Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 240 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Hammer und Schmiedepresse.
Der 125 t-Dampfhammer der Bethlehem Iron Company wurde
nach einer Notiz der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure als grösster Dampfhammer der Welt vom Oberingenieur John Fritz entworfen und im J. 1893 aufgestellt. Alle
Theile desselben sind in dem Bethlehem werke ausgeführt worden. Der Dampfcylinder
hat 1,93 m Durchmesser und 7,3 m Höhe; die Fallhöhe des Hammers beträgt 5 m. Die
stählerne Kolbenstange von 432 mm Durchmesser ist 12,2 in lang. Der Hammer ist
einfach wirkend. Die Dampfvertheilung erfolgt mittels eines Doppelkolbens von 530 mm
Durchmesser, welcher durch eine Hilfsmaschine bethätigt wird. Die letztere besteht
aus einem oberhalb des Steuergehäuses angebrachten Dampfcylinder, dessen
Arbeitskolben auf der Verlängerung der Kolbenstange des Steuerkolbens festgekeilt
ist. Die Hilfsmaschine wird mittels eines gewöhnlichen Muschelschiebers durch den
Hammerführer von Hand gesteuert. Das Hammergerüst wird von zwei gusseisernen,
kastenförmigen, unten aus einander gespreizten Ständern gebildet, welche auf zwei
Grundplatten mit je 2,4 × 3,1 m Fläche aufgestellt sind. Ein ebenfalls
kastenförmiges Holmstück verbindet oben die Ständer zu einem festen Ganzen. In dem
Holmstück, welches zugleich den Untertheil des Hammercylinders bildet, ist das
Gehäuse für den Steuerkolben mit den Kammern für die Zuführung und Ableitung des
Dampfes untergebracht. Der innere Abstand der Ständer (die Schmiedweite) beträgt
6,7, die Höhe des Ständers mit dem aufmontirten Hammercylinder 27,4 in. Das Gewicht
des Hammergerüstes ist folgendermaassen vertheilt: die beiden Ständer 238 t, d. i.
rund 1,90 des Fallgewichtes; die beiden Grundplatten 112 t, d. i. rund 0,90 des
Fallgewichtes; das Holmstück 61 t, d. i. rund 0,49 des Fallgewichtes. Das Fundament
der Ständer ist 9 m tief und wird von zwei Mauerpfeilern gebildet, zwischen welchen
sich die auf einem Pfahlrost ruhende Chabotte befindet. Dieselbe besteht aus
Stahlplatten und einer grösseren Anzahl von Eisenblöcken, welche in sorgfältigem
Verband in mehreren Schichten über einander angeordnet sind. Das Ganze bildet eine
abgestumpfte Pyramide, deren Gesammtgewicht 1800 t beträgt, d. i. das 14,4fache des
Fallgewichtes. Dieses bedeutende Chabottengewicht ist hier ganz am Platze, weil der
durch die Theilung der Chabotte hervorgerufene Verlust an Widerstand durch
Vermehrung der Masse paralysirt werden muss. Das Gesammtgewicht des Bethlehemhammers
ist 2386 t. Der Hammer wird von 4 Schweissöfen und ebensoviel 150 t-Krahnen bedient.
Das Gebäude, in welchem er aufgestellt ist, hat eine Länge von 150 m. Ein Holzmodell
des Hammers in natürlicher Grösse wurde von der Bethlehem
Iron Company in Chicago ausgestellt.
In der Nähe dieses Hammers ist eine Schmiedepresse aufgestellt, welche 14000 t Druck
gibt und zum Vorschmieden der Panzerplatten dient, während der Hammer dieselben
vollendet. Der Presstempel ist 386 t schwer und wegen dieses grossen Gewichtes aus
zwei Stücken zusammengesetzt, welche durch 18 Stahlbolzen von 0,15 m Durchmesser
verbunden sind. Die vier Säulen der Presse haben 14 m Länge, 0,66 m Durchmesser und
je 50 t Gewicht; dieselben sind mit etwas weiteren Gusseisencylindern umgeben und
der Zwischenraum ist mit feinen Drehspänen gefüllt, um die Uebertragung der Wärme
auf die Säulen und deren Ausdehnung zu vermeiden. Die gegenseitige Entfernung der
letzteren beträgt 5,36 m. Die Presse hat 2,53 m Hub und enthält zwei hydraulische
Cylinder von 1,27 m
Durchmesser und 500 at Druck; der Betrieb erfolgt durch vier Pumpen mit 1,143 m Hub,
80 Touren in der Minute, 0,28 m Durchmesser des Pumpen- und 2,286 m des
Dampfcylinders. Der Dampf von 10,5 at Spannung wird durch 32 Leawitt'sche Kessel geliefert. (Bull. soc. ind.
min., 1894.)
Kautscholeum.
Als billiger Ersatz für Leinölfarben verwendet man in neuerer Zeit farbiges Kautscholeum (aus Kautschuk gewonnenes
firnissartiges Oel) der Chemischen Fabrik Busse in
Hannover-Linden zum Anstreichen von Eisen, Wellblech, Gitter, Holzwerk aller Art,
Cement, Stein- und Mauerwerk. Kautscholeum schützt gegen Rosten, Fäulniss und
Hausschwamm, beseitigt feuchte Wände in Wohnungen und verhindert das Durchschlagen
von Regen an Giebelwänden u.s.w. Kautscholeum Anstriche gleichen in Bezug auf
Aussehen und Haltbarkeit den Oelfarben und kosten für 1 qm nur etwa 5 Pf. Die
übersandte Probe entspricht, dem Aussehen nach, den üblichen Anforderungen einer
Anstrichfarbe. Bezüglich der Widerstandsfähigkeit gegen die verschiedenen
Lösungsmittel behalten wir uns weitere Mittheilungen vor.
Versuchsergebnisse mit der Spiritusglühlampe.
Die in der technischen Reichsanstalt zu Charlottenburg durch Prof. Wedding stattgehabten Messungen der von der Neuen Gasglühlicht-Actiengesellschaft hergestellten
„Spiritusglühlichtlampe“ ergaben folgende Zahlen: Verbrauch in der Stunde
90 g denaturirten Spiritus 85°; Leuchtstärke 40 Hefner-Kerzen mit einem Glühkörper,
der auf einer Gasflamme 60 Hefner-Kerzen ergab. Bei einem Spirituspreise von 23 Pf.
für 1 l, welcher Preis ebenfalls durch die genannte Behörde angenommen worden ist,
stellt sich der Verbrauch der Lampe auf einen kleinen Bruchtheil über 2 Pf. in der
Stunde; zugleich wurde festgestellt, dass der mit Pyridinbasen denaturirte Spiritus
vollständig verbrennt. (Der Müller.)
Verhalten von Stahl bei abnorm niedriger Temperatur.
Prof. F. Steiner in Prag untersuchte drei Probestäbe auf
ihre Festigkeit beim Biegen und fand, dass bei einer niedrigen Temperatur von unter
–50° der Probestahl fester wurde, die Bruch- und Zerreissgrenze um etwa 14 Proc.
hinaufrückte, hingegen das Material wesentlich spröder wurde, da die bleibenden
Deformationen vor dem Bruche wesentlich geringer wurden. (Technische Blätter, 1894 S. 62.)
Fleischimport.Vgl. Heft 9
S. 215.
Nach einer Mittheilung von G. Linde in Köln an die Zeitschrift für die gesammte Kälteindustrie ist der
Versuch der unter grossen Verlusten durchgeführten Einfuhr von gefrorenem Fleisch in
den Städten Hamburg, Wien und mehreren rheinischen Städten vorläufig als gescheitert
anzusehen. Die Ursachen dieser – bei den jetzigen hohen Fleischpreisen doppelt
unbegreiflichen – Erscheinung sind nach Linde's Meinung
folgende:
1) die Mangelhaftigkeit des Aufthauprocesses und das – hierdurch hervorgerufene –
Misstrauen des Consumenten und Händlers,
2) die Erschwerung und Vertheuerung des Transportes, welcher noch in Eilfracht zu
erfolgen hat, und
3) hauptsächlich die Regulative in den Städten mit städtischen Schlachthöfen, welche
die Einfuhr so erschweren, dass sie gleich einem Verbot wirken.
Die während des Aufthauens auf der Oberfläche und im Inneren sich bildende Nässe
erregt nämlich bei dem äusserst schwerfälligen und allen Neuerungen abholden
Metzgergewerbe und den Consumenten von vornherein ein gewisses Misstrauen. Das
hängende oder liegende Fleisch tropft während des Aufthauens und verliert die
Eigenschaft, die natürliche Form eines Fleischstückes beizubehalten; es wird
„schwabbelig“, wie etwa die Leber. – Linde
beabsichtigt, Einrichtungen zu treffen, um die während des Aufthauens frei werdende
Nässe zu beseitigen, und hofft dadurch dieser Ursache eines Vorurtheils den Boden zu
entziehen.
In Bezug auf den Versandt in ganzen Ladungen hat die Erfahrung gezeigt, dass
Eilfracht nöthig ist, wodurch die Fracht sich um das Dreifache erhöht. – Der
preussische Eisenbahnminister soll allerdings vor einigen Monaten thunlichste
Beschleunigung von Fleischsendungen in gewöhnlicher Fracht angeordnet haben, jedoch
ohne Erfolg. Soviel ist sicher, dass durch die Eilfracht der Selbstkostenpreis sich
um etwa 4 Pf. für 1 k in Köln erhöht.
