Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 300 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Prüfung und Beglaubigung von Schrauben.
Nach einer Mittheilung der Physikalisch-technischen Reichsanstalt, Abtheilung II, in
Charlottenburg, übernimmt die Anstalt die Prüfung und Beglaubigung von
Schraubenspindeln nach Maassgabe folgender Bestimmungen:
§ 1. Die Prüfung hat den Zweck, die Grössen des Durchmessers, der Ganghöhe und der
Gewindeform von Schrauben, Gewindebohrern u. dgl. zu ermitteln. Bezieht sich
dieselbe auf Musterspindeln, welche das in der Anlage beschriebene Normalgewinde für
Befestigungsschrauben nach metrischem Maasse darstellen, so kann sie mit einer
Beglaubigung verbunden werden. – Mutterkörper sind von der Beglaubigung
ausgeschlossen.
§ 2. Musterspindeln, welche zur Beglaubigung eingereicht werden, müssen folgenden
Bedingungen entsprechen:
1) Die Spindel soll aus gutem Stahl angefertigt, jedoch nicht gehärtet sein. Sie muss
aus einem Stiel, einem das Gewinde darstellenden Theil (Bolzen) und einem
cylindrischen glatten Fortsatze bestehen, dessen Durchmesser gleich dem des
Gewindekerns ist. Hierzu kann noch ein zweiter cylindrischer glatter Fortsatz vom
Durchmesser des Gewindes treten. Das Ganze muss aus einem Stück gearbeitet sein.
2) Der Stiel soll im Allgemeinen cylindrische Form haben, er kann geriffelt, genarbt
u.s.w. sein und muss eine freie ebene Fläche für die Aufnahme des
Beglaubigungsstempels besitzen, deren Abmessungen mindestens betragen:
Bei einem Bolzendurch-messer von
Parallel zur Achse
Senkrecht zur Achse
1 bis 3 mm
12 mm
2,5 mm
3,5 „ 5,5 „
15 „
4,5 „
6 „ 10 „
17 „
5,5 „
12 „ 24 „
20 „
7 „
26 „ 40 „
30 „
10 „
Durch diese Fläche darf der Stiel höchstens um ein Achtel seines Durchmessers
geschwächt werden.
3) Der Bolzen muss mindestens acht vollständig ausgebildete Gänge aufweisen.
4) Das Gewinde soll, sofern der Durchmesser des Bolzens nicht, geringer ist als der
des Stiels, von diesem durch eine Eindrehung getrennt sein.
5) Die Fortsätze müssen auf eine Länge von mindestens 3 mm genau cylindrisch sein;
derjenige für den Gewindedurchmesser darf sich nicht unmittelbar an das Gewinde
anschliessen, sondern muss durch eine Eindrehung, deren Breite ein bis zwei
Ganghöhen beträgt, von demselben getrennt sein.
§ 3. Die Prüfung erfolgt durch mikrometrische Messung oder durch Vergleichung mit den
Normalien der Reichsanstalt. Zur Beglaubigung ist Folgendes erforderlich:
1) Die Flanken des Gewindeprofils dürfen keine merkliche Abweichung von einer geraden
Linie zeigen.
2) Die Breiten der Abflachung an der Spitze und am Boden des Profils sollen nicht
erheblich von einander verschieden sein.
3) Die Ganghöhe darf im Mittel aus 10 Messungen an verschiedenen Stellen von ihrem
Sollwerth höchstens um 0,002 mm abweichen.
4) Der Durchmesser des Bolzens, sowie der cylindrischen Fortsätze darf nicht grösser
und höchstens um 0,03 mm kleiner sein als der Sollwerth; bei Schrauben von weniger
als 2 mm Durchmesser beträgt diese Fehlergrenze nur 1,5 Proc. des
Sollwerthes.
5) Die Gangtiefe darf nicht kleiner und höchstens um 0,02 mm grösser sein als der
Sollwerth.
§ 4. Die Beglaubigung erfolgt durch Aufprägung eines Stempels, bestehend aus:
1) einem M zur Kennzeichnung des Gewindesystems (s. §
1),
2) einer laufenden Nummer,
3) dem Reichsadler.
