Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 95 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Bogenlampen-Kohle.
Zur Herstellung derselben gebraucht man in Amerika folgendes Verfahren:
Petroleum-Koks wird zerkleinert und in Retorten gebracht, wo er ungefähr 10 bis 15
Stunden lang bis zu einer hohen Temperatur erwärmt wird, wodurch alle Feuchtigkeiten
vertrieben und der Koks zum Leiter wird. Derselbe wird hierauf in Mühlen fein
gemahlen, gesiebt und in einem Mischkessel mit Theer vermischt, um zu einem festen
Körper gestaltet werden zu können. Das Gemisch wird hierauf wieder zerkleinert,
gemahlen und gesiebt, bis es ein gleichförmiges körniges Pulver geworden ist,
welches jetzt zur Herstellung von gegossener oder gezogener Kohle benutzt werden
kann. In Amerika fertigt man meistens gegossene, in Europa dagegen gezogene
Kohlenstangen an. (Gastechniker 1)
Das Stangenplanimeter von Prytz, nebst einigen Bemerkungen zur
Praxis des Polarplanimeters.
Unter obigem Titel bringt die Zeitschrift für
Instrumentenkunde, 1895 S. 90 ff., einen interessanten Aufsatz von
Professor Hammer in Stuttgart. In der deutschen
Litteratur findet sich, soviel dem Referenten bekannt, bisher nirgends eine
ausführlichere Mittheilung über das „Stangplanimeter“ (Hatchet-Planimeter der
Engländer), das in England und Amerika schon ziemliche Verbreitung gefunden zu haben
scheint. Das Instrument besteht einfach aus einem Stab („stang“), in dessen
einem Ende senkrecht zu seiner Längenrichtung der Fahrstift eingesetzt ist, während
das andere Ende in derselben Richtung herabgebogen ist und unten in eine zur
Stabrichtung parallel stehende, gerundete, keilförmige Schneide („hatchet“)
ausläuft. Man könnte das Instrument im Deutschen mit dem Erfinder, dem dänischen
Generalstabscapitän Prytz, ein Stangenplanimeter oder
auch Stabschneidenplanimeter nennen. Die Constante des Instruments ist seine Länge
a (Entfernung: Schneide bis Stift); es ist in
verschiedenen Grössen zu haben, z.B. mit a =10, 20, 25
cm u.s.f. Der Verfertiger ist Mechaniker Corn. Knudsen,
Kopenhagen, Kjöbmagergade 37; der Preis ist 11 M. Die Anwendung ist diese: Es sei
O der Schwerpunkt einer von beliebiger
geschlossener Curve begrenzten Fläche; man verbindet O
mit einem beliebig gewählten Punkt A des Umfangs durch
die Gerade OA, setzt den Fahrstift des Instruments nach
O, bezeichnet durch leichten Druck auf die Schneide
deren Anfangsstellung M1 auf dem Papier, durchfährt die Linie O – A
– Umfang der Figur – A – O, drückt wieder auf
die Schneide und erhält dadurch die Endstellung M2; man hat dann, um die umfahrene Fläche F zu erhalten, nur die Strecke M1M2 = l (eigentlich den
Bogen M1M2 mit O als Mittelpunkt) zu messen und sie mit der Constanten
des Instruments zu multipliciren:
F = al.
Der Verfasser gibt nun ein Näherungsverfahren für den Fall an, dass man O nicht kennt. Man schätzt dann O1 in der Nähe von O; die Fehler sind meist so gering, dass das Verfahren genügt. Prytz hat eine kleine Broschüre verfasst, welche dem
Instrumente beigegeben wird, dieselbe enthält eine kurze Theorie des Instruments.
Man vergleiche auch den Aufsatz des Erfinders in Engineering, 1894 S. 813 vom 29. Juni.
Die Meinungen über den praktischen Werth des Instruments sind getheilt. Die Einen
erklären das Instrument für theoretisch interessant. Andere haben es aber als
geradezu „extremely useful in the workshop“ erprobt.
Des weiteren, auch was die Bemerkungen zur Praxis des Polarplanimeters überhaupt
betrifft, verweisen wir auf die oben citirte Abhandlung.
-r.
