Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 48 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Carburirtes Wassergas.
Ueber die Fortschritte der Wassergaserzeugung macht das Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung nachstehende
Mittheilungen:
Im J. 1891 liess bekanntlich die Gaslight and Cohe Co.
in London durch die Amerikanische Gesellschaft in
Beckton einen sogen. Doppelüberhitzer-Wassergasapparat für eine tägliche Leistung
von rund 35000 cbm erbauen, welcher lediglich den Zweck hatte, stark carburirtes Gas
zu erzeugen, um die vorschriftsmässige Leuchtkraft zu erhalten und die immer theurer
werdende Aufbesserung mit Cannelkohlen zu ersetzen. Inzwischen wurde auf einer
zweiten Anstalt der Gesellschaft in Kensal Green eine neue Wassergasanlage errichtet
und beide Anlagen so erweitert, dass heute die Leistungsfähigkeit der
Wassergasanlagen der Gaslight and Coke Co. auf rund
400000 cbm gestiegen ist. Später übernahmen die Ingenieure Humphreys und Glasgow in London die
Einführung des Verfahrens und haben während der letzten Jahre Wassergasanlagen in
folgenden Städten errichtet: in Kopenhagen, Brüssel und Tottenham Anlagen mit je
21000 cbm täglicher Leistung, in Glasgow eine kleinere Anlage für 10000 cbm, in
Belfast eine Anlage, von der oben die Rede war, für 57000 cbm; eine grosse Anlage
für 85000 cbm wird eben in Liverpool für die dortige Gasanstalt vollendet. Rechnet
man dazu noch die Werke der Londoner Gaslight and Coke
Co., so sind zur Zeit Wassergasanlagen mit einer Leistungsfähigkeit von
täglich rund 600000 cbm in Europa in Betrieb. Weiter soll in Belfast zu der ersten
Anlage demnächst eine zweite grössere für eine Tagesproduction von 100000 cbm
treten, in Brighton und Preston sind die Vorarbeiten für Wassergasanlagen von je
42500 cbm im Gang, und in Swansea wird eine Anlage für 21000 cbm erbaut. Im Ganzen
beläuft sich hiernach die Leistungsfähigkeit der Wassergasanlagen in England allein
auf nahezu 850000 cbm, was etwa der Gasversorgung einer Stadt wie Berlin entspricht.
Der grosse Erfolg des Wassergassystems in Amerika scheint demnach auch in England in
Aussicht zu stehen; wenn die Verhältnisse auch nicht so günstig sind, wie in der
neuen Welt, wo Roherdöl und Erdöldestillate im Ueberfluss zur Verfügung stehen, so
ist in England durch den leichten Bezug der concurrirenden amerikanischen und
russischen Oele doch ein massiger Preis der Rohstoffe sicher. Bei uns in Deutschland
liegen die Verhältnisse weniger günstig wegen der Zollverhältnisse, die den
Rohstoff, soweit er von aussen kommt, erheblich vertheuern. Immerhin besitzen wir
auch in Deutschland Rohmaterialien genug, um dem Verfahren volles Interesse
entgegenzubringen, und es dürfte in Zukunft die Verwendung von Wassergas neben dem
Kohlengase unter geeigneten Verhältnissen ernstlich in Frage kommen. Wie wir hören,
beabsichtigt man auch an einzelnen Orten mit Versuchen in dieser Richtung
vorzugehen.
Die metallurgische Thätigkeit in Deutschland.