§ 5. Für jede beglaubigte Musterspindel wird ein „Beglaubigungsschein“
ausgestellt, welcher bekundet, dass sie die im § 2 und 3 enthaltenen Bedingungen
erfüllt.
§ 6. Werden Spindeln in Sätzen von mindestens 10 Stück mit systematisch abgestuften
Durchmessern beglaubigt, so erhalten sie gleiche laufende Nummer und einen
gemeinschaftlichen Beglaubigungsschein. Soll in diesem Falle ein etwa beschädigtes
oder in Verlust gerathenes Stück durch ein neues mit derselben Nummer ersetzt
werden, so ist dem Gesuch um Beglaubigung entweder das schadhafte Stück oder der
Beglaubigungsschein für den ganzen Satz beizufügen.
§ 7. An Gebühren werden erhoben:
A) für Prüfung und Beglaubigung
1)
einer
Spindel
mit
einem Fortsatz
3,00
M.
2)
„
„
„
zwei Fortsätzen
3,50
„
B) Ergibt die Prüfung, dass das betreffende Stück die Bedingungen des § 3 nicht
hinreichend erfüllt und deshalb nicht beglaubigt werden kann, so werden die unter A
angegebenen Gebühren je um 0,50 M. ermässigt erhoben. Dabei wird eine specielle
Angabe über die Grösse der gefundenen Abweichungen nicht gemacht.
C) Bei gleichzeitiger Einsendung ganzer Sätze von mindestens 10 Stück erniedrigen
sich die Gebühren um je 15 Proc. bei Sätzen von mindestens 18 Stück um je 20 Proc.;
die letztere Ermässigung tritt auch ein, wenn 10 Gewinde von gleichen Abmessungen
eingereicht werden.
D) Wenn die unter B erwähnte Angabe über die Grösse der gefundenen Abweichungen
gewünscht wird, oder die Prüfung sich auf Schraubengewinde bezieht, bei welchen eine
Beglaubigung von vornherein ausgeschlossen ist, werden die Gebühren nach Maassgabe
der darauf verwendeten Arbeitszeit berechnet.
§ 8. Vorstehende Bestimmungen treten an Stelle derjenigen vom 8. Mai 1893 am 1. Juli
1894 in Kraft.
(Die Form des Gewindes ist 1894 293 74, Fig. 8, gegeben,
wo sich auch die Tabelle über die Maasse der Schrauben befindet.)
Benzinlöthkolben von G. Barthel.
Textabbildung Bd. 295, S. 300
Einen handlichen Löthkolben mit Benzin als Heizmittel hat die Firma G. Barthel (vgl. 1893 290
263) geliefert. Der Hammerkolben des Apparates wiegt nur 170 g, er reicht wegen der
zweckmässigen Heizung jedoch für die meisten Lötharbeiten aus. Da der Druck im
Behälter durchschnittlich nur 1 at beträgt, letzterer aber auf 10 at geprüft ist, so
erscheint eine Explosionsgefahr ausgeschlossen, trotzdem ist der Behälter mit einem
Sicherheitsventile versehen. Da alle Theile des Kolbens hart gelöthet sind, so ist
die Abnutzung eine nur geringe. Der Kolben ist in etwa 3 Minuten löthfertig und
kommt in kurzer Zeit in Rothglut. Den Benzinbehälter umschliesst eine Lufthülse,
durch welche eine Umwickelung des Behälters überflüssig wird, da dieser durch die
dazwischen liegende Luftschicht gekühlt wird. Der Benzinlöthkolben ist nach Abnahme
des Kupferkolbens sofort als Löthlampe zu gebrauchen. Der Benzinverbrauch beträgt
durchschnittlich 35 g in der Stunde; die Löthdauer mit einer Füllung von 70 g Benzin
kann auf 2 Stunden angenommen werden.
Schutzmittel für guss- und schmiedeeiserne Röhren.
