Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 240 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Kanalbauten in Philadelphia.
Zu den schwierigsten, in jüngster Zeit zur Ausführung gekommenen städtischen
Entwässerungsanlagen in Nordamerika gehören ohne Zweifel die Bauten dieser Art in
Philadelphia. Im Zusammenhang mit der Senkung der Gleise der Philadelphia and
Reading Railroad in der Pennsylvania Avenue, welche Senkung zur Beseitigung der
Niveauübergänge daselbst nothwendig wurde, war eine Tieferlegung einer Anzahl
Entwässerungskanäle erforderlich. Zur Bestreitung der Kosten ist im J. 1894 eine
Anleihe von 24000000 M. aufgenommen worden. Die Gleise raussten ungefähr 25 Fuss
gesenkt werden, ein Maass, wodurch die Tieferlegung und somit Neuerbauung der Kanäle
in der betreffenden Gegend bedingt wurden. Da diese Bauten im Herzen der Stadt
ausgeführt werden mussten, so beschloss man, die Kanäle, so weit irgend angängig,
zur Verringerung der Verkehrsstörung unterirdisch
auszuführen, d.h. zu tunnelliren. Der auf die Kanalumbauten, welche in
verschiedenen Loosen in Submission vergeben wurden, entfallende Betrag erreichte die
Höhe von 1924000 M.
Die Arbeiten begannen im September 1894 mit der Senkung von 52 Schächten an
verschiedenen Stellen und wurde von hier aus der Tunnel vorgetrieben. Viele der
Schächte lagen seitwärts von dem Tunnel, da die zahlreichen, in den Strassen
vorhandenen Hindernisse eine Lage der Schächte in der Tannelachse vielfach unmöglich
machten. An jedem Schacht wurden Hebevorrichtungen zur Beförderung der
Ausbruchmaterialien aufgestellt. Um eine möglichst geringe Belästigung des Publicums
durch die Maschinen hervorzurufen, wurden dieselben mittels comprimirter Luft
betrieben.
Auf den Strecken, auf welchen der Tunnel durch Fels zu treiben war, fanden
Bohrmaschinen nach dem Ingersoll-Sergeant- und Rand-System Anwendung. Diese
Maschinen wurden ebenfalls mit comprimirter Luft getrieben und wurde die Auspuffluft
zu Ventilationszwecken ausgenutzt. Im weichen und verwitterten Gestein fanden
Handbohrmaschinen Verwendung. Etwa die Hälfte der Kanallängen musste durch Thon und
Schwimmsand getrieben werden, auf welchen Strecken eine sehr sorgfältige
Verzimmerung nöthig war. Als Sprengmittel fand durchweg Pulver Verwendung, das
zwischen 30 bis 50 Proc. Nitroglycerin enthielt. Die im Strassengrund vorhandenen
zahlreichen Wasser-, Gas-, sowie elektrischen und sonstigen Leitungen erschwerten in
leicht erklärlicher Weise die Ausführung ausserordentlich. Streckenweise war der
Tunnel unter bewohnten Gebäuden hindurch zu führen.
Die nachstehenden Beschreibungen der Ausführungsweise der Tunnelstrecke sind den
Submissionsbedingungen entnommen:
Hiernach waren auf allen Strecken, auf welchen der Kanal unterirdisch erbaut wurde,
was überall da zu geschehen hatte, wo diese Ausführungsweise irgend angängig war,
Schächte in Abständen von nicht mehr als 500 Fuss zu senken. Von diesen Schächten
mussten nach beiden Seiten hin die Kanäle in Tag- und Nachtarbeit vorwärts getrieben
werden. Mussten offene Ausgrabungen hergestellt werden, so durften dieselben nicht
mehr als 200 Fuss Länge und da, wo der Untergrund aus Fels bestand, nicht mehr als
50 Fuss Länge besitzen. Diese Aufgrabungen mussten auf jeder Seite mindestens 15 cm
breiter sein, als der äussere wagerechte Durchmesser des zu erbauenden Kanals. Die
Entfernung der Ausbruchmaterialien musste unter Zuhilfenahme geeigneter
Vorkehrungen, durch deren Verwendung eine möglichst geringe Belästigung des
Publicums erzielt wurde, bewerkstelligt werden. In offenen Aufgrabungen waren die
Seiten durch dicht gerammte Spundwände zu sichern.
