Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 95 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Entfernung von Eisensplittern aus dem Auge.
In der Berliner medicinischen Gesellschaft hielt Geh. Rath Prof. Hirschberg am 8. v. M. einen Vortrag über
Magnetoperationen am Auge, dem wir nach Central-Zeitung für
Optik
und Mechanik nachstehende Notiz entnehmen. Die
Zahl der Operationen beläuft sich auf mehr als 1000. In allen diesen Fällen sind die
Augen gerettet, während sie früher dem Untergang geweiht waren. Prof. Hirschberg selbst hat gegen 113 Magnetoperationen
ausgeführt, in den weitaus meisten Fällen folgte der Splitter ohne weiteres. Ein
Patient kam vor 5 Wochen zu dem Arzte, sofort nachdem der 16 mm lange Splitter ins
Auge gedrungen war. Man sah eine kleine lineare Narbe. Mit Hilfe des Augenspiegels
nahm man einen silberglänzenden Fremdkörper wahr. Die äussere Wunde wurde etwas
gelüftet und der Magnet auf den Fremdkörper eingesenkt; dieser folgte sofort. Die
Heilung trat prompt ein, und die Sehkraft ist dem Patienten ganz wiedergegeben. Bei
einem anderen Patienten war bereits Eiterung eingetreten, aber auch in diesem Fall
konnte das Auge gerettet werden.
Sichtbarkeit des Lichtes zur Nachtzeit.
Ein internationales Comité, welches eingesetzt war, um die Sichtbarkeit des Lichtes
zur Nachtzeit zu studiren, hat nunmehr seinen Bericht erstattet an die Regierungen
der Vereinigten Staaten, Deutschlands und Hollands. Die deutsche Section nennt als
Entfernung, auf welche eine Kerzenstärke Licht sichtbar wurde, 2,25 km für eine
dunkle reine Nacht und 1,6 km bei Regen. Die amerikanischen Versuche ergaben 1,6 km
(3kerziges Licht auf 3,2 km) für klare Nacht. Zehnkerziges Licht war mit Feldstecher
auf 6,4 km sichtbar, 29kerziges auf 8,0 km eben erkennbar, 33kerziges Licht war auf
gleiche Entfernung gut sichtbar. In einer besonders reinen Nacht konnte weisses
3,2kerziges Licht auf 4,8 km Entfernung erkannt werden, 5- bis 6kerziges auf 6,4 km
und 12kerziges auf 8,0 km. Weitere Versuche wurden alle mit wenigen Ausnahmen mit
grünem Lichte gemacht, als der ungünstigsten Farbe. Für 1,6, 3,2, 4,8 und 6,4 km
Entfernung betrug die Kerzenstärke 2, 15, 51 und 106. Blaugrün erwies sich als das
beste, während gelbgrün und grasgrün ungünstige Resultate ergaben. (Gastechniker.)
Unauslöschliche Tinte für Glas und Metall.
Schöbel empfiehlt nach der Central-Zeitung für Optik und Mechanik nachstehende Tinten zum Signiren
von Glasgeräthschaften, Objectträgern, Reagentienflaschen, Metallgegenständen u.s.w.
Schwarz: 1 bis 2 Th. Natronwasserglas, 11 Th. flüssige Tusche (Liquid Chinese Ink
von E. Wolff und Sohn in London). Weiss: 3 bis 4 Th.
Natron Wasserglas, 1 Th. Chinesisch-Weiss (Permanent chinese white von Winsor und Newton in
London). Statt des Chinesisch-Weiss kann auch schwefelsaures Baryt angewendet
werden. Die Flaschen mit diesen Tinten sind luftdicht verschlossen zu halten und vor
dem Gebrauch gut umzuschütteln; geschrieben wird mittels Stahlfeder; die Federn sind
nach dem Gebrauch gut zu reinigen. Die Schrift wird nur durch sehr wenige Reagentien
angegriffen, kann aber bequem mit dem Messer wegradirt werden.
Industrie der „seltenen Erden“.
Noch vor wenigen Jahren galten nicht allein diese Erden selbst (die Oxyde von
Thorium, Yttrium, Cerium, Lanthan, Didym u.a.), sondern auch diejenigen Mineralien,
an deren Aufbau sie in erheblichen Mengen theilnehmen (Thorit, Orangit, Aeschynit,
Euxenit, Fergusonit, Monazit u.a.m.), für wirkliche Seltenheiten, und erschien die
Begründung irgend welcher Industrie auf denselben als vollständige Unmöglichkeit.
