Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 263 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Schmelzpfropfen der Dampfkessel.
Die Zeitschrift des Verbandes der
Dampfkessel-Ueberwachungsvereine bringt folgende Mittheilung von C. Haage in Chemnitz über die Frage: „Hat die
Anwendung von Schmelzpfropfen auf Feuerplatten von Dampfkesseln besonderen
Werth?“
Zur Beantwortung dieser in der letzten Verbandsversammlung aufgeworfenen Frage habe
ich bei allen Vereinen des Verbandes Umfrage gehalten und von 25 Vereinen den
gewünschten Bescheid empfangen.
Diese Mittheilungen der genannten Vereine lassen sich in Folgendem zusammenfassen:
Schmelzpfropfen auf Feuerplatten sind bei feststehenden Kesseln nur wenig
eingeführt; nur einige Kesselfabriken (namhaft gemacht sind nur zwei Firmen) bringen
dieselben regelmässig zur Anwendung. In Belgien sind die Schmelzpfropfen für alle
Kessel mit Innenfeuerung obligatorisch. Fast allgemein in Gebrauch sind dagegen die
Schmelzpfropfen in den Feuerbüchsdecken der Locomobilen. Die konischen Pfropfen aus
leicht schmelzbarem Metall bezieh. aus Blei sind zumeist in Rothgusskopfschrauben
eingelassen, welche von der Wasser- oder auch von der Feuerseite her in der
Feuerbüchsdecke eingeschraubt werden. Seltener kommt die in England gebräuchliche
Form zur Anwendung, bei welcher der Pfropfen sich in der Decke einer aufgeschraubten
Rothgussbüchse befindet.
Zur Beurtheilung des Werthes der Schmelzpfropfen würde von grösster Wichtigkeit eine
Zusammenstellung derjenigen Fälle sein, in denen bei eingetretenem Wassermangel ein
grösserer Schaden oder Unfall am Kessel durch rechtzeitiges Abschmelzen der Pfropfen
und Austreten von Dampf in die Feuerung vermieden worden ist. Leider werden
derartige Fälle nicht jedesmal zu unserer Kenntniss kommen, da die Heizer aus
naheliegenden Gründen kein Interesse daran haben, einen begangenen groben Fehler in
der Wartung des Kessels ohne zwingenden Grund bekannt zu geben. Nur von vier
Vereinen können fünf Fälle aufgeführt werden. Zahlreicher waren die Meldungen von
Vorkommnissen, bei denen in Folge Wassermangels Erglühen der Feuerbleche bezieh.
verbunden mit Einbeulung und Zusammendrückungen der letzteren eingetreten ist, ohne
dass die Schmelzpfropfen geschmolzen waren. Dies betraf sowohl Schmelzpfropfen der
ersten wie der zweiten Art und zumeist Locomobilen, aber auch Flammrohrkessel. Von
zehn Vereinen (Bernburg, Chemnitz, Danzig, Magdeburg, München, Mühlhausen,
Offenbach, Posen, Saarbrücken, Stettin) wurden derartige Fälle beobachtet und
untersucht, in denen also die Schmelzpfropfen auf Feuerplatten ihren Zweck nicht
erfüllten. Die Ursache des Versagens dieser Sicherheitsvorrichtung ist wohl
hauptsächlich in der Ablagerung von Kesselstein auf den Schmelzpfropfen zu suchen.
Von allen Seiten wird aber darüber geklagt, dass die Schmelzpfropfen vielfach leck
werden, sogar zum Abschmelzen kommen, ohne dass Wassermangel im Kessel vorgelegen
hat, und dadurch zu Unannehmlichkeiten und Betriebsstörungen Veranlassung geben.
Nicht selten wird gefunden, dass die Pfropfen durch eiserne Schrauben ersetzt worden
sind.
Diese Thatsachen sind wohl auch die Veranlassung, dass Schmelzpfropfen bei
feststehenden Kesseln nicht allgemein eingeführt sind und für die Anwendung
derselben sich nur sechs Vereine zustimmend aussprachen, dies auch nur
bedingungsweise bezieh. bloss für Locomobilen.
Tondruckplatten.
