Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 167 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Mörtel-Misch- und Transportwegen von Siegbert Bodländer in
Breslau.
Entgegen den sonstigen umständlichen Gewohnheiten, wird nach Angabe des Erfinders bei
diesem Mischwagen der Sand an seiner Fundstelle in die mit dem Rührwerk versehene
Trommel des Wagens geschüttet, die entsprechende Menge gelöschten Kalkes und Wassers
zugesetzt und der Mörtel ist zum Abfahren fertig. Durch eine einfache sinnreiche
Vorrichtung bleibt die Trommel während der Fahrt in rotirender Bewegung. Hierdurch
wird ein äusserst gleichmässiger und durchgearbeiteter Mörtel hergestellt. Die
innigste Mischung zwischen Sand und Kalk bleibt bis zum letzten Augenblick bestehen.
Zur Fertigstellung des besten Mörtels sind knapp 10 Minuten Fahrzeit erforderlich.
Ist der Bauplatz weit entfernt oder sind Strassensteigungen zu überwinden, so wird
durch einen leichten Griff an einem Hebel die Trommel zum Stillstand gebracht.
Dadurch wird einerseits die Kraft der Zugthiere nicht unnöthig in Anspruch genommen
und andererseits verhindert, dass der Mörtel sich überrührt und zu dünnflüssig zur
Baustelle kommt. Die Anschaffungskosten eines solchen Wagens sind verhältnissmässig
gering. (Deutsche Bauzeitung, 1895 S. 79.)
-r.
Internationale Hygieneausstellung.
Den Leitern des in Berlin begründeten Nationalvereins zur Hebung der Volksgesundheit
ist von der königlich preussischen Regierung das alte Reichstagsgebäude für die
Zwecke des Vereins zur Verfügung gestellt worden. Man beabsichtigt, in diesen Räumen
in erster Reihe eine permanente internationale Hygieneausstellung ins Leben zu
rufen. In ihr wird eine Einrichtung geschaffen werden, durch welche brauchbare
hygienische Artikel dem Publikum mit geringen Kosten vorgeführt werden können. Es
liegt die Absicht vor, im weiteren auch Masterauswahlausstellungen in den
Provinzstädten zu veranstalten, um auch dort die Kenntniss und die Benutzung
hygienischer Einrichtungen zu verbreiten.
Zur Vorbereitung der im Herbst ins Leben tretenden allgemeinen permanenten
internationalen Hygieneausstellung werden im Sommer bereits Theilausstellungen
arrangirt, und zwar eine solche der Patent- und Musterschutzneuigkeiten auf
hygienischem Gebiete und eine Specialausstellung für Sport, Spiele und Turnen, aus
denen dann später bleibende Abtheilungen der permanenten Ausstellung gebildet werden
sollen. (Das Generalsecretariat des Vereins befindet sich in Berlin,
Leipzigerstrasse 4.)
Ueber Gasglühlichtcylinder.
Im vorigen Bande S. 239 brachten wir einen Bericht von Müller in Doesburg über die von Schott und
Genossen in Jena in den Handel gebrachten Gasglühlichtcylinder. Zur
Ergänzung theilt genannte Firma im Journal für
Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, Bd. 38 S. 4, eingehende
Versuchsergebnisse mit: „Die bei der Firma A. und R.
Faber in Magdeburg in Gebrauch befindlichen 500 Auer-Brenner, welche
Glühkörper in allen Stadien des Verbrauchs enthielten, wurden mit unseren
Cylindern versehen und einer 7 Wochen dauernden Beobachtung von Anfang December
bis Ende Januar mit täglich 6stündiger Brennzeit (insgesammt 138000
Brennstunden) unterworfen. Das Ergebniss war folgendes:
Innerhalb der Versuchsdauer wurden unbrauchbar, so dass sie durch neue ersetzt
werden mussten: 7.