Das hauptsächlichste Hinderniss für die Einfuhr gefrorenen Fleisches bilden aber die
betreffenden Regulative in den Städten mit städtischen Schlachthöfen, die zu
einer Zeit erlassen sind, als noch Niemand an die Möglichkeit dachte, gefrorenes
überseeisches Fleisch einzuführen, oder die erlassen sind in der stillschweigenden
Absicht, die Einfuhr zu verhindern. Linde's seit 8
Jahren gemachten Schritte, eine Erleichterung zu erzielen, hatten das Ergebniss,
dass ihm aufgegeben wurde, das Fleisch nach dem
Aufthauen sämmtlich auf das Fleischbeschauamt zu bestimmten, wenigen Tagesstunden zu
fahren und dort von untergeordneten Organen in ungenügenden Räumen untersuchen zu
lassen – trotz aller Atteste über bereits durch einen deutschen Thierarzt erfolgte
Untersuchung! Diese Prohibitivmaassregeln bezwecken nur die Rentabilität der
Schlachthofanlagen und einen Schutz des Metzgergewerbes und lassen die 90 Proc. der
Bevölkerung, für welche um 20 bis 30 Proc. billigeres Fleisch eine Wohlthat wäre,
ganz ausser Betracht.
Bevor nicht diese Bestimmungen fallen – wozu allerdings bei der jetzigen Strömung
wenig Aussichten sind – kann ein ernsthafter Unternehmer nicht seine Thätigkeit und
seine Mittel der Einfuhr gefrorenen Fleisches zuwenden. Die Vieh- und Fleischpreise
werden deshalb vorläufig auf ihrer jetzigen Höhe bleiben.
G. Behrend in Hamburg glaubt, dass Wandel eintreten
wird, wenn die Verladung von den australischen Gefrierhäusern mittels Schiffen, die
mit Gefriermaschinen versehen sind, dort direct geschieht und wenn in Hamburg direct
in Gefrierhäuser ausgeladen werden kann. Hamburger Importeure beabsichtigen,
unmittelbar am Hafen grosse Gefrierhäuser zu erbauen, von welchen auch durch einen
eigenen Schienenstrang die Eisenbahnverladung erfolgen sollte.
Die ersten Versuche haben nun freilich so gemacht werden müssen, dass australisches
gefrorenes Fleisch in London gekauft, nach Hamburg befördert und in das Kühlhaus
neben dem grossen städtischen Schlachthaus geschafft wurde. Dies musste vom Hafen
aus zu Wagen geschehen. Erst dann trat man in Verhandlung mit den Schlachtern, die
eine Reihe von Monaten in Anspruch nahm und resultatlos verlief. Darauf wurden in
Hamburg einige Verkaufsläden eröffnet und durch die Importeure das Fleisch im
Kleinhandel verkauft. Das geschieht noch jetzt. Der geschilderte Transport, der
viele Monate dauernde Aufenthalt in den Gefrierräumen des Kühlhauses, der
Zinsaufschlag u.s.w. verteuerten das Fleisch erheblich, so dass es theuerer verkauft
werden musste, als bei ganz directer Abladung und eigenem Gefrierhause der Fall sein
würde.
Bücher-Anzeigen.
Die Herstellung der elektrischen
Glühlampe. Nach den in den verschiedensten Glühlampenfabriken gesammelten
praktischen Erfahrungen gemeinverständlich erörtert zum praktischen Gebrauch für
Fabrikanten, Ingenieure, Techniker, Installateure, Monteure und Consumenten von F. A. Krüger. Leipzig. Oskar Leiner. 103 S. 5 Tafeln. 3
M.
Der Verfasser beschreibt, ohne auf theoretische Betrachtungen einzugehen, kurz und
verständlich die Glühlampe nebst Zubehör, ihre Herstellung und Anbringung, die
erforderlichen Hilfsgeräthe, sowie Tabellen über ausgeführte Typen.
Die elektrotechnischen Maasse.
Lehrbuch zum Selbststudium. Dargestellt und durch zahlreiche Beispiele und 38 in den
Text gedruckten Figuren erläutert von A. Prasch und H. Wietz. Leipzig. Oskar Leiner. 153 S. 3 M.
Der Verfasser stellt das absolute (L M T) Maassystem dar und erläutert kurz die
Bedeutung der einzelnen Benennungen und ihre Beziehungen unter einander. Der Stoff
ist unter folgenden Abtheilungen besprochen: 1) mechanische Maasse, 2) magnetische,
3) elektrostatische, 4) elektromagnetische Maasse, 5) die internationalen
Maasseinheiten. Ein Anhang bringt noch hierher gehörige Einzelheiten über
Magnetismus und Elektricität. Eine Reihe von Beispielen machen das Werk zum
Selbststudium besonders geeignet.
Für des Technikers Tisch und
Tasche. Hilfsblatt zur sachgemässen Ausführung technischer Zeichnungen von
H. Güldner. Dresden. Verlag von Kühtmann. 0,25
M.
Enthält: Materialdarstellung, Praktische Fingerzeige und Schriftarten.