Die Verzinkung von Eisen und Stahl auf kaltem Wege
wird von Dr. H. Alexander in
Berlin unter Anwendung von Aluminium nach einem neuen Verfahren ausgeführt, über
dessen Ergebnisse die physikalisch-technische Reichsanstalt sich günstig geäussert
hat. Die untersuchten Stücke waren vier Wochen den Witterungseinflüssen und der Luft
eines chemischen Laboratoriums ausgesetzt, ohne Rost zu zeigen. Ebensowenig trat
eine Rostbildung bei zweiwöchentlichem Liegen der verzinkten Bleche in Wasser,
Kochsalzlösung, Sodalösung und Gaswasser ein. Die physikalisch-technische
Reichsanstalt ist daher der Meinung, dass die galvanisch niedergeschlagene
Zinkschicht denselben Schutz gegen Verrosten von Eisen und Stahl biete, wie ein
durch Eintauchen in geschmolzenes Zink erzeugter Ueberzug. Unter diesen Umständen
dürfte das neue Verfahren um so mehr Beachtung verdienen, als die durch dasselbe
erreichte Gleichmässigkeit und Glätte der Zinkschicht für viele Anwendungen von
erheblichem Werth ist. Auf glatten Flächen niedergeschlagen, ist der Ueberzug sogar
politurfähig und voraussichtlich ein brauchbarer Ersatz für den wenig schützenden
Nickelüberzug. Bei manchen Gegenständen, die eine starke Erhitzung nicht vertragen,
wie z.B. Federn, wird durch eine brauchbare kalte
Verzinkung die Möglichkeit der Anwendung dieses zur Zeit immer noch unübertroffenen
Rostschutzmittels überhaupt erst geschaffen. (Centralblatt
der Bauverwaltung, 1895 S. 123.)
-r.
Ein Montblanc-Tunnel.
Wie bald kaum mehr ein vielbesuchter Berggipfel ohne Eisenbahn denkbar ist, so plant
man jetzt in Frankreich, sogar den Montblanc durch eine Eisenbahn dem allgemeinen
Besuch zugänglich zu machen. Das vom Ingenieur Issartier ausgearbeitete Project lässt allerdings an Kostspieligkeit und
technischen Schwierigkeiten, aber auch an Originalität nichts zu wünschen übrig. Der
Plan geht dahin, vom Miage-Pass aus, oberhalb von St. Gervais, in einer Höhe von
1800 m über dem Meer, einen Tunnel von 7400 m Länge zu bohren und von dessen Ende
aus unmittelbar einen senkrechten Schacht von 12 m im Quadrat und 2800 m Tiefe oder
Höhe zu bohren, um auf diese Weise direct den Gipfel zu erreichen. Nach Berechnung
Issartier's soll die Arbeit spätestens in 10 Jahren
vollendbar und mit einem Kostenaufwand von 10 Millionen Francs auszuführen sein. Die
Bahn würde also einen im rechten Winkel nach aufwärts gebogenen Tunnel darstellen,
dessen senkrechter, schachtähnlicher Theil, ähnlich wie in einem Bergwerke, mittels
Fahrstühlen, die durch Wasserkraft in Bewegung gesetzt würden, befahren werden soll.
(Zeitschrift für Transportwesen und Strassenbau,
1895 S. 134.)
-r.
Holzpflaster und Mikroben.
Bis vor Kurzem war die Ansicht nicht unbestritten, dass das Holzpflaster
gesundheitsschädliche Mikroben in das Innere aufnehme. Um diese Ansicht zu
widerlegen, hat ein Mitglied der Organisation des öffentlichen Gesundheitswesens zu
Paris, Miquel, Versuche angestellt, wobei er mittels
eines sterilisirten Apparates aus einer in das Holzpflaster gebohrten Oeffnung ein
Decigramm Späne entnahm, dieselben mit 100 cc sterilisirtem Wasser verdünnte und sie
auf Nährgelatine brachte. 30 Tage nach der Inoculation stellte er die Anzahl der
Colonien fest, wobei sich ergab, dass die Mikroben zwar an der Oberfläche des
Holzpflasters haften, nicht aber auch in das Innere desselben vordringen. So wurden
in Pflaster aus neuem Tannenholz in einer Tiefe von 3 cm nur 650 Bakterien gefunden,
während deren an der obersten Schicht auf 1 g Späne 1 bis 1,5 Millionen kommen. Die
alten, seit 8 bis 10 Jahren bestehenden Holzpflaster ergaben ähnliche Zahlen. Im
Departement Landes wurden in 1 g Spänen von der Oberfläche 1100000, aus einer Tiefe
von 5 cm aber nur 4200 Mikroben gefunden. (Deutsche
Bauzeitung.)
