Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 302 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Schublehre zur Bestimmung des Durchmessers von Riemenscheiben,
Rädern u.s.w.
Hierüber theilt W. Klussmann in dem Beiblatt zur Zeitschrift für Instrumentenhunde
Folgendes mit:
Von der Präcisionsmesswerkzeugfabrik von Aug. Kirsch in
Damm-Aschaffenburg wird ein Werkzeug zur Bestimmung grosser Durchmesser in den
Handel gebracht, das im Nachfolgenden besprochen werden soll.
Ist die kreisförmige Grundfläche eines zu messenden Cylinders zugänglich, so
gestaltet sich die Bestimmung des Durchmessers ziemlich einfach; man wird dann schon
durch Anlegen eines Maasstabes oder durch Benutzung eines Stangenzirkels den
Durchmesser verhältnissmässig genau ermitteln können. Hat man aber nur die
Mantelfläche zur Verfügung, hat z.B. die runde Scheibe einen starken durchgehenden
Zapfen oder ist der zu messende Cylinder von zwei Flanschen begrenzt, so ist die
Ermittelung des Durchmessers schon schwieriger. Für viele Zwecke ist es wohl
ausreichend, den Umfang durch Umlegen eines Bandmaasses oder einer Schnur zu messen
und dann die ermittelte Länge durch die Zahl π zu
dividiren, um so den Durchmesser zu erhalten. Vielfach bedient man sich für solche
Zwecke auch der sogen. Baumlehre, einer grossen Schublehre, bei der die Schnäbel
mindestens die Länge des Radius des zu messenden Gegenstandes haben müssen. Dass
durch die langen Hebelarme bei dem beweglichen Schnabel durch nur geringes Ecken
desselben auf der Zunge grosse Fehler in die Messung kommen, ist klar. Vor Allem ist
aber auch der Transport einer Baumlehre schon an und für sich unbequem, denn z.B.
zum Messen eines Durchmessers von etwa 2 m würde man immerhin eine Baumlehre nöthig
haben, welche zusammengeschoben die Form eines rechten Winkels hat, bei dem die
Schnabellänge über 1 m, die Länge der Zunge über 2 m wäre.
Das von obiger Firma in den Handel gebrachte Messwerkzeug ist im Allgemeinen seiner
Construction nach mit derjenigen der gebräuchlichen Schublehre identisch. Auf der
Stahlzunge befindet sich eine Theilung, die zunächst z.B. bis zum Theilstriche 2,
entsprechend einem Durchmesser von 200 mm, eine gleichmässige ist, da bei
Durchmessern bis zu diesem Betrage wie mit einer gewöhnlichen Schublehre gemessen
wird. Bei Durchmessern von mehr als 200 mm jedoch beruht die Ermittelung des
Kreisdurchmessers auf der Messung der Sehne des Kreises bei bekannter Pfeilhöhe. An
der Theilung, die von da ab convergirt, kann man also den Durchmesser direct ohne
Umrechnung ablesen. Bei der Benutzung wird man erst den festen Schnabel und die
Scale gegen den zu messenden Cylinder legen und dann den beweglichen Schnabel,
welcher sich sehr leicht, aber doch sicher verschieben lassen muss, gegen das
Arbeitsstück bewegen, bis man eben Widerstand bemerkt, bevor zwischen Zunge und
Arbeitsstück ein schmaler Lichtspalt erscheint. Durch ein hintergelegtes Stück
weisses Papier würde dieser besser sichtbar werden. Ein Lichtspalt von etwa 0,1 mm,
der noch sehr gut zu bemerken ist, wird bei einem Durchmesser von 2 m erst einen
Fehler von 2 mm in der Messung verursachen. Diese Schub lehren werden auch ausserdem
mit einer durchgehend gleichmässigen Theilung bis zu 200 oder 300 mm nebst Nonius
für 1/10 Ablesung
bei einer Theilung für Durchmesser bis zu 1000 bezieh. 2000 mm hergestellt und
kosten dann 6,50 bezieh. 8 M.; sonst ist der Preis für ein Messbereich bis zu 200,
500, 1000 und 2000 mm Durchmesser entsprechend 2,50, 3,00, 3,50 und 4,00 M.
