Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 144 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Central regulirte UhrenElektr. Zeitschr., 1894..
Unter der Firma Normalzeit G. m. b. H. hat sich in
Berlin eine Gesellschaft gebildet, welche bezweckt, durch die Einrichtung eines
Central-Uhrensystems für die Verbreitung genauer Zeitangaben im weitesten Kreise zu
sorgen, so dass jedem die Möglichkeit geboten ist, in Wohnräumen, Bureaus, Fabriken
und Geschäftsräumen gegen einen massigen Miethpreis sich eine stets richtige
Zeitangabe zu verschaffen. Der Miethpreis beträgt für jede Uhr 2 Mark monatlich ohne
irgend welche Nebenkosten für Installation, Reparaturen u.s.w. Die Gesellschaft hat
mit der Urania-Uhren- und Säulen-Commanditgesellschaft,
welcher durch Vertrag die öffentliche Zeitvertheilung von der Stadtgemeinde Berlin
übertragen worden ist, die Vereinbarung getroffen, dass ihre Uhren nach dem für die
öffentlichen Uhren angewandten System unter Benutzung des hierfür vorhandenen
Leitungsnetzes regulirt, sowie selbsthätig in Aufzug erhalten werden. Da die
Centralbetriebsstelle der Urania-Uhren- und
Säulen-Commanditgesellschaft mit der Königlichen Sternwarte in dauernder
elektrischer Verbindung steht, so wird jede Uhr auf selbsthätigem Wege in dauernder
und genauer Uebereinstimmung mit der Normaluhr der Königlichen Sternwarte erhalten.
Der gesammte Uhrenbetrieb dieser Gesellschaft steht unter der fortlaufenden Aufsicht
der Königlichen Sternwarte, so dass in Bezug auf die Genauigkeit und Zuverlässigkeit
alles Erreichbare gewährleistet werden kann.
Was die Uhren selbst angeht, so bestehen dieselben aus selbständigen, an und für sich
schon möglichst genau gehenden Gehwerken, deren geringe und unmerkliche Fehler alle
vier Stunden durch Vermittelung eines von der Centrale der Gesellschaft gesandten
elektrischen Stromes corrigirt werden. Die Einrichtung ist so getroffen, dass bei
etwaigem Eintritt von Leitungsstörungen die Uhren niemals verstellt werden können,
sondern lediglich während der Dauer der Störung uncorrigirt bleiben und also während
dieser Zeit wie eine gewöhnliche Uhr gehen. Da nun die Leitungsstörungen sich in der
Centrale stets sofort bemerkbar machen und daher bald beseitigt werden können, so
kann während der kurzen Zeit der Störung eine erhebliche Abweichung der Uhr nicht
eintreten. Derselbe Strom, welcher eine der Nebenuhren einstellt, zeichnet
gleichzeitig in der Centrale auf einem von der Centraluhr fortbewegten
Papierstreifen den Gang dieser Nebenuhr auf, so dass die Centrale stets über den
richtigen Gang der angeschlossenen Uhren und über etwa eingetretene Fehler orientirt
ist. Gleichzeitig werden alle Uhren selbsthätig aufgezogen. Die Kraft hierzu wird
der Wasserleitung entnommen, aus welcher durch einen kleinen Apparat jedesmal dann,
wenn die Uhr eingestellt wird, für kurze Zeit ein feiner Wasserstrahl ausgespritzt
wird. Dieser saugt die Luft aus einem Röhrchen, welches mit der Uhr verbunden ist,
und zieht dadurch die Uhr auf. Die Centraluhr, welche die Ströme zur Regulirung der
Nebenuhren in das Leitungsnetz entsendet, ist durch ein besonderes unterirdisches
Kabel mit der Normaluhr der Königlichen Sternwarte verbunden, die nach den täglichen
astronomischen Beobachtungen in richtigem Gange erhalten wird. Durch dieses Kabel fliesst
jede zweite Secunde ein elektrischer Strom, welcher die Centraluhr zwingt, stets in
absolut gleichem Gange mit der Normaluhr der Sternwarte zu bleiben. Jede bei den
Abonnenten befindliche Uhr ist demnach in Verbindung mit der Normaluhr der
Königlichen Sternwarte, durch welche sie in völlig selbsthätiger Weise dauernd und
genau regulirt wird, so dass sie stets dieselbe Zeit zeigt, wie die Normaluhr
selbst.
Betriebsumfang und Betriebskosten elektrischer
Eisenbahnen.