Ein neues Verfahren zur Herstellung von Druckplatten für den Buch- und Kunstdruck,
vornehmlich geeignet für Behandlung grösserer Flächen durch Aufdruck leichter
Farbentöne, dann aber auch für einfachere figurelle Bearbeitung – zur Herstellung
von Silhouetten, grosser Zierschrift, Plakatschrift, Initialen – ist seit Kurzem von
der Rheinischen Gypsindustrie Heidelberg
eingeführt worden. Dasselbe wird dadurch charakterisirt, dass Gypsplatten von der
Dicke der Schrift-(Lettern-) Höhe gegossen werden, welche dann durch Gravirwerkzeuge
die Oberflächengestaltung des Druckstockes erhalten. Um den Gypsplatten die für das
Drucken erforderliche Härte zu geben, werden sie theils vor, theils nach ihrer
Bearbeitung mittels zweier besonderer Gypshärtungsflüssigkeiten, Santorin und Aparin
genannt, getränkt. Der zum Giessen der Druckplatten dienende Apparat besteht aus
zwei geschliffenen Glasplatten, zwischen welchen vier eingefettete, schrifthohe
Leisten zur Bildung eines rechteckigen Rahmens durch Schraubenzwingen eingespannt
werden. Durch eine Oeffnung wird der dünnflüssige Gypsbrei, bereitet aus gleichen
Raumtheilen sogen. Cementgyps, Santorinflüssigkeit und Wasser, in die Form
eingegossen. Nach einem Tag Erhärtens wird die Platte herausgenommen und getrocknet.
Kleinere Druckplatten werden in rechteckige Stücke mit der Säge abgeschnitten. Zu
ihrer weiteren Bearbeitung wird auf gummirtes Papier ein Abzug der betreffenden
Druckarbeit gemacht, die Druckplatte schnell mit Wasser übergössen, der Abzug darauf
gelegt und leicht aufgedrückt. Die Zeichnung wird so nach Art eines Abzugbildes auf
die Platte übertragen; die Contouren werden jetzt mittels der Gravirnadel
eingeschnitten, grössere Flächen mit dem Stichel weggeschabt. Bei der Weichheit des
Plattenmaterials erledigt sich die Arbeit sehr rasch. Zu ihrer Härtung wird die
Druckplatte in ein Gemisch von 5 Th. Aparinflüssigkeit und 3 Th. Santorinflüssigkeit
eingelegt, nach einer Stunde Imprägnirens aus diesem Bade wieder herausgenommen und
über einer Flamme getrocknet. Man kann diese Imprägnirung auch vor dem Schneiden des
Bildstockes vornehmen, man hat alsdann die Oberfläche der Platte vor der Bearbeitung
nur nass zu machen, wodurch sie erweicht. Ein Vortheil liegt hierbei darin, dass die
Aufnahme von Härtungsflüssigkeit und das nachfolgende Trocknen nachher um so rascher
beendet ist; innerhalb 10 Minuten lässt sich eine solche Platte druckfertig
herstellen.
Wie bereits eingangs bemerkt, lässt sich das Verfahren besonders zur Anfertigung von
Platten zum Bedrucken grösserer Flächen mit einem leichten Farbenton verwenden. Eine
eigenartige Structur des gehärteten Gypsmaterials, das sich in körniger
Beschaffenheit der an sich glatten Oberfläche zu erkennen gibt, kommt hier in
vortheilhafter Weise zum Ausdruck. Man kann auch die Farbentöne nach einer Richtung
hin verlaufen lassen, indem man die Oberfläche der Tondruckplatte mit Glas- oder
Schmirgelpapier leicht abreibt.
Ueber den Umfang dessen, was mit dem neuen Tondruckplatten-Verfahren sich erreichen
lässt, gewinnt man einen Ueberblick durch einen von der Rheinischen Gypsindustrie herausgegebenen illustrirten Katalog, in welchem
hauptsächlich die verschiedenfarbigen Töne in Mustern oder in Combination mit
Zeichnungen und Einfassungen vorgeführt werden. Das Verfahren nebst den dazu
gehörigen Apparaten und Materialien wird von der genannten Firma zum Preise von 50
Mark abgegeben. (Pf. in der Badischen Gewerbezeitung.)
Die grösste Dynamomaschine der Welt.
Im Anschluss an unsere Mittheilung S. 167 d. Bd. erhalten wir von Herrn G. Daverio in Zürich nachstehende ergänzende und
berichtigende Mittheilung, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen.
„Erst vor kurzer Zeit bin ich von einer grösseren Reise durch Nordamerika nach
Europa zurückgekehrt; während meines dortigen Aufenthaltes besuchte ich unter
anderem auch die grossen elektrischen Anlagen dieses Landes. Am Niagara-Fall
habe ich von der Firma Cataract Construction Co. of
Niagara-Falls eine Dynamomaschine in Gang gesehen, welche diejenige von
Chicago von 2000 bei weitem übertrifft. Die betreffende Maschine hat
eine Leistung von 5000 . Es sind drei solcher Maschinen im Betriebe.
Während meiner Anwesenheit, Anfang Juli 1895, wurden gerade Versuche gemacht mit
den neuen Maschinen, welche ein sehr gutes Resultat ergaben. Jeder Dynamo
entspricht eine Turbine von 5000 ; wahrscheinlich ebenfalls die grösste
Maschine der Welt in ihrer Art.“
Aluminiumgeräthe.
Nachdem nunmehr auch das Reichsgesundheitsamt der Ueberzeugung Ausdruck gegeben hat,
dass wir im Aluminium das für Herstellung von Kochgeschirren geeignetste und der
Gesundheit unschädlichste Metall besitzen, müssen auch die letzten Bedenken gegen
dasselbe als beseitigt gelten. Bereits sind Feldflaschen und Kochgeschirre aus
Aluminium bei der gesammten deutschen Armee eingeführt worden, und auch in der
Privathaushaltung haben sich Aluminiumgeschirre beliebte Aufnahme verschafft. Wir
können zu den früher geltend gemachten Vorzügen solcher Geschirre (geringes
Gewicht, keine Oxydation, gutes Aussehen) noch einige andere, beim praktischen
Gebrauch bekannt gewordene hinzufügen. Zum Beispiel hat das heisseste Backfett,
welches die Verzinnung in Kupfergeschirren zum Schmelzen bringt, keinen Einfluss auf
Aluminium. Kartoffeln, die in einem Aluminiumgefäss mit Salz abgekocht wurden und
nach dem Abgiessen noch zwei Stunden heiss standen, behielten ihre ursprüngliche
weisse Farbe und den frischen Geschmack. Auch Früchte (z.B. Kirschen, Himbeeren,
Erdbeeren, die beim Kochen in verzinnten Gefässen blau werden) behalten in Berührung
mit Aluminium ihre frische Farbe.
Von dem Berliner Verkaufsbureau der Aluminium-Actiengesellschaft Neuhausen ist eine Auslese von
Aluminiumgeräthen an die Landesgewerbehalle in Karlsruhe zur Ausstellung eingesandt
worden, aus welcher namentlich die Küchengeschirre hervorzuheben sind. Dieselben
sind aus je einem Stück Rein-Aluminiumblech gestanzt bezieh. gepresst, Henkel und
Stiele angenietet. Preise dieser Geräthe sind z.B. für einen Schmortopf von 3½ l
Fassungsraum 3.65 M., für einen Fruchtkessel von 12½ l 12,50 M., für einen Becher
von 0,3 l 2,50 M. – Auch Essbestecke sind in verschiedenen Formen ausgestellt:
Löffel und Gabeln zu 3,50 M. das Dutzend, Messer mit Aluminiumheften zu 10 M.
Dieselben, „Victoria-Aluminium-Essbestecke“ genannt, bieten mancherlei
besondere Annehmlichkeiten, die sich auch hier aus dem geringen Gewicht und der
Beständigkeit gegen Oxydation ergeben; sie behalten immer die schöne, silberweisse
Farbe (während z.B. Silber selbst durch eiweisshaltige Speisen dunkelt) und
erfordern nur geringen Zeitaufwand zu ihrer Instandhaltung. Sie können die
gewöhnlichen Zinnstahlbestecke mit Vortheil ersetzen; im Preise stehen sie kaum
höher als sogen. Britanniametall. – Ferner finden sich die beliebt gewordenen
Aluminium-Touristenflaschen in mehrfacher Art vor, ¼ bis ½ l Flüssigkeit fassend,
zum Preise von 1,75 bis 4 M.; auch eine Infanteriefeldflasche mit Filzbezug befindet
sich darunter.
Von anderen zur Ausstellung gebrachten Gegenständen, die wegen der besonders
zweckmässigen Anfertigung aus Aluminium beachtenswerth sind, nennen wir einen
Steigbügel und Sporen, eine Rohrposthülse, einen Konus für Spinnereien zum Aufwinden
des Fadens, eine Webschütze. – Man kann in dem neuerdings sich zeigenden Bestreben,
für das Aluminium und seine Eigenschaften passendere Verwendungsarten ausfindig zu
machen, als kurz nach Einführung des neuen Metalls in die Technik vielfach geschah
(wir erinnern nur an die wenig glückliche Verwendung zur Anfertigung von
Schlüsseln), eine Gewähr dafür erblicken, dass sich das Metall, wenn auch langsam,
doch fortschreitend ein immer weiteres Verwendungsgebiet erobern wird. (Pf. in Bad.
Gewerbezeitung.)
Fussboden- und Wandplatten.
Die Baugewerkszeitung empfiehlt ihren Lesern
angelegentlich die sowohl wegen ihrer Ausführung aus bestem Thonmaterial als durch
Farben- und Formschönheit ausgezeichneten rautenförmigen, nicht glasirten
Steinzeugplatten der Firma Bienwald und Rother,
Kunstziegelei und Thonwaarenfabrik in Liegnitz. Die Platten haben eine Seitenlänge
von 10 cm, sind stahlhart und erzielen durch ihre ganz besonders saubere Oberfläche
und den gleichmässigen Ton der stumpfen und doch äusserst effectvollen Farben eine
vorzügliche Wirkung. Besonders die in einem satten Olivgrün und einem kräftigen
Braunroth hergestellten Täfelchen zeichnen sich aus. Auch in zwei Farben werden die
einzelnen Platten ausgeführt. Die von der Firma Bienwald und
Rother versendeten Musterblätter geben einen guten Ueberblick über die
Wirkung dieses Belages. Der Preis (für 1000 Stück ab Fabrik = 75 M., 1 qm = 7,50 M.)
ist ein sehr niedriger zu nennen.
Taschentuch aus Papier.
Diese Taschentücher von der Göppinger Papierfabrik G.
Krum in Göppingen (D. R. P. Nr. 81094) haben den Zweck, den Gefahren der
Uebertragung von Krankheitskeimen (Bakterien) durch Taschentücher bei allen
denjenigen anstecken den Krankheiten, bei welchen der Ansteckungsstoff durch
Einathmen übertragen wird, dadurch vorzubeugen, dass an Stelle aus Gewebe
hergestellter Taschentücher, welche ihres hohen Preises wegen wiederholt gebraucht
werden, Taschentücher verwendet werden, welche man sofort nach dem Gebrauch zerstört
(verbrennt oder sonstwie unschädlich macht). Diese Taschentücher müssen derart dicht
hergestellt sein, dass der aus Nase oder Mund zu entfernende Auswurf nicht
hindurchdringen kann, wie dies z.B. bei den Gewebetaschentüchern der Fall ist, wo er
durch die kleinen Oeffnungen der Gewebe hindurchtritt und dadurch häufig an die
Hände gelangt und von denselben auf andere Stoffe oder Körpertheile übertragen wird.
Weiter ist erforderlich, dass sie billig, weich, geschmeidig und dennoch
widerstandsfähig genug sind, um nicht schon bei ihrer Benutzung zu zerreissen, da
sonst ihre Wirkung selbstverständlich wesentlich beeinträchtigt würde.
Um diesen Anforderungen zu entsprechen, werden die Taschentücher aus dünnem, der
Geschmeidigkeit und Widerstandsfähigkeit halber mit Glycerin getränktem Papier
angefertigt, dem eine Unterlage, am besten aus leichtem Verbandstoff bestehend,
gegeben wird. Die Herstellung kann entweder direct auf der Papiermaschine erfolgen,
indem Papier und Gewebe gemeinsam in einer Bahn durch einen mit Glycerin und Wasser
gefüllten Behälter geleitet werden, oder aber es kann das in irgend einer bekannten
Art mit Glycerin behandelte Papier auf das Gewebe oder das letztere auf das Papier
geleimt oder gepresst werden. Nachträglich wird das Papier in quadratische Stücke
von 15 bis 18 cm Grösse zerschnitten und womöglich an feuchtem Orte aufbewahrt,
damit es seine Weichheit und Geschmeidigkeit behält.
Die Kosten des Gebrauchs derartig hergestellter kleiner Taschentücher sind,
jedesmalige Zerstörung nach dem Gebrauch vorausgesetzt, nicht viel grösser als die
des Waschens der seitherigen Taschentücher aus Geweben.
Patentanspruch: Für einmaligen Gebrauch mit nachträglicher Verbrennung bestimmtes
Taschentuch, aus dünnem, mit Glycerin getränktem Papier bestehend, das entweder auf
der Papiermaschine oder in anderer Weise mit einem dünnen Gewebeüberzug, am
geeignetsten mit einem leichten Verbandstoff, durch Aufdruck oder Aufkleben versehen
wird. (Papierzeitung.)
Die Anwendung des elektrischen Stromes für gewerbliche
Zwecke
führte kürzlich im „Verein für deutsches Kunstgewerbe“
in Berlin der Ingenieur der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschaft, Richard Opitz, einem zahlreichen Publicum vor
Augen. An der Südseite des Saales hatten auf langen Tafeln zahlreiche kleine
Maschinen und Apparate des gewerblichen und wirthschaftlichen Lebens Aufstellung
gefunden. Auf einfachen Tafeln aufgestellt, sah man Bohr- und Drehmaschinen von
mehreren Pferdekräften Leistungsfähigkeit, niedliche Motoren, elektrische
Kochapparate in gefälliger Bowlenform, elektrische Bügeleisen und Brennscheren, ja
selbst elektrische Cigarrenanzünder, Ventilatoren für Fabrik- und Salonbedarf,
Carbol- oder Parfümzerstäuber, eine Fülle von Installationsgegenständen und
schliesslich auch einen an eine Marmortafel installirten Apparat, der es ermöglicht,
den Kabelstrom in allen Stärken zu den verschiedensten medicinischen Zwecken zu
benutzen.
Alle diese Maschinen und Apparate waren direct mit der Kabelleitung der
Elektricitätswerke verbunden, um die Regulirbarkeit des Stromes zu constatiren. Die
elektrische Ausstellung umschloss eine aus den verschiedenfarbigsten Glühlampen
gebildete Illuminationsguirlande. Die elektro-medicinischen Apparate u.s.w. hatte
die vielfach prämiirte Firma Reiniger, Gebbert und
Schalb in Berlin, Wien, London und Erlangen zur Verfügung gestellt. In
anderthalbstündigem Vortrag erläuterte Opitz die
Verwendbarkeit des elektrischen Stromes auf allen Gebieten maschineller Thätigkeit
und wies nach, dass, wenn die ersten Anlagekosten gedeckt, der elektrische Betrieb
der angenehmste und billigste sei, da der Strom für gewerblichen Betrieb von der Elektricitäts-Gesellschaft zu einem Viertel des Preises
wie zu Leuchtzwecken abgegeben wird. So würde der Betrieb einer Nähmaschine, die an
jede Glühlampe angeschlossen werden kann, für die Betriebsstunde kaum ⅔ Pfennig
Kosten verursachen.
Um die Verwendung der Elektricität für gewerbliche Zwecke, insbesondere für kleinere
Maschinen und für Nähmaschinen, allgemeiner zugänglich zu machen, führe die
Gesellschaft die Anlagen jetzt auch auf ihre Kosten aus gegen einen Miethszins, der
nur den Amortisationskosten und einer 5procentigen Verzinsung des Anlagekapitals
entspricht. Für den Betrieb von Nähmaschinen ist die Gesellschaft jetzt dabei,
billige Motoren für den Preis von 50 bis 60 M. zu beschaffen, da die bisherigen (für
215 M.) für viele Interessenten zu theuer waren. Am Schlusse seines mit lebhaftem
Beifall und der gespanntesten Aufmerksamkeit entgegengenommenen Vortrages gab Opitz noch einen Ueberblick über den Betriebsumfang
seiner Gesellschaft. In den vier Stationen der Gesellschaft sind Dampfmaschinen von
zusammen 15400 zur täglichen Erzeugung der elektrischen Energie
erforderlich. Das Kabelnetz der Gesellschaft umfasst rund 900 km. Die Zahl der
Consumenten beträgt 2871 bei 1800 Hausanschlüssen. Ausser 153378 Glühlampen und 6400
Bogenlampen besorgt die Gesellschaft auch noch 503 Elektromotoren in den
verschiedensten Betrieben von 1950 mit elektrischem Strom.
Elektrischer Krahn.