Anfertigung von gelbem Weissblech.
Gelbes Weissblech wird gegenwärtig viel verwendet, hauptsächlich zu Dosen für
Pomaden, Fette, Wichse u.s.w. Zur Herstellung desselben wendet man den sogen.
Oelgoldlack an, der von verschiedenen Lackfabriken sehr billig zu beziehen ist.
Seiner Zusammensetzung nach besteht der Lack aus einer Harzauflösung von Bernstein
oder Kopal, oder auch beider Harze in Leinöl und Terpentinöl. Das Auftragen des
Lackes geschieht, indem man denselben mit einem breiten Pinsel auf dem Blech
verreibt. Zu dem Zwecke wird ein passender Tisch mit Papier belegt und eine grössere
Anzahl von Blechtafeln, gewöhnlich der Inhalt einer Kiste, darauf gebracht, wobei
man darauf achtet, dass die einzelnen Blechtafeln genau auf einander liegen. Um zu
überziehen, wird mit dem Pinsel etwas Lack aus dem Behälter, den man am besten aus
Weissblech anfertigt, entnommen und auf dem Blech durch gerade gezogene Striche verrieben. Beim
Ueberziehen hat man mit dem Pinsel fest aufzudrücken und streicht zunächst lang und
dann quer, und zwar so lange, bis die Platte mit einer dünnen, gleichmässigen
Schicht bedeckt ist. Hierbei ist Acht darauf zu geben, dass das Ansetzen des Pinsels
nahe an der Kante, aber nicht darüber hinweg geschieht, da im letzteren Falle viel
Lack auf die andere Seite gelangt, wodurch Flecken entstehen. Etwas Lack kommt aber
gewöhnlich trotz aller Vorsicht dorthin, und wird entfernt, indem man die farbige
Blechtafel auf die Kante stellt und das Uebergetretene mittels Putzwolle von den
Rändern entfernt, worauf man die Tafel auf Drähten in einen Korb schiebt. Dieser
Korb hat viereckige Form und ist aus starkem Bandeisen angefertigt, in welches, über
einander liegend, Drähte eingezogen werden. Nachdem der Korb gefüllt ist, wird er in
den Lackirofen gebracht und darin so lange gelassen, bis die gewünschte Farbe
vorhanden ist. Die unscheinbare Farbe des Lackes geht langsam in Messingfarbe und
darauf in Goldfarbe über. Wirkt die Wärme, die annähernd 150° betragen soll, zu
lange auf den Lack ein, so verschlechtert sich die Farbe und wird dunkler. Nach dem
Herausnehmen aus dem Ofen und Erkalten wird meistens die zweite Seite ebenfalls in
der angegebenen Weise behandelt. Werden beide Seiten des Bleches mit Lack überzogen,
so ist das Trocknen des Lackes auf der ersten Seite nur so weit auszudehnen, dass
eine blasse Messingfarbe entsteht, die dann nach dem Ueberziehen der zweiten Seite
im Ofen gleichfalls Goldfarbe bekommt, andernfalls würde erstere Seite zu dunkel
werden.
(Der Metallarbeiter.)
Putzmittel für Maschinen und blanke Eisenwerkzeuge.
Wiederholtes Umschütteln eines Gemenges von 20 Th. Erdöl und 1 Th. Paraffin in einer
verkorkten Flasche, Auftragen der umgeschüttelten Flüssigkeit mittels wollenen
Lappens oder Pinsels auf die Eisentheile, Stehenlassen während der Nacht und
Abreiben mit einem trockenen wollenen Lappen. (Glückauf.) – Oder eine Mischung aus 5 Th,
Terpentinöl, 25 Th. Stearinöl, 25 Th. feinstem Polirroth und 45 Th. Thierkohle wird
nach dem Versetzen mit Spiritus bis zu einer dickflüssigen Masse mittels Pinsels
aufgetragen und nach Verdunsten des letzteren mit einer trockenen Mischung von 45
Th. Thierkohle und 25 Th. Polirroth nachgerieben.
