Titel: Elektrische Bahn Sarajevo.
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 216
Elektrische Bahn Sarajevo. Die im Betriebe der bosnisch-herzegowinischen Staatsbahnen stehende elektrische Bahn in Sarajevo wurde am 1. Mai 1895 eröffnet. Sie wurde von der Firma Siemens und Halske in Wien – welche auch das gleichzeitig eröffnete städtische Elektricitätswerk für Licht- und Bahnbetrieb erbaute – nach deren System mit oberirdischer Stromzuführung ausgerüstet. Die Bahn hat drei eingleisige Linien: 1) Bosnabahnhof–Tabakfabrik, 2) Tabakfabrik–Stadtbahnhof, 3) Tabakfabrik–Quai (Lateinerbrücke). Bei der Tabakfabrik befindet sich eine Ausweiche. Länge der Bahn etwa 5,6 km, Spurweite 760 mm, Zahl der Motorwagen 5 zu je 20 , Zahl der Anhängewagen 8, elektrische Locomotive 1 zu 40 , kleinster Curvenradius 30 m, grösste Steigung 15‰, mittlere Geschwindigkeit in der Stunde für die Personenwagen 12 bis 18 km, für die Locomotive 8 bis 12 km. Die durchschnittliche Tagesfrequenz beträgt bis jetzt 2500 Personen, maximal 5500 Personen. Am 1. September 1895 wurde auf den Linien Bosnabahnhof-Tabakfabrik-Stadtbahnhof der früher durch Pferde besorgte Gütertransport mittels der elektrischen Locomotive aufgenommen, womit dieselbe zum ersten Male in Europa als ein vollgültiges Betriebsmittel im Bahnverkehr erscheint. Bei den im August unter Beisein der Behörde durchgeführten Probefahrten der elektrischen Locomotive wurden zwei Lastwagen (Vierachser) mit 40 t brutto über 15‰ Steigung mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 bis 12 km in der Stunde befördert; die Normalleistung ist jedoch nur auf 26 t brutto berechnet und wurde die elektrische Locomotive dementsprechend mit zwei Motoren zu je 20 ausgerüstet. (Zeitschrift für Transportwesen und Strassenbau, 1895 S. 494.) -r.