Von der Duisburger Maschinenfabrik vorm. Bechern und
Keetmann ist im September 1894 auf ihrem an den Rhein grenzenden
Grundstück in Hochfeld ein elektrisch betriebener Winkelportalkrahn aufgestellt,
welcher von einer eigenen kleinen Centrale den Strom erhält. Der Krahn hat ohne
Rolle eine Tragkraft von 2500 k mit 0,6 m Hubgeschwindigkeit; mit Einschaltung einer
losen Rolle kann er 5000 k mit 0,3 in Geschwindigkeit heben. Die Ausladung beträgt
12 m, die Spannweite des Portalwagens 11 m. Der Krahn ist maschinell fahrbar auf
einer Strecke von 150 m, welche noch an einer Stelle eine starke Curve enthält. Die
Fahrgeschwindigkeit konnte nicht über 0,3 m gewählt werden, da an der Curve sonst
leicht ein Ecken des Krahnwagens eintrat. Eigenthümlich ist an dem Krahnsystem die
Anordnung des elektrisch betriebenen Windwerkes. Die sich drehende Krahnsäule
durchdringt das kleine, fest mit dem Portal verbundene Steuerhäuschen, in welchem
sich zwei Steuerhandräder, ein Umschalthebel für die Fahrbewegung, ein
Stromausschalter und ein A-Motor befinden. Das Windwerk ist auf dem hinteren Theil
des Portalplateaus in einem besonderen Gehäuse untergebracht und wirkt somit als
kräftiges Gegengewicht. Der Strom wird durch Rollcontacte einem an der hochliegenden
Schiene befindlichen blanken Kabel entnommen und einem stets in demselben Sinne
laufenden Gleichstrommotor zugeführt, durch welchen mit Hilfe eines Wendegetriebes
die verschiedenen Last- und Krahnbewegungen erzeugt werden. Das Heben und Senken der
Last konnte durch die eigenartige Reibungskuppelung in langsamer Weise auf Hübe von
Millimetern beschränkt werden.
Ueber den Kraftbedarf theilt das Werk Folgendes mit:
Der Stromverbrauch im Maschinenhaus, an der Primärdynamomaschine gemessen, beträgt
beim Betriebe des Krahn es bei 110 Volt:
Leerlauf des Motors mit Steuerwelle der
Friction
5
A.
Heben von 2500 k Nutzlast + 600 k des Fördergefässes
und Krahn- gehänges bei 0,3 m Geschwindig- keit
120
„
Drehen des unbelasteten Auslegers
10
„
Drehen des mit 3100 k belasteten Auslegers
25
„
Fahren des unbelasteten Krahnes mit 0,3 m
Geschwindigkeit
50
bis
60
„
Fahren des unbelasteten Krahnes mit 0,5 m
Geschwindigkeit
60
„
70
„
Fahren des belasteten Krahnes mit 0,3 m
Geschwindigkeit
60
„
65
„
Fahren des belasteten Krahnes mit 0,5 m
Geschwindigkeit
80
„
85
„
Heben und Drehen gleichzeitig mit 3100 k Last
130
„
135
„
Heben und Fahren gleichzeitig mit 3100 k Last
160
„
170
„
Die elektrische Einrichtung ist von der Actiengesellschaft
Helios in Köln-Ehrenfeld ausgeführt. Dieselbe Firma führte ferner folgende
Krähne nach demselben Princip (Leerlaufmotoren) aus: Einen fahrbaren Drehkrahn von
2500 k Tragkraft und 8,5 m Ausladung für die Gewerkschaften Sicilia und Siegena in
Hochfeld zum Ausladen von Erzen; ferner zwei Stück dem fahrbaren Portalkrahn
ähnliche, jedoch auf festem Gerüst montirte Drehkrähne von 1500 k Tragkraft und 12 m
Ausladung für die Niederrheinische Hütte ebenfalls zum Erzausladen. (Nach Elektrotechn. Zeitschrift.)
Bücher-Anzeigen.
Tabellen über die Blechdicken und
Durchmesser der Flammenrohre von Dampfkesseln. Im Auftrage des
Internationalen Verbandes der Kessel-Ueberwachungsvereine herausgegeben von G. Eckermann. Hamburg. Boysen und Maasch. 24 S. 2
M.
(Enthält die Zahlenwerthe der Bach'schen Formel [s.
dessen Maschinenelemente 4. Aufl. S. 164] für die Flammrohrlängen 25 bis 300 cm, mit
25 cm steigend.)
Elektrotechnisches Wörterbuch.
Englisch, französisch, deutsch, von Sack, mit Zusätzen
von Wilke. Leipzig. Oscar Leiner. 123 S.
Bei der rasch fortschreitenden Wortbildung ist vorliegendes Hilfsmittel eine
willkommene Zugabe zu jedem Lexikon. Für jede der angeführten Sprachen sind die
Schlagwörter vorangestellt, so dass die Sammlung eigentlich drei Wörterbücher
enthält. Die Erklärungen sind kurz, aber ausreichend.