Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 168 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Seideimitationen und das Färben derselben.
In der Wanderversammlung des Rheinischen Bezirksvereins deutscher Chemiker sprach
nach der Zeitschrift des Vereins Dr. E. Thiele über
Seideimitationen und das Färben derselben:
„Das Problem, die Seide auf künstlichem Wege zu erzeugen, hat schon viele
Erfinder beschäftigt. Hauptsächlich ist es der eigenthümliche, auf der Structur
der Seidenfaser beruhende Seidenglanz, dessen Nachahmung angestrebt wurde.Vgl. 1892 285
231. 286 107. 1894 294 144. 1895 295
234.
Neuerdings wird von Cross und Bevan als Ausgangsmaterial Tetraacetylcellulose,
ein nicht explosiver Körper, vorgeschlagen. Dagegen bleiben andere Nachtheile
bestehen: Die künstliche Seide zeigt nicht den krachenden Seidengriff, sie
erscheint verwebt, starr und rauh und hat nicht die Festigkeit der Naturseide.
Besonders im feuchten warmen Zustande ist sie äusserst leicht zerreissbar, ein
Umstand, der das Färben der künstlichen Seide erschwert. Man färbt daher am
besten mit directen Baumwollfarbstoffen und setzt dem Färbebad eventuell
Kochsalz, Glaubersalz oder essigsaures Ammoniak zu. Die Ausfärbungen auf
künstliche Seide zeigen dann allerdings einen Farbenglanz, besonders wenn
dieselben mit Naturseide verwebt sind, wie er sich mit Naturseide allein kaum
erzielen lässt. Billiger als Naturseide dürfte sich die künstliche Seide heute
noch nicht stellen. Der Preis für das Rohmaterial beträgt allerdings nicht
einmal den dritten Theil des Preises für Naturseide. Doch wird dieser Vorzug
illusorisch, da erstens das specifische Gewicht der künstlichen Seide höher als
das der Naturseide ist und ferner die Preisdifferenz durch die Beschwerung,
welche die Naturseide beim Färben erhält, ausgeglichen wird. Im Allgemeinen kann
die Kunstseide heute noch nicht als directer Ersatz für Naturseide gelten.
Von anderen Verfahren, die Seide durch Herstellung künstlicher Fäden nachzuahmen,
seien erwähnt: das Verfahren von Langhans,
Cellulose durch Behandlung mit Phosphorsäure und Schwefelsäure in eine
verspinnbare Masse überzuführen, ferner das Verfahren von Millar, mittels der Unlöslichkeit der belichteten
Chromgelatine in Wasser Fäden zu erzielen. Auch benutzt man neuerdings wieder in
Paris gesponnenes Glas in Geweben.
Die Erzielung eines Seidenglanzes auf anderen Fasern wird einerseits erreicht,
indem man dieselben mit einer dünnen glänzenden Schicht überzieht. Man tränkt
z.B. die Faser mit Eiweisslösung und lässt dasselbe gerinnen, oder die Faser
wird mit einer Collodiumlösung gesättigt und der Aether dann zum Verdunsten
gebracht. Letzteres Princip verfolgt eine neuere Patentanmeldung von Heberlein. Auch wäre an dieser Stelle das Verfahren
des Animalisirens der Baumwolle von Knecht zu
erwähnen. Er imprägnirt dieselbe mit einer Lösung von Lanuginsäure und
Formaldehyd, trocknet und dämpft unter Druck. Die so präparirte Baumwolle kann
mit allen Wollfarbstoffen ausgefärbt werden, doch dürften alle diese Verfahren
eine sehr ausgedehnte Verwendung zunächst kaum gefunden haben.
Von Bedeutung sind dagegen die Methoden, welche der Wolle bezieh. der Baumwolle
durch chemische Einwirkung die Eigenschaften der Seide verleihen.
Bei der Wolle geschieht dies durch Behandlung mit Chlorkalk. Die Wolle nimmt
dabei Chlor auf, erhält einen stark gelblichen Schein, zeigt einen seidenartigen
Oberflächenglanz und besitzt weiter die Eigenschaft, durch Behandlung in einem
angesäuerten Seifenbad, d.h. also durch Ablagerung von Fettsäure auf der Faser,
den krachenden Griff anzunehmen. Ferner zeigt die gechlorte Wolle nicht mehr die
Eigenschaft zu filzen, was auf einen theilweisen Verlust der auf der Oberfläche
der Wollfaser befindlichen Schüppchen zurückzuführen ist. Eine der
Haupteigenschaften der gechlorten Wolle ist das bedeutend verstärkte
Ausziehungsvermögen für Farbstoffe. Besonders gegenüber den Indulinen tritt
diese Eigenschaft hervor.
