Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 240 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Anstreichen und Lackiren von Drahtfabrikaten.
Aus Draht angefertigte Gegenstände sind nur selten blank; meistens sind dieselben
lackirt oder mit Farbe angestrichen, um sie gegen Rosten zu schützen. Je nach der
Verwendung von derartigen Gegenständen richtet sich die Art des Anstrichs.
Dem Einfluss der freien Luft ausgesetzte Drahtgitter müssen einen mehrfachen Ueberzug
erhalten. Als Grundirung verwendet man einen Ueberzug durch Blei- oder Eisenmennige,
der mit Leinölfirniss angerieben wurde und auf die gereinigten und getrockneten
Theile aufgestrichen wird. In vereinzelten Fällen wird auch Zinkweiss oder Bleiweiss
benutzt, jedoch sind die mit Mennige abgeriebenen Farben besser. Um die Farbmasse
anzufertigen, wird das zu benutzende Metalloxyd in der Hitze getrocknet, durch
Verreiben in der Reibschale fein gepulvert, mit gutem Leinölfirniss angerieben, und
am besten auf der Farbmühle vermählen.
Ist die Grundirung trocken, so folgt entweder ein Anstrich mit der durchsichtigen
Lasurfarbe, oder mit einer Deckfarbe. Zur Lasurfarbe nimmt man mit Terpentinöl
angeriebene Farbstoffe, oder besser einen Terpentinölfirniss, der Gummi oder andere
„Harze“ enthält. Solchen Firniss kann man in folgender Weise herstellen:
Im Sandbade werden ein Pfund gepulverter Bernstein, der vorher mit gestossenem Glase
vermischt wurde, über gelindem Feuer geschmolzen. Nach dem Schmelzen gibt man nach
und nach drei Pfund Terpentinöl hinzu, wobei man den Topf vom Feuer nimmt. Hat sich
das Harz gelöst, so fügt man zwei Unzen Schellack hinzu und bringt den Topf wieder
in die Wärme, bis eine Lösung erfolgt, worauf man noch Leinölfirniss unter
beständigem Rühren zusetzt, durch Leinwand filtert und den Lackfirniss in reine
Flaschen bringt. Sollte derselbe zu dickflüssig sein, so setzt man warm noch etwas
Terpentinöl hinzu. Diesen Firniss kann man unmittelbar verwenden oder mit
Farbstoffen dünn anreiben.
Bei Gegenständen, bei denen es weniger auf Feinheit des Ueberzuges, als darauf
ankommt, sie gegen Rost zu schützen, benutzt man auch Leinölfirniss ohne weitere
Zuthat. Deckfarben werden mit Leinölfirniss angerieben, zeitweilig auch unter Zusatz
von Terpentinöl, auch kann vorstehend genannter Lackfirniss zu besseren Sachen
Verwendung finden, er erhält dann mehr Farbstoff zugemischt, ausserdem, um genügende
Deckkraft zu erlangen, einen Zusatz von Blei- oder Zinkweiss, Zinnober,
Englischroth, rothen und gelben Ocker, u.s.w. Zu schwarzem Decklack kann man feinen
Russ oder Elfenbeinschwarz mit dem Lackfirniss vermengen oder auch einen Asphaltlack
verwenden. Das Auftragen soll gleichmässig entweder unter starkem Verreiben oder bei
besseren Gegenständen mittels eines weichen Pinsels durch gleichmässigen langsamen
Strich geschehen. Ferner ist zu beachten, dass ein zweimaliger, dünner Ueberzug viel
grössere Haltbarkeit besitzt, als ein solcher, der durch einmaliges Auftragen in
dicker Lage gegeben wird. Beim Lackiren von feinem Drahtgewebe ist das Ueberziehen
mit dickflüssigem Lack ganz besonders zu vermeiden, da die Maschen dadurch leicht
ausgefüllt werden.
Zum Lackiren von Drahtgeflechten werden gewöhnlich mit Anilin versetzte Spirituslacke
in allen Farben benutzt, jedoch besitzen die öligen, im Ofen getrockneten Lacke
grössere Haltbarkeit. Ein solcher Lack wird erhalten, wenn man ein Pfund harten
Royal, zwei und ein halb Unzen Mastix und ein und ein halb Unzen venetianischen
Terpentin und drei Pfund Terpentinöl löst. Der Kopal wird zerkleinert und mit
Terpentinöl angefeuchtet, darauf in einem Sandbade allmählich bis zum Schmelzen
erhitzt, worauf man den Mastix hinzubringt und darauf den dicken Terpentin. Ist eine
vollständige Schmelzung erfolgt, so nimmt man das Gefäss vom Feuer und gibt den
möglichst stark erhitzten Leinölfirniss hinzu. Dieses hat sehr langsam unter
beständigem Rühren zu geschehen, da sich anderenfalls das Harz zusammenballt und
dann eine Lösung sehr schwer zu bewerkstelligen ist. Nachdem alles Leinöl
hereingebracht, bringt man das Gefäss wieder auf kurze Zeit in die Wärme, worauf man
etwas erkalten lässt und vorsichtig den Rest des vorher heissgemachten Terpentinöls
hinzufügt. Der Zusatz von Terpentinöl darf nur allmählich gemacht werden, damit das
Gemenge nicht übersteigt. Nach gründlichem Durchrühren wird der Firniss durch
Leinwand gegossen und in verschlossenen Gefässen aufbewahrt. Gefärbt wird derselbe
durch die genannten Farbstoffe, die vorher mit Terpentinöl angerieben sind, oder
auch durch in Terpentin gelöstes Anilin.
(Eisenzeitung Nr. 29.)