Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 144 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Verbleien von Metallgegenständen.
Die bisher bekannt gewordenen Verfahren, Gegenstände von Metall jeder Art für
chemische Zwecke zu verbleien, können in ihrer Verbindung des Bleies mit dem
Gegenstande, der verbleit worden ist, nicht als gleichmässige Verbindung betrachtet
werden. Bei diesem Verfahren werden die zu verbleienden Gegenstände erst verzinnt
und dann mit Blei umgössen, und das Zinn soll die feste Verbindung mit Blei
bewirken. Da aber die verbleiten Gegenstände, wie sie in der chemischen Industrie
Verwendung finden, beim Gebrauch grossen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind,
durch welche abwechselnde Ausdehnung und Zusammenziehung der Gegenstände eintritt,
löst sich das Zinn sehr bald von den Gefässflächen ab, der Bleimantel lockert sich
in Folge dessen, verschiebt sich, und die Säure tritt ungehindert durch die
schadhaften Stellen des Mantels an die Gefässwandungen. Hierdurch wird der Zweck der
Verbleiung, die Gefässwände vor Zerstörung durch Säure zu schützen, hinfällig.
Diesen Uebelstand beseitigt man dadurch, dass die beim Verbleien in Anwendung
kommende Löthflüssigkeit durch ihre eigenthümliclie Zusammensetzung ein vollständig
festes Anhaften des Bleiüberzuges an den Gefässflächen bewirkt, so dass ein Loslösen
des Bleies auch bei den schroffsten Temperaturwechseln nicht möglich ist.
Die zu verbleienden Gegenstände werden mittels Bürsten und Erdöl gereinigt,
abgerieben und hierauf in einem ausgebleiten Holzkasten eine Zeit lang in eine
Mischung von Salpetersäure mit Wasser gelegt. Alsdann nimmt man die Theile aus der
Mischung heraus, trocknet sie gut ab und bringt sie in einen zweiten ausgebleiten
Bottich, der ein Gemisch von Schwefelsäure, Urin und Wasser enthält. In dieser Beize
bleiben die Gegenstände so lange liegen, bis sie vollkommen von Rost und Schmutz
gereinigt sind. Die hierzu erforderliche Zeit bestimmt sich nach der Art des
Metalls, aus dem die Gegenstände bestehen. Nach vollendeter Reinigung kommen
dieselben – abermals gut abgetrocknet – in den dritten Bottich mit der eigentlichen
Löthflüssigkeit. Diese besteht aus einem Gemisch von Salzsäure, Wasser und
Kaliumquecksilberjodid. Letzteres hat den Zweck, die Verbindung des Metalls mit dem
Blei zu bewirken und zu beschleunigen. In der Zusammensetzung dieser Beize besteht
das Neue des vorliegenden Verfahrens. (D. R. P. Nr. 85436 von Munstermann in Ludwigshütte.)
Auch in dieser Beize müssen die Theile je nach Art und Beschaffenheit der Metalle,
aus denen sie bestehen, eine bestimmte Zeit verbleiben, werden dann herausgenommen,
gut abgetrocknet und in geschmolzenes Hart- oder Weichblei getaucht, je nachdem sie
hart oder weich verbleit werden sollen. Dieses Eintauchen wird so lange wiederholt, bis alle
Flächen der Gegenstände gleichmässig mit Blei überzogen sind.
Bei Schmiedeeisen und anderen Metallen muss das Bleibad eine Temperatur von
mindestens 470° C. haben, während bei Gusseisentheilen eine höhere Temperatur
verlangt wird. Will man einzelne Flächen oder Theile der Gegenstände nicht
verbleien, so überstreicht man sie vor dem Eintauchen in das Bleibad mit einer
Mischung aus Graphit und Bleiglätte, die mit Glycerin eingemengt wird; auf den damit
bestrichenen Flächen haftet das Blei nicht an.
Nach vollendeter Verbleiung werden die Gegenstände in Wasser abgekühlt, geputzt und
gereinigt.
Das Blei haftet in Folge der eigenartigen Zusammensetzung der Löthsäure so fest auf
dem Eisen o. dgl., dass es sich weder durch Hämmern, Biegen, Zerschlagen noch durch
Meisseln von dem verbleiten Gegenstande entfernen lässt.
(Eisenzeitung.)
Hagans' Locomotive für Kleinbahnen.
