Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 142 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Plan zu einer Naphtaleitung vom Kaspischen Meer zum Persischen
Meerbusen.
Die Naphtagewinnung im Kaukasus hat bekanntlich sehr unter den unzulänglichen
Transportmitteln zu leiden, auf welche die Naphtaindustriellen angewiesen sind. Es
ist daher vor längerer Zeit der Vorschlag gemacht worden, eine Röhrenleitung vom
Kaspischen Meer zum Persischen Meerbusen zu bauen, um dadurch die Ausfuhr der Naphta
nach den indischen Häfen zu erleichtern. Dieser Vorschlag, bisher wenig beachtet,
ist vor kurzer Zeit von dem russischen Bergingenieur Iwanow in der Gesellschaft der russischen Bergingenieure wieder angeregt
worden, indem dieser darauf aufmerksam machte, dass der erhöhten Ausbeute der
Naphtabrunnen die Zahl der Transportmittel durchaus nicht entspricht. Die Ausfuhr
der Naphtaproducte, welche im J. 1882 nur 900000 Pud (147420 t) betrug, war im J.
1891 bis auf 52 Millionen Pud (8,5 Millionen Tonnen) gestiegen. Davon kamen auf die
transkaukasische Bahn etwa 92 Proc., was die Kräfte dieser Bahn bedeutend
übersteigt. Die Röhrenleitung vom Kaspischen Meer zum Persischen Meerbusen würde der
Naphtaindustrie sehr nützen und ist durchaus nicht mit überaus grossen Schwierigkeiten verbunden.
Dieselbe dürfte 840 Werst (900 km) lang sein und von Enseli bis zur Mündung des
Karun geführt werden. Die Schnelligkeit der Bewegung soll 4 Fuss in der Secunde
betragen, so dass jährlich 30 Millionen Pud (5 Millionen Tonnen) befördert werden
können, d.h. ¾ der in den indischen Häfen bis jetzt verkauften Naphta, an welchem
Russland seither nur mit ¼ theilnahm. Die Leitung würde den Preis des Kerosins um
die Hälfte verringern. Die Kosten des Unternehmens würden, die beiderseitigen
Hafenbauten eingerechnet, 18800000 Rubel, die Betriebskosten dagegen 3990000 Rubel
jährlich betragen. Gegen diesen Vorschlag werden folgende Bedenken erhoben: erstens
wird ein Nachlassen der Ertragsfähigkeit der Brunnen befürchtet, andererseits ist
die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die indischen Häfen über kurz oder lang
von Birma aus versorgt werden; ausserdem sind auf Sumatra sehr ergiebige
Naphtaquellen entdeckt worden. Der Bericht Iwanow's ist
einer besonderen Commission zur Prüfung übergeben worden. (Berg- und Hüttenmännische Zeitung)
Ueber Aluminium als Zusatzmaterial zum FlusseisenNach einem
Auszuge aus Jernkontorets Annaler, 1893, durch
Stahl und Eisen, 1894 Nr. 9. von
Carl v. Geijerstam.
Nachstehende Versuche wurden hauptsächlich mit Bessemerflusseisen, zum Theil auch mit
Martinflusseisen ausgeführt, and zwar wurde zu den Proben nur ein Material mit mehr
als 0,6 Proc. Kohlenstoff verwendet, da die Blasen bei weicherem Stahl im
Allgemeinen weit weniger Ungelegenheiten als bei härteren Sorten verursachen.
Anfangs bediente sich der Verfasser eines Ferroaluminiums mit etwa 10 Proc.
Aluminiumgehalt. Bei den Versuchen mit Bessemermetall erfolgte der Zusatz in der
Birne nach beendigtem Blasen. Zu diesem Zweck wurde die Legirung in Stücke von etwa
der Grösse eines Hühnereies zerschlagen, rothwarm gemacht und mittels einer Schaufel
in den Converter geworfen, dann mit einer hölzernen Stange so schnell wie möglich
umgerührt, um den Zusatz mit dem Stahl zu vermischen. Bei Anwendung einer
hinreichenden Menge von Ferroaluminium erhielt man vollkommen blasenfreie Blöcke.
Nichtsdestoweniger sind mit dieser Methode mehrere Uebelstände verknüpft, die auf
der grossen Neigung des Aluminiums, sich zu oxydiren, beruhen. Die Blöcke bekommen
nämlich eine unschöne und unegale Oberfläche, insbesondere am oberen Theil, was
offenbar darauf zurückzuführen ist, dass die durch die Oxydation des Aluminiums
entstandene Thonerde sich zum Theil in Form eines grauen Häutchens auf der
Blockoberfläche ablagert. Ferner ist es nicht leicht, den richtigen Augenblick zum
Giessen abzupassen, denn dieses darf nicht früher geschehen, als bis der Zusatz
geschmolzen und die Mischung erfolgt ist, aber auch nicht so spät, dass das
Aluminium zum grössten Theil verbrannt ist.