Die automatischen Pferdebahnweichen
dürften in Berlin über kurz oder lang wieder abgeschafft
werden. Wie praktisch auch dieselben an sich sind, und wie gut sie im unbeschädigten
Zustande auch functioniren, so unzweckmässig sind sie eben gerade dadurch, dass sie
so leicht beschädigt werden können und dann den Dienst versagen. Sobald über diese
Weichen ein Lastwagen derart hinwegfährt, dass die beiden Räder der Achse
gleichzeitig über beide Druckplatten der Weiche gehen, ist die das Umlegen
dieser bewirkende Feder nicht im Stande, die übermässige Druckspannung auszuhalten,
und springt, womit der Mechanismus gänzlich unbrauchbar wird. Dies geschieht auf die
geschilderte Weise fortgesetzt bei so vielen der Weichen, und alle
Verbesserungsversuche haben so wenig ihren Zweck erfüllt, dass man jetzt ernstlich
die Absicht haben soll, die sämmtlichen automatischen Weichen wieder herauszunehmen
und die Weichenzungen insgesammt nur durch die Schaffner der Wagen umstellen zu
lassen. (Zeitschrift für Transportwesen und
Strassenbau, Beilage 1 zu Nr. 1, 1896.)
-r.
Bücher-Anzeigen.
Die graphische Statik.
Elementares Lehrbuch für technische Unterrichtsanstalten und zum Gebrauch in der
Praxis, bearbeitet von R. Lauenstein. Verlag der J. G.
Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger. 3. Auflage. 166 S. 4 M.
Die Festigkeitslehre. Elementares
Lehrbuch für den Schul- und Selbstunterricht, sowie zum Gebrauch in der Praxis,
nebst einem Anhang, enthaltend Tabellen der Potenzen, Wurzeln, Kreisumfänge und
Kreisinhalte, bearbeitet von B. Lauenstein. Verlag der
J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger. 3. Auflage. 141 S. 3 M.
Bei beiden Werken, die sich als praktisch durchaus brauchbar erwiesen haben, sind in
der neuen Auflage nur wenige Aenderungen gemacht worden, die sich auf Erweiterung
und Vereinfachung einiger Formeln und Zugabe einiger Tabellen beziehen. Beide
Lehrbücher bilden zusammen mit der „Mechanik“ desselben Verfassers einen
wohldurchdachten, einheitlichen Lehrgang, der auch für das Selbststudium zu
empfehlen ist.
Das Gas als Leucht-, Heiz- und
Kraftstoff in seinen verschiedenen Arten als Steinkohlengas, Holz- und Turfgas,
Oelgas, Wassergas, Fabrikation und Verwendung nach dem neuesten Standpunkt unter
Berücksichtigung der Concurrenzverhältnisse zwischen Gas und Elektricität. Zum
100jährigen Jubiläum der Gasindustrie. Herausgegeben von Dr. Otto Pfeiffer. Mit einem Vorwort von Hofrath Meidinger in Karlsruhe. Mit Atlas und Beiblätter. Weimar. Verlag von B. F.
Voigt. Preis 12 M.
Das Werk bietet eine Uebersicht über die Herstellung von Leucht- und Heizgas mit
besonderer Berücksichtigung des wissenschaftlichen Theiles. Im ersten Theile werden
die allgemeinen Eigenschaften der Gase bezüglich des physikalischen Verhaltens, der
Verbrennung, der Bildungsweise behandelt, sowie die Materialien zur Gasbildung näher
beschrieben. Die Apparate werden an der Hand des Atlas eingehend erläutert. Den
Schluss bildet eine Vergleichung zwischen elektrischem Licht und Gaslicht bezieh.
Glühlicht.
Grundriss der Gesteins- und Bodenkunde
zum Gebrauch an landwirthschaftlichen und technischenHochschulen von Dr. H.
Gruner, Professor an der landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin.
Berlin. Verlag von Paul Parey. 436 S. 12 M.
Die dem Werke speciell zugewiesene Aufgabe ist die, dem Verfasser als
Unterrichtsmittel zu dienen. Aus diesem Grunde sind die Sammlungen der
landwirthschaftlichen Hochschule namentlich berücksichtigt. Der erste, allgemeine
Theil enthält eine systematische Uebersicht der besprochenen Mineralien. Der zweite,
specielle Theil beschreibt eingehend die einzelnen Mineralien in systematischer
Anordnung und zwar die Elemente, Sulfide, Oxyde, Haloid- und Sauerstoffsalze,
organische Verbindungen. Der dritte Theil gibt eine Uebersicht über die kali- und
phosphorsäurehaltigen Mineralien. Der vierte Theil bietet eine Uebersicht über die
wichtigeren Gesteins- und Bodenarten. Für den zweiten bis fünften Theil ist ein
besonderes Register angefertigt.