Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 216 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Lüftung der Strassenkanäle durch die Abfallröhren der
Häuser.
In Nr. 33 der Deutschen Bauzeitung ist unter dem Artikel
„Durchgangssystem contra Trennungssystem“ als besonders zweckmässig
hervorgehoben worden die „günstige Ventilation des Strassenkanals durch die
Regenröhren der Häuser“. In denjenigen Häusern mit einfachem Dach und
niedrigem Bodenraum, wie in der dort zugehörigen Skizze angegeben ist, mag diese Art
der Ventilation am Platze sein, aber in solchen mit Mansardendach und dahinter
liegenden Wohnungen ist sie vollständig gesundheitsschädlich. Die aufsteigenden
Kanalgase breiten sich an der Mündung der Rinne nothwendiger Weise aus und ich weiss
aus Erfahrung, dass in Folge dessen die Fenster einer bezüglichen Mansardenwohnung
bis zu einem Halbmesser von 5 m von der Mündung des Abfallrohrs nicht geöffnet
werden dürfen, zumal wenn die Luftströmung nach den Fenstern gerichtet ist. Der dem
Rohre entströmende, insbesondere in den Sommermonaten auftretende Geruch ist
unerträglich. Nun gibt es aber viele Hunderte solcher Wohnungen, die, weil im
dritten und vierten Obergeschosse liegend, vorwiegend von weniger bemittelten Leuten
bezogen werden, welche grossentheils von der Schädlichkeit der übelriechenden
Kanalgase nicht immer eine klare Vorstellung haben.
Es können hiernach die Regenröhren der Häuser mit Mansardenwohnungen keineswegs als
ein günstiges Mittel zur Lüftung der Strassenkanäle angesehen werden; vielmehr muss
eine solche durch ein Parallelrohr bewirkt werden, das die Stürze der obersten
Fenster um mindestens 0,5 m überragt. B. K., Baumeister
in Dresden. (Deutsche Bauzeitung, 1896 S. 288.)
-r.
Schleifsteinsicherung.
In einem Berichte des Ingenieurs Pfaff, Beauftragten der
Sachsen-Thüringischen Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft, an den Verein bespricht
derselbe in kritischer Weise das leider noch häufig vorkommende Zerspringen der
Schleifsteine und Schmirgelschleifscheiben, und sucht die Ursachen zu erforschen
sowie wirksame Schutzmittel anzugeben. Der Bericht ist in der Zeitschrift der Centralstelle für
Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen veröffentlicht und enthält im Wesentlichen
Folgendes:
Als Ursache des Berstens massiver Schmirgelscheiben kann erstlich gelten, dass die
Scheiben noch zu frisch, d.h. noch nicht genügend erhärtet sind. Es kommen auch
eigentliche Materialfehler vor, die zur Zerstörung führen; dieselben können bei
Schmirgelscheiben bestehen in nicht genügender Mischung des Korundes mit dem
Bindemittel, oder auch im Vorhandensein sogen. Klüfte oder Nester. Der Bruch tritt
dann oft erst nach längerem Gebrauche ein. Eine andere Ursache ergibt sich ferner
aus einseitiger Abnutzung oder auch aus nicht sorgfältiger Herstellung, so dass die
Scheibe excentrisch oder unrund wurde; entweder berstet sie bei grösserer
Geschwindigkeit in Folge der ungleichen Massenvertheilung um die Achse, wodurch
Stösse entstehen, oder aber auch dadurch, dass das Arbeitsstück zwischen
Scheibenobernäche und Auflage geklemmt wird. Aber auch bei normal beschaffener
Scheibe kann ein Platzen derselben durch zu grosse Umdrehungszahl hervorgerufen
werden. Da das Uebersetzungsverhältniss vom Motor zum Schleifrad in der Regel sehr
hoch ist – beiläufig 1 zu 20 – so genügt schon eine an sich nur wenig beschleunigte
Bewegung des Antriebs, um die zulässige Grenze zu überschreiten. Eine sicher
wirkende Regulirung am Motor, um das Durchgehen desselben zu verhindern, erscheint
daher geboten. Andererseits kann ein Bruch der Scheibe durch zu starkes Aufdrücken
des Arbeitsstückes erfolgen, wenn solches nicht mit der Hand, sondern mit Hilfe
eines durch Schrauben bewegten Supports geschieht, wie dies bei Maschinen zum
Schärfen von Spiralbohrern, Reibahlen, Fräsern u.s.w. der Fall ist. Eine
Veranlassung zum Springen kann auch dadurch gegeben sein, dass die Scheibe zu
fest zwischen die Flanschen gepresst wurde, welche sie auf ihrer Achse halten
sollen. Es bilden sich dabei feine Risse von der Mitte aus, zum Bruch kommt es öfter
erst dann, wenn der Stein soweit abgenutzt ist, dass die Risse den Kreisumfang
erreichen. Es sollte nicht versäumt werden, die Flanschen vor dem Anziehen der
Muttern mit einem elastischen Stoff (Gummi, Pappe, Holz) zu unterlegen, um den Druck
zu massigen. – Zu den Gefährlichkeiten beim Schleifsteinbetrieb zählen, auch die
Fälle, dass durch eine Unebenheit der Peripherie, indem ein Stück ausgebrochen ist,
das Arbeitsstück gefasst und gegen den davorsitzenden Schleifer geworfen wird.