In einer Mittheilung im Engineering gibt R. Blackwell die folgenden Zahlen bezüglich
elektrischer Eisenbahnen. Ende des Jahres 1892 waren in den Vereinigten Staaten
13415 elektrische Wagen und 9550 km Streckenlänge in Betrieb. Ende 1893 war die Zahl
der Wagen auf 18233 und die Streckenlänge auf 12000 km gestiegen. Zu derselben Zeit
betrug die gesammte Streckenlänge der verschiedenen Trambahnsysteme 19600 km mit
39500 Wagen. Es ist hieraus ersichtlich, dass der elektrische Betrieb etwa auf der
Hälfte der amerikanischen Trambahnen benutzt wird. In England erfordert der Betrieb
70 bis 85 Proc. der Einnahmen, während auf den elektrischen Linien des Continents
und Amerikas dieses Verhältniss nur 50 bis 73 Proc. beträgt. Der Betriebsauf wand
für jedes Wagenkilometer beträgt in England 40 bis 48 Pfennig; für den elektrischen
Betrieb ist der entsprechende Aufwand 20 bis 36 Pfennig. Das grösste elektrische
Eisenbahnnetz der Welt ist dasjenige der West End Street
Railway Company in Boston, deren Berichten über das Jahr 1893 die folgenden
Zahlen entnommen sind:
Gesammtlänge der Bahnen in Kilometern
432
Gesammtlänge der elektrischen Bahnen in
Kilo- metern
293
Zahl der Pferdebahnwagen
826
Zahl der elektrischen Wagen
1346
Gesammtzahl der Wagenkilometer
30000000
Gesammtzahl der Wagenkilometer auf den elektri- schen
Bahnen
22800000
Verhältniss der Betriebskosten zu den Einnahmen in
Proc.
68
Kapitalwerth der elektrischen bahnen in Mark
30432276
Ausserdem sind 24 elektrische Schneepflüge für den Bahndienst vorhanden.
Die folgende Tabelle gibt die Zahlen der Betriebskosten der elektrischen Bahnen in
den verschiedenen Ländern:
Ausgabenin Proc. derEinnahmen
Ausgaben proWagenkilometerin
Pfennigen
Pittsburg (V. St. A.)
71
14,65
Chicago
–
33,8
Rochester
48,62
38,90
Halle a. S.
54,50
13,04
Guernsey
54,45
30,88
Marseilles (V. St A.)
60
33,20
Murten (Schweiz)
50
18,84
Frankfurt a. M.
70
22,88
Liverpool
73
22,88
Budapest
50
21,60
City and South London
64
–
Anwendung der Wechselströme auf elektrische Bahnen.
Nach dem Bulletin der Thomson-Houston Company hat diese
letztere Gesellschaft einen Versuch gemacht, Wechselströme für elektrische
Trambahnlinien, welche grosse Entfernungen durchlaufen oder bei denen die
Energiequelle vom Netze sehr weit entfernt ist, praktisch zu verwerthen. Die
Vortheile dieses Systems liegen auf der Hand. Die in der Kraftstation erzeugten
Mehrphasenströme hoher Spannung (5000 bis 10000 Volt) werden nach Transformatoren
geleitet, die in der Nähe des Trambahnnetzes aufgestellt sind. Hier wird der Strom
auf 400 Volt transformirt und der so transformirte Mehrphasenstrom wieder durch
Drehstromtransformatoren in Gleichstrom von 600 Volt verwandelt, welcher die
Trolleyleitung speist. Ein solches System ist gegenwärtig in der Stallt Portland
installirt, woselbst der Strom auf eine Entfernung von 21 km übertragen wird. Die
gesammte zu übertragende Energie beträgt 3650 Kilowatt.
Verzinnen kleiner Gegenstände auf mechanischem Wege.
Kleine Gegenstände, Nägel, Stifte, Schnallen u. dgl., erhalten nach folgendem
Verfahren einen gut deckenden Zinnüberzug. In einen aus Eisen oder Thon bestehenden
Topf werden die zu verzinnenden Sachen hineingelegt, worauf man soviel Zinn
hinzugibt, als dieselben annehmen sollen, Salmiakpulver darauf streut und den Inhalt
über dem Feuer erhitzt, bis das Zinn zu schmelzen beginnt und sich
Salmiakdämpfe entwickeln. Darauf sind die Theile gründlich durch einander zu werfen,
womit man so lange fortfährt, bis sämmtliche Gegenstände einen Zinnüberzug zeigen.
Dann gelangen die Theile ins Wasser und werden sofort in erwärmten Sägespänen
getrocknet.
