser,
der für alle Arbeiten, bei denen nicht gerade ein sehr kräftiges Gebläse
erforderlich ist, vollständig genügt. Es sei hier nur angeführt, dass kleine
Mengen kohlen- oder oxalsauren Kalks vollständig in Aetzkalk verwandelt werden
konnten, doch versagte der Benzinbrenner bei Anwendung von mehr als 2 g. Es muss
hierbei Bedacht darauf genommen werden, dass der kohlensaure Kalk äusserst
schwierig von der Kohlensäure, selbst bei Anwendung einer sehr kräftigen
Gebläseflamme, befreit werden kann.
Um zu erfahren, inwieweit der Barthel'sche
Benzinbrenner ein kräftiges Gebläse ersetzen kann, wurde derselbe bei
Kieselsäure- und Thonerdebestimmungen in Gebrauch genommen, also
Bestimmungen, bei denen bisher die Anwendung eines kräftigen Gebläses nicht
vermieden werden konnte. Die Versuche wurden nach der Richtung hin gemacht, dass
Kiesel- und Thonerde-Eisenoxydniederschläge über einem Benzinbrenner längere
Zeit bis zur Gewichtsconstanz geglüht und zur Controle auf einem Gasgebläse
nachgeglüht wurden.
Das Glühen der betreffenden Niederschläge wurde derartig ausgeführt, dass sie
feucht in den Platintiegel gebracht und bei hochgehängtem Tiegel mit kleiner
Flamme getrocknet, vollständig weiss geglüht und dann erst der vollen Flamme des
Benzinbrenners bezieh. des Gebläses ausgesetzt wurden. Die gefundenen Resultate
seien hier wiedergegeben.
1. Versuch.
Platintiegel mit SiO2 wog
nach 20 Min. langem Glühen über dem Benzinbrenner
20,7618 g,
nach weiteren 20 Min
20,7606 g,
nach nochmaligem Glühen constant
20,7600 g,
in Wirklichkeit controlirt durch Gasgebläse
20,7585 g,
der leere Platintiegel wog
19,7891 g.
Da 1,2561 g Thon in Arbeit genommen waren, so ergab sich bei dem Arbeiten mit dem
Barthel'schen Brenner 77,30 Proc., während in
Wirklichkeit der Gehalt an SiO2 77,17 Proc.
betrug.
2. Versuch.
Platintiegel mit SiO2, 20
Min. geglüht, wog
20,3203 g,
nach weiteren 20 Min
20,3200 g,
nach dem Glühen auf dem Gebläse
20,3180 g,
der leere Platintiegel
19,7909 g.
Die Menge des zur Untersuchung genommenen Thones betrug 0,8334 g. Das Ergebniss
war bei Anwendung des Barthel'schen Brenners 63,49
Proc. Kieselsäure, während beim Glühen mit dem Gebläse 63,25 Proc. gefunden
wurden.
3. Versuch.
Platintiegel mit Al2O3 wog nach 20 Min.
langem Glühen
24,6312 g,
nach weiteren 10 Min.
24,6312 g,
dagegen betrug das Gewicht nach dem Glühen auf dem
Gebläse
24,6300 g,
der leere Tiegel wog
24,5651 g.
Da 0,5176 g Thon in Arbeit genommen waren, wurde bei Anwendung des Barthel'schen Brenners Al2O3 12,77 bezieh. beim Glühen mit dem
Gebläse 12,5 Proc. gefunden.“
Locomotive aus der Fabrik der Hannover'schen
Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Georg Egestorff in Linden bei Hannover.
Glaser's Annalen, Nr. 395
vom 1. December 1893 entnehmen wir nachstehende Mittheilung:
Aus den Werkstätten der altrenommirten Locomotivfabrik der Hannover'schen Maschinenbau-Aktiengesellschaft
vorm. Georg Egestorff in Linden bei Hannover ist jüngst die 2500 ste
Locomotive hervorgegangen. Diese Maschine ist zugleich die schwerste, welche
überhaupt in der Fabrik gebaut worden ist, und repräsentirt ausserdem das erste
Exemplar einer ganz neuen Locomotivtype der preussischen Staatsbahnverwaltung.
Diese Umstände veranlassen uns, unseren Lesern einige Daten über diese Maschine zu
geben. Bekanntlich ist die bei den preussischen Staatsbahnverwaltungen in vielen
hundert Exemplaren im Betrieb befindliche dreigekuppelte Normal-Güterzuglocomotive
eine ganz vorzügliche Maschine, welche sich durch grosse Leistungsfähigkeit und
einfache Construction besonders auszeichnet. Für Flachlandstrecken ist dieselbe
deshalb auch die brauchbarste Maschine der preussischen Staatsbahn. Für
Gebirgsstrecken mit anhaltenden grossen Steigungen ist dieselbe aber bei den
jetzigen schweren Lastzügen nicht mehr ausreichend, und es müssen auf diesen
Strecken zwei Maschinen die Züge befördern.