In einem auf der Versammlung der American Society of Mechanical Engineers gehaltenen
Vortrage wies, nach dem Journal für Gasbeleuchtung und
Wasserversorgung, M. P. Wood auf die Schwierigkeiten hin, solche schmiede-
oder gusseiserne Gas- oder Wasserleitungen gegen Corrosion zu schützen, welche in
Schlacken von Hochöfen, Walzwerken u.s.w. verlegt sind. Zwar gewährten Ueberzüge aus
Pechmischungen einigen Schutz, allein der Temperaturwechsel, der Schwefelgehalt der
Schlacke oder Asche
und die Porosität jenes Materials, welche die Circulation von Luft und Feuchtigkeit
begünstigt, machen in Verbindung mit den Vibrationen der über dem Rohre sich
bewegenden Transportfahrzeuge jenes Schutzmittel nahezu illusorisch. Wood empfiehlt, die Rohrleitungen, woraus auch sonst
ihr Ueberzug bestehen mag, mit einer Thonschicht zu umgeben, welche bei Röhren von
unter 20 bis 25 cm Durchmesser die Grösse des letzteren, und bei grösseren Leitungen
deren Halbmesser als Stärke besitzt. In Bezug auf die Frage des Schutzes der
Leitungen gegen elektrolytische Einwirkungen ist Redner der Ansicht, dass für die
Muffendichtungen Portlandcement verwendet werden solle; überhaupt sei, trotz
langjähriger günstiger Erfahrungen, Kalkmörtel (? vgl. unten) und hydraulischer
Cement als Schutzmittel gegen Rostbildungen an Eisen und Stahl unter gewissen
Verhältnissen in Fachkreisen noch bei weitem nicht hinreichend gewürdigt.
(Die Bekleidung mit einer Thonschicht ist bei uns längst bekannt und schon vor 30
Jahren bei einer Rohrleitung, die in Schweissofen- und Puddelofenschlacke lagerte,
mit Erfolg angewandt worden.)
Einwirkung von Kalk, Gyps und Cement auf Eisen.
Die zunehmende Verwendung des Eisens im Bauwesen gibt der Keramik vom 3. December 1894 Veranlassung, auf das bereits auch von uns
hervorgehobene Verhalten dieses wichtigen Baumaterials gegen die Einwirkung einiger
gebräuchlicher Bindemittel hinzuweisen.
In frischen Kalkmörtel verlegte Eisentheile werden in kurzer Zeit in erheblichem
Maasse angegriffen, und zwar besonders die aus Schmied- und Walzeisen, weniger die
aus Gusseisen bestehenden.
Die Einwirkung zeigt sich zunächst in einer überaus starken Rostbildung, welche sich
jedoch nicht auf die Oberfläche beschränkt, sondern schnell in das Innere sich
fortsetzt. Aber auch der etwa noch verbleibende Eisenkern erleidet eine merkwürdige
Aenderung seiner Beschaffenheit, welche sich besonders durch die verminderte
Festigkeit, sowie die Kurzbrüchigkeit und Sprödigkeit kundgibt. Manchmal auch
erkennt man auf der Bruchfläche ein deutlich crystallinisches Gefüge. Bemerkenswerth
ist sodann noch die Volumenvermehrung, welche mit der Zerstörung des Eisens Hand in
Hand geht und unter Umständen den Bauten gefährlich werden kann, da sie unter
ungemeiner Kraftäusserung vor sich geht. So hat man z.B. die Beobachtung gemacht,
dass schwere Quadern, welche fehlerhafterweise mit eisernen Dübeln und Klammern in
Kalkmörtel versetzt worden waren, aus diesem Grunde aus einander getrieben wurden,
so dass eine Neuversetzung nöthig wurde.
Auch Gyps hat eine ähnliche, wenn auch in der Regel schwächere Einwirkung auf Eisen,
wenn die beiden Materialien an der Feuchtigkeit unmittelbar ausgesetzten Stellen
oder auch in Räumen verwendet werden, in denen die Luft einen hohen
Feuchtigkeitsgehalt hat.
Im Gegensatz zu den vorgenannten hat sich reiner Cement als ein ganz vorzügliches
Rostschutzmittel erwiesen, so dass in reinem Cement eingebettete Eisentheile auch
unter Wasser vom Rost nicht angegriffen werden. Auch ein Anstrich derselben mit
dünner Cementbrühe hat sich recht wohl bewährt und dürfte seiner Billigkeit halber
auch dem Mennigeanstrich vorzuziehen sein.
Brechen des Eises.