Wenn auch die gesammten Vorzüge der mit Chlorkalk behandelten Wolle, der
Seidenwolle, diesem Verfahren eine gewisse Bedeutung zukommen lassen, so hat
diese Behandlung doch auch manche Nachtheile im Gefolge. Das Gewicht der Wolle
nimmt bei der Behandlung stark ab und der Seidengriff ist nicht immer beständig.
Bei der intensiven Verwandtschaft der gechlorten Faser zu den Farbstoffen ist es
sehr schwer, besonders in hellen Tönen egale Ausfärbungen zu erzielen, und
meistens beeinträchtigt der gelbe Schein der Seidenwolle die Klarheit der
Ausfärbungen.
Die Erzeugung des Seidenglanzes auf der Baumwollfaser auf chemischem Wege ist
eine der jüngsten Errungenschaften auf dem Gebiete der Textilindustrie. Schon
1844 waren die Veränderungen, welche die Baumwolle durch Einwirkung von
concentrirter Natronlauge erleidet, durch John
Mercer bekannt geworden. Die Baumwolle zieht sich dabei zusammen,
gewinnt um 40 Proc. an Festigkeit und zeigt ein bedeutend erhöhtes
Anziehungsvermögen für Farbstoffe. Die Crefelder Firma Thomas und Prévost fand nun, dass eine neue Erscheinung zu Tage tritt,
wenn man die Natronlauge auf in gespanntem Zustande befindliche Baumwolle
einwirken lässt. Die Baumwolle zeigt dann nach dem Auswaschen und Trocknen einen
starken Seidenglanz, welcher dem der Chappeseide nahe kommt. Worauf die
Entstehung dieses Seidenglanzes beruht, ist bisher noch nicht genau aufgeklärt.
Das Verfahren erregt grosses Aufsehen. Jedenfalls ist ihm eine grosse Bedeutung
zuzuschreiben, besonders für die Fälle, wo die Chappeimitation wirklich die
Seide ersetzen kann. Als Effectfäden in Geweben, vor allem solchen mit stumpfen
Fasern, macht die Chappeimitation vollkommen den Eindruck von Seide. Es wird
dies hauptsächlich da in Betracht kommen, wo auf der Einführung solcher Gewebe
mit seidenen Effectfäden ein hoher Zoll liegt, wie z.B. in Amerika.
Schliesslich bleibt noch ein Verfahren zu erwähnen, welches die Hervorrufung
eines Seidenglanzes auf den verschiedenen Fasern gestattet, und das besonders in
Combination mit dem Mercerisationsverfahren Bedeutung erlangt hat. Deissler liess sich vor 2 Jahren die Hervorrufung
eines Seidenglanzes schützen. Das Verfahren bezweckt die Nachahmung der Structur
der Seidenfaser auf anderen Fasern, indem dieselben mit Stahlplatten oder
Walzen, welche sehr eng neben einander eingravirte Linien enthalten, unter
gleichzeitiger Anwendung von Hitze stark gepresst werden. Die Barmer Firma Mommer und Co. hat das Verfahren jetzt zu einer
gewissen Bedeutung erhoben, da sie es auf nach Prévost'scher Methode im Stück mercerisirtem Baumwollgewebe anwendet.
Es werden dadurch Effecte erzielt, wie sie nach altem Appreturverfahren absolut
unerreichbar waren.“
Hydraulisches Hebezeug.
Die grosse Bequemlichkeit, welche die Anwendung von Presswasser bietet und die sich
besonders beim Grossbetriebe, wie z.B. beim Bessemerbetrieb, bemerkbar macht, hat
die Frankenthaler Maschinenfabrik vorm. Klein, Schanzlin und
Becker veranlasst, diese Vortheile auch für kleinere Betriebe geeignet zu
machen.
Die Construction der Apparate ist aus den Fig. 1 und
2 leicht ersichtlich und bedarf keiner weiteren
Erläuterung.
Die Einführung des Druckwassers zu dem mit einem Kolben versehenen Cylinder C geschieht mittels eines beweglichen Panzerschlauches,
welcher sehr hohen Druck aushält und auch auf grössere Entfernungen hin durch
beliebiges Einfügen von Zwischenstücken verlängert werden kann.
Einfaches Verstellen des Dreiwegehahns H genügt, um die
Last zu heben, zu senken oder festzuhalten.
Der Apparat arbeitet in äusserst gleichmassiger Weise und kann durch die directe
Kraftübertragung ganz nach Bedürfniss und Belieben ein schnelles oder langsames
Heben bezieh. Senken bewirkt werden. Einen grossen Vorzug vor vielen anderen
Hebevorrichtungen bietet die hydraulische Hebung dadurch, dass sie gänzlich ohne
Erschütterungen arbeitet und dass sie unverrückbar festgestellt werden kann.
Textabbildung Bd. 303, S. 168
Fig. 1.
Zur Sicherung ist am Wassereintritts- bezieh. -austrittsstutzen des Cylinders eine
Sicherheitsvorrichtung S angