Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 47 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Sprengung von Mauertrümmern unter Wasser.
Im Februar 1891 stürzte in Folge von Hochwasser die in den vierziger Jahren dieses
Jahrhunderts auf Pfahlrost erbaute südliche Quaimauer des Zollhafens in Emmerich zum
grössten Theile um; in den Sturz wurde ein eiserner Krahn mit seiner etwa 53,6 cbm
enthaltenden Fussmauerung mit verwickelt. Der Hafen war in Folge dessen durch
grössere, zusammenhängende Mauerblöcke veruntieft; insbesondere bildete das
Krahnmauerwerk einen einzigen Block, in welchem der Krahn noch fest sass. Um diese
Massen zu heben, mussten sie zerkleinert werden, wozu zunächst Dynamit angewendet
wurde. Wegen der grossen Nähe der zollfiscalischen Gebäude konnten keine grossen
Sprengladungen abgethan werden, und daher erwiesen sich diese Versuche mit Dynamit
als wenig erfolgreich, da sie wohl zu vollständiger, staubförmiger Zertrümmerung der
obersten Mauerwerkschichten führten, eine tiefere Wirkung als auf etwa 20 cm jedoch
nicht äusserten. Nachdem im letzten Sommer inzwischen der Wasserstand im Hafen
so weit gesunken war, dass die Oberfläche der Krahnmauerung zugänglich wurde,
konnten im Trockenen Bohrlöcher niedergetrieben und mit Sprengladungen besetzt
werden. Auch hier erwies sich das in walzenförmigen, blechernen Büchsen in die
Bohrlöcher eingebrachte und mittels Bickford'scher
Zündschnur entzündete Dynamit aus dem angeführten Grunde als wenig erfolgreich.
Nunmehr wurde ein Versuch mit sehr grobkörnigem Schwarzpulver gemacht, der so
günstig ausfiel, dass er zur Fortsetzung ermunterte. Inzwischen wuchs das Wasser
wieder, und es kam darauf an, nicht nur die Pulverladungen unter Wasser zu
entzünden, sondern auch das Bohrloch gehörig zu verdammen. Hierzu wurde
schnellbindender Cement verwendet, welcher mittels eines Trichters in das geladene
Bohrloch geschüttet wurde, wobei die Bickford'sche
Zündschnur von einem Arbeiter etwas straff gezogen wurde. Als Bohrer dienten
Gasrohre, die unten sägeförmig gezahnt waren. Der Bohrschmand wurde in einfachster
Weise mit Hilfe eines als Stechheber wirkenden Blechcylinders herausgehoben. Die
einzelnen Sprengladungen wurden bis zu 5,2 k Pulver gesteigert, zu deren Aufnahme
eine 1 m lange Büchse von 8 cm Durchmesser erforderlich war. Die Bohrlöcher wurden
bis nahe an die Unterkante des Mauerwerks getrieben und waren demgemäss oberhalb der
Ladung etwa 1,5 bis 2 m hoch mit Cement angefüllt. Bis zu drei Ladungen konnten
gleichzeitig entzündet werden. Um das Herumfliegen von Sprengstücken möglichst zu
verhindern, wurden bei nur geringer Ueberdeckung der Blöcke mit Wasser 12 cm dicke
Strohmatratzen aufgelegt; bei höherem Wasserstande als 30 cm über den Blöcken fiel
diese Maassnahme fort. Die Zündschnur erlitt durch die Umhüllung mit Cement keine
Beschädigung und brannte ebenso sicher wie im Wasser. (Hillenkamp im Centralblatt der
Bauverwaltung.)
Schiffbare Flüsse und Kanäle.
Ueber die Länge der schiffbaren Flüsse und Kanäle in den wichtigsten Ländern der Erde
nach geographischen Meilen gerechnet, gibt nachstehende Uebersicht Auskunft. Die
Länge beträgt in geographischen Meilen
in
Kanäle
Flüsse
Zusammen
Deutschland
264
3152
3416
Dänemark
40
–
40
Schweden und Norwegen
20
92
112
Russland
175
4188
4363
Oesterreich-Ungarn
83
585
668
Italien
64
381
445
Spanien
54
163
217
Portugal
–
94
94
Frankreich
630
1080
1710
Belgien
107
142
249
Holland
186
68
254
Grossbritannien und Irland
625
357
982
––––––
––––––
––––––
Europa zusammen
2248
10302
12550
Ver. Staaten von Amerika
666
3370
4036
Canada
107
564
671
Brasilien
–
4442
4442
––––––
––––––
––––––
Amerika zusammen
773
8376
9149
Indien
448
520
968
China
1054
740
1794
––––––
––––––
––––––
Asien zusammen
1502
1260
2762
Bemerkenswerte in dieser Zusammenstellung ist das Verhältniss der Kanallänge zur
Länge der natürlichen Wasserläufe (der Flüsse). Für Holland ist dies Verhältniss 2¾
: 1, für England 1¾ : 1, für China 1⅖ : 1. In Deutschland kommen auf 100 Meilen
Flusslauf nur 8 Meilen Kanal, in Frankreich 58, in Belgien 57. Nach Fertigstellung
der neuen Kanalunternehmungen wird sich dies Verhältniss in Deutschland erheblich
ändern.
Elektrische Anrückvorrichtung des Schreibzeuges für
Indicatoren, nach F. Kovarik.
Zur genauen Ausführung von Untersuchungen an Verbundmaschinen mittels Indicator,
besonders solcher mit grosser Umdrehungszahl, ist es nöthig, die zusammengehörigen
Diagramme, welche die Arbeit ein und derselben Dampfmenge zur Anschauung bringen,
zusammenzulegen (Rankinisiren). Es ist diese Arbeit, wobei also mit 2, 4 und 6
Indicatoren gearbeitet werden muss und wobei bisher jeder Indicator von einer
besonderen Person zu bedienen war, sehr schwer gleichzeitig mit allen Indicatoren in
Uebereinstimmung zu vollziehen, und daher zeichnen sich die so erhaltenen Diagramme
in ihrer Zusammengehörigkeit oft nicht gerade durch grosse Zuverlässigkeit aus.
Um diese Arbeit auf bequeme und sichere Weise erreichen zu können, wird an den
gewöhnlichen Schreibvorrichtungen der Indicatoren von Dreyer, Rosenkranz und Droop in Hannover die elektrische
Anrückvorrichtung angebracht, so dass eine einzige Person bei mehreren Indicatoren
die Schreibstifte gleichzeitig oder in bestimmter Aufeinanderfolge einrücken kann,
auch drückt man mit solchen Vorrichtungen sehr gleichmässig an, so dass die
erzeugten Diagramme durch das stärkere oder schwächere Andrücken mit der Hand nicht
beeinflusst werden. Statt der Silberstifte werden hierbei stets Graphitstifte
benutzt.
Diese Vorrichtungen sind zunächst für die patentirten Indicatoren nach Rosenkranz, sowie auch für solche nach Crosby ausgebildet. Für alle anderen Indicatoren lassen
sich meistens ähnliche Einrichtungen treffen, wenn das Schreibzeug beweglich genug
ist und hierfür nicht zu grosse Kraft erforderlich wird. Die Bauart der Indicatoren
erleidet durch die elektrische Anrückvorrichtung keine Veränderung, dieselbe kann
leicht angebracht und abgenommen werden. (Zeitschrift des
Verbandes der Kesselüberwachungsvereine.)
Ueber Schiffsmaschinen.
Der Wilhelmshavener Zeitung vom 7. December 1893
entnehmen wir nachstehende Mittheilung:
Die kaiserlich österreichische Marine ist in ähnlicher Weise wie die deutsche bemüht,
ihr älteres Flottenmaterial durch Umbau der noch brauchbaren Schiffe auf der Höhe
der Zeit zu halten. Sie beschränkt sich hierbei nicht nur auf die Artillerie,
sondern versieht auch ihre Schiffe mit den neuesten Maschinen und sucht dadurch ihre
Geschwindigkeit zu steigern.
Ein hervorragendes Beispiel dieser Bestrebungen ist das Panzer-Kasemattschiff Admiral Tegetthoff von 7300 t Deplacement, welches
bereits im J. 1878 auf der Werft von St. Roko gebaut wurde. Der Tegetthoff, welcher früher eine einfache
Condensationsmaschine von 7200 hatte, ist jetzt mit einer Schichau'schen dreifachen Expansionsmaschine von 10000
und entsprechenden Kesseln ausgerüstet worden, welche in der Schichau'schen Fabrik in Elbing erbaut und in Pola
kürzlich montirt und erprobt worden sind.