Ueber einen gelungenen Versuch des Eisbrechens durch den Regierungsdampfer „Sperber“ mit der dem Schiffsbaumeister Weedermann in Flensburg patentirten Eisbrechvorrichtung
berichtet die Flensburger Nordd. Zeitung. Morgens 9¼
Uhr am 7. Februar dampfte der „Sperber“ von
Sonderburg nach Flensburg ab. Auf der ganzen, etwa 35 km langen Strecke wurde Eis
angetroffen, meist 19 bis 29 cm starkes Kerneis, das von dem Dampfer ohne Anlauf
schlank durchbrochen wurde. Nur da, wo das Eis sich etwas zusammengeschoben hatte
(bis zur Stärke von 0,9 m), musste es durch Anläufe genommen werden, deren aber auf
der ganzen Strecke nur fünf nöthig wurden. Es ist dies um so bemerkenswerther, als
das Eis keineswegs mürbe, sondern in Folge der herrschenden Kälte von – 10° sehr
fest war. Um 3½ Uhr Nachmittags, also in 6¼ Stunden, hatte der „Sperber“ Flensburg erreicht, und zwar ohne dass
an Schiff oder Eisbrechvorrichtung irgend etwas versagt hätte. Heute Vormittag 9 Uhr
dampfte der „Sperber“ wieder von hier ab, um mit
Fachleuten an Bord etwas im Eise zu manövriren, was dem Schiffe mit Hilfe der
Vorrichtung fast so gut gelang, als befände es sich im offenen Wasser. Der Weedermann'sche Eisbrecher besteht aus einem eisernen
Prahm, der bei 12,4 m Länge, 7 m Breite und bis zu 0,86 m Tiefe eine ovale Form mit
gewölbtem Boden besitzt. An der Rückseite befindet sich ein keilförmiger Einschnitt,
in den der Bug des die Vorrichtung benutzenden Dampfers passt, und der je nach
der Grösse des letzteren verstellbar ist. Der Prahm, dessen Tiefgang durch
Wasserballast-Tanks geregelt werden kann, wird nun beim Eisbrechen durch den Dampfer
auf das Eis hinaufgeschoben und zerbricht dieses durch seine eigene Schwere derart,
dass das Schiff selber des Eisbrechens überhoben ist. Dadurch wird, abgesehen von
der grösseren Leichtigkeit und Schnelligkeit des Eisbrechens, auch eine grosse
Schonung von Schiff und Maschine erreicht, die sonst bei solcher Arbeit nicht wenig
angestrengt werden. Hinzugefügt sei noch, dass der „Sperber“ eine Länge von etwa 29 m und eine Maschinenstärke von
250 indicirten Pferdestärken besitzt. Weitere Erprobungen in Gegenwart auch
auswärtiger Fachmänner stehen bevor. Fallen die Versuche auch fernerhin so günstig
aus, so dürfte die Erfindung für die Aufeisung von Häfen und Wasserstrassen eine
Zukunft haben; insbesondere sei hierbei auch an den Nord-Ostsee-Kanal gedacht, den
auch zur Winterszeit möglichst lange offen zu halten ja von ganz besonderer
Wichtigkeit ist.
(Deutsche Bauzeitung.)
Norddeutscher Lloyd.
Der Norddeutsche Lloyd ist das grösste
Schiffahrtsunternehmen unserer Erde. Die verschiedenen in Betracht kommenden
transatlantischen Linien weisen nach einer Zusammenstellung des Engineering folgende Tonnengehalte ihrer Schiffe
auf:
Tonnen
Norddeutscher Lloyd
242367
Peninsular und Oriental
227060
Navigazione Generale
Italiana
191037
Messageries Maritimes
174900
Générale Transatlantique
173800
Hamburg-Amerikanische
Packet- fahrt-A.-G.
166586
Oesterreichischer Lloyd
137822
Anchor-Linie
136512
Allan-Linie
127861
Cunard-Linie
110759
White Star
96226
Chargeurs Réunis
77600
Hamburg-Südamerikanische
56676
Red Star-Linie
54808
National-Linie
53522
Niederländisch-amerikanische
43342
Netherland-Stoomvaurt
40245
La Véloce
39689
Inman-Linie
36677
Fabre-Linie
27443
Guion-Linie
17812
Thingvalla- Linie
11985
Der Norddeutsche Lloyd hat aus den kleinsten Anfängen
den stolzen Weg bis zur Spitze der Schiffahrtsgesellschaften gemacht. Im J. 1881
begann er den Bau von Schnelldampfern, 5 Jahre später richtete er die sogen.