Dass dieses Wort für Technik und Industrie an Bedeutung eingebüsst hat, lehrten die
Thatsachen; Alter von Welsbach benutzte die seltenen
Stoffe zu seiner Incandescenzbeleuchtung, und als diese sich rasch allerwärts
einbürgerte, trat ein grosser und trotzdem bislang stets befriedigter Bedarf an
genannten Mineralien ein, denn wenn auch jeder Gasglühlichtkörper nur einer fast
verschwindenden Menge von Incandescenzoxyden bedarf, so war doch eben die
Glühstrumpfherstellung schnell zur Massenfabrikation geworden. Da für die
Incandescenzbeleuchtung das Thoriumoxyd die grösste Bedeutung unter allen
„seltenen Erden“ besitzt, wurden naturgemäss zuerst die an diesem Oxyde
reicheren Mineralien, wie Orangit mit 70 Proc. und Thorit mit 50 Proc. (deren
Handelswaare allerdings gewöhnlich nicht mehr als 60 und 45 Proc. enthielt),
Aeschynit mit 10 Proc. Thorerde und andere mehr zu gewinnen gesucht. Diese an
Thorerde reicheren Mineralien finden sich fast ausschliesslich in wenigen
südnorwegischen Küstenstrichen, woselbst man ihrer in möglichst grossen Mengen
habhaft zu werden strebte. Die hohen Preise (400 M. für 1 k Orangit, 100 M. für 1 k
Thorit) regte die Bevölkerung dort fieberhaft auf. Alles schleppte sich zu den alten
Halden von Steinbrüchen und Gruben, in welchen jene Mineralien beobachtet worden
waren, um diese auszuklauben; es wurden sogar Muthungen eingelegt für die Gewinnung
derselben auf primärer Lagerstätte, aber nach kaum 2jähriger Dauer hat die Thoritgewinnung in
Norwegen aufgehört. Die Vorkommen von an Thoroxyd reicheren Mineralien sind
erschöpft; wenigstens erscheint dem Referenten dieser Umstand als der wahre Grund
dafür, dass das Thoroxyd jetzt nicht mehr aus ihnen, sondern aus einem viel ärmeren
Material gewonnen wird. Dieses besteht im Wesentlichen aus Monazit, welcher sich in
einzelnen Gegenden (Sibirien, Norwegen, Nord- und Süd-Carolina, Brasilien) in
Urgebirgsmassen, insbesondere in Gneissen, ziemlich verbreitet findet; aus seinen
Muttergesteinen ist er daselbst zum Theil durch die Verwitterung befreit worden und
der natürlichen Aufbereitung verfallen. So trifft man ihn denn zusammen mit
Feldspath, Glimmer, Magnesit, Zirkon u.a.m. z.B. in Nordamerika im Sande der kleinen
Flussbetten, besonders an deren Mündung in grössere Gewässer. Von hier kommt sowohl
mit der Hand aus dem Sande ausgelesener Monazit in den Handel, als auch durch
einfaches Waschen angereicherter und vom Magneteisen magnetisch befreiter Sand. Noch
mehr verspricht man sich jedoch von dem Monazitsande aus dem Süden Bahias unter 17°
südlicher Breite, der in Schiffsladungen von mehreren Hundert Tonnen verfrachtet
wird, und der, obwohl er nur gegraben und nicht weiter aufbereitet wird, dennoch bis
zu 80 Proc. aus Monazit bestehen soll.
Nun ist der Monazit bekanntlich wesentlich ein Cer-Lanthan-Didymphosphat (mit nach
Rammelsberg im Mittel etwa 31,6 Proc.
Phosphorsäure, 36,4 Proc. Ceroxyd und 32 Proc. Lanthan- und Didymoxyd), dem, wie man
annimmt, in schwankender Menge Thorit (Thoriumsilicat) beigemischt ist. Im
brasilianischen Monazit soll der Thorerdegehalt bis zu 7,6 Proc. betragen, im
Allgemeinen aber wird für Handelswaare nur ein solcher von 2,5 bis 3,5 Proc., in
besseren Sorten von 4 bis 6,5 Proc. angegeben.