Dieser Umbau der Maschinenanlage des Panzerschiffes Tegetthoff ist gleichzeitig ein schlagendes Beispiel für den Fortschritt
des Schiffsmaschinenbaues in den letzten 10 bis 20 Jahren. Während die früheren
Maschinen des Tegetthoff einschliesslich der mit Wasser
gefüllten Kessel 1085 t wogen und nur etwa 7000 entwickelten, wiegen die
gesammten neuen Maschinenanlagen einschliesslich der mit Wasser gefüllten Kessel und
allem Zubehör nur 870 t; trotzdem wurde bei den Probefahrten eine Mehrleistung von
700 über die vertragsmässig vereinbarte erzielt. Der Geschwindigkeitsgewinn
auf Grund der neuen Maschinen beträgt bis zu 2 Knoten bei voll ausgerüstetem Schiffe
während der 6stündigen forcirten Probefahrt.
Abgesehen von dieser Mehrleistung wird durch die Gewichtsersparung, bei bedeutend
geringerem Kohlenverbrauch, die Möglichkeit gegeben, noch etwa 200 t Kohlen mehr an
Bord zu nehmen, so dass der Actionsradius des Schiffes ganz wesentlich erhöht worden
ist. Während die Maschinen mit voller Kraft vorwärts arbeiteten, wurden sie
wiederholt auf volle Kraft rückwärts umgesteuert und hierdurch das 7400 t schwere
Schiff auf seiner eigenen Länge zum Stehen und Rückwärtsgang gebracht. Die Maschinen
arbeiteten bei diesen schweren Manövern in jeder Beziehung vorzüglich und tadellos
und wurden von der k. k. Abnahmecommission anstandslos abgenommen.
Die neue Donaubrücke in Munderkingen in Württemberg,
ein Werk des Präsidenten der Ministerialabtheilung für Wasser-
und Strassenbau v. Leibbrand in Stuttgart, wurde am 16.
November 1893 festlich geweiht. Was diese Brücke berechtigt, vor vielen anderen
ihrer Art besondere Aufmerksamkeit zu beanspruchen, das ist der grosse
Cement-Betonbogen von 50 m lichter Spannweite und 5 m Pfeilhöhe, mit welchem sie die
Donau überspannt. Der Bogen dürfte der weitgespannteste Deutschlands sein und zeigt
in seiner verhältnissmässig geringen Stichhöhe (1 : 10) eine Kühnheit der
Construction, welche die Brücke über den Wildbach Isère mit 26 m Spannweite und 1/10
Stich, die Strassenbrücke bei Erbach an der Donau in Württemberg mit 32 m Spannweite
und 1/8 Pfeilhöhe, sowie den kühnen Bogen über das Murgthal bei Weisenbach, der nach
den Regeln des Stein Schnittes aus einzelnen keilförmigen Betonkörpern gewölbt ist,
eine Wasserleitung trägt und eine Spannweite von 40 m bei etwas über 1/10 Stich hat,
beträchtlich übertrifft. Das rechte Widerlager der Brücke besteht aus weissem
Jurakalk, der als gewachsener Felsen zu Tage tritt, das linke Widerlager ist durch
145 schräg eingetriebene Tannenpfähle gebildet. Das Gewölbe der Brücke ist 7,40 m
breit, die Weite zwischen den Geländern beträgt 8 m. Ueber beiden Widerlagern sind
gewölbte Durchgänge von 2,50 m lichter Weite gemauert, die 0,8 m vorkragen. Um die
getragene Last zu vermindern, sind die zwischen der Gewölbeoberfläche und der
Fahrbahn bestehenden Hohlräume nicht ausgefüllt; die Beanspruchung des
Brückengewölbes ist mit 30 k für 1 qcm angenommen. Um während des Ausschalens des
Bogens und nach demselben etwaige Senkungen unschädlich zu machen, sind rechts an
den Kämpfern wie am Scheitel die von Leibbrand
erfundenen Gewölbegelenke angewendet worden. Beim Ausschalen senkte sich der
Gewölbescheitel um 7 cm und beim Aufbringen der ganzen, etwa 75000 k betragenden
Brückenlast 11 cm, dabei haben sich die Widerlager um 2 bis 3,5 mm in wagerechter
Richtung verschoben. Die architektonischen Gliederungen der Brücke sind aus rothem
Cement hergestellt, der da, wo er zu Quadern verwendet wurde, eine bossenartige
Bearbeitung erfahren hat. Leitungsröhren, für Wasserleitung u.s.w. sind in die
Fusswege eingelegt. Der zum Brückenbau verwendete Beton wurde in einer Kugelmühle
gemischt und hat hierdurch eine Festigkeit erhalten, welche den mit Hand gemischten
Beton um 30 bis 40 Proc. übertrifft. Die Baukosten der Brücke betrugen ohne
Zufahrten 49600 M., die Gesammtkosten erreichten den Betrag von 90000 M. Mit dem Bau
wurde am 1. April 1893 begonnen und am 15. November aufgehört, so dass am 16.