Ueber diese Locomotive schreibt Brettmann in der Deutschen Bauzeitung Nachstehendes:
Bei der Wichtigkeit der Kleinbahnen muss jede Einrichtung mit Freuden begrüsst
werden, welche den billigen Betrieb dieser Bahnen ermöglicht. Den grössten Theil der
Betriebskosten machen aber die Zugkosten aus. die sich im Wesentlichen
zusammensetzen aus den Kosten für Vorhaltung der Betriebsmittel und Beschaffung des
Heiz-, Schmier- und Putzmaterials. Es muss also das Bestreben sein, Locomotiven
herzustellen, die trotz starker Bahnkrümmungen weder das Gleise noch sich selbst
sehr abnutzen und die zu ihrer Fortbewegung möglichst geringer Kraft bedürfen.
Diesen Bedingungen werden aber nur Locomotiven entsprechen, deren Achsen sich nach
dem Bahnkrümmungsmittelpunkte einstellen können, auch wenn die Achsen unter einander
gekuppelt sind. Neuerdings hat Hagans in Erfurt eine
Bauart angegeben, bei welcher der Zweck, gegen einander verstellbare Achsen zu
kuppeln, mit Hilfe einiger wenigen kräftigen Maschinentheile erreicht wird, und wir
möchten die Aufmerksamkeit unserer Leser auf diese Bauart lenken, obgleich die
Aufgabe, Achsen zu kuppeln, welche sich nach dem Krümmungsmittelpunkte einstellen,
schon anderweitig ganz sinnreich gelöst ist. Unserer Ansicht nach werden sich bei
der Hagans'schen Locomotive die Unterhaltungskosten
gering stellen, weil weniger bewegliche Theile vorhanden und die vorhandenen so
eingerichtet sind, dass sie besser im Stand gehalten werden können.
Die Hagans-Locomotive ist für Kleinbahnen ausser in Deutschland namentlich in
Frankreich schon mehrfach zur Ausführung gekommen in der Grösse von 8 bis 28 t
Dienstgewicht. An einer bei F. Weidknecht in Paris
gebauten 4fach gekuppelten Locomotive sind die Cylinder hoch gelegt, um sie dem
Strassenstaub weniger auszusetzen. Auch für Nebenbahnen sind die Hagans'schen Locomotiven geeignet; so werden u.a. auf
der Strecke Probstzella-Wallendorf solche Locomotiven von 69 t Dienstgewicht mit
fünf unter einander gekuppelten Achsen in Benutzung genommen werden. Diese werden
von Henschel und Sohn in Cassel gebaut.
Zellstoffseide.
Der Chemiker Dr. Stockmeier hielt nach der Papierzeitung am 12. November 1895 im Gewerbeverein zu
Regensburg einen Vortrag über künstliche Seide. Nach seinen Angaben ist es der nach
Dr. Lehner's Verfahren arbeitenden Züricher Fabrik
gelungen, dem neuen Erzeugniss in zwei bedeutenden Industriezweigen Absatz zu
verschaffen.
Die Aargauer Strohhutfabriken fertigen aus künstlicher Seide schmale Bändchen, die
mit später unlöslich gemachter Gelatine überzogen werden und dadurch ein dem Stroh
ähnliches, dasselbe aber an Glanz übertreffendes Aussehen erhalten. Sie werden zu
Borten geflochten, aus denen die Sommerhüte genäht werden, die durch ihr prächtiges
Aussehen und ihre Leichtigkeit die Lieblinge der Damenwelt werden dürften. Die
Posamentierindustrie fertigt daraus Fransen, Kordeln und Quasten, die durch ihren
Glanz und eine gewisse Steifheit des Fadens die gleichartigen Erzeugnisse aus echter
Seide weit in den Schatten stellen sollen.
Bücher-Anzeigen.
Technische Kalender für 1897.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und wie die Zugvögel im Herbste, so erscheinen die
Fachkalender, um in dem bevorstehenden Jahre dem Fachmann als willkommener Begleiter
und Tröster in allen technischen Nöthen zu dienen. Die Kalender haben sich im
Laufe der Zeit und unter der Mitwirkung so vieler Interessenten auf einen solchen
Standpunkt hinaufgeschwungen, dass man dem Titel entsprechend nur hineinzugreifen
braucht, um etwas Gutes zu erhalten. Stets ist es ein günstiges Zeichen, und kann
als Empfehlung dienen, wenn möglichst wenig an den Kalendern geändert worden ist,
man findet dann stets wieder den alten Freund und Bekannten.
Kalender für Betriebsleitung und
praktischen Maschinenbau 1897 von H. Güldener.
V. Jahrgang in zwei Theilen. Dresden bei G. Kühtmann. Geb. 3 M., Brieftaschenformat
5 M.
Der erste Theil ist für die Tasche, der zweite für den Arbeitstisch. Adressen- und
Annoncenballast befindet sich im Taschenbuch nicht. (Neu ist: Tabellen für
praktische Festigkeitsberechnungen, neue Figuren.)
Kalender für Eisenbahntechniker
von E. Heusinger von Waldegg, bearbeitet von A. W. Meyer. 24. Jahrgang. Wiesbaden. Verlag von J. F.
Bergmann. 4 M.
Das Taschenbuch enthält Kalendarium und 128 Seiten Text, der geheftete Theil 419
Seiten. Erwünscht wäre es, wenn die Verlagshandlung sich entschliessen wollte, die
Annoncen aus dem Taschenbuch in den gehefteten Theil zu verweisen. Man kann doch den
Abnehmern nicht wohl zumuthen, das ganze Jahr hindurch diese Seiten in der Tasche
nachzutragen oder aber den Band zu zerreissen. Die Schmutzdeckel auf steifem Papier
würden sich für vielgebrauchte Tabellen entschieden besser im Interesse der Leser
verwenden lassen.
Rheinhard's Ingenieurkalender für
Strassen- und Wasserbau- und Culturingenieure. Wiesbaden. Verlag von J. F.
Bergmann. 4 M.
Der Kalender besteht wie bisher aus dem Taschenbuch und drei gehefteten Theilen, die
in Rücksicht auf den Inhalt abgetheilt sind. Auch hier würden wir im Interesse der
Abnehmer die Verweisung der Annoncen aus dem Taschenbuchtheile für wünschenswerth
halten.
Uhland's Kalender für
Maschineningenieure. 23. Jahrgang. Dresden bei G. Kühtmann. Geb. 3 M.
Lederband 4 M. Brieftascheniederband 5 M.
Erscheint in der bewährten Weise auch heuer in zwei Theilen; auch der separate Theil
über Patente ist in diesem Jahre in erweiterter Ausgabe wieder erstellt. Auch hier
sollte die Verlagshandlung grundsätzlich die Annoncen aus der Taschenausgabe
verweisen.
Stühlen's Ingenieurkalender für
Maschinen- und Hüttentechniker. 32. Jahrgang. Essen bei G. D. Bädeker. In
Lederband 3,50 M., in Brieftaschenform, 4,50 M.
Kalender, Westentaschenbuch und socialpolitische Gesetze erscheinen in der bewährten
Weise, mit nur geringen Verbesserungen. Im Westentaschenbuch sind die
(vierstelligen) Logarithmen der trigonometrischen Functionen aufgenommen und die
trigonometrischen Linien von 5 auf 3 Stellen vermindert worden. Neu und
empfehlenswerth ist die unentgeltlich zugegebene „Anleitung zum Gebrauch der
mathematischen Tabellen in den technischen Kalendern von E. Schultz.“
Diagramme über die Tragfähigkeit
sämmtlicher Normalprofile der ⌶- und ⊏-Eisen, sowie der gebräuchlichsten
Holzbalken für verschiedene Belastungsarten mit Berücksichtigung des
Trägergewichtes. Bearbeitet von Richter und
Havemann, Verlag von G. D. Baedeker in Essen. 24
M.
Das Werk enthält auf 65 Tafeln im Format 19 × 44 cm eine Reihe von Diagrammen über
Tragfähigkeit für verschiedene Spannungsgrössen, Eigengewichte u.s.w. Eine
beigegebene Erläuterung gibt die ebenso einfache als praktische Anleitung zu dem
Gebrauche der Tafeln. Wer häufig einschlägige Berechnungen auszuführen hat, sollte
nicht versäumen, sich mit dem Gebrauch dieser zeitsparenden Tafeln vertraut zu
machen. Die Ausstattung des Werkes zeigt, dass die Verlagshandlung mit grossem
Interesse an das Unternehmen getreten ist; die einzelnen Blätter sind auf kräftiges
Papier gedruckt.