In den deutschen Hütten werden bekanntlich nicht nur einheimische, sondern auch
fremde Erze verarbeitet, deren Einfuhr eine recht beträchtliche ist, so dass ihre
Verhüttung einer grossen Zahl von Staatsbürgern Erwerb schafft. Im letzten Jahre ist
die deutsche Erzeinfuhr bei den meisten Sorten wesentlich gegen das Vorjahr
gestiegen; über ihre Höhe geben folgende Zahlen Auskunft:
Es wurden im J. 1894 in Deutschland eingeführt:
Tonnen
Blei- und Kupfererze
51304
Eisenerze
2093007
Gold-, Silber- und Platinaerze
13935
Schwefelkies und Alaunerze
315115
Zinkerze
14712
Antimon- und Arsenerze
975
Chromerze
13372
Kobalt- und Nickelerze
1236
Manganerze
14254
Schlacken von Erzen
632878
Ebenso wie die Eisenerze bei der Einfuhr alle übrigen bedeutend überwiegen, ist auch
die einheimische Eisenerzförderung bei weitem die wichtigste. Im J. 1893 belief sich
letztere auf 11457533 t, während die Einfuhr dieses Jahres 1573202 t betrug, so dass
die Förderung die Einfuhr um fast das Achtfache übertraf.
Einen wichtigen Industriezweig bildet in Deutschland die Verarbeitung der Erze zu
Metallen.
Die hohe Bedeutung derselben lässt sich nach folgenden Angaben ermessen.
Es wurden erzeugt in Deutschland (einschliesslich Luxemburg):
1852
1872Tonnen
1893
Roheisen
249348
1988395
4986003
Zink
37447
58386
142956
Blei
15347
59042
94659
Kupfer
3767
7600
24011
Silber
46
127
449
Zinn
137
104
951
Kilogramm
Gold
14
328
3074
Zeigt auch die Goldproduction die verhältnissmässig stärkste Vermehrung, so steht
doch die Roheisendarstellung, sowohl was Menge als Werth anlangt, allen übrigen
Metallen weit voran. Während aber die Roheisengewinnung des Jahres 1852 sich auf 26592939 M.
bewerthete, 1 t also durchschnittlich 106,6 M. kostete, betrug der Werth der
Production im J. 1893 nur 216326000 M., d.h. der Durchschnittswerth von 1 t Roheisen
sank auf 43,39 M., also weit unter die Hälfte. Aehnlich haben sich die Verhältnisse
bei der Blei-, Kupfer- und Silbergewinnung gestaltet.
Beleuchtungsanlage des Nord-Ostseekanals.
Die grossartige elektrische Beleuchtungsanlage am Nord-Ostseekanal geht ihrer
Vollendung entgegen. Seit fast einem halben Jahre wird an der Riesenanlage, deren
Ausführung der Elektricitätsgesellschaft
„Helios“ in Köln-Ehrenfeld übertragen ist, gearbeitet; am 1. Juni
soll das Unternehmen fertiggestellt sein. 5000 Leitungspfähle, die aus dem
Sachsenwalde stammen, sind errichtet worden. Der Nord-Ostseekanal ist die längste
Strecke der Welt, die durch Elektricität erleuchtet wird. Die Schiffer werden im
Stande sein nachts das Fahrwasser genau zu verfolgen. Die Beleuchtung der 98,6 km
langen Kanalstrecke erfolgt durch 952 Glühlampen von 25 Normalkerzen. Die Lampen
werden auf Gestellen von 4 m Höhe längs der beiden Ufer angebracht und in einem
Abstand von 250 m errichtet. Die beiden Schleusen an der Ost- und Westmündung, bei
Holtenau und Brunsbüttel, die Binnen- und Aussenhäfen werden durch Glüh- und
Bogenlampen verschiedener Lichtstärke erleuchtet. Die Hafen- und Schleuseneingänge
erhalten entsprechende farbige Lampen. Die Speisung der Anlage geschieht durch die
beiden Centralmaschinenstationen Holtenau und Brunsbüttel. Auf den Strecken, wo der
Kanal Seen durchschneidet, erfolgt die Beleuchtung durch Fettgasbojen. (Nach Metallarbeiter.)
Sicherheitspapier.