Versuche, reines Aluminium im Converter oder in der Gusspfanne zuzusetzen,
lieferten schlechte Ergebnisse, weil das reine Metall leichter oxydirt wird als
Ferroaluminium.
Am besten ist es daher, während des Giessens in gleichen Zeiträumen kleine, genau
gewogene Stücke von Reinaluminium in die Coquillen zu werfen. Die Oberfläche der
Blöcke bleibt dann bedeutend glatter und schöner als in dem oben beschriebenen
Falle, und überdies hat man vollkommene Sicherheit, dichten Stahl zu erhalten, weil
ein bedeutend geringerer and mehr berechenbarer Theil des Zusatzes oxydirt wird.
Allerdings muss man dabei den Uebelstand wieder mit in den Kauf nehmen, dass dichtes
Material grosse Neigung zum Lunkern hat. Die Pfeifen erstrecken sich oft über ein
Drittel der Blocklänge und noch mehr; in Hinsicht auf die dabei entstehenden grossen
Abfälle erweist sich daher diese Methode als unökonomisch. In der Praxis ist es
leider nicht möglich, den Zusatz von vornherein so genau auszumitteln, dass die
Blöcke gleichzeitig dicht und ohne Pfeifen werden.
Der Verfasser hat weiter gefunden, dass der Aluminiumzusatz zum Kohlenstoffgehalt und
der Temperatur des Stahls in einem bestimmten Verhältniss steht, und er stellt die
Behauptung auf, der Zusatz müsse um so grösser sein, je geringer der
Kohlenstoffgehalt und je niedriger die Temperatur des Stahls ist. Von Interesse ist
ferner die Bemerkung, dass bei grossen Blöcken ein im Verhältniss zum Blockgewicht
etwas grösserer Zusatz erforderlich ist als bei kleineren. Dies beruht offenbar auf
dem Umstand, dass der Stahl in ersteren länger flüssig bleibt als in letzteren,
wodurch ein grösserer Theil des Aluminiumzusatzes vor dem Erstarren oxydirt
wird.
Die physikalischen Eigenschaften des mittels Aluminiumzusatzes hergestellten Stahls
gehen sowohl aus den in der Göteborger Materialprüfungsanstalt ausgeführten
Zerreissproben (vgl. Tabelle I) als auch aus den vom Verfasser ausgeführten
Schlagproben (vgl. Tabelle II) zur Genüge hervor. Der Aluminiumzusatz erfolgte bei
sämmtlichen Proben in den Coquillen und war nicht grösser, als nöthig, um den Stahl
dicht zu machen, somit verhältnissmässig grösser bei den weicheren als bei den
härteren Sorten. Aus den Ergebnissen der Untersuchungen geht hervor, dass Aluminium,
in dieser Weise angewendet, einen vortheilhaften Einfluss auf die
Festigkeitseigenschaften des Stahls ausübt, indem seine Festigkeit ziemlich
unverändert bleibt, während die Dehnbarkeit zunimmt. Die Einwirkung scheint überdies
auf den härteren Stahl vortheilhafter zu sein als auf den weicheren.
Was das weiche Flusseisen mit 0,15 Proc. Kohlenstoff betrifft, so sind die Zusätze zu
demselben so ausserordentlich gering gewesen, dass sie nur zur Noth einen Einfluss
haben konnten, den indess die Festigkeitsproben gleichfalls erkennen lassen. Alle
Proben mit demselben Kohlenstoffgehalt stammen von ein und derselben Hitze, jedoch
von verschiedenen Blöcken, weshalb keine andere Ungleichheit bei dem Material
vorkommen kann, als die, welche auf dem Aluminiumzusatz beruht. Die Schlagproben
ergaben, wie dies aus nachstehender Zusammenstellung hervorgeht, bei dem
Aluminiumstahl noch bessere Resultate.
Tabelle I.
Probestäbe
Zug-festig-keitk/qmm
Dehnung inProc. der ursprüng-lichen
Länge
Con-tractioninProc.
Beschaffenheit der Proben
Längein mm
Durch-messerin mm
Querschnitqmm
für100 mmLänge
für200 mmLänge
200
20,0
314,16
58,4
0,8
0,7
0,0
1,05 Proc. Kohlenstoff ohne Aluminiumzusatz, ungeglüht.
