Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 192 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Post- und Telegraphenverkehr im Deutschen Reich in den zehn
Jahren 1884 bis 1893.
Die Angaben über die Stückzahl der Briefsendungen im Reichspostgebiete und ebenso in
Bayern und Württemberg beruhen auf probeweisen Zählungen. Alle übrigen Angaben sind
Ergebnisse der Buchführung.
Postverkehr.
Jahr
Postanstalten
EingegangeneBriefsendungenin 1000
Stück
EingegangeneBriefe undPackete
mitWerthangabein 100 Stück
EingegangenePackete
ohneWerthangabein 100 Stück
Portoeinnahmein 100 Mark
1884
15427
1083320
13575
84037
145582
1885
17451
1149895
12655
88612
151830
1886
18684
1223239
11885
90595
158017
1887
19472
1303386
11321
93705
164800
1888
20658
1367318
11164
97497
174052
1889
23396
1493204
11460
104217
185890
1890
24952
1634447
11619
109146
194957
1891
26387
1735786
11605
114209
203777
1892
27623
1828431
11578
119812
214916
1893
28590
1916746
11653
125057
222443
Telegraphenverkehr.
Jahr
Anzahl derTelegraphen-anstalten
Telegraphen-netzlänge derLinien in
km
Anzahl dereingegangenenTelegramme
Anzahl deraufgegebenenTelegramme
Telegramm-gebührenin 100 Mark
1884
12478
79566
15667168
15449317
21101
1885
13413
82992
15844163
15555531
21425
1886
14418
86199
16906117
16704695
22373
1887
14990
89196
17860444
17479347
24283
1888
15735
92383
19684182
19411024
28285
1889
16408
98391
21271548
20911924
31618
1890
17452
103308
22158069
21806005
33774
1891
18234
108753
24494994
24195507
35541
1892
18734
117872
26049432
25997366
37138
1893
19378
123285
27765710
27634451
40361
(Papier-Zeitung.)
Ueber die Elektrometallurgie des Eisens
sagt Dr. W. Borchers in dem
soeben erschienenen Jahrbuch der Elektrochemie u.a.
Folgendes:
„Für die Gewinnung der verschiedenen Eisensorten können bei dem heutigen Stande
der Technik direct nur die Vorschläge in Betracht kommen, bei denen es sich
darum handelt, grössere oder geringere Eisenmassen einigermaassen gleichmässigen
Querschnittes schnell und hoch zu erhitzen. Der Schweissofen und andere
Erhitzungsvorrichtungen für Walzwerks- und Schmiedearbeiten haben Aussicht auf
Einführung elektrischer Erhitzung. Es ist also die elektrische
Erhitzungstechnik, nicht die Elektrode, welche der Eisenindustrie direct und
zwar zunächst dem der mechanischen Bearbeitung obliegenden Zweige, Nutzen
schaffen kann. Vorrichtungen dieser Art sind, wie aus einem früheren Abschnitt
dieses Buches hervorgeht, in grosser Anzahl und Mannigfaltigkeit im Entstehen
begriffen, so dass die nächsten Jahre die nöthigen Erfahrungen für den Vergleich
dieser Erhitzungsmethode gegenüber der alten sicher bringen werden. Bei
derartigen Vergleichsrechnungen ist aber im eigensten Interesse der
Erhitzungselektrotechniker nur zu rathen, beide Methoden mit gleichem Maasse zu
messen und nicht, wie dies in einem Artikel über „Elektrische Hitzung“ in
Nr. 1 der Zeitschrift für Elektrotechnik und
Elektrochemie geschehen, für die alte Erhitzungsmethode Grundlagen zu
benutzen, welche vor 20 Jahren gültig waren. Ein Hochofenwerk, das heute zur
Erzeugung von 100 k Roheisen noch 165 k Koks gebraucht, würde seinen Besitzern
wenig Freude machen.
Ganz leer soll aber die Eisenindustrie nicht ausgehen. Wenn die Elektrochemie bei
der Eisenerzeugung nicht mitwirken kann, so ist sie doch auf bestem Wege, jener
grossen Industrie Mittel zu verschaffen, welche die Eisenraffination ganz
wesentlich zu erleichtern im Stande sind. Es sei nur eines derselben als
Beispiel hier angeführt: das Calciumcarbid, von welchem in neuerer Zeit so viel
geschrieben wird. Nach dem Verblasen des Roheisens im Bessemer- und
Thomas-Converter dürfte es kaum ein kräftigeres Reductions- und gleichzeitig
Rückkohlungsmittel geben, als dieses oder die übrigen im elektrischen
Schmelzofen leicht zu erhaltenden Carbide.“
(Stahl und Eisen.)
Die Herstellung des Titans und dessen Eigenschaften.
Von Henry Moissan.
Das Titan war bislang mehr in Verbindungen, als im freien Zustande bekannt. Die
starke Affinität des Titans zum Stickstoff und die Schwierigkeit, einen völlig
stickstoffreien Wasserstoffstrom zu erhalten, haben die Gewinnung sehr erschwert.
Beim Erhitzen von Titansäure in einem Schmelztiegel innerhalb eines elektrischen
Ofens (100 Ampère und 50 Volt, 8 ) erfolgte regelmässig ein Titanoxyd von
indigoblauer Farbe als geschmolzene oder krystallinische Masse. Mit einem Strome von
300 bis 350 Ampère und 70 Volt erhält man ein bronzefarbiges, völlig geschmolzenes
Product. Dieses ist das Titannitrid von Friedet und Guérin, Ti2N2. Erhitzt man bei Luftzutritt in einem Kohlenbett
unter Anwendung eines Stromes von 1200 Ampère und 70 Volt, so ergibt sich als
Schmelzproduct Titancarbid, TiC, das vollständig frei von Stickstoff ist.
