Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 288 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Gas und Elektricität in Frankfurt a. M.
Trotz der vielfach aufgestellten Behauptung, dass das elektrische Licht nicht im
Stande sei, den bestehenden Gaswerken schädliche Concurrenz zu machen, dass
dieselben vielmehr nur das billige Erdöl und die Verbesserungen der Erdöllampen zu
fürchten haben, scheint es doch, dass die Fortschritte in dem billigeren Betrieb der
elektrischen Centralen den Gaswerken das Leben recht schwer machen. So hat letzthin,
bald nach Eröffnung der Sigmaringer elektrischen Centrale, das dortige Gaswerk den
Betrieb eingestellt, und von einigen anderen Gasanstalten, welche sich in ähnlicher
Lage befinden, wird nach Schluss der diesjährigen Wintercampagne das Gleiche
erwartet.
Unsere Frankfurter Gasfabriken haben von jeher gesucht, den zu erwartenden Ausfall in
anderer Weise auszugleichen. Die Verbilligung des Preises für dasjenige Gas, welches
zum Motorenbetrieb Verwendung findet, hat hier die Einführung einer grossen Zahl von
Gasmotoren im Gefolge gehabt; dieselben hatten bisher nur eine beschränkte Grösse –
meistens waren es 2 bis 4 – und die beiden mit Gas betriebenen 50 pferdigen
Motoren des Opernhauses übertrafen die meist verbreiteten Gasmotoren um mehr als das
Zehnfache; seit Errichtung der verschiedenen elektrischen Blockstationen haben viele
30- bis 40 pferdige Gasmotoren Aufstellung zum Betrieb der Dynamomaschinen gefunden.
Da nun bei den Blockstationen die Betriebskraft naturgemäss die Hauptausgabe bildet,
so kann man annehmen, dass die Gasgesellschaften etwa ¼ bis ⅓ der ihnen entgehenden
Einnahme für Leuchtgas durch das Gas zum Betrieb der Blockstationen wieder
einnehmen; ein Block mit etwa 800 gleichzeitig brennenden Glühlampen braucht
monatlich für etwa 800 M. Gas zum Betrieb.
In nächster Zeit suchen aber unsere Gaswerke sich ein neues Absatzgebiet durch
Einführung von Gas zu Koch- und Heizzwecken zu erobern, und es kann nicht geleugnet
werden, dass diese Bemühungen berechtigt und von Erfolg gekrönt sind.
Die Directionsräume der englischen Gasfabrik am Obermain werden schon seit Jahren
lediglich durch Gas geheizt und in diesem Winter ist eine ganze Reihe von privaten
und öffentlichen Lokalen mit Gasöfen versehen worden, wir erinnern u.a. an den
grossen Saal der Stadtverordnetenversammlung und an den Wartesaal der Eschenheimer
Lokalbahn.
Die leichte Bedienung, der Wegfall von Rauch und Asche, die bequeme Anbringung eines
Gasofens in jedem Winkel, das rasche Anheizen und die gleichmässige Abgabe von Wärme
bilden ganz entschiedene Vortheile, welche die geringen Mehrkosten für die Heizung
bei Dauerbrand aufwiegen, und so haben die Gasöfen namentlich die volle Sympathie
der dienstbaren Geister, welche keine Kohlen mehr zu schleppen brauchen und keine
Zeit mit dem „Anmachen“ des Feuers verlieren. Auch zum Kochen und Braten
werden die neueren Gasöfen gerühmt. (Beilage zu Nr. 59 des Finanzherold.)
Wirkung des elektrischen Lichtes auf die Pflanzen.
In der Pariser Akademie der Wissenschaften sprach Duchartre über die Einwirkung des elektrischen Lichtes auf die
Pflanzenentwickelung. Er legte das Ergebniss einer Reihe von Beobachtungen dar,
welche Gaston Bonnier, Professor der Botanik an der
Sorbonne, in den elektrisch beleuchteten Centralballen zu Paris gemacht hat. Bonnier setzte dort eine Gruppe von Pflanzen dem
beständigen Einfluss des elektrischen Lichtes bei Tag und Nacht aus. Eine zweite
Gruppe liess er Tags über in dieser Beleuchtung und Nachts im Dunkeln; eine dritte
endlich liess er ohne jede elektrische Beleuchtung unter den gewöhnlichen
Bedingungen im Sonnenlicht wachsen. Die ununterbrochene Wirkung des elektrischen
Lichtes erwies sich als schädlich. Die ihr ausgesetzten Pflanzen zeigten nach
einiger Zeit eine eigenartige Verwelkung. Sie blieben grün und bewahrten ihren
Reichthum an Chlorophyll, wurden aber weich und schlaff und ihre neuen Gewebe
befestigten sich nicht. Die Pflanzen dagegen, welche bei Tage elektrisch beleuchtet,
Nachts im Dunkeln blieben, boten fast genau das Ansehen der im Sonnenlicht
gewachsenen. (Elektrotechnische Zeitschrift.)
Pockholz im Maschinenbau.