November die feierliche Uebergabe an den Verkehr stattfinden konnte. Bei dem Bau
waren ausser dem Bearbeiter des Entwurfes noch betheiligt Oberbaurath Euting, Bauinspector Braun
und Werkmeister Schmidt, sämmtlich in Ehingen. (Deutsche Bauzeitung, 1894 Nr. 2.)
Die Erzeugung von Aluminium.
Nach einer Mittheilung des Strassburger Allgemeinen Anzeigers
für Berg-, Hütten- und Maschinenwesen wird jetzt in Europa und Amerika
zusammen täglich Aluminium im Gewicht von etwa 1170 k producirt. Diese Zahl ist
leicht zu controliren, da die Aluminiumfabriken bis jetzt nicht zahlreich sind. In
der ersten Hälfte des Jahres 1892 stellte sich deren Gewinnung wie folgt:
Fabrik von Neuhausen
450
k
Pittsburg, Reduction Company
270
k
Metallreduction Syndicate
135
k
Company Cowles allige
270–315
k
Eine neue Gesellschaft hat sich in New Jersey, Nordamerika, gebildet, um das Metall
aus dem Doppelfluoraluminium (Kryolith) darzustellen. Die Aluminium-Gesellschaft Oldbury, England, beschäftigt sich mehr mit
Herstellung von Natriumperoxyd und ist deren Aluminiumproduction unbedeutend. In
Frankreich ist keine irgendwie bedeutende Fabrik bekannt. Die Anwendung des
Aluminiums hat in der Industrie noch keinen festen Fuss gefasst, ist vielfach noch
im Stadium der Versuche und es genügt die jetzige Production den Bedürfnissen.
Bücher-Anzeigen.
Der Steinbau (Der praktische
Maurer). Handbuch für Architekten, Bauhandwerker und Bauschüler. Von C. A. Menzel. Neunte Auflage von F. Heinzerling. Mit 793 Holzschnitten. Fulda und
Leipzig. J. J. Arndt. 560 S. 10 M.
Das vorliegende Werk ist ein für sich abgeschlossener Theil des unter dem Titel
„Die gesammte Hochbaukunst“ erschienenen Lehrbuches, dessen andere Theile
den Holzbau, den Metallbau und die Bauanschläge enthalten. Der Inhalt des
vorliegenden Theiles erstreckt sich über: die natürlichen und künstlichen
Baumaterialien, Baugrund und Gründungen, Arten der Mauerwerke, die Zusammenfügungen
und Eigenschaften der Gewölbe, die steinernen Treppen, Geräthe, Rüstungen und
Hebezeuge, Heizungs- und Feuerungsanlagen, Eindeckung der Dächer, die Gesimse, von
den Fussböden und Decken, Bewurf und Verputz, Reparatur und Schutz der Bauwerke. –
Da die Darstellung vorwiegend praktische Ziele im Auge hat, so sind nur die
nothwendigsten theoretischen Herleitungen gegeben und hat sich der Verfasser auf die
üblichen praktischen Regeln beschränkt. Wir können das Werk allen Fachleuten
empfehlen, auch wird es wegen seiner Allgemeinverständlichkeit allen denen gute
Dienste leisten, die sich nur gelegentlich mit Bauten zu befassen haben. Das Werk
enthält auch die neueren Fortschritte auf seinem Gebiete.