Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 72 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Gesimse aus Metallblech.
Bei uns zu Lande stellt man den Stuck zur Verzierung der Hausfassaden meist aus Gyps
und, wenn es hoch kommt, aus Cement her. Solcher Stuck ist nicht billig und hat den
Nachtheil, dass er sehr gut gegen die Witterung geschützt sein muss, um nicht
abzubröckeln und abzufallen. Auch das Ansetzen von Stuck ist eine kostspielige
Arbeit, und man weiss nie, ob nicht mit der Zeit Stücke herunterfallen werden.
In Amerika verwendet man, nach der Eisen-Zeitung,
vielfach gepresstes Metall als Stuck, sowohl für ganze Hausfassaden als auch für
Gesimse aller Art. Ein derartiges Gesims, von der Fabrik von W. H. Mullins in Salem (Ohio) geliefert, ist 50'' hoch und hat 26'' Ausladung. Als Material
benutzt man gern Kupfer, weil sich dieses am leichtesten prägen lässt und eine
schöne grüne Naturpatina annimmt. Der Preis dieses Gesimses ist etwa 50 M. für das
Meter, einfachere, schmälere Gesimse werden schon für 1 $ für 1 Fuss geliefert.
Pressluft zum Kühlen warmlaufender Lager.
Nach der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung empfiehlt
sich die Anwendung von comprimirter Luft zum Kühlen warmlaufender Lager bei solchen
Anlagen, die Luftcompressoren in ständigem Gebrauche haben, oder wo eine
Luftzuführung möglich ist. Es ist zu diesem Zwecke eine Rohrleitung so anzubringen,
dass kalte Luft auf die warmlaufenden Lager geblasen werden kann, wodurch die
erhitzten Stellen abgekühlt werden. Luft hat vor dem Wasser als Kühlmittel den
Vortheil, expandirend zu kühlen, so dass weitere Nachhilfe bei dieser
Abkühlungsmethode überflüssig ist.
Stahlformguss.
Zur Herstellung von Stahlformguss wird in Deutschland meistens der Herdofen benutzt,
während in Frankreich, Belgien und England mehrfach die kleine Bessemerbirne von ½
bis 1½ t Fassung zu dem Zwecke betrieben wird. Diese hat den Vortheil, dass der
Betrieb leicht allen Anforderungen der Stahlformgiesserei hinsichtlich der Menge und
Beschaffenheit angepasst werden kann. Die Erzeugung von blasenfreien Güssen konnte
indessen bis jetzt nicht mit der erforderlichen Sicherheit ausgeführt werden, weil
in der Birne mit kleinem Einsatz die Temperatur des Metallbades meistens zu niedrig
ist, um ohne Metallverlust in Folge Erstarrens eine grosse Zahl von Formen füllen zu
können. In Folge der Beschleunigung des Giessens entstanden vielfach blasige Güsse.
Diese Schwierigkeit ist durch das Verfahren der Zuführung von Wärme zum
Metallbade der kleinen Bessemerbirne von Ch. Walrand
und E. Legenisel in Paris (D. R. P. Nr. 64950.
Vertreter R. M. Daelen, Civilingenieur in Düsseldorf)
beseitigt worden, so dass Stahl von jedem Härtegrade vergossen werden kann und
schöne, dichte Güsse ergibt.
Die Hagener Gusstahlwerke haben das deutsche und
luxemburgische Patent erworben und eine Anlage von 2 Birnen mit je 500 bis 700 k
Einsatz ausgeführt, welche sich in erfolgreichem Betriebe befindet.
Das Thomaseisen als Nietmaterial.
Prof. L. Tetmayer in Zürich kam nach der Schweizerischen Bauzeitung, Bd. XXII Nr. 3, auf Grund
eingehender chemischer Untersuchungen und Festigkeitsproben zu folgenden
Ergebnissen: 1) der sachgemäss geführte und überwachte Thomasprocess ist im Stande,
in vollkommen ausreichender Gleichmässigkeit selbst Nieteisen von absoluter
Zuverlässlichkeit zu liefern. 2) Gegenüber dem Schweisseisen fordert das
Nietflusseisen eine erhöhte Achtsamkeit und Sorgfalt der Behandlung. 3) Das
Nietflusseisen bietet den Stauchvorgängen im kalten und warmen Zustande einen
grösseren Widerstand dar, als das lockere, poröse, schlackenschüssige
Schweisseisen.
Schneiden von flachgängigen Schrauben von genauer
Länge.
Von praktischer Seite geht uns nachstehende Mittheilung zu:
Ein in der Praxis des Mechanikers sich oft unliebsam bemerkbar machender Uebelstand
veranlagst mich, meine dahin gemachten Erfahrungen bekannt zu geben.
