Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 72 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Erze für die deutschen Hochöfen.
In der Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute hielt am 23. Februar
d. J. in Düsseldorf Ingenieur Schrödter einen Vortrag
über die Deckung des Erzbedarfs der deutschen Hochöfen in der Jetztzeit und in der
Zukunft und machte statistische Mittheilungen über die Erblasungsfähigkeit der
einzelnen Werke an Roheisen, sowie die Production an Erzen und Kohlen in den
einzelnen Theilen Deutschlands, von welchen wir wegen der grossen wirthschaftlichen
Bedeutung dieser Frage nach der Kölnischen Zeitung die
folgenden Auszüge wiedergeben.
Für die Speisung unserer Hochöfen mit Erzen kommt in- und ausländisches Erzeugniss in
Betracht. Das inländische wird in grösseren Mengen nur an wenigen Punkten gewonnen.
In Oberschlesien ist die eigene Erzförderung von 1892 bis 1894 um 100000 t, nämlich
von 723300 auf 618652 t gesunken. Der oberschlesische Erzbergbau wird kaum noch ein
Menschenalter überdauern. Der Bergbau in Sachsen und Württemberg ist nur
unbedeutend. In Bayern werden jährlich etwa 160000 t gefördert, hierzu noch etwa
60000 t Erze aus einem Erzlager in Thüringen. Ansehnlicher ist die
Eisensteingewinnung in der Provinz Hannover, nämlich auf der Grube der „Ilseder
Hütte“ mit 470000 t. Bei dem jetzigen Umfange der Ausbeute dürften die dort
vorhandenen Vorräthe auf mehr als 1000 Jahre reichen. Im Hannoverschen besteht dann
noch der alte Grubenbetrieb ”Georg-Marienhütte“ zu Osnabrück, der mit 118000
t jährlicher Erzförderung für 40 bis 50 Jahre ausreicht. Diese Hütte gewinnt auch
jährlich 50000 t Erze in Westfalen. Oestlich der Porta stehen zwei der Dortmunder Union gehörige Gruben mit rund 80000 t
Erzförderung in gutem Betriebe. Von sonstigen Eisenerzförderungen in Westfalen kommt
nur noch die des Hörder Vereins auf zwei Kohlenzechen
mit etwa 65000 t in Betracht.
Dagegen bildet das Sieger Land eine reiche Fundgrabe für Eisenerze. Die Förderung
betrug in dem letzten Jahre rund 1500000 t. Absatz finden diese Erze zu etwa zwei
Dritteln der Gesammtmenge in den Hochöfen des Sieger Landes, im Uebrigen am Rhein
und an der Ruhr. Sehr bedeutend ist auch die Erzförderung im Dill- und Lahngebiet
mit annähernd 1000000 t jährlich. Ihm lassen sich noch die Bezirke Brilon,
Gelnhausen, Wied und Deutz-Ründeroth mit zusammen 218000 t Jahresförderung anreihen.
Die Erzeugung des Lahn- und Dillbezirkes wird nur zu ein Viertel im Heimathsbezirk
verhüttet, der Rest geht nach Westfalen und dem Niederrhein, zum Theil auch nach der
Saar und der Mosel. Die vorgenannten beiden grössten alten Eisensteinbezirke
Deutschlands werden aber in Bezug auf Ergiebigkeit weit übertroffen durch die
lothringisch-luxemburgischen Eisensteinlager, die jetzt zwei Drittel der Erzmenge
liefern, die im gesammten Zollvereinsgebiet gewonnen wird. Luxemburgs Erzförderung,
die sich im J. 1870 auf 911695 t belief, stieg 1894 auf 3958281 t; verhältnissmässig
noch schneller ist die Entwickelung des Bergbaues in Lothringen vor sich gegangen;
1872 lieferte derselbe nur 677659 t, 1880 bereits 995944 t, und im J. 1894 erreichte
seine Förderung die beträchtliche Höhe von 3922052 t. Im Zeitraum der letzten 14
Jahre hat sie sich demnach fast vervierfacht. Luxemburg verhüttet 1300000 t seiner
Erze selbst und führt 2200000 t derselben aus. Nach diesem Verbrauchsmaasstab reicht
der Erzvorrath noch auf 135 Jahre für die Hochöfen des Landes und 56 Jahre für die
Ausfuhr, für welche nach dem Gesetz nur bestimmte Grubenfelder benutzt werden
dürfen. Der lothringische Erzbezirk übertrifft den von Luxemburg um das Achtfache.