Die oben erwähnte Locomotive ist nur dazu bestimmt, allein diese Züge zu
schleppen.
Die Maschine hat zehn Räder, von denen die hinteren dreigekuppelt sind, während die
beiden vorderen, auf einer beweglichen Laufachse nach System Adam, nur einen Theil des Gewichts zu tragen haben.
Die Cylinder sind nach der Verbundanordnung construirt, jedoch ist die Maschine durch
Anwendung eines Anfahr- und Wechselventils, Patent von Borries, vermöge eines Handgriffs des Führers, in eine Locomotive
gewöhnlicher Wirkungsweise umzuwandeln. Durch dieses Ventil ist der Führer in der
Lage, sowohl beim Anfahren, als auch auf besonders steilen Rampen, den vollen
Dampfdruck auf die Kolben wirken zu lassen, während er bei der Fahrt auf anhaltender
geringerer Steigung, durch Einschaltung der Verbund Wirkung, die Vortheile dieses
Systems voll ausnutzen kann.
Die Rahmen der Maschine liegen innerhalb der Räder, die Cylinder ausserhalb der
Rahmen in einer Neigung nach hinten von 1 : 20. Die Steuerung nach Allan und die Schieberkasten liegen innerhalb der
Rahmen.
Das Gewicht der Maschine wird ausschliesslich durch Längsfedern auf die Achsen
übertragen. Die Federn der gekuppelten Achsen liegen unter, diejenigen der Laufachse
über den Achslagern. Die Federn der drei hinteren Treibachsen, sowie die der
Laufachse und vorderen Kuppelachse sind durch ungleicharmige Doppelhebel mit
einander verbunden.
Die Hauptdimensionen der Maschine sind folgende:
Hochdruckcylinderdurchmesser
530 mm
Niederdruckcylinderdurchmesser
750 mm
Kolbenhub
630 mm
Treibraddurchmesser
1250 mm
Laufraddurchmesser
1000 mm
Radstand der gekuppelten Achsen
4100 mm
Radstand, total
6300 mm
Dampfüberdruck
12 at
Rostfläche
2,3 qm
Heizfläche
144 qm
Leergewicht
51000 k
Dienstgewicht
58000 k
Adhäsionsgewicht
52000 k
Das auf die viergekuppelten Achsen entfallende Gewicht von 52 t ist auf dieselben
gleichmässig vertheilt und beträgt für die Achse etwa 13 t. Die Belastung der
Laufachse beträgt etwa 6 t.
Das Dienstgewicht der Maschine mit Tender beträgt annähernd 90 t.
Die Maschine ist mit einer Dampf bremse versehen, welche mit je einem Bremsklotz von
Gusseisen auf die vier hinteren Treibräder wirkt. Der Bremscylinder liegt zwischen
den Rahmen senkrecht an einer Rahmenversteifung und wirkt durch Hebel und Zugstangen
auf die über den Rädern liegenden Bremsklötze.
Erwähnenswerth ist noch, dass wegen des grossen Kesseldurchmessers – 1600 mittlerer
Durchmesser – der Stand des Führers nicht, wie bei den anderen Maschinen, hinter der
Feuerkiste, sondern, um demselben die Uebersicht über die Strecke zu wahren, neben
der Feuerkiste angenommen ist. Der Regulatorhebel sowohl wie das Handrad der
Umsteuerungsschraube haben dementsprechend auf der rechten Seite neben der
Feuerkiste ihren Platz gefunden und sind bequem zu handhaben. Das Führerhaus ist zum
Schutz des Personals mit Rückwand versehen, welche jedoch so weit ausgeschnitten
ist, dass die Verbindung mit dem Tender ungehindert bleibt und der Heizer nicht
beschränkt ist. An den verbleibenden Schutzwänden sind gepolsterte Sitze für Führer
und Heizer vorhanden. Nach den vorstehend gegebenen Abmessungen berechnet sich die
Zugkraft aus der Formel Z=\frac{d^2p\,.\,h}{2\,D}, der mittlere
nutzbare Dampfdruck, p zu 6 at angenommen und die ganze
Arbeit im grossen Cylinder geleistet gedacht, zu 8500 k.
Aus dem Adhäsionsgewicht berechnet sich die Zugkraft zu 52000 × 0,15 = 7800 k, aus
der Heizfläche, bei 15 km Fahrgeschwindigkeit, für 1 qm Heizfläche 3
angenommen, zu \frac{144\,.\,3\,.\,75}{4,1}=7900 k.
Bücher-Anzeigen.
Technische Kalender für 1894.