Der geringe Gehalt des Rohmaterials an der einzigen, zur Zeit werthvollen Thorerde
macht es nöthig, für die Gewinnung eines gegebenen Quantums derselben mindestens die
12fache Menge von Monazit aufzuarbeiten. Diese im Verhältniss also massigen
Nebenproducte sind bislang nicht anderweit zu verwerthen. Von der etwa ein Viertheil
des Rohmaterials ausmachenden Phosphorsäure kann wohl von vornherein abgesehen
werden, dagegen erregt die Frage lebhaftes Interesse, ob nicht die dem Thoroxyd im
Monazit vergesellschafteten anderen „seltenen Erden“, welche unter
obwaltenden Verhältnissen und in Anbetracht der anscheinend nicht leicht
erschöpfbaren Monazitsandlager das Prädicat der Seltenheit nicht mehr verdienen, in
anderen Industriezweigen Verwendung finden können.
Diese Frage ist wohl werth, auch in metallurgischen Kreisen erwogen zu werden.
Die vergesellschafteten Erden, deren Mengen für Monazit aus Nordamerika Waldron Shapleigh zu etwa 28,3 Proc. Cererde, 15,8
Proc. Didymerde und 13,3 Proc. Lanthanerde angibt, werden bei der Gewinnung des
Thors schliesslich in Form eines verhältnissmässig recht reinen Gemisches von Cer-,
Didym- und Lanthansalzen erhalten.
Die ersten Schritte einer Einführung dieser Stoffe in die Industrie sind schon
gethan, und da der Forscher, welcher als Pfadfinder dabei waltete, seine Mittheilung
(in Chem. Industrie, 1896 Nr. 8) hierüber mit der
richtigen Bemerkung schliesst, dass „es wohl der Mühe werth ist, nicht nur nach
Anwendungen für diese Körper zu suchen, sondern auch durch Veröffentlichung
wenig versprechender oder selbst negativer Resultate das Interesse für den
Gegenstand rege zu erhalten und Material für weitere Arbeit anzusammeln“,
erscheint es angebracht, von jenen Arbeiten auch hier kurz zu berichten.
Otto N. Witt hat in dieser Richtung, in Verbindung mit
einigen anderen Chemikern, Versuche im technologischen Laboratorium der technischen
Hochschule zu Berlin-Charlottenburg ausgeführt. Bislang hat er jedoch erst eine
technische Verwendung des Cers, das ohne Zweifel zu den interessantesten Elementen
gehöre, da es die Fähigkeit besitze, verschiedene Oxydationsstufen zu bilden und in
energischerer Weise zu reagiren als die übrigen seltenen Erden, ins Auge gefasst.
Als Ausgangsform für Experimente mit Cer würde sich demnach das Ceroxalat oder ein
eigenthümliches Cernatriumdoppelnitrat empfehlen.
Als geglückt darf man die in Berücksichtigung der Glasindustrie angestellten Versuche
bezeichnen. Mit Cerdioxyd in verschiedenen Procentsätzen zusammengeschmolzenes Glas
erhielt eine schöne gelbe Farbe, welche insbesondere glänzend bei dem mit 1 Proc.
Cerdioxyzusatz erhaltenen Product hervortrat, während die mit höherem Zusatz
erschmolzenen Gläser bereits ins Bräunliche spielten. Die gelbe Färbung ist sehr
feuerbeständig und verändert sich selbst bei starker Weissglut nicht.
Von diesen Glasflüssen ist demnach, wie Referent vermuthet, wohl auch anzunehmen,
dass sie, abgeschreckt und in der Kugelmühle aufs feinste gemahlen, Malerfarben
geben werden.
Misserfolge ergaben die Versuche im Gebiete der keramischen Technik. Cergläser, in
gewohnter Weise als Glasur auf Steingut verwendet, erzeugten, selbst bei grossem
Cergehalt, nur blassgelbe bis bräunliche Färbungen, welche wohl nicht ansprechen
würden. Auch Porzellanmasse durch Cerzusatz und nachträgliches Glühen in stark
oxydirendem Feuer zu färben, wollte nicht gelingen; der Grund hierfür wurde darin
erblickt, dass das Cer sich mit der in der Masse enthaltenen Kieselsäure zu einem
ungefärbten Silicate verbinde.