Die verliehenen Grubenfelder von 41426 ha gehören mit etwa einem Sechstel
niederrheinisch-westfälischen, mit annähernd drei Sechsteln den Saarwerken. Der
Minettevorrath Lothringens beträgt rund 3200 Millionen, reicht also bei der jetzigen
Förderung noch für rund 800 Jahre.
Die gesammte Eisenerzförderung Deutschlands betrug im J. 1894 8433784 t und in
Luxemburg 3958281 t, das sind für das Zollgebiet zusammen 12392065 t. Von diesem
Betrage geht etwa der fünfte Theil ins Ausland, wogegen von dort eine etwas
geringere Menge eingeführt wird. Die Ausfuhr betrug 1894 2558729 t, die Einfuhr
2093007 t. Die Einfuhr betrug vor 10 Jahren nur 853006 t, die Ausfuhr dagegen damals
schon 1771157 t, erstere ist also erheblich stärker gestiegen als letztere.
Gegenwärtig beträgt die Einfuhr rund 2000000 t jährlich im Werthe von 26 bis
27000000 M. Ueber die holländischen Häfen kamen 1894 1521056 t, 1895 12944181, davon
694326 t bezieh. 603227 t aus Spanien, 572289 t bezieh. 464056 t aus Schweden.
Bilbao hat mit etwa 500000 t den Löwenantheil an der deutschen Einfuhr aus Spanien.
Die schwedischen Erze kommen von Grängesberg und von Gellivara. Sonst kommen noch
etwa Erze von Algier, Elba und Griechenland für Deutschland in Betracht, ferner die
Rasenerze aus Belgien und Holland, die mit 127000 t für 1895 geschätzt werden.
(Durch Glaser's Annalen.)
Telephonmessbrücke der Actiengesellschaft Mix und Genest in
Berlin.
Nachdem die Nothwendigkeit, die Gebäude mit Blitzableitern zu versehen, in immer
weitere Kreise gedrungen ist, tritt auch an den Installateur fast täglich die
Nothwendigkeit heran, die Blitzableiter nach einem stattgehabten Gewitter oder sonst
auch in regelmässigen Zeiträumen rationell zu untersuchen.
Alle bisher für diesen Zweck construirten Apparate waren mit bestimmten Mängeln oder
Unbequemlichkeiten behaftet, deren Beseitigung entweder umständliche Vorversuche
oder ein tieferes Eingehen auf die elektrischen Grundgesetze erforderte, oder in
einzelnen Fällen wohl auch nicht möglich war. Prof. W.
Kohlrausch hat vor einer Reihe von Jahren die Methode der Untersuchung von
Blitzableitern mit der Telephonmessbrücke ausgebildet und dazu eine einfache
Messbrücke construirt, die seit dieser Zeit in den meisten Fällen angewendet und
namentlich von Behörden und Versicherungsgesellschaften vorgeschrieben wird.
Die Telephonmessbrücken werden mit kleinen Abweichungen von einander construirt (z.B.
mit Magnetinductor, mit Batteriestrom und Selbstunterbrecher, mit Selbstunterbrecher
und Inductorium u.s.w.), die für den praktischen Gebrauch nach der einen oder
anderen Richtung Vortheile bieten. Die Actiengesellschaft
Mix und Genest hat eine Messbrücke construirt, die bei einfachster
Handhabung die genauesten Resultate ergibt.
Textabbildung Bd. 300, S. 71
Fig. 1.
Die Telephonmessbrücke, mit welcher Widerstände von 0,1 bis 800 Ohm gemessen werden
können, enthält in einem Kästchen aus Eichenholz (Fig.
1) einen Selbstunterbrecher, der durch zwei neben einander geschaltete
Trockenelemente betrieben wird, drei Vergleichswiderstände von 1, 10 und 100 Ohm,
einen geradlinig ausgespannten Brückendraht mit Gradtheilung und Gleitcontact und
ein Dosentelephon mit Schnur. Das Dosentelephon ist in einem Metallring gelagert, in
welchem sich ein Ausschalter befindet, der den Selbstunterbrecher in dem Augenblick
einschaltet, in dem das Telephon aus dem Lager genommen wird. Endlich sind zwei
Klemmen zum Einschalten der zu untersuchenden Leitung vorhanden. Fig. 2 macht die Schaltung ersichtlich, worin U den Selbstunterbrecher, R die Vergleichswiderstände, T das Telephon,
E und L die
Anschlussklemmen, a c den Brückendraht mit dem
Gleitcontact WZ darstellen.