Versuche, die im Conservatoire des Arts et Metiers in Paris angestellt worden sind,
bringen das Pockholz als Material für Lager wieder in Erinnerung. Bei den vielen
Vorzügen dieses Material es seien hier die a. a. O. ermittelten Zahlen
wiedergegeben:
1) Ein Würfel von 10 cm Seitenlänge widerstand einem Druck von 530 k senkrecht und
von 820 bis 865 k parallel zu den Fasern, während das Eichenholz unter denselben
Verhältnissen nur einen Druck von 360 bezieh. 660 k aushielt;
2) eine Kugel von 4 cm Durchmesser widerstand einer Gesammtbelastung von 1200 k.
Die Formveränderung betrug 1/800, 1/160 und 1/33 des Durchmessers bei einem Druck von 100 k, 300 k
und 1200 k.
Zu Lagerschalen wird das Pockholz in Form kleiner Cylinder oder Leisten verwendet. Es
lassen sich aber auch sehr wohl Lager construiren, die dergleichen Schalen aus dem
Ganzen zeigen. Die Construction ist sowohl bei Wellenlagern, als auch bei Lagern für
Kurbelstangen äusserst einfach und empfehlenswerth. Zu Bremsen werden anstatt des
Metalles Pockholzstücke von 50 mm Dicke verwendet, die vor Metallbremsen manche
Vortheile zeigen.
Um über die Reibungsverhältnisse des Pockholzes näheren Aufschluss zu bekommen,
wurden in der Versuchsstation des Ackerbauministeriums in Paris Versuche angestellt.
Zu diesen Versuchen wurden zwei Lager von Bronze, von welchem das eine mit
Holzcylindern versehen war, unter gleicher Belastung gepresst. Bei einer Belastung
von 100 k ergab sich die Reibung (bei dem gewöhnlichen Bronzelager = 1 gesetzt) für
das mit Pockholz versehene zu 0,661. Für eine Belastung von 150 k stellte sich das
Verhältniss wie 1 : 0,748 und für 200 k wie 1 : 0,785. Während sich bei diesen
Versuchen das Bronzelager erhitzte, blieb das mit Pockholz ausgebüchste vollständig
kalt.
Aus diesen Versuchen folgt, dass durch Pockholzeinlage sowohl die Verminderung der
Reibung und der Abnutzung der reibenden Flächen, als auch ein beinahe vollständiges
Aufhören des Warmlaufens erzielt wird. Dabei darf die Ueberwachung des Schmierens
der beweglichen Theile weniger streng sein.
Was die Benutzung des Pockholzes zu Bremsschuhen betrifft, so zeigt sich diese
vortheilhafter, als solche von Metall, weil sie sich gleichmässiger abnutzen und
viel wirksamer sind, als Metallbremsen.
Die Verwendung des Pockholzes zu schwer belasteten Lagern ist übrigens bei uns schon
längst bekannt. Dem Referenten ist aus den 60 er Jahren ein Fall bekannt, bei
welchem das Metallager eines schweren Wasserrades trotz aller Mühe nicht haltbar
gemacht werden konnte, bis endlich ein Lagerfutter von Pockholz dem Uebelstande ein
Ende machte.
Bücher-Anzeigen.
Hübner's geographisch-statistische
Tabellen. 42. Ausgabe für 1893. Herausgegeben von Regierungsrath Prof. F. v. Juraschek. Frankfurt a. M. Verlag von H.
Keller.
Vorliegende Ausgabe ist gegen die vorjährige (vgl. 1892 286 144) zeitgemäss erweitert und bis auf die neueste Zeit
fortgeführt.
Theorie und Praxis des
Eisenbahngleises von A. Staue,
Generaldirectionsrath der Staatsbahnen in Wien. Wien und Leipzig. J. L. Pollak's
Buchhandlung. 168 S. 4 Tabellen und 12 Figurentafeln.
Der Verfasser vermisst in der vorhandenen Literatur eine Studie, „die in
systematischer Anordnung, unter Hinweglassung des Minderwichtigen, alle an eine
Gleisconstruction zu stellenden Ansprüche theoretisch und praktisch darstellen,
und dabei eine thunlichst übersichtliche Kenntniss aller Bestrebungen bieten
würde, die sich in dieser Hinsicht geltend gemacht haben.“ Er hat diese
Lücke mit Geschick ausgefüllt. Da er nur Angaben macht, die er auf Grund
langjähriger Erfahrungen gewonnen, so wurde von einer Behandlung des „Eisernen
Oberbaues“ abgesehen, da sich dieser noch im Versuchsstadium befinde. Das
Werk zerfällt in drei Abschnitte: I. Ausbildung des Gleises mit Rücksicht auf dessen
Inanspruchnahme. II. Bedingungen für die Widerstandsfähigkeit des Gleises und seiner
Bestandtheile. III. Bestrebungen zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des
Gleises.
Das kurz gefasste und klar geschriebene Werk ist allen zu empfehlen, die sich ohne
Zeitverlust gründlich über das Thema unterrichten wollen.