(Ind.-Bl.)
Eine neue Verwendung von Elektromotoren.
Auf dem der Actiengesellschaft Lauchhammer gehörigen Eisenwerke in Gröba bei Riesa
kommt gegenwärtig eine Maschine zur Aufstellung, die allen Fachleuten das
lebhafteste Interesse abgewinnen wird. Das Beschicken der auf genanntem Werk
befindlichen Martin-Oefen mit etwa 250 Centner Eisen, welches sich täglich achtmal
wiederholt, ist eine ausserordentlich Zeit raubende und anstrengende Arbeit, weil
die betreffenden Leute dicht an die Thür des Ofens treten müssen, in dem eine
Temperatur von etwa 2000° herrscht. Vier Mann brauchen im Durchschnitt drei Stunden
zu einer Beschickung und müssen namentlich im Sommer sehr stark unter der Hitze
leiden, die den Ofenthüren, gleichzeitig zum Nachtheile des Ofens selbst bezieh. des
Betriebes; entströmt. Mit der oben erwähnten Beschickungsmaschine bewirkt ein Mann
durch mühelose Bewegung von vier Hebeln die ganze Arbeit in kaum dem zehnten Theile
der Zeit, so dass man durch diese Maschine nicht nur eine wesentliche, für die
Gesundheit werthvolle Ersparniss an Arbeitskräften, sondern auch eine erhöhte
Leistungsfähigkeit des Ofens erzielt.
Anstatt dass das Material, welches aus altem Eisen in den verschiedensten, oft
sperrigen Formen und von allen möglichen Grössen besteht, nach der Hütte gefahren
und ein zweites Mal in einzelnen Stücken in die Hand genommen wird, um in den Ofen
geworfen zu werden, ladet man dasselbe gleich auf dem Hofe in eiserne Mulden, deren
drei oder vier auf einem kleinen Wagen liegen. Die Wagen fahren als ein Zug mittels
eines elektrischen Motors vor den Ofen; auf einem zweiten parallel laufenden Gleise
bewegt sich die eigentliche Beschickungsmaschine, ein grosser Wagen, auf dem ein
grösserer und drei kleinere Elektromotoren, durch einen Mann gesteuert, der in etwa
6 m Entfernung vom Ofen durch die Hitze in keiner Weise belästigt wird, alle
Handgriffe ausführen kann, durch welche der Inhalt der Mulden in den Ofen befördert
wird.
Der Beschickungswagen fährt, durch einen Hebel in Gang gesetzt, schnell vor eine der
Mulden, ein langer eiserner Schwengel tritt heraus, erfasst die Mulde, hebt sie vom
Wagen, fährt damit vor die Thür des Ofens, schiebt die Mulde hinein, schüttet durch
eine Umdrehung den Inhalt aus, zieht sich ebenso schnell wieder zurück und legt die
leere Mulde an ihren früheren Platz.
Der erforderliche Mechanismus ist sehr einfach; da jede der einzelnen Bewegungen
durch einen besonderen Elektromotor, der rückwärts wie vorwärts laufen kann, bewirkt
wird.
Eine Dynamo bewegt den Wagen parallel zur Front der Oefen nach beiden Seiten,
eine zweite streckt den Schwengel heraus und zieht ihn zurück, eine dritte ganz
kleine bewirkt die Drehung der Mulde, und eine vierte wesentlich stärkere
Dynamomaschine besorgt das Heben und Senken des Schwengels mit der am Ende
befindlichen geladenen Mulde, deren Inhalt bis 20 Centner wiegen kann.
Die Maschine ist nach einer in Amerika gemachten Skizze auf dem Eisenwerke
Lauchhammer construirt und ausgeführt worden, und ist die zweite der Art, welche
überhaupt existirt; die elektrischen Einrichtungen sind von der Firma Actiengesellschaft Elektricitätswerke (vorm. O. L. Kummer und Co.), Dresden, geliefert. Um die
Bedienungsmannschaften an die Handhabung zu gewöhnen, hatte man in Lauchhammer die
Vorderfront eines Ofens aus Holz hergestellt und an Ketten aufgehängt, damit bei
etwaigen Fehlgriffen nicht die Zerstörung irgend eines Theiles erfolge. Es erwies
sich aber, dass intelligentere Leute ungemein rasch vollständige Controle über die
Maschine erlangten, so dass sie die einzelnen Bewegungen trotz der durch die
Verhältnisse bedingten und der Maschine geflissentlich verliehenen Schnelligkeit mit
Sicherheit in irgend einem gewünschten Punkte unterbrechen konnten.