200
20,1
317,31
–
2,2
2,2
–
1,05 „ „ mit
„ „
200
20,0
314,16
83,2
10,8
9,1
15,4
0,75 „
„ ohne „ „
200
20,0
314,16
83,4
12,7
10,1
13,5
0,75 „ „ mit
„ „
200
20,0
314,16
61,1
2,0
2,0
2,0
1,05 „
„ ohne „ geglüht.
200
20,0
314,16
–
3,2
3,2
–
1,05 „ „ mit
„ „
200
20,0
314,16
74,6
13,2
12,4
12,6
0,75 „
„ ohne „ „
200
20,0
314,16
72,7
14,8
13,8
15,4
0,75 „ „ mit „
„
200
20,1
317,31
50,6
2,1
2,1
1,07
1,00 „ „ ohne „ vom oberen
Theil.
200
20,0
314,16
70,7
8,4
7,2
6,67
1,00 „ „ mit
„ „ „ „
200
20,0
314,16
69,3
20,0
14,7
43,00
1,00 „ „ mit „ „
unteren „
200
20,0
314,16
79,4
11,8
10,6
12,58
0,70 „
„ ohne „ „ oberen „
200
20,0
314,16
61,8
17,3
15,5
14,44
0,70 „ „ mit
„ „ „ „
200
20,0
314,16
58,4
19,4
10,6
24,31
0,70 „ „ mit „ „
unteren „
200
20,1
317,31
34,7
43,0
35,2
76,23
0,15 „ „ ohne „ „
oberen „
200
20,0
314,16
35,4
40,1
31,4
75,00
0,15 „ „ mit
„ „ „ „
200
20,0
314,16
38,8
35,0
27,6
57,75
0,15 „ „ mit „ „
unteren „
Tabelle II.
Die Proben wurden mit einem Rammbär von etwa 300 k Gewicht
ausgeführt. Die Probestäbe waren gewalzte Stäbe von 35 mm im Quadrat und 750 mm
Länge. Abstand zwischen den Stützpunkten = 300 mm.
Beschaffenheit der
Probe.
Fallhöhemm
Ergebniss
1,05 Proc. ohne Aluminiumzusatz
750
Probe zerbrach nach dem 1. Schlag.
1,05 „ mit „
750
„ „ „ „ 5. „
1,05 „ ohne „
1,000
„ „ „ „ 1. „
1,05 „ mit „
1,000
„ „ „ „ 3. „
0,75 „ ohne „
1,000
„ „ „ „ 2. „
0,75 „ mit „
1,000
Probe nach dem 9. Schlag im 40°. Winkel gebogen ohne zu
zerbrechen.
0,75 „ ohne „
1,200
Probe zerbrach nach dem 3. Schlag.
0,75 „ mit „
1,200
„ „ „ „ 2. „
1,00 „ ohne „ vom oberen Theil
750
„ „ „ „ 1. „
1,00 „ mit
„ „ „ „
750
„ „ „ „ 6. „
1,00 „ ohne „ „ unteren „
700
„ „ „ „ 2. „
1,00 „ ohne
„ „ „ „
700
„ „ „ „ 2. „
1,00 „ mit
„ „ „ „
700
„ „ „ „ 4. „
0,70 „ ohne
„ „ „ „
1,250
„ „ „ „ 2. „
0,70 „ mit
„ „ „ „
1,250
Probe war nach wiederholtem Schlag im 40°. Winkel gebogen ohne zu
zerbrechen.
0,70 „ ohne „ „ oberen „
1,500
Probe zerbrach nach dem 1. Schlag.
0,70 „ ohne
„ „ „ „
1,500
„ „ „ „ 2. „
0,70 „ ohne „ „ unteren „
1,500
„ „ „ „ 2. „
0,70 „ mit „ „ oberen „
1,500
Probe war nach wiederholtem Schlag im 40°. Winkel gebogen ohne zu
zerbrechen.
0,70 „ mit
„ „ „ „
1,500
Dasselbe.
0,70 „ mit „ „ unteren „
1,500
Dasselbe.
Methode zur Prüfung von Constructionsstahlsorten von
Alfred E. Hunt.
Bei dem Ingenieurcongress in Chicago hielt Hunt vom
Pittsburger Versuchslaboratorium einen Vortrag folgenden Inhalts: Einige Nachtheile
der bisherigen Versuchsmethoden sind der Zeitaufwand, der Kostenpunkt, sowie das
Bedürfniss, eine grosse Anzahl von Resultaten behufs Vergleichung zu haben; auch
sind solche in den Differenzen der Resultate, wenn die Proben verschiedenen Stellen
des Ingots entstammen und endlich in den Abweichungen, welche die verschiedenen
Methoden bedingen, zu suchen. Ein weiterer Uebelstand ist endlich die enge Grenze,
innerhalb welcher Versuche möglich sind, d.h., auf welche das Resultat als
zutreffend bezogen werden kann. Biege- und Schmiedeproben geben keine genügend
vergleichbaren Resultate.