Ueber ein in England patentirtes Verfahren zur Herstellung von Sicherheitspapier auf
elektrolytischem Wege, an welchem die Chemiker C. F. Cross,
E. J. Bevan und C. Beadle betheiligt sind,
entnehmen wir The World's Paper Trade Review
Folgendes:
Das Papier wird mit Wasser (oder anderer Elektricität leitenden Flüssigkeit)
befeuchtet und auf eine Metallplatte gebracht, welche mit dem einen Pol einer
elektrischen Batterie verbunden ist. Mit dem andern Pol steht ein metallischer
Griffel oder Stempel in Verbindung. Man schreibt mit dem Griffel wie mit einem
Bleistift auf dem Papier, oder drückt den Stempel leicht darauf, wobei ein
elektrischer Strom durch das Papier geht. Hierbei gehen durch Elektrolyse Theilchen
des Griffels oder der Metallplatte, je nach der Richtung des Stromes, in Lösung und
durchdringen das Papier, entsprechend den mit dem Griffel gezogenen Linien oder der
Form des aufgedrückten Stempels. Je nach der Art des verwendeten Metalles ist die
Schrift ohne weiteres sichtbar, oder kommt erst bei Anwendung von Reagentien zum
Vorschein. Wenn z.B. Silber auf die beschriebene Weise in das Papier gebracht wird,
so sind die Schriftzüge sofort zu erkennen, während Kupfer- oder Eisenverbindungen
erst nach Behandlung mit Ferrocyankalium deutlich hervortreten. Man kann auch das
Papier statt mit Wasser mit der Lösung eines passenden Reagens befeuchten, oder mit
einem solchen schreiben; die den verwendeten Chemikalien entsprechende Farbe kommt
dann sofort zum Vorschein.
In manchen Fällen, beispielsweise wenn man einen Platingriffel benutzt, wird, ohne
dass Metall in Lösung geht, das Papier derart verändert, dass die darauf gezogenen
Linien beim Befeuchten sichtbar werden.
Papier in Bogen oder in endloser Bahn lässt sich auf diese Weise unverwüstlich
zeichnen, indem man es einfach durch zwei Walzen laufen lässt, wovon die eine mit
dem einen Pol, die zweite mit dem anderen Pol einer Elektricitätsquelle in
Verbindung gesetzt wird. Gewebe lassen sich auf die gleiche Art behandeln. Ein
Syndicat will die Ausbeutung der Erfindung in die Hand nehmen. (Papierzeitung, 1895 S. 728.)
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Wiesbaden. Das chemische Laboratorium des Prof. Dr. R. Fresenius war während des Wintersemesters 1894/95
von 56 Studenten besucht. 2 Studirende arbeiteten ausschliesslich in der
bakteriologischen Abtheilung, 3 in der bakteriologischen Abtheilung und im
chemischen Laboratorium gleichzeitig, die übrigen ausschliesslich im chemischen
Laboratorium. Der Lehrkörper der Anstalt besteht ausser dem Director aus den Herren
Dr. H. Fresenius, Borgmann, W. Fresenius, Hintz, G. Frank,
Lenz und Architekt Brahm. Das nächste Semester
beginnt am 24. April d. J. Ausser wissenschaftlichen Arbeiten wurden auch im
Wintersemester 1894/95 zahlreiche Untersuchungen im Interesse des Handels, der
Industrie, des Bergbaus, der Landwirthschaft, der Gesundheitspflege, der Justiz und
der Verwaltung in den verschiedenen Abtheilungen des Laboratoriums und in der
Versuchsstation ausgeführt.
Bücher-Anzeigen.
Die Wasserversorgung der
Landeshauptstadt Linz. Eine Denkschrift, anlässlich der Vollendung der
allgemeinen Wasserleitung im Auftrage des Gemeinderathes nach den amtlichen
Protokollen zusammengestellt von Prof. J. F. Heller.
Verlag von E. Mareis in Linz. 93 S.
Das Werk enthält die Vorgeschichte, die sanitären und technischen Vorarbeiten und die
Ausführung des Baues. Da die Behandlung sehr eingehend ist, wird das Werk denjenigen
Orten, die eine Wasserversorgung planen, manchen willkommenen Anhalt bieten.
Anton v. Kerpely'sBericht über die Fortschritte der Eisenhüttentechnik im Jahre
1890–91 nebst einem Anhange, enthaltend die Fortschritte der übrigen
metallurgischen Gewerbe, herausgegeben von Th. Bechert.
Zweiter Theil. Leipzig. Arthur Felix. 24 M.
Den ersten Theil haben wir 1894 294 96 besprochen; der nun
vorhandene zweite Theil enthält den Schluss der Giesserei, die Schmiedeeisen- und
Stahlverarbeitung und den Nachtrag. Wir können unsere gute Meinung über das
Unternehmen nur bestätigen.
Photographische Chemie von F. Ed. Liesegang. Düsseldorf. Verlag von E. Liesegang.
162 S. 2,50 M.
Das Buch ist für Anfänger bezieh. für solche geschrieben, die von der Chemie nichts
verstehen. Diese schwierige Aufgabe ist mit Geschick gelöst. Nach einer kurzen
Einleitung in die allgemeine Chemie erläutert der Verfasser weitere chemische
Kenntnisse an Beispielen, die aus dem Gebiete der Photographie entnommen sind
(Silbersalze u. s. w). Sehr allgemeinverständlich ist auch das Kapitel über
physikalische Entwickelung behandelt. Der zweite Theil verbreitet sich über die
Verfahren ohne Silbersalze, während der dritte Theil
die photographischen Chemikalien bespricht.
Tabellarische Uebersicht über die
künstlichen organischen Farbstoffe und ihre Anwendung in Färberei und
Zeugdruck von Dr. Ad. Lehne. Mit Ausfärbungen
jedes einzelnen Farbstoffes und Zeugdruckmustern. Berlin. Verlag von Julius
Springer. 6 Lieferungen zu 6 M.
Wir wiederholen die Worte, die unser Referent auf S. 299 des vorigen Bandes bezüglich
des vorstehenden Werkes niedergelegt hat: „Das Werk enthält Ausfärbungen und die
dazu gehörigen Färbevorschriften der in den bekannten Tabellen von Schultz und Julius
(vgl. 1891 281 96) aufgeführten Farbstoffe, ferner
wird eine Anleitung zur Prüfung der Färbungen auf Echtheit und zum Nachweis der
Farbstoffe auf der Faser gegeben. Eine Zierde unserer Fachliteratur ist die
Arbeit von bleibendem Werthe.“
Die Muster der Ausfärbungen sind auf 96 einseitig bedruckten Tafeln untergebracht und
von hinreichender Grösse, um eine gute Vorstellung der Farbenwirkung zu gewähren. In
den senkrechten Columnen ist 1) die laufende Nummer, 2) die Nummer der Schultz-Julius'schen Tabelle, 3) die wissenschaftliche
Bezeichnung, 4) Bemerkungen über a) Anwendung, b) Lösen, c) Echtheit, d) Nachweis
enthalten. Dieser Text sowie auch die Muster sind für je eine Nummer in einer
wagerechten Columne untergebracht, so dass die Tabellen sehr übersichtlich geworden
sind und einen angenehmen Eindruck machen. Der ersten Lieferung sind einige
einleitende Bemerkungen über Prüfung auf Echtheit, Nachweis der Farbe auf der Faser
sowie Färbe Vorschriften beigegeben. Die letzte Lieferung enthält ein ausführliches
Inhaltsverzeichniss.
Die Dampfwäscherei in ihrer Bedeutung
und Anwendung für fiskalische, gewerbliche und private Anstalten von Dr.
J. Herzfeld. Berlin W. Fischer's technol. Verlag.
64 S.
Das Werk erläutert die Bedeutung des Wassers in der Wäscherei, die chemischen Mittel,
das allgemeine Waschverfahren, die Maschinen für die Durchführung des Waschens und
des Fertigstellens der Wäsche. Die Abbildungen, die meistens den Ankündigungen der
Fabrikanten entnommen sind, geben ein anschauliches Bild der darzustellenden
Vorrichtungen.