Die Untersuchung eines Blitzableiters umfasst bekanntlich die Messung des
Widerstandes der Ableitung in sich, der ein möglichst niedriger sein muss, sowie die
Feststellung des Uebergangswiderstandes der einzelnen Erdplatten zur Erde. Bei der
Feststellung des
Widerstandes der Ableitung in sich, der nicht grösser als 1 Ohm sein soll, wird der
Vergleichswiderstand l gestöpselt, nachdem die
Ableitung an beiden Enden mit den Klemmen E und L verbunden ist. Wird darauf das Telephon zur Hand
genommen, so hört man in demselben ein summendes Geräusch, welches durch Verschieben
des Gleitcontactes WZ zum Verstummen gebracht oder
wenigstens auf ein Minimum beschränkt wird, was in einigen Secunden zu erzielen ist.
Die Stellung des Zeigers des Gleitcontactes auf der Scala lässt den Widerstand auf
der letzteren direct ablesen.
Textabbildung Bd. 300, S. 72
Fig. 2.
Um den Erdleitungswiderstand zu messen, muss man mit einer oder zwei Hilfserden (Gas-
und Wasserleitungen, zweite oder dritte Platten von Blitzableitern oder besonders
construirte Hilfserdplatten aus Blech oder auch Erdleitungspflöcke aus verkupfertem
T-Eisen) die erforderlichen Messungen ausführen,
hierbei ist der Vergleichs widerstand 10 zu stöpseln, da der gesuchte Erdwiderstand
voraussichtlich über 8 Ohm hinausgeht, die auf der Scala abgelesene Zahl ist alsdann
mit 10 zu multipliciren.
Der Apparat ist von der Physikalischen Reichsanstalt geprüft worden und lautet deren
Schlusszeugniss dahin, dass sich mit dem Apparat die Messungen mit genügender
Genauigkeit ausführen lassen und das Tonminimum im Telephon hinreichend scharf
ist.
Verwendung von Hochofenschlacke zur Darstellung von Emaille,
Glas und Porzellan.
Der schwedische Commissär, Ingenieur Odelstjerna in
Filipstad, erwähnt diese Verwendung in seinem Anfangs dieses Jahres in Druck
erschienenen Berichte über die 1893er Ausstellung in Chicago, wie folgt:
Zu den Hochofenproducten konnte man auch einzelne Fabrikate aus Hochofenschlacken
rechnen, welche Prof. A. D. Elbers in Hoboken, New
Yersey, ausgestellt hatte. Er röstet Schlackenwolle, zusammengepresst zu Kuchen, bei
Roth- bis Weissglut, so dass das Schwefeleisen oxydirt wird. Hierauf scheidet er die
eingemengten Schlackenkugeln ab, mahlt den Rückstand fein und schmilzt ihn nach
Mischung mit Flüssen zu Emaille für Eisengefässe, Porzellan, Glas u.s.w. Die
ausgestellten Emaillen enthielten 10 bis 36 Proc. Schlacke, waren theils weiss,
theils farbig in allen möglichen Farben, alle aber waren sehr klar und
gleichmässig.
Die schönsten Porzellane waren aus nachfolgend verzeichneten Mischungen erzeugt:
Nr.
Schlacke
Quarz
Feldspat
Thon
1
10,0
20,0
–
40,0
2
2,0
48,0
–
50,0
3
14,3
11,4
24,3
50,0
4
9,0
7,3
32,7
51,0
5
15,2
18,2
9,0
57,6
6
10,4
8,0
21,4
60,2
7
8,2
6,6
19,7
65,5
8
6,0
6,0
21,4
66,6
9
9,3
7,4
16,6
66,7
10
14,3
9,5
4,8
71,4
Gläser waren ausgestellt in Form von geschliffenen, ausgezeichnet schön gefärbten und
klaren Stücken, die berühmten Edelsteinen ähnlich waren.
Odelstjerna fügt dieser berichtlichen Mittheilung hinzu:
„Da unsere (schwedischen) Hochofenschlacken erheblich weniger Schwefeleisen
enthalten als die amerikanischen, so möchte ich glauben, dass wir daraus
wenigstens Glas herstellen könnten ohne vorherige Röstung von Schlackenwolle und
Erzeugung, wenn auch nur zur Flaschenfabrikation verwendbar. Versuche in
dieser Richtung werden in nächster Zeit in der Glashütte zu Sandö in Norrland
mit granulirter Schlacke durchgeführt werden.“
Dr. Leo.