Betreffs der Sicherheitsmaassregeln gegen die Gefährlichkeiten des
Schleifscheibenbetriebes muss zunächst bemerkt werden, dass eine probeweise
Uebertreibung der Umlaufgeschwindigkeit, etwa bis zum 6- oder 7fachen der normalen,
als maassgebend nicht betrachtet werden kann. Auch von den häufig angetroffenen
Schutzhauben, die nur ein kleines Segment des Schleifrades für die Bearbeitung
freilassen, gewähren viele die gedachte Sicherheit nicht. Gusseiserne Hauben können
sogar die Gefahr noch dadurch vergrössern, dass sie beim Platzen des Steines
durchgeschlagen werden und nun mit ihrem eigenen Material die Zahl der Bruchstücke
vermehren. Wirksamer haben sich in dieser Hinsicht Schutzverkleidungen aus Wellblech
(von Mayer und Schmidt in Offenbach) erwiesen, da sie
genügende Elasticität besitzen, um den Sprengstücken zu widerstehen. Auch gestattet
die Biegsamkeit des Wellblechs bequemes Nachstellen nach Maassgabe der Abnutzung der
Scheibe, möglichst nahe am Umfang derselben. Die genannten Constructeure haben ihrer
Schutzhaube noch die Einrichtung gegeben, dass sie sich concentrisch verstellen
lässt, so dass ein beliebiger Theil des Scheibenumfangs blossgelegt werden kann.
Eine Schutzvorrichtung von ähnlicher Wirkungsweise wurde auch durch die Naxos-Union in Frankfurt a. M. eingeführt.
In Fabriken der sächsischen Lausitz traf Pfoff die
einfache und wirksame Einrichtung an, dass ein schmiedeeiserner schmaler Ring auf
den Umfang der Schleifscheibe warm aufgezogen war. Die Arbeitsfläche wird dadurch
wohl etwas verkleinert, jedoch bleiben noch genügende Flächen zu beiden Seiten des
Ringes für die Benutzung offen. Wo jedoch die Anbringung des Schutzringes nicht
angeht, wie beim Schleifen mannigfaltig geformter, gekrümmter Arbeitsstücke,
empfiehlt sich eine durch die Firma Fontaine und Comp.
in Bockenheim hergestellte, hohe Betriebssicherheit gewährende Befestigungsweise der
Schmirgelräder. Bei dieser verjüngen sich die Schleifscheiben von der Mitte nach der
Peripherie zu ziemlich stark und werden nun zur Befestigung auf der Achse von den
Seiten durch zwei grosse, hinterdrehte, schmiedeeiserne Flanschen (Rosetten) nach
Dazwischenschieben eines elastischen Materials gefasst. Wird durch diese Verstärkung
schon der Stein gegen Bruch ausserordentlich geschützt, so ist es durch die
Anordnung der hinterdrehten Rosetten unmöglich geworden, dass bei etwaigem Bersten
grosse Stücke des Steins davonfliegen. Ist der Stein stark abgenutzt, so sind
Rosetten von geringerem Durchmesser aufzuziehen, um wieder grössere Arbeitsfläche
frei zu bekommen. Diese Anordnung ist wohl das vollkommenste einer
Schleifsteinsicherung; als kleiner Nachtheil ist geltend zu machen, dass die
Arbeitsfläche der Scheibe im Verhältniss zu ihrer ganzen Masse wegen der konischen
Verjüngung gering ist.
Sogenannte Grosschleifsteine (von 1,2 m Durchmesser ab), bei welchen gewöhnliche
Schutzhauben als unwirksam sich erweisen würden, werden häufig und zweckmässig
ähnlich wie bei der zuvor beschriebenen Anordnung befestigt, indem sie von beiden
Seiten mittels starker, gusseiserner Rosetten gefasst werden, die mit einem breiten
Rand in den Stein eingelassen und mit Blei hintergossen sind. Es wurde noch nicht
beobachtet, dass ein derartig montirter Grosschleifstein im Betrieb zersprungen ist.
Bei schnell rotirenden Steinen dürfte es sich allerdings empfehlen, die Fontaine'sche Montirung anzuwenden.
Schliesslich ist es für die Betriebssicherheit der Schleifsteine von Belang, die
Steine auf der Achse nicht mit Holzpflöcken aufzukeilen, weil das Holz durch Wasser
stark quillt und den Stein zu zersprengen vermag. Man vermeide es,
Grosschleifsteine, wenn sie ausser Betrieb sind, in Wasser eintauchen zu lassen.
Indem sich die betreffende Partie des Steines bei längerem Stillstand vollsaugt,
wird die Scheibe einseitig belastet, und es entstehen dann bei rascher Umdrehung
Stösse, durch welche das Bersten des Steines hervorgerufen werden kann. Es braucht
kaum besonders erwähnt zu werden, dass auch durch Gefrieren der mit Wasser getränkte
Stein der Zerstörung anheimfällt.