Die von Hunt vorgeschlagene Methode besteht in der
Vergleichung der bei einzelnen Stahlsorten zum Lochen und Abscheren geschnittener
oder geschmiedeter Probestücke von einer bestimmten Dicke nöthigen Arbeitsleistung
mit jener von Normalstücken bei gleicher Behandlung. Dieser Vergleich kann auch
vorgenommen werden bei verschiedenem Fortschritte der Bearbeitung, wenn man den
Raum, auf welchem sich dieselbe ausdehnt, und die Zeit, während welcher die bekannte
Kraft einwirkte, in beiden Fällen kennt.
Die Methode stellt sich als besonders günstig heraus, wenn man die Resultate der
Beobachtungen in Curven darstellt, deren Ordinaten die Kraft, die angewendet wurde,
und deren Abscissen die Arbeitsleistungen, in Einheiten aufgetragen, vorstellen. Hunt benutzt einen Mechanismus, welcher die Curve
zeichnet, während die Probe vorgenommen wird. Bei dieser Methode können auch die
Enden der Walzstücke der Ingots oder die Blechabschnitte und ähnliche Abfallstücke
des Fertigproductes benutzt werden. Diese Erleichterung in der Probenahme ist ein
bedeutender Vortheil für die Praxis. Die durch diese Versuchsmethode erzielten
Vergleichsresultate beziehen sich auf die Dehnung, Zug- und Abscherfestigkeit;
Versuche zeigten, dass die Auswahl von Stahlqualitäten für Constructionszwecke, wie
die Ausscheidung von unbrauchbaren Qualitäten mittels dieser Methode sehr gut und
ungemein verlässlich vorgenommen werden kann. Hunt
behauptet durchaus nicht, dass man derart für jeden Fall die Zugfestigkeit des
Metalls wird feststellen können, man dürfte jedoch ein Prüfungsverfahren vor sich
haben, welches über die Beziehungen zwischen der Festigkeit und Dehnung Aufschluss
gibt. Man wird beispielsweise nicht unterscheiden können zwischen Stahlsorten von
etwa 50 k Festigkeit (für 1 qmm), 27 Proc. Dehnung (bei 203 mm Markendistanz) kann
mit einer Qualität, die 50 k trägt, mit Rücksicht auf die besondere Dehnbarkeit der
ersteren Sorte verwechselt werden, doch würde Stahl von 54,5 k Festigkeit und 18
Proc. Dehnung erkannt werden. Es ist des Autors Ansicht, dass diese
Prüfungsmethode für Stahlqualitäten für Constructionszwecke sicher und bequem wird
angewendet werden können, und dass sie genügend empfindlich sei, um alle Sorten
schlechten und unverwendbaren Stahles auszuscheiden, dass sie jedoch noch eine
grosse Anzahl von Versuchen verlangt, ehe man rasch und genügend wird arbeiten
können. (The Iron and Coal Trades Review, 1893 S. 263,
nach Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen.)
Bücher-Anzeigen.
Leitfaden für Patent- und
Musterschutzangelegenheiten aller Staaten für Industrielle, Erfinder und
Patentanwälte nach Gesetzen, Verordnungen und Verfügungen zusammengestellt von F. H. Haase. Berlin. R. v. Decker's Verlag. 245
S.
Das Patentgesetz vom 7. April 1891 und
das Gesetz betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern vom 1. Juni 1891 mit
Ausführungsvorschriften, erläuternden Bemerkungen und Sachregister von K. Wandel. 2. Aufl. Berlin. Verlag von Franz Vahlen.
120 S.
Preisschriften des deutschen
Techniker-Verbandes II. Wie soll sich der Maschinentechniker eine
zweckentsprechende Ausbildung erwerben? Aus den preisgekrönten Arbeiten
zusammengestellt und herausgegeben vom deutschen Techniker-Verband. Halle a. d. S.
Ludw. Hofstetter's Verlag. 37 S.
Das vorliegende Werk gibt im ersten Abschnitte Auskunft über Vorbildung, praktische
Ausbildung und Militärverhältnisse, der zweite Abschnitt handelt über die
theoretische Ausbildung und die Maschinenbauschulen und ihre Lehrpläne. Dann folgt
ein Abschnitt über die Ausübung des Berufes und die sociale Stellung des Technikers.
Der Schluss enthält Mittheilungen über den deutschen Techniker-Verband.