Subventions-Linie ein, hierzu trat im J. 1891 noch die Genua-New York-Linie. Das
Actienkapital der Gesellschaft beträgt jetzt 83000000 M., und die Flotte, welche die
Gesellschaft besitzt, zählt 83 Dampfer, ausserdem noch Schleppboote. Das gesammte
Personal, welches die Gesellschaft beschäftigt, beläuft sich auf 8- bis 10000 Köpfe.
Der Verkehr der Gesellschaft erstreckt sich auf 22 Linien, nämlich 8 europäische, 6
nordamerikanische (zweimal wöchentlich von Bremen nach den Vereinigten Staaten), 2
südamerikanische, 5 ostasiatische und eine australasiatische. Mit den Dampfern der
Gesellschaft kann man den Erdball mit Ausnahme der Strecke von Yokohama bis San
Francisco umfahren. Die im J. 1892 von den Dampfern der Gesellschaft zurückgelegten
Strecken kommen einer Länge gleich, welche den 131fachen Umfang der Erde ausmacht.
(Stahl und Eisen.)
Warmlaufen der Maschinenlager.
Es ist eine von Ingenieuren und Praktikern getheilte Meinung, dass sich die
Reibungswiderstände eines Lagers mit seinem Warmwerden vergrössern, während gerade
das Umgekehrte der Fall ist. Ein Lager zeigt bei erhöhter Temperatur, vorausgesetzt,
dass die Gleitflächen nicht beschädigt sind, eine geringere Reibung als in kälterem
Zustande.
Prof. Thurston in New York baute eine Maschine, um die
Reibung von geschmierten Achsschenkeln ziffernmässig zu bestimmen, und erhielt die
in folgender Zusammenstellung wiedergegebenen Ergebnisse:
Temperatur der Lager inCelsius-Graden
Reibung der Lager inengl. Pfund
29
8,0
49
7,5
64
6,0
82
3,0
Erst bei einer Temperatur über 82° nahm die Reibung wieder zu und betrug bei 93° 6,5
Pfund und bei 115° erst 7,0 Pfund, also immer noch weniger als ein nur 29° warmes
Lager.
Weitere Versuche mit stärker belasteten Zapfen ergaben stets, dass die Reibung bei
Lagertemperaturen von 80 bis 120° wesentlich geringer war als bei kaltlaufenden
Lagern. Jeder Maschinist wird beim Befühlen solche Lager für warm bezieh. für heiss
erklären und sich beeilen, durch stärkere Schmierung die Temperatur herabzudrücken,
und dennoch ist bei normalem Zustande keine Gefahr für die Maschine vorhanden; sie
arbeitet im Gegentheil unter günstigeren Bedingungen als bei kalten Lagern. Obige
Versuche wurden später von der Gesellschaft der Maschineningenieure in London
wiederholt und die Richtigkeit der angegebenen Resultate bestätigt.
Eine weitere irrige, allgemein verbreitete Ansicht betrifft die Schmiermittel. Von
diesen wird meistens angenommen, dass dasjenige Mittel das beste ist, bei dessen
Benutzung sich das Lager am wenigsten erwärmt. Aber auch diese Ansicht ist falsch,
da die Temperaturerhöhung lediglich von der Natur des Schmiermittels abhängt, und
z.B. ein dünnflüssiges Oel eine geringere Temperatursteigerung veranlassen wird, als
ein schmalzartiges, und dennoch kann letzteres besser als ersteres sein.
Es ist nun die Frage, wie man das ungefährliche von dem gefährlichen Warmlaufen
unterscheidet, und wie man die Unterschiede in den verschiedenen Erhitzungen findet,
denen Lager unterworfen sein können. Um mit letzterem anzufangen, so spricht man von
Kaltlaufen, Laugehen, Warm- und Heisslaufen. Ein Lager läuft kalt, wenn seine
Temperatur ebenso hoch oder doch nur um Geringes höher als die Lufttemperatur ist;
es geht lau, wenn sich das Lager noch mit blosser Hand berühren lässt; es läuft
warm, wenn es bei der Berührung mit blosser Hand ein brennendes Gefühl hinterlässt,
die Gleitflächen und Lagereinrichtungen aber in gutem Zustande sind, und ein
Heisslaufen ist eingetreten, wenn die Gleitflächen durch die Erhitzung gelitten
haben und das Lager erst wieder nach erfolgter Ausbesserung functioniren kann. (Zeitschrift der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine.)
Ein Meteorograph für das Montblanc-Observatorium.
Von J. Janssen.
Wegen der schwierigen Zugänglichkeit des Montblanc-Observatoriums im Winter stellte
man sich die Aufgabe, ein selbstregistrirendes Instrument zu construiren, welches
während des ganzen Winters und Frühjahrs sich selbst überlassen werden könnte. Diese
Aufgabe ist nunmehr von Jules Richard gelöst worden,
d.h. das Instrument ist hergestellt.
Das Uhrgewicht dieses Meteorographen wiegt 90 k und sinkt in 8 Monaten etwa 5 m
herab. Für die Uhr wurde das Echappement Denison
gewählt, welches nur einer sehr geringen Oelung bedarf. Denison erzählt sogar, dass die Amplitude des Balanciers sich fast gar
nicht änderte, als das Oel gefror und die Consistenz von Seife annahm.
Zur Registrirung des Luftdrucks dient ein Quecksilberbarometer, System Gay-Lussac, mit weitem Rohr. Bei diesem System werden
die Bewegungen des Quecksilbers im kurzen Schenkel auf die betreffende Schreibfeder
übertragen.
Für Registrirung der Temperatur und Feuchtigkeit ist man bezieh. zum Metallgefäss
(System Bourdon) und zum Haarhygrometer Saussure's zurückgekehrt. Thermometergefäss und
Haarbündel sind durch lange Stangen mit ihren Schreib federn verbunden, um erstere
der vollen Wirkung der Atmosphäre aussetzen zu können, ohne den eigentlichen
Registrirapparat dadurch zu schädigen.
Richtung und Geschwindigkeit des Windes werden auf demselben Papiere registrirt, und
zwar in folgender Weise: Ein Cylinder mit einer gewissen Zahl von Zapfen, die
schraubenförmig angeordnet sind, empfängt seine Bewegung von einer Windfahne oder
von einem Robinson'schen Schalenkreuz und wirkt vermöge
dieser Zapfen auf eine gleiche Anzahl von Schreibfedern, welche hinter einander
angehoben werden und jedesmal so lange schreiben, bis der Zapfen vorüber gegangen
ist. Für die Richtung sind acht Federn vorhanden, den acht Hauptrichtungen des
Windes entsprechend. Für die Geschwindigkeit sind zehn Zapfen und zehn Schreib
federn vorgesehen, so dass jede Feder während einer Zehntelrotation des Cylinders in
Thätigkeit ist, was einem Windwege von 10 km entspricht. Die Geschwindigkeit wird
somit durch die mehr oder weniger lange Schreibspur der Federn dargestellt. Um für
diesen Meteorographen eine möglichst gleichmässige Temperatur zu erzielen und ihn
zugleich der Einwirkung des Staubes zu entziehen, wird man ihn noch mit einem
besonderen Schutzhäuschen umgeben.
Verfasser verhehlt sich nicht, dass man trotz der peinlichsten Vorsichtsmaassregeln,
welche getroffen worden sind, noch mit gewissen unbekannten Factoren zu rechnen
haben werde. Aber das sich an den Apparat knüpfende Interesse ist so gross,
dass Verfasser keinen Augenblick zögerte, diesen Versuch zu machen. Die Erfahrung
möge lehren, was für Modificationen zu treffen sind, um zu einem gänzlich
befriedigenden Resultate zu gelangen. (Compt. rend.,
1894 Bd. 119 S. 386, nach Zeitschrift für
Instrumentenkunde.)
Amerikanische Schreibfeder.
Eine Schreibfeder mit Tintezurückhalter ist Gerhard
Schagen in Eschweiler, Preussen, und Max
Heymann in Aachen durch Amerikanisches Patent Nr. 530604 geschützt.
Aus dem hinteren Theil der Feder ist eine Zunge ausgestanzt, welche nach vorn herüber
gebogen ist und sich über den Rücken der Feder in eine parallele Lage zu dem Rücken
der Federspitze legt. Die Zunge ist vorn bei der Spalte der Feder geschlitzt. Dieser
Schlitz liegt genau über dem Schlitz der Feder. Zwischen der Zunge und der
Federspitze haftet eine erhebliche Tintenmenge, welche beim Schreiben allmählich
verbraucht wird, ohne dass ein Klecksen der Feder zu besorgen wäre. Man braucht
deshalb mit einer solchen Feder bei weitem nicht so oft einzutauchen, wie mit einer
gewöhnlichen Feder.
Bücher-Anzeigen.
Anleitung zum maassanalytischen
Arbeiten im Fabriklaboratorium von Dr. Spraul,
Chemiker der Farbwerke in Höchst. Stuttgart. Verlag von Ferd. Enke. 67 S. 1,6
M.
Das Schriftchen ist für den aus dem Unterrichts- in das Fabriklaboratorium
übertretenden Chemiker bestimmt und soll denselben rasch mit den ihm nun obliegenden
Arbeiten bekannt machen. Der Verfasser beschreibt im ersten Abschnitt die
Einrichtung und praktische Handhabung der zur Maassanalyse erforderlichen Geräthe;
der zweite Abschnitt gibt eine Anleitung zur Herstellung der Normal- bezieh.
Maassflüssigkeiten. Alsdann werden eine Reihe von Beispielen vorgeführt und
rechnerisch abgeschlossen. Den Schluss bilden einige Bemerkungen über den Gebrauch
der analytischen Wage. Das Werkchen stellt sich mithin als kurzer Lehrgang der
Maassanalyse vor, bei dem nur die elementaren Kenntnisse vorausgesetzt werden.
(Einige Druckfehler, u.a. S. 1 und 2 cbm anstatt cbcm, wird der aufmerksame Leser
wohl selbst beseitigen.)
Ueber die Methode der kleinsten
Quadrate von Prof. R. Henke. Zweite
unveränderte Auflage nebst Zusätzen. Leipzig. B. G. Teubner. 77 S.
Das Werkchen enthält die im J. 1868 erschienene Inauguraldissertation des Verfassers,
vermehrt um einige Zusätze. Der Inhalt erstreckt sich über I. Darstellung und Kritik
der verschiedenen Begründungsweisen der Methode der kleinsten Quadrate. II.
Uebergang zu einer allgemeinen Auffassung der Methoden der kleinsten Quadrate. III.
Versuch der Begründung der Methode in verallgemeinerter Auffassung und Anwendung
derselben. Zusätze: IV. Die Methode der kleinsten Quadrate und das Gauss'sche
Fehlergesetz. V. Weitere litterarische Bemerkungen über Begründung und Bedeutung der
Methode der kleinsten Quadrate.
Praktische Hilfstabellen für
logarithmische und andere Zahlenrechnung von J.
Hrabák. Dritte abgekürzte Ausgabe. Leipzig. B. G. Teubner's Verlag. 252 S.
geb. 3 M.
Inhalt: I. Tabelle der reciproken Werthe aller vierzifferigen Zahlen (5 Decimalen).
II. Numerische Werthe für n, n2, n3, √n, ∛n, n
π. III. Briggsche Logarithmen für 1 bis 20000 (6 Decimalen). IV. und V.
Logarithmen (6 Decimalen) und wirkliche Längen trigonometrischer Linien (5 und 6
Decimalen). VI. Kreisumfange und Flächen für Durchmesser, die nach 16teln, 8teln und
12teln fortschreiten. VII. Kreissegmenttabelle. VIII. Zahlenwerthe für π und e. – Die Sammlung
ist für den praktischen Gebrauch recht geeignet und typographisch gut
ausgestattet.
Das graphische Rechnen und die
Graphostatik in ihrer Anwendung auf Bauconstructionen. Zum Gebrauche für
Baugewerksmeister, Baugewerkschulen u.s.w. bearbeitet von W.
Jeep. 2. Auflage. Weimar. B. F. Voigt. 178 S. und 35 Tafeln. Preis 5
M.
Erläutert die Grundzüge des graphischen Verfahrens und gibt die Anwendung auf
praktische Fälle. Für Fachschulen zu empfehlen.