Zur Erzeugung von Titan benutzte Verfasser den Rutil von Limoges in sorgfältig
ausgewählten Stücken, die wenig Silicium und Eisen enthielten; später wurde statt
dessen Titansäure, die im Laboratorium hergestellt war, verwandt. Dieselbe wurde
innig mit Kohle gemischt, gepresst und getrocknet und die Mischung sodann in einen
Koksschmelztiegel von 8 cm Durchmesser unter starker Pressung eingeführt; der Tiegel
kam in der Mitte des elektrischen Ofens zu stehen. Man arbeitete mit 300 bis 400 g
und liess einen Strom von 1000 Ampère und 60 Volt 10 bis 12 Minuten hindurchgehen.
Nach dem Kaltwerden des Tiegels fand sich in demselben eine homogene, bis zur Tiefe
von einigen Centimetern geschmolzene Masse. Die völlige Schmelzung des Inhaltes war
selbst bei einem Strome von 2200 Ampère und 60 Volt nicht zu erreichen. Unter der
geschmolzenen Kruste fand sich eine Schicht von gelbem Nitrid und am Boden des
Tiegels blaues Titanoxyd. Die beste erzielte Probe (Carbid + Oxyd) ergab 48 Proc.
Kohlenstoff und 2,1 Proc. Asche. Wird diese geschmolzene Masse mit Titansäure
gemischt und von Neuem der Wirkung eines elektrischen Stromes von derselben Stärke
wie vorher unterworfen, so erhält man Titan, frei von Stickstoff und Silicium und
mit nur 2 Proc. Kohlenstoffgehalt. Dieses Titan bildet eine Masse von glänzend
weissem Bruche und einer Härte, genügend, um Stahl und Bergkrystall leicht zu
ritzen. Das specifische Gewicht beträgt 4,87. Chlor verbindet sich mit Titan bei
325° unter Feuererscheinung zu Tetrachlorid (TiCl4).
Brom erzeugt bei 360° ein dunkles Bromid. Jod reagirt bei höherer Temperatur mit
deutlicher Lichtwirkung unter Bildung von festem Titanjodid. Titan verbrennt in
Sauerstoff bei 610° mit Feuererscheinung zu amorpher Titansäure. Schwefel
greift Titan langsam beim Schmelzpunkt des Glases an. In einem Stickstoffstrome wird
bei einer Temperatur von über 800° Titanpulver in Nitrid verwandelt. Die Verbindung
entsteht unter Wärmeentwickelung. Es ist das erste sichere Beispiel der Verbrennung
eines Elementes in Stickstoff. Kohle löst sich in geschmolzenem Titan unter Bildung
eines bestimmten Carbids; der Ueberschuss an Kohle krystallisirt als Graphit
aus.
Im elektrischen Ofen verbindet sich Silicium und Bor mit Titan zu diamantharten
Boriden und Siliciden, geschmolzen oder krystallisirt.
Titan löst sich leicht in flüssigem Eisen oder Blei. Mit Kupfer, Zinn und Chrom
bildet es gelbe Legirungen.
Kochende concentrirte Salzsäure löst Titan allmählich unter Wasserstoffentwickelung;
die Lösung ist violett. Heisse Salpetersäure reagirt langsam unter Bildung von
Titansäure; schneller ist die Wirkung bei Königswasser. Noch leichter löst sich
Titan in verdünnter Schwefelsäure; es entweicht hierbei Wasserstoff; die Lösung hat
violette Färbung. Schmelzendes Kaliumnitrat wirkt auf Titan ohne merkliche
Wärmeentwickelung; bringt man aber Titan gepulvert mit Kaliumchlorat zusammen und
erhitzt dieses bis zu seinem Zersetzungspunkte, so zeigt sich eine lebhafte
Lichtentwickelung. Auch durch schmelzende Alkalicarbonate und durch eine Mischung
von Kaliumnitrat und Carbonat wird es unter Lichtentwickelung angegriffen.
Gepulvertes Titan mit Wasserdampf zusammengebracht, vermag bei Temperaturen unter
700° den Dampf nicht zu zersetzen; bei Wärmegraden nicht über 800° findet die
Einwirkung nur in Unterbrechungen statt.
Zur Analyse schmilzt man die Titanverbindung mit einer Mischung von 2 Th.
Kaliumcarbonat und 8 Th. Kaliumnitrat. Die erhaltene weisse Masse behandelt man mit
kaltem Wasser, löst sodann den Rückstand mit kalter Salzsäure und vereinigt die
beiden Lösungen mit einander. Die Titansäure fällt man durch Ammoniak. In unserem
Falle erhielten wir 96,69 Proc. Titansäure, 1,91 Proc. Kohle und 0,41 Proc.
Asche.
Das Titannitrid bildet sehr harte, bronzefarbene Massen, es ritzt den Rubin und
Diamant (?), sein specifisches Gewicht beträgt 5,18.
Geschmolzenes Titan ist der lichtbrechendste Stoff, den wir bis jetzt im elektrischen
Ofen erhalten haben. Es ist noch weniger schmelzbar als Vanadin, und weit weniger
schmelzbar als reines Chrom, Wolfram, Molybdän und Zirkon. Das geschmolzene Titan
hat zum Stickstoff geringere Verwandtschaft als das durch die Einwirkung von
Alkalimetallen auf Fluortitanate erhaltene pulverförmige Titan. Nur dieses letztere
verbrennt im Stickstoff bei einer Temperatur von 800°.
In der Gesammtheit seiner Eigenschaften nähert sich das Titan sehr den Nichtmetallen,
besonders dem Silicium. (Eng. and Min. Journ. durch Berg- und hüttenmännische Zeitung.)
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