Kalender für Elektrotechniker,
herausgegeben von F. Uppenborn. 11. Jahrgang. München.
Oldenbourg. 393 S. In Brieftascheniederband. 4 M.
Enthält nur den elektrotechnischen Theil; zur Ergänzung dient eine Beilage, die
besonders zu haben ist. Die vorliegende Ausgabe ist durch einige neue Abschnitte
erweitert, wogegen Entbehrliches ausgeschieden wurde. Die Tabellen sind auf das neue
Ohm (= 1,063 S. E.) umgerechnet. Annoncentheil und Notizkalender sind abtrennbar,
was bei dem etwas voluminösen Kalender wünschenswerth ist.
Uhland's Kalender für
Maschineningenieure. 20. Jahrgang in zwei Theilen. Dresden. G. Kühtmann.
Geb. 3 M., Lederband 4 M., Brieftascheniederband 5 M. (Preis ohne unten erwähnte
Beigabe.)
Der Kalender hat auch in diesem Jahre vielfache Verbesserungen erfahren. Die frühere
Eintheilung in Taschenbuch und Theil für den Constructionstisch ist geblieben. Der
dritte Theil ist eine neue Beigabe, welche die wichtigsten Bestimmungen aller
Patentgesetze des In- und Auslandes in übersichtlicher Zusammenstellung enthält.
(Preis als Beigabe 1 M., Sonderpreis 2 M.)
Ingenieurkalender 1894.
Herausgegeben von Th. Beckert und A. Polster. 16. Jahrgang. Berlin. Verlag von Julius
Springer. Preis 3 M., Brieftaschen ausgäbe 4 M.
Der Kalender erscheint wie bisher in zwei Theilen, der erste Theil als Taschenbuch,
der zweite geheftet und für den Constructionstisch bestimmt. Nach Form und Anordnung
ist er unverändert, jedoch ist der neue Jahrgang um einige wichtige Tabellen
bereichert worden, auch hat der Abschnitt über Gebläsemaschinen eine Umarbeitung
erfahren; über die wichtigsten Bestimmungen der ausländischen Patentgesetze
informirt eine übersichtliche Zusammenstellung.
P. Stühlen's Ingenieurkalender für
Maschinen- und Hüttentechniker 1894. Unter Mitwirkung von R. M. Daelen herausgegeben von Fr. Bode. 29. Jahrgang. Hierzu als Ergänzung: 1) Bode's Westentaschenbuch. 2) Socialpolitische Gesetze der neuesten Zeit.
Essen. G. D. Baedeker. Ledereinband 3,50 M. Brieftaschenform 4,50 M.
Aus dem Westentaschenbuch sind unter Beibehaltung des Formates die Tabellen für
Bautechniker besonders herausgegeben. (0,75 M.)
Abgesehen von kleinen Verbesserungen ist der Kalender derselbe geblieben; wir wüssten
in der That auch kaum eine Verbesserung für unseren langjährigen treuen Begleiter
vorzuschlagen.
Kalender für Eisenbahntechniker,
begründet von Heussinger von Waldegg, bearbeitet von
A. W. Meyer. 1894. 21. Jahrgang. Nebst einer
Beilage: Eisenbahnkarte in Farbendruck. Wiesbaden. J. F. Bergmann. 4 M.
Rheinhardt's Ingenieurkalender für
Strassen- und Wasserbau- und Culturingenieure, herausgegeben von R. Scheck. 1894. 21. Jahrgang. Wiesbaden. J. F.
Bergmann. 4 M.
Letzterer Kalender hat einen Taschenkalender und drei Beilagen, die einzeln geheftet
sind. Die Theile enthalten: 1) Die Hydraulik; 2) Mechanik, Vermessung, Melioration
und Strassenbau; 3) Bauwesen, Maschinenbau und Elektrotechnik.
Der Indicator und seine Anwendung für
den praktischen Gebrauch, bearbeitet von P. H.
Rosenkranz. 5. Auflage. Berlin. R. Gärtner's Verlag. 271 S. 3
lithographirte Tafeln. Geb. 10 M.
Die vorliegende Ausgabe des anerkannt brauchbaren Buches ist bedeutend erweitert und
enthält in übersichtlicher Darstellung alles, was zur Handhabung des Indicators und
zur Beurtheilung der Ergebnisse desselben bei Dampfmaschinen und Pumpen erforderlich
ist. Grosse Sorgfalt hat der Verfasser mit Recht auf die Erklärung der Diagramme
gelegt und wie dieselben zur Beseitigung etwaiger Fehler zu verwenden sind.
Berichtigung.
Fig. 4 bis 7 auf S. 229 bitten wir
wie nachstehend zu lesen.
Textabbildung Bd. 290, S. 264
Rollenanordnungen bei Schelling und Stäubli's Schaftmaschinen.