Ein künstliches Brennmaterial.
Die Fabrik von Färb- und Gerbholzextracten Carl
Feuerlein in Feuerbach bei Stuttgart führt die Holzabfalle, für welche sie
in ihrer Dampfkesselfeuerung nicht genügend Verwendung findet, mit Hilfe
hydraulischer Presse in Briquetteform über und zwar ohne Bindemittel.
Die Briquettes haben ungefähr die gleiche Grösse wie Braunkohlenbriquettes, aber
geringere Dicke. Ihre cylindrische Fläche ist spiegelglatt, ihre Structur sehr dicht
und fest, so dass sie sich als Brennmaterial wegen der sauberen Handhabung sehr gut
eignen. Carl Feuerlein verkauft diese Holzbriquettes zu
3,30 M. für den Centner frei ins Haus an seine Stuttgarter Abnehmer. Muster sind vom
Fabrikanten zu beziehen. (A. Schw. in Zeitschrift für Lüftung und Heizung.)
Bücher-Anzeigen.
Ausführliches Handbuch der
Eisenhüttenkunde. Gewinnung und Verarbeitung des Eisens in theoretischer
und praktischer Beziehung, unter besonderer Berücksichtigung der deutschen
Verhältnisse von Dr. Herm. Wedding. Braunschweig.
Vieweg und Sohn. S. 900 bis 1218. 10 M.
Der erste Band des anerkannten Werkes ist mit. der vorliegenden 3. Lieferung
abgeschlossen. Letztere enthält die Grundlagen für die Erzeugung des Eisens, ohne
jedoch in die praktische Ausführung dieser Grundlagen einzutreten, was den beiden
folgenden Bänden vorbehalten bleibt. Zur Besprechung gelangen die thermochemischen
Ermittelungen, die chemischen Vorgänge, die mechanischen Vorgänge (Trennungen,
Zusammenfügungen, Ortsveränderung und Formgebung, Arbeitshaushalt). Den 4. Theil
bilden die Oefen (Arten derselben, ihre Baustoffe), dann folgt die künstliche
Beschleunigung der Wärmeerzeugung und die eisenhüttenmännischen Vorgänge. Das Werk
hat sich in seiner ersten Auflage bereits eine hervorragende Stellung in der
Litteratur des Eisenhüttenwesens verschafft. Der abgeschlossene Band berücksichtigt
alle Fortschritte des Gebietes und kann als zuverlässigster Führer gelten.
Taschenbuch der praktischen
Photographie. Ein Leitfaden für Fachmänner und Liebhaber von Dr. E. Vogel. (4. Auflage.) Verlag von Rob. Oppenheim
(Gustav Schmidt). 275 S.
Der vorliegende Leitfaden verdankt seine Entstehung dem Wunsche der Studirenden der
technischen Hochschule, eine kurze Uebersicht der Darstellung aller wichtigen
photographischen Processe zu besitzen. Es ist deshalb neben dem Bedürfnisse der
Photographen und der Amateure dem der Ingenieure Rechnung getragen und in Folge
dessen auch das Lichtpausverfahren besprochen. Dass der bestbekannte, mitten in der
Praxis stehende Verfasser nur zuverlässige, erprobte Recepte mittheilt, bedarf wohl
keiner Erwägung.
Geschichte der Explosivstoffe von
S. J. v. Romocki. II. Die rauchschwachen Pulver in
ihrer Entwickelung bis zur Gegenwart. Berlin. R. Oppenheim's Verlag (Gustav
Schmidt). S. 1 bis 324.
Der vorliegende Band bildet die Fortsetzung des Werkes (1895 297 72), zugleich ist er aber auch ein für sich abgeschlossenes Ganzes,
das zu seiner Benutzbarkeit der übrigen Theile nicht bedarf. Um eine Uebersicht über
den Inhalt zu geben, lassen wir nachstehend die Ueberschriften der einzelnen Kapitel
folgen: I. Salpeterpulver mit verringertem Schwefelgehalt. 11. Chloratpulver. III.
Ammoniumnitratpulver. IV. Pikratpulver. V. Xyloidine. VI. Erfindung der
Schiessbaumwolle. VII. Dieselbe bis zu ihrer Abschaffung in Oesterreich. VIII. Die
Nitrocellulose bis zur Erfindung des Vieille-Pulvers. IX. Die Nitrocellulosepulver
der Gegenwart.