In Tunnelstrecken war die beste erprobte Verzimmerung anzuwenden. Sprengungen waren
nur nach vorher eingeholter Erlaubnissertheilung des Sicherheitsdepartements
zulässig und -mussten alle nur möglichen Vorsichtsmaassregeln hierbei beobachtet
werden. Für eine genügende und jederzeit in Betrieb zu setzende Pumpanlage hatte der
Unternehmer Sorge zu tragen.
Die Kanäle wurden in Backsteinmauerwerk unter Verwendung von Portland- und
Naturcement ausgeführt. Die Fugen auf der einen Seite durften nicht weiter als 6 mm
sein. Die Angaben über die Beschaffenheit der Steine dürften von keinem weiteren
Interesse sein, da die betreffenden Vorschriften mit den für derartige Bauten im
Allgemeinen gültigen Bestimmungen übereinstimmen. (Zeitschrift für Transportwesen und Strassenbau, 1895 S. 477.)
-r.
Die Conservirung von Holz.
Während die bisher angewandten Verfahren zur Conservirung darauf hinausliefen, dem
Holze die Säfte zu entziehen und in dasselbe eine fremde Masse, wie: Zinkchlorid,
Kreosot u. dgl., einzuführen, wird bei dem Verfahren der Haskin Wood Vulcanising Company der Saft dem Holze belassen und nur derart
behandelt, dass derselbe nicht schädlich wirkt. Zu dem Zwecke wird das Holz in
geschlossenen Stahlcylindern 8 bis 12 Stunden lang einer Temperatur von 150 bis 250°
bei 10 bis 14 at Druck ausgesetzt. Die Einwirkung auf das Holz erstreckt sich bei
der neuen Methode auf das gesammte Holzstück gleichmässig. Der bei dem am meisten
verbreiteten Verfahren der Trocknung mit Kreosot entstehende unangenehme Geruch
fällt fort, so dass die Verwendung derartigen Holzes für Innenräume wieder zulässig
ist. Die inneren Holzbekleidungen einiger grossen Hotels in New York sind bereits
nach dem neuen Verfahren mit Erfolg behandelt worden. (C.
M. in der Beilage zur Zeitschrift für
Transportwesen und Strassenbau, 1895 S. 478.)
-r.
Der Serpolletwagen in Berlin.
J. Brandeis und Leon
Serpollet in Paris haben jetzt dem Berliner Magistrat die Bedingungen
mitgetheilt, unter denen sie bereit sind, im Januar 1896 einen nach dem System Serpollet construirten Wagen hierher zu senden und den
Betrieb desselben auf den Strecken der Grossen Berliner Pferdeeisenbahn-Gesellschaft
zu bewirken. Die Probefahrten dürfen höchstens 6 Monate dauern. Die Stadt muss
sämmtliche Kosten des Transports des Wagens von Paris nach Berlin und zurück tragen,
ebenso die Betriebskosten und die Kosten für einen Ingenieur und einen Heizer. Das Patentgeheimniss des Systems Serpollet muss gewahrt
werden. Die Probefahrten dürfen mit Rücksicht auf den Ingenieur täglich
nicht mehr als 7 bis 8 Stunden betragen u.s.w. Ebenso wünschen die genannten Herren
eine Betriebscontrole über 1) Anzahl der zurückgelegten Kilometer, 2) Zahl der
beförderten Personen, 3) Verbrauch an Feuerung und 4) Verbrauch an anderen
Materialien. (Zeitschrift für Transportwesen und
Strassenbau, 1895 S. 474.)
-r.
Bücher-Anzeigen.
Technische Kalender für 1896.
Fehland's Ingenieur-Kalender für
Maschinen- und Hütten-Ingenieure von Beckert
und Polster, Berlin. Verlag von Jul. Springer. Geb. 3
M., mit Brieftasche 4 M.
In der Neubearbeitung ist Manches in den zweiten Theil (für den Constructionstisch)
verwiesen, so dass die Taschenausgabe handlicher geworden ist. Der Kalender hat
dadurch nur gewonnen.
Uppenborn's Kalender für
Elektrotechniker. 13. Jahrgang (2 Theile). München. Verlag von R.
Oldenbourg. 5 M.
Der Jahrgang ist vielfach unigearbeitet und verbessert, auch mit alphabetischem
Sachregister versehen.