Es zeigten in der Nähe des Randes Sprünge, ohne die Brauchbarkeit zu
beeinträchtigen (sie befanden sich nach 7 Wochen sämmtlich noch auf der Flamme):
18.
Glühkörper wurden durch Springen der Cylinder zerstört: 4.
Es geht aus den obigen Zahlen hervor, dass auf einen unbrauchbaren Cylinder etwa
20000 Brennstunden entfallen.
Wir möchten hierbei zu bemerken nicht unterlassen, dass als durchschnittliche
Haltbarkeit eines Cylinders bis zum Unbrauchbarwerden diese Zahl nicht anzusehen
ist; es ist vielmehr zu erwarten, dass bei verlängerter Prüfungsdauer der
Bruchverlust grösser werden wird.
Vergleicht man die Ergebnisse dieses Versuches mit den von Krüger in der genannten Zeitschrift mitgetheilten
von unseren
Grünstempelcylindern (die er mit dem Namen S-Cylinder bezeichnet hatte) und
nimmt die tägliche Brenndauer bei dem Berliner Versuch auch als 6stündig an, so
stellt sich das Verhältniss des Verbrauches für 500 Lampen bei 6stündiger
täglicher Brennzeit in 7 Wochen:
Gewöhnliche Cylinder, wiesie Krüger verwendete:
Grünstempelcylinder(S-Cylinder):
Goldstempel-cylinder:
196
30
7
Genauere Beobachtungen haben gelehrt, dass unsere Cylinder durch locale Erwärmung
oder Abkühlung, wie sie im praktischen Gebrauch vorkommen können, durchaus nicht
zerspringen; sie sind auch gegen schwächere Stichflammen noch vollkommen sicher;
dagegen gibt es Fälle, in denen auch sie versagen, wenn eine scharfe Stichflamme
dauernd auf einen Punkt wirkt. Dem Glaspraktiker ist dieses Verhalten nicht
auffällig, da es nicht möglich ist, einen Hohlkörper aus Glas dauernd haltbar zu
machen, wenn man ihn an einer Stelle einseitig
durch eine scharfe Stichflamme so erhitzt, dass er zum Erweichen kommt. So weit
unsere Erfahrungen reichen, ist nach dem jetzigen Stande der Glastechnik kaum
Hoffnung vorhanden, Glasflüsse erzeugen zu können, welche diesem schärfsten
Angriffe widerstehen.“
Abschmelzvorrichtungen, System Vorreiter und Dr.
Müllendorff.
Die Bleistreifen, welche fast allgemein als Abschmelzvorrichtung zur Sicherung gegen
übermässige Erwärmung elektrischer Leitungen und zu anderen Zwecken üblich sind,
besitzen die vielfach beklagte Eigenschaft, dass sie ihren Schmelzpunkt im Laufe der
Zeit in Folge der eintretenden Oxydation des Bleies erhöhen. Auch genügt
erfahrungsmässig schon eine verhältnissmässig schwache Oxydhaut, um bei nicht zu
starken Bleidrähten ein Abtropfen des geschmolzenen Bleis bei wagerechter Lage zu
verhindern, wenn nicht eine Erschütterung ein Zerreissen der Haut herbeiführt.
Ferner müssen die Bleistreifen beiderseits in Klemmen aus nicht oxydirbarem Material
eingelöthet werden, da bei einem blossen Klemmcontact in Folge der Oxydation des
Bleis der Leitungswiderstand an der Verbindungsstelle bald so gross werden würde,
dass eine übermässige Erhitzung der Klemmen eintritt.
Beide Uebelstände haben dazu geführt, an Stelle des Bleis reines Zinn oder eine nicht
oxydirbare Legirung zu verwenden. Der allgemeinen Einführung des reinen Zinns haben
sich indessen die unverhältnissmässig hohen Mehrkosten sowie sein explosionsartiges
Schmelzen hindernd in den Weg gestellt. Bei Legirungen dagegen ist der Umstand wohl
zu beachten, dass bei Metallen, die in ihren specifischen Gewichten und
Schmelzpunkten merklich von einander abweichen, in der Nähe des Schmelzpunktes der
Legirung ein Saigerungsprocess eintritt, wobei sich die Bestandtheile der Legirung
ihren specifischen Gewichten nach unter dem Einfluss der Schwerkraft anordnen.