Von grösserem Erfolge begleitet wurden die in Beziehung zur Textilfärberei
angestellten Experimente. Zwar gelang eine Verbesserung des Anilinschwarzes durch
Cersalze nicht, aber diese erwiesen sich als interessante Beizen für Farbstoffe der
Alizaringruppe und wurden auch Dampffarben mittels derselben hergestellt. (O. L. in Stahl und
Eisen.)
Festigkeit des Papieres in der Längs- und Querrichtung.
Das Verhältniss der Festigkeit in der Querrichtung zu der in der Längsrichtung
schwankt bei verschiedenen Sorten von Maschinenpapier, wie Herzberg im diesjährigen zweiten Heft der Mittheilungen schreibt, hält sich jedoch meist zwischen den Grenzen 60 :
100 bis 75 : 100. Indessen kommen auch Fälle grösserer und geringerer Abweichungen
vor, wie im dritten Heft der Mittheilungen, 1895,
gezeigt wurde (33 : 100 bis 99 : 100).
Auch die Dehnung des Papieres ist nach beiden Richtungen verschieden gross, nur ist
das Verhältniss hier umgekehrt wie bei der Festigkeit; die Maschinenrichtung zeigt
die geringste, die Querrichtung die grösste Dehnung. Die Verhältnisswerthe schwanken
hier aber innerhalb noch weiterer Spielräume als bei der Festigkeit, wie an oben
angeführter Stelle gezeigt wurde (100 : 100 bis 294 : 100).
Bei der Untersuchung eines Copirseidenpapieres wurde die eigenthümliche Erscheinung
beobachtet, dass die Dehnung dieses Papieres sich in der Maschinenrichtung grösser
zeigte als in der Querrichtung. Bei Prüfung je eines Streifens aus fünf
verschiedenen Bogen ergaben sich folgende Werthe:
Maschinenrichtung
Querrichtung
Bruchlast
Bruchdehnung
Bruchlast
Bruchdehnung
Streifen
Nr.
1:
1,66 k
2,4
Proc.
0,73 k
2,0
Proc.
„
„
2:
1,68 k
2,6
„
0,80 k
2,0
„
„
„
3:
1,56 k
2,6
„
0,78 k
1,9
„
„
„
4:
1,46 k
2,3
„
0,77 k
2,0
„
„
„
5:
1,54 k
2,0
„
0,84 k
2,0
„
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Mittel:
1,58 k
2,4
Proc.
0,78 k
2,0
Proc.
Reisslänge = 6750 m
Reisslänge = 3350 m.
Dies ist der erste derartige in der Versuchsanstalt beobachtete Fall.
In einem zweiten Fall zeigte sich die gleiche Erscheinung wie oben, wenn auch nicht
in so ausgeprägter Weise. Ein Normalconceptpapier 3b mit vorschriftsmässigem
Wasserzeichen lieferte folgende Werthe:
Maschinenrichtung
Querrichtung
Streifen
Nr.
1:
6,67 k
und
1,6
Proc.
4,65 k
und
1,7
Proc.
„
„
2:
6,60 k
1,8
„
4,64 k
1,8
„
„
„
3:
6,76 k
1,7
„
4,62 k
1,4
„
„
„
4:
6,83 k
1,8
„
4,83 k
1,8
„
„
„
5:
7,22 k
1,8
„
4,19 k
1,5
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Mittel:
6,82 k
und
1,7
Proc.
4,59 k
und
1,6
Proc.
Reisslänge = 4850 m
Reisslänge = 3300 m.
(Papierzeitung.)
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Die patentamtlichen und gerichtlichen
Entscheidungen in Patent-, Muster- und Markenschutzsachen, systematisch
zusammengestellt und herausgegeben von Dr. C. Gareis.
Neue Folge der Entscheidungen in Patentsachen. I. Band. Berlin. Carl Heymann's
Verlag. 752 S. 10 M.
In der vorliegenden „neuen Folge“ sind neben den patentrechtlichen
Entscheidungen auch die über Gebrauchs- und Geschmacksmuster sowie über
Waarenzeichen aufgenommen und an geeigneter Stelle ihrem Wortlaute nach eingereiht.
Die Stoffanordnung ist S. VII bis XV übersichtlich zusammengestellt, ausserdem weist
ein alphabetisches Inhaltsverzeichniss die Einzelheiten nach.