Das Schneiden von Muttern mit scharfem Gewinde war schon längst bekannt, als man
darauf kam, auch flachgängiges Gewinde mittels Gewindebohrer zu schneiden. Dies ging
auch bei beiden Arten, so weit nicht absolute Genauigkeit der Ganghöhe nöthig war,
schnell von statten. Anders war es bei langen oder ganz genaue Ganghöhe
erforderlichen Muttern. Hier konnte nur auf Kosten der Genauigkeit des Gewindes
mittels Gewindebohrer geschnitten werden.
Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass bei dem Aufpassen einer solchen Mutter auf
die zugehörige Spindel stets nur die ersten Gänge passten, trotzdem der Gewindezahn
bei dem Schneiden der Spindel die richtige Breite hatte. Um nun die Mutter gänzlich
auf die Spindel zu bringen, musste man das Gewinde der Spindel mittels eines
breiteren Gewindezahns nachschneiden. Bei einer auf der Drehbank geschnittenen
Mutter war dies nicht nöthig. Woran lag dies? Man weiss, dass der Werkzeugstahl nach
dem Anwärmen bezieh. Härten insofern sich verändert, als er mehr oder weniger in
seiner Länge schwindet, kürzer wird. Habe ich z.B. einen Gewindebohrer mit 10 Gang
auf 1 Zoll engl. geschnitten, so wird derselbe nach dem Härten und Anlassen nicht
mehr mit der Leitspindelsteigung übereinstimmen, er ist kürzer geworden. Ich suchte
mir dadurch zu helfen, dass ich gleich von vornherein den Gewindebohrer einen Bruch
theil des Ganges länger schnitt, d.h. mehr Steigung gab. Der Bohrer that mir aber
nicht den Gefallen, bei dem Härten sich genau um das Gewünschte zusammen zu ziehen.
Ein Versuch mit verschiedenen Stahlsorten hatte auch nicht den gewünschten Erfolg,
bei vielen war ein zweimaliges Härten in Folge des unverhältnissmässigen Schwindens
ganz ausgeschlossen.
Als ich gelegentlich einen Schneidbohrer zu liefern hatte, der auf die Länge von etwa
500 mm in der Ganghöhe ganz genau sein musste, wurde ich von befreundeter Seite auf
den „Universalstahl“, Schutzmarke eine Brille, von Jonas und Colver in Sheffield, aufmerksam gemacht, ein Versuch damit
übertraf alle Erwartungen. Ein Vorversuch an einem Probestück ergab selbst nach
viermaligem Härten keine Veränderung in der Längsrichtung. Ich wärmte vorstehenden
langen Gewindebohrer in offenem Holzkohlenfeuer an, kühlte denselben in temperirtem
Wasser ab und hatte einen in Bezug auf Ganghöhe und Härte tadellosen Gewindebohrer.
Es ist rathsam, das Abkühlen dieses Stahls zu obigem Zweck in solch warmem Wasser
vorzunehmen, dass ein Nachlassen überflüssig ist. Durch eine kleine Probe kann man
bald den richtigen Wärmegrad des Wassers ermitteln.
Eine Niederlage dieses Stahles befindet sich in Berlin C. bei Mansfeld und Co.
Einfluss elektrischer Strassenbahnen auf Galvanometer.
Gegen den Entwurf einer elektrischen Strassenbahn in Königsberg i. Pr. mit
oberirdischer Stromzuführung und Rückleitung durch die Schienen hatte der Curator
der dortigen Universität Einspruch erhoben, da durch eine solche Bahn die
Galvanometer des in der Nähe gelegenen physiologischen Instituts beeinflusst und
wichtige Arbeiten desselben unmöglich gemacht werden würden. Diese Behauptung stützt
sich auf die von
Prof. Dorn bei dem physikalischen Institut in Halle
gemachten Erfahrungen. Auf Grund dieses Einspruches beauftragte das städtische
Elektricitätswerk in Königsberg die Assistenten desselben, Dr. A. Hartwich und Dr. P.
Cohn, den möglichen Einfluss der Strassenbahn auf Galvanometer zu ermitteln
und durch Versuche festzustellen, ob ein beträchtlicher Theil des in die Schienen
eintretenden Stromes von diesen seinen Weg durch die Erde nehmen und somit dem
physiologischen Institut nahe kommen könne. Die zu diesem Zweck angestellten
beachtenswerthen Rechnungen und Beobachtungen: werden in der Elektrotechnischen Zeitschrift, Heft 47 S. 669 u. ff., ausführlich
mitgetheilt. Aus der Untersuchung ergibt sich die Forderung, den Leitungswiderstand
der Schienen möglichst klein zu machen und diese unter sich gut leitend zu
verbinden, dagegen jede unnöthige Verbindung der Schienen mit dem Erdreich, etwa
durch Erdplatten, wie sie in Halle verwendet wurden, fortzulassen. Bei einem
stärkeren Betriebe, schnellerer Wagenfolge und grösserer Zahl der befahrenen
Strecken würden allerdings Störungen auftreten, zu deren Beseitigung die bis jetzt
bekannten Hilfsmittel nicht ausreichen. Ein eigentlicher Schutz gegen den Einfluss
der Strassenbahnen erscheint somit zur Zeit insbesondere da unmöglich, wo es sich um
fortgesetzte Beobachtung und Bestimmung der Richtung und Stärke des Erdmagnetismus
handelt. Hier müsste man also die Nachtstunden zu Hilfe nehmen, in denen der Betrieb
der elektrischen Bahnen ruht, oder selbstaufzeichnende Instrumente anwenden, bei
deren Aufstellung die Rücksicht auf die Bequemlichkeit des Beobachters nicht in
Frage kommt, und für die man daher einen auch vor sonstigen Störungen geschützten
Standort ausserhalb städtischer Bebauung wählen kann. (Centralblatt der Bauverwaltung, 1893 Nr. 52.)
T. W. Arnall's magnetische Trennmaschine.
Um nicht bei Verwendung von Elektromagneten an der, das magnetische Material vom
unmagnetischen trennenden Trommel, durch welche das ganze Material aus einem
Trichter hindurch geht, den elektrischen Strom beständig schliessen und unterbrechen
zu müssen, will T. W. Arnall in Birmingham nach seinem
englischen Patent Nr. 14916 vom 3. September 1891 an der Trommel bloss inducirte
Magnete anwenden und zu diesem Zweck an der emporgehenden Seite die Trommel mit
einem durch entsprechend angebrachte, stetig durchströmte Rollen magnetisch
gemachten Mantel umschliessen. In die Trommel eingesteckte Eisenbolzen, die mit
entsprechenden Polflächen auf der Innenseite versehen sind, nehmen dann das
magnetische Material mit empor, bis sie den Rand des magnetischen Mantels
überschreiten, und lassen es dann durch die dasselbe abführende Rinne in ein
Sammelgefäss fallen; das unmagnetische Material dagegen geht ruhig in der schräg
liegenden Trommel nach unten und fällt schliesslich aus ihr in ein anderes
Gefäss.
Elektrische Lichtanlage in Budapest.
Die Allgemeine österreichische Gasgesellschaft in
Budapest hat für diese Stadt von Schuckert und Co. in
Nürnberg eine elektrische Lichtanlage ausführen lassen, deren Betrieb sie sich
vorbehalten hat. Die Anlage ist zunächst auf 16000 Glühlampen von 16 Kerzen
berechnet, doch ist dafür gesorgt, dass sie auf das Dreifache ausgedehnt werden
kann.
Nach Engineering, 1893 Bd. 56 * S. 280, werden die
Lampen durch zwei parallel geschaltete Gleichstromdynamo und Speicherbatterien
gespeist. Da aber die Kraftanlage 3,2 km von der Stadt entfernt liegt, so sind
hochgespannte Wechselstrommaschinen als ursprüngliche Stromerzeuger gewählt worden,
die nicht zu schwere Leiter erfordern. Zwei dreifache Expansionsdampfmaschinen von
je 500 sind im Krafthause unmittelbar mit zwei zweiphasigen Dynamo von 1800
Volt und 100 Ampère gekuppelt; letztere sind in Parallelschaltung und ihre Felder
werden durch zwei kleinere, ebenfalls parallel geschaltete erregt, welche zugleich
das Krafthaus erleuchten. Die Ströme werden in drei Bleikabeln nach zwei
zweiphasigen Dynamo in der Stadt geleitet, welche wieder unmittelbar mit zwei
parallel geschalteten Gleichstromdynamo gekuppelt sind, deren Ströme nach zwei
Speicherbatterien von 148 Zellen von je 1500 bis 2200 Ampère-Stunden und mit etwa
500 Ampère Entladungsspannung geführt werden, von denen die Lampen-Stromkreise in
Dreileiteranordnung auslaufen. Jedes jener drei Kabel mit Eisenhülle enthält zwei
concentrische Leiter; das dritte Kabel steht in Bereitschaft.
Bücher-Anzeigen.
Verkehrsordnung für die Eisenbahnen
Deutschlands. Nebst ausführlichem Sachregister. Durchgesehen im
Reichseisenbahnamt. Berlin. W. Ernst und Sohn. 191 S.
Die vorstehende Ausgabe bildet eine Fortsetzung der 1892 286 120 angezeigten Sammlung von gesetzlichen Bestimmungen, insbesondere
der mit dem 1. Januar 1893 ins Leben getretenen Verkehrsordnung für die Eisenbahnen
Deutschlands. Diejenigen Vorschriften, welche mit den Festsetzungen des
internationalen Uebereinkommens übereinstimmen, sind durch lateinische Schrift
kenntlich gemacht.
Die dynamoelektrischen Maschinen.
Ein Handbuch für Studirende der Elektrotechnik. Von Silvanus
P. Thompson. Vierte sehr erweiterte Auflage. Deutsche Uebersetzung von C. Grawinkel. Erster Theil. Mit 279 in den Text
gedruckten Abbildungen und 12 Figurentafeln. 12 M. Zweiter Theil mit 209 in den Text
gedruckten Abbildungen und 17 Figurentafeln (S. 393 bis 748). Halle a. S. Verlag von
W. Knapp. 12 M. (Vgl. 1893 288 302.)
Die neue (zweite) deutsche Ausgabe ist den Fortschritten der letzten Zeit durch
Einschaltung eines Kapitels über Trieb maschinen mit Wechselstrom und eines über
elektrische Energieübertragung gerecht geworden, auch im Uebrigen sind zahlreiche
Nachträge eingeflochten. Die textliche Abfassung zeigt wieder Thompson's anerkanntes Geschick zu klarer und
verständlicher Schreibweise. Die beigegebenen Textfiguren zeichnen sich durch
Klarheit aus und sind meistens in Parallelperspective gehalten, ebenso die
Tafelfiguren, die genaue maasstäbliche oder mit eingeschriebenen Maassen versehene
Zeichnungen enthalten. Der erste Theil gibt neben einigen geschichtlichen
Mittheilungen die erforderlichen theoretischen Kenntnisse, beschreibt die Wirkung
und Gegenwirkung im Anker, die Gesetze des Magnetismus und der magnetischen
Eigenschaften des Eisens. Dann folgt eine sehr verständliche Theorie der
Dynamomaschine und eine Auseinandersetzung über die charakteristischen Curven. Ein
weiteres Kapitel ist den Maschinen für Gleichspannung der Ankerwickelung und der
Theorie der Verbindungen gewidmet. Nach einer Darstellung über den Aufbau der Anker,
die Bürsten und Bürstenhalter folgt eine längere Anleitung für den Entwurf von
Dynamomaschinen.
Der zweite, anschliessende Theil behandelt die Maschinen für Bogenlicht unter
eingehender Beschreibung der hervorragenden Typen, ferner die elektrischen
Triebmaschinen für Gleichstrom. Die folgenden Kapitel sind den Gesetzen des
Wechselstroms, den Wechselstrommaschinen, den Triebmaschinen für Wechselstrom und
den Umsetzungsapparaten gewidmet. Die nun folgenden elektrischen
Energieübertragungen haben für die Bestrebungen der Gegenwart eine hervorragende
Bedeutung. Die Schlusskapitel handeln über die Regulatoren für Dynamomaschinen, die
Prüfung der Dynamo- und Triebmaschinen und deren Behandlung. Ein Anhang über
elektrische und magnetische Einheiten wird zur Zeit willkommen aufgenommen werden
und klärend wirken. Den Schluss bilden ein Sach- und ein Namenregister.
Die erforderlichen Rechnungen werden mit einfachen Mitteln der Mathematik
durchgeführt; zur Veranschaulichung sind vielfach Diagramme benutzt worden. Wir
können das Buch den Studirenden, aber auch allen Freunden der Elektrotechnik zum
Studium und als Nachschlagewerk bestens empfehlen.
Das Wasserglas, seine Anwendung
und Darstellung von Ludwig Bernhard mit 13 Abbildungen.
Frankfurt a. M. Verlag von H. Bechhold. Preis 5 M.
Das vorliegende Werk gibt zunächst die geschichtlichen Mittheilungen, bespricht dann
eingehend Eigenschaften, sowie qualitative und quantitative Prüfung des
Wasserglases. Dem schliesst sich im ersten Abschnitt die Schilderung verschiedener
Fabrikationsmethoden an. Die folgenden Kapitel besprechen die Verwendung des
Wasserglases und der Wasserglasfarben als Anstrichmittel, seine Benutzung in der
Seifenfabrikation, der Bautechnik, Papierfabrikation, Textilindustrie, Wascherei und
Färberei und in anderen Gewerben.