Natürlich ist hiermit eine völlige Veränderung des Schmelzpunktes unvermeidlich
verbunden.
Da somit die beiden genannten Mittel nicht als eine einwurfsfreie Lösung des
Sicherungsproblems zu betrachten sind, haben die Ingenieure Vorreiter und Dr. Müllendorff in Berlin eine
Abschmelzvorrichtung erfunden, welche als eine endgiltige Erledigung dieser
brennenden Frage zu betrachten sein dürfte. Bei diesen Sicherungen ist als
Schmelzmaterial wieder reines Blei oder eine zwar oxydirbare, aber dem
Saigerungsprocess nicht unterworfene Legirung verwendet, wobei jedoch eine Oxydation
dadurch verhindert ist, dass das Schmelzmaterial mit einem nicht oxydirbaren
Ueberzuge versehen, also z.B. vernickelt ist. Hierzu wird ein eigenartiges Verfahren
von den Erfindern angewendet. Mit Hilfe der Galvanostegie lässt sich dieser Ueberzug
nicht nur in constanter, sondern auch in so geringer Dicke herstellen, dass der
Schmelzprocess durch denselben keinerlei Verzögerung erfährt. In der Nähe des
Schmelzpunktes wird vielmehr dieser Ueberzug vermöge der Ausdehnung des
Schmelzmaterials mechanisch zerrissen, und wenn dies in Folge der
Ausdehnungscoëfficienten der gewählten Metalle auch nicht geschehen sollte, so ist
doch bekannt, dass ein Metall selbst bei einer erheblich unter seinem Schmelzpunkte
liegenden Temperatur dann zum Schmelzen gebracht wird, wenn es in feiner Vertheilung
einem geschmolzenen Metalle zugesetzt wird.
Bei den Abschmelzvorrichtungen von Vorreiter und Dr. Müllendorff lässt sich daher die Schmelztemperatur,
also auch die kritische Stromstärke, sobald sie einmal für eine Dimension empirisch
bestimmt worden ist, mit grosser Zuverlässigkeit immer wieder erreichen und wird
alsdann unabhängig von der Zeit constant bleiben. Auch lassen sich solche
Abschmelzstreifen ohne weiteres mit Schrauben oder Klemmen unter Sicherung eines
dauernd guten Contactes befestigen.
Mit Rücksicht auf die eminente Bedeutung dieses Factors für die Sicherheit gegen
Feuersgefahr bei elektrischen Anlagen sollte die Anwendung solcher
Abschmelzvorrichtungen nicht nur in den allgemeinen Sicherheitsvorschriften der
städtischen Elektricitätswerke, der Sicherheitspolizei und der
Feuerversicherungsgesellschaften zur Bedingung gemacht werden, sondern auch jede
Behörde oder Privatperson, die sich des elektrischen Starkstroms zu irgend welchen
Zwecken bedient, müsste ihrem Lieferanten die ausschliessliche Verwendung nur
solcher Abschmelzvorrichtungen vorschreiben.
Schliesslich haben aber auch die elektrotechnischen Firmen selbst ein Interesse
daran, jede Einrichtung zu benutzen, welche geeignet ist, die Betriebssicherheit
einer Anlage zu erhöhen, das Vertrauen des Publikums zu kräftigen und dadurch den
Consumentenkreis zu erweitern.
Die neuen Abschmelzvorrichtungen sind zum Patent angemeldet. (Mittheilung der
Erfinder.)
Ballonfahrt in 9000 m Höhe.
Wir entnehmen die folgende Mittheilung der Zeitschrift für
Vermessungswesen, 1895 S. 123:
Die höchste bislang im Luftballon erzielte Höhe, nämlich 9150 m, ist im December 1894
durch A. Berson, Assistent am königl. meteorologischen
Institut in Berlin, mittels des Ballons „Phönix“ erreicht worden. Eine
interessante Schilderung dieser denkwürdigen und für unsere Kenntniss der Atmosphäre
ergebnissreichen Fahrt mit all ihren gefahrvollen Situationen veröffentlicht jetzt
der Luftschiffer unter dem Titel: Eine Reise in das Reich
der Cirren. Diese Auffahrt führte über die höchsten Wolkenformen, die
bisher für ein Gemenge von Eisnadeln gehaltenen Cirren oder Federwolken, hinaus, bei
einer Temperatur von –48°. Diese bedeutende Höhe, in welcher die äusserst verdünnte
Luft Ohnmachten herbeiführt, konnte nur durch Anwendung von künstlicher Athmung
mittels eines 1000 l Sauerstoff enthaltenden Apparates ermöglicht werden, und es ist
nunmehr der englische Forscher Glaisher, der während
seiner Fahrt in etwa 8500 m ohnmächtig wurde, überholt worden. (Diese Mittheilung
ist gemacht in dem ersten Hefte der Monatsschrift Das
Wetter, welche seit 1884 unter der Redaction von Prof. Dr. Assmann vom meteorologischen Institut in Berlin
herausgegeben wird. Verlag von Otto Salle in
Braunschweig.)
-r.
Schwarzfärben von Metallen.
Die physikalisch-technische Reichsanstalt zu Charlottenburg empfiehlt auf Grund ihrer
Versuche als Schwarzbeize für Kupfer, Messing und andere Kupferlegirungen, auch
Neusilber, eine Auflösung von 60 g salpetersaurem Kupferoxyd und 2,5 g
salpetersaurem Silber in 200 cc destillirtem Wasser. Diese concentrirte Flüssigkeit
wird auf die sorgfältig gereinigte Metalloberfläche gleichmässig aufgetragen, am
besten dadurch, dass man das ganze Arbeitsstück in die auf 40 bis 45° erwärmte
Schwarzbeize eintaucht und das Ueberflüssige abtropfen lässt. Dann wird der
Gegenstand vorsichtig getrocknet, etwa in einem Trockenofen; es bildet sich dabei
ein grünspanartiger gleichmassiger Ueberzug. Durch allmählich gesteigertes directes
Erhitzen mit einer Flamme verwandelt sich die grüne Farbe in tiefes Schwarz, das
durch Abbürsten des Metallstückes nach dem Erkalten noch gehoben werden kann. Auch
zum Schwarzfarben von Eisen kann diese Beize verwendet werden. Gg. Buchner empfiehlt dieselbe unter Fortlassung des
Silberzusatzes in weingeistiger Lösung (7 Gewichtstheile salpetersaures Kupferoxyd,
3 Gewichtstheile Weingeist); er will dadurch Färbungen erzielt haben gleich den viel
begehrten der Schweizer Taschenuhrgehäuse, deren Decorirung geheim gehalten wird. In
der That lassen sich damit, wenn man nach der oben angegebenen Art des Beizens genau
verfährt, sehr schöne schwarze Ueberzuge herstellen; identisch mit den fraglichen
Schweizer Schwarzfärbungen sind sie jedoch nicht, da jene aus Eisenoxyd und nicht
aus Kupferoxyd bestehen. (Eisenzeitung.)
Bücher-Anzeigen.
Die Kleinbahn, ihre Bedeutung und ihr
Platz im heutigen Verkehrsleben. Von J. E. v.
Heimburg. Verlag der Schulze'schen Buchhandlung. Oldenburg. 77 S.
Die kleine Schrift erläutert die Berechtigung und Nothwendigkeit der Kleinbahnen
insbesondere für landwirthschaftliche Gebiete und führt einen Voranschlag für die
Grösse des Verkehrs, der Anlagekosten und der Rentabilität durch.