Jede Bewegung wird durch Vor- oder Zurücklegen eines Hebels eingeleitet und
unterbrochen, beim Einschalten der grössten Dynamo tritt ausserdem selbsthätig noch
die elektrische Auslösung einer Bremse ein, die ein Herabgehen der bedeutenden Last
verhindert, welche in dem Schwengel selbst und der daran hängenden Last von Mulde
mit Inhalt besteht.
Diese elektrische Beschickungsmaschine zeichnet sich vortheilhaft dadurch vor
anderen, in Amerika angewendeten, mit Dampf, Presswasser oder Pressluft
angetriebenen aus, dass sie nicht so viel Raum wegnimmt und den Ueberblick der
ganzen Anlage nicht hindert; das Wesentliche in der praktischen Verwendbarkeit ist
aber der Umstand, dass der Löffel, wenn man so sagen soll, mittels dessen das
Material in den Ofen befördert wird, nicht fest am Schwengel ist, sondern dass der
letztere einzelne Mulden erfasst, die irgendwo im Werke geladen und der
Beschickungsvorrichtung zugeführt werden können.
(Glaser's Annalen.)
Telegraphiren auf weite Entfernungen.
Nach dem Melbourne Bulletin haben kürzlich mit
Unterstützung der Telegraphenbehörden der fünf Colonien auf dem Festlande von
Australien interessante Versuche über Telegraphiren auf weite Entfernungen
stattgefunden. Die Endpunkte waren Rockhampton an der Ostküste und Broome an der
Roebuck-Bai an der Westküste von Australien. Broome ist nicht allein der
Landungspunkt des Kabels von Java bezieh. Europa, sondern auch der nördlichste Punkt
in Westaustralien, bis zu welchem eine Telegraphenlinie bis jetzt geführt ist. Am 5.
Mai um 11 Uhr Vormittags wurden auf den verschiedenen Zwischenstationen zwischen
Rockhampton und Broome die Linien mit einander verbunden und auf diese Weise eine
zusammenhängende Linie zwischen den beiden Punkten hergestellt. Die in Rockhampton
von der Israelite Bay an der Südküste von Westaustralien ankommenden Zeichen waren
so klar und scharf, als ob sie von der anderen Seite der Strasse kämen, dagegen
ergab sich ein Fehler in der Linie zwischen jenem Punkte und Perth, welcher die
Deutlichkeit der Zeichen jenseits der Israelite Bay beeinträchtigte. Trotzdem hatten
die angestellten Versuche Erfolg, da nach Herstellung der Verbindung mit Broome die
Zeichen zwar nicht völlig deutlich, aber doch immerhin vollständig lesbar waren; E. L. Hanna, Telegraphendirector in Rockhampton, konnte
sich mit dem Telegraphendirector zu Broome in einer Entfernung von 10414 km gut
verständigen. Man versuchte, auch noch weiter zu telegraphiren, indem man noch
Townsville in den Stromkreis einschaltete, jedoch ergab sich, dass die Zeichen nur
bis Perth drangen. Wenn der Fehler zwischen Israelite Bay und Perth beseitigt sein
wird, beabsichtigt man, den Versuch zu wiederholen und zwar dann zwischen Thursday
Island und Broome. Die Längen der bei dem Versuch benutzten Strecken waren
folgende:
Rockhampton-Brisbane
793
km
Brisbane-Sydney
1372
„
Sydney-Melbourne
925
„
Melbourne-Adelaide
784
„
Adelaide-Port Lincolm
708
„
Port Lincolm-Streaky Bay
331
„
Streaky Bay-Eucla
685
„
Eucla-Israelite Bay
568
„
Israelite Bay-Albany
660
„
Albany-Perth
410
„
Perth-Broome
3178
„
–––––––––––
10414
km.
(Elektrotechnische Zeitschrift.)
Der Elektromotor im Dienste der
Bijouterieindustrie.
Die Stadt Pforzheim in Baden ist berühmt durch ihre ausgedehnte Bijouterieindustrie.
Dieselbe besass im J. 1891 nach einem Berichte der dortigen Handelskammer nicht
weniger als 460 Bijouteriefabriken mit rund 9000 Arbeitern, ferner etwa 290
Bijouteriehilfsgeschäfte mit rund 1300 Arbeitern. Wenn nun auch die Mehrzahl dieser
Fabriken viel zu klein ist, um eine selbständige Krafterzeugungsanlage auszunutzen,
so waren doch immerhin nach dem Geschäftsbericht des dortigen städtischen Gaswerks
Ende 1894 nicht weniger als 110 Gasmotoren mit zusammen etwa 520 im
Betrieb. Bei den anerkannten Vortheilen, welche der Elektromotorenbetrieb vor allen
anderen Kraftbetrieben bietet, konnte man, als im vorigen Jahre das
Elektricitätswerk in Pforzheim in Betrieb genommen wurde, voraussehen, dass der
Elektromotor eine ausgedehnte Anwendung finden würde. Dies ist denn auch in
hervorragendem Maasse der Fall gewesen. Einen näheren Einblick in die in Pforzheim
herrschenden Verhältnisse erhält man aus einem in der Frankfurter Zeitung vom 21. Juni erschienenen Artikel von Dr. Oscar May, aus welchem wir die nachstehende Tabelle
entnehmen. Dieselbe stellt den Stand der Betriebe Ende Mai dieses Jahres dar und
gibt zugleich Aufschluss über die verschiedenen Zwecke, zu denen die Elektromotoren
verwendet werden.
Das Werk ist mit einer Wolf'schen Locomobile von 120 bis
150 und mit einem Deutzer Gasmotor von 120 bis 140 ausgerüstet und
liefert mittels 4 Gleichstromdynamomaschinen von entsprechender Leistung Strom mit
durchschnittlich 250 Volt Spannung nach der 1,6 km entfernten, inmitten der Stadt in
den Kellern des neuerbauten Rathhauses untergebrachten Unterstation. Dort ist ein
Accumulator für zweimal 110 Volt aufgestellt, von welchem aus der Strom nach dem
Dreileitersystem den Consumstellen zugeführt wird. Das Leitungsnetz ist der
Hauptsache nach als oberirdische Leitung und nur auf den hierfür nicht geeigneten
Strecken als unterirdische Kabelleitung ausgeführt.
Elektromotoren
LeistungeinesMotorsin
Zahl derMotoren
Gesamt-leistungin
1) Für
Bijouterieindustrie.PoliermaschinenWalzenZiehbankVergoldungExhaustorenVentilatorenTransmissionsantriebe.
0,081,2 u.
2,81,00,2 0,75 0,150,25–2,8
29423110463
2340 1 2 3 110
346
80
2) Für
Bijouteriehilfsindustrie.VergoldungChatonfabrikationScheideanstalten
0,2 u. 1,20,8 u. 5,30,5–3,5
326
2 612
11
20
3) Für sonstige
Zwecke.ApothekerBäckerDruckereienKoffer- und
EtuisfabrikenMechanikerPrägeanstaltSchreinerSchuhfabrikenWirtheZahnärzte
1,21,20,5–4,30,25–2,80,5–1,20,5–2,80,5 u.
3,50,5–2,8 0,150,1
1143653322
1,2
1,2747685 0,3 0,2
30
40
Zusammen 387 Motoren mit 140 .
Durchschnittlich
pro Motor
für Bijouterieindustrie
0,23
für Bijouteriehilfsindustrie
1,8
für sonstige Zwecke
1,3
im Gesammtdurchschnitt
0,36
132 Elektromotorenanschliesser. 3 Elektromotoren im Durchschnitt für 1 Anschliesser.
1,1 im Durchschnitt für 1 Anschliesser.
Das Werk ist das einzige bestehende städtische Elektricitätswerk, welches
hauptsächlich für Kraftvertheilung bestimmt ist; ausser den Motoren sind an dasselbe
noch etwa 2400 Glühlampen und einige Bogenlampen angeschlossen, von welchen in
runden Zahlen auf Wohnungen 1000, auf Fabriken 300, auf Bureaux 500, auf
Ladengeschäfte 400 und auf Wirthschaften 200 Glühlampen entfallen. Die Anzahl der
Licht- und Kraftconsumenten beträgt zur Zeit je etwa 140. (Elektrotechnische Zeitschrift.)
Bücher-Anzeigen.
Nikola Tesla'sUntersuchungen über Mehrphasenströme und über Wechselströme
hoher Spannung und Frequenz. Mit besonderer Berücksichtigung seiner
Arbeiten auf den Gebieten der Mehrphasenstrommotoren und der
Hochspannungsbeleuchtung zusammengestellt von Th. Commerford
Martin. Autorisirte deutsche Ausgabe von H.
Maser. Mit 313 Abbildungen. Halle a. S. Verlag von W. Knapp. 508 S. 15
M.
Nach den Worten des Verfassers ist „die vorliegende Schrift ein einfacher Bericht
über die Pionirarbeiten, welche bisher auf diesen Gebieten von Nikola Tesla geleistet wurden, den die Welt bereits
als einen der hervorragendsten unter den modernen elektrischen Forschern und
Erfindern anerkannt hat“. Auch unseren Lesern werden die Leistungen des
Forschers nicht unbekannt sein; die vorliegende übersichtliche, wohlgeordnete
Darstellung verdient die Aufmerksamkeit und Anerkennung aller Fachmänner um so mehr,
als auch die Uebersetzung in gute Hände gelegt worden ist. Die anregende Schrift
wird nicht verfehlen, befruchtend auf diesem so wichtigen Theile der Elektrotechnik
zu wirken.
Weitere Fortschritte in der
Flachsgewinnung, erörtert von E. Pfuhl, Prof.
der mechanischen Technologie in Riga. Riga. Verlag von N. Kymmel. 3 Tafeln. 134
S.
Im Anschluss an einen früheren Bericht (1886) beschreibt der Verfasser, ein
verdienstvoller Vorkämpfer der Flachsindustrie, die bis heute vollzogenen
Fortschritte. Nach einigen wirthschaftlichen Betrachtungen über die Flachsfrage und
einer Uebersicht der älteren Gewinnungsarten des Flachses geht der Bericht zu den
Verbesserungen im Röstverfahren über, erörtert dann die mechanische Abscheidung der
Bastfasern und die Faserabscheidung. Die verschiedenen Einrichtungen sind durch
Abbildungen in Skizzen erläutert. Das Werkchen ist sorgfältig bearbeitet und kann
Interessenten der Flachsindustrie warm empfohlen werden.
Der industrielle Lohnbuchhalter und
Kalkulator mit besonderer Rücksicht auf die Maschinenfabrikation von Otto Hartleib. Berlin bei Georg Siemens.
Enthält: Mathematische Hilfsmittel, Lohnbuchführung (Lohnwesen, Kalkulation),
Tabellen über Münzen, Maasse und Gewichte, Multiplicationstabellen, gebräuchliche
Formulare.
Neue Schulbank. Von W. Rettig, städt. Oberbaurath zu München. Verlag der
Leipziger Lehrmittel-Anstalt von Dr. O. Schneider. 62 S.
Von bestehenden Einrichtungen und deren Grössenverhältnissen ausgehend, entwickelt
der Verfasser seine auf vielfache Erfahrungen gestützten Vorschläge, und hebt die
Vortheile derselben hervor. Die neuen Constructionen sind sehr einfach und
beachtenswerte, sie beleuchten „Schulisches, Gesundheitliches, Bauliches und
Wirthschaftliches“ und sind durch gute Figuren erläutert. Den Schluss bilden
Litteraturangaben, bestehend in behördlichen Verfügungen und Verordnungen, sowie
Kundgebungen von betheiligten Kreisen.
Das gelöste Problem„Gelöst“, falls die nach den Principien
des Verfassers ausgeführte Lösung Erfolg haben sollte.der Aeronautik. Vergleichende Kritik der bis heute zur
Lösung der aeronautischen Aufgabe in Vorschlag gebrachten Projecte bezieh.
Principien von E. Mánfai. Wien. Spielhagen und
Schurich, 52 S. 2 M.
Berichtigung.
S. 45 d. Bd. ist Herzfraction zu lesen.