Die Schwierigkeit einer guten Ausführung dieses Verfahrens besteht darin, das Zinn
genau abzupassen, da bei zu wenig Zinn ein schlechter, unvollkommener Ueberzug zu
Stande kommt, während bei Zinnüberschuss die Gegenstände an einander schmelzen,
wodurch grössere Mengen Zinn verbraucht werden, was gerade bei diesem Verfahren
vermieden werden soll. Das Durcheinanderrütteln hat bis zu dem Augenblicke zu
geschehen, wo aus dem Behälter die Theile ins Wasser fallen.
Eine andere Methode, Massenartikel zu verzinnen, besteht darin, dass man dieselben in
ein Steingutsieb bringt, das Sieb durch Auflösung von Chlorammon oder
Chlorzinklösung zieht und darauf in das im eisernen Kessel geschmolzene und mit
Salmiak, Colophonium oder Talg bedeckte Zinn eintaucht. Nachdem die Gegenstände den
passenden Wärmegrad angenommen haben, wird das Sieb herausgenommen, der Inhalt
gründlich durch einander geworfen und entweder ins Wasser gebracht oder auf
Eisenblech ausgebreitet. Diese Verzinnungsart ist bei Gegenständen angebracht, die
vermöge ihrer Gestalt oder Grösse in Siebe gebracht werden können, die
einigermaassen grosse Löcher besitzen, damit das überflüssige Zinn bald wieder
abfliessen kann. Das Sieb ist vor dem Eintauchen in das Zinnbad zu erwärmen, um ein
Zerspringen desselben zu verhüten. Man kann sich auch mit Vortheil ein Sieb aus
starkem Eisendrahtgewebe herstellen, das man vor Gebrauch in irgend eine verdünnte
Säure taucht und an der Luft getrocknet wird, um das Anhaften des Zinnes zu
verhindern. Sz.
Elektrische Gerbung System GrothElektr. Zeitschr.,
1894..
Die neugebaute Gerberei der Firma Jules Rod in Orbe (Schweiz), welche ganz und gar nach dem System Groth arbeiten soll, ist soweit fertiggestellt, dass
mit dem Betriebe begonnen werden konnte. Ueber die mit dem System Groth erzielten Resultate hat Prof. W. C. Unwin vom Central Technical College in London
nach eingehenden Versuchen an sechs Riemenmustern einen Bericht erstattet, aus dem
wir die folgenden Tabellen entnehmen. In denselben beziehen sich die Nr. 1 und 2 auf
nach dem System Groth in 5 Wochen gegerbte Riemen, die
anderen Nummern dagegen auf Fabrikate, welche aus anderen Fabriken bezogen
waren.
Zugfestigkeit.
Nr.
Dimensionen in Zoll
Schnitt-fläche inQuadratzoll
GrössteBelastungin Pfund
Zugfestigkeit in Pfund
Dicke
Breite
auf den ZollBreite
auf den Qua-dratzoll
1
0,248
3,04
0,754
3360
1105
4456
2
0,254
3,05
0,775
3786
1241
4885
3
0,235
3,12
0,773
2957
947,6
4034
4
0,230
3,12
0,718
2128
682
2964
5
0,246
3,14
0,772
4346
1384
5629
6
0,264
3,18
0,840
3595
1131
4280
Ausdehnung des Leders.
Belastungin Pfund
Ausdehnung in Zoll auf 7½ ZollDie
Ausdehnung auf Nr. 1 war auf 8 Zoll gemessen.
Nr. 1
Nr. 2
Nr. 3
Nr. 4
Nr. 5
Nr. 6
0
0
0
0
0
0
0
560
0,41
0,34
0,37
0,51
0,99
0,60
1120
0,83
0,66
0,56
0,83
1,47
1,98
1680
1,15
0,93
0,87
1,17
1,82
1,22
2240
1,49
1,18
1,13
–
2,10
1,54
2800
1,78
1,44
1,45
–
–
–
3360
–
1,66
–
–
–
–
Trägt man die Belastung als Abscissen, die Ausdehnung als Ordinaten in ein
rechtwinkliges Coordinatensystem ein, so zeigen die Nr. 1 und 2 entsprechenden
Curven einen fast geradlinigen Verlauf, während die anderen Curven eine mehr oder
weniger starke Krümmung zeigen. Dies scheint darauf hinzudeuten, dass das
elektrische Verfahren nach dem Groth'schen System eine
gleichmässigere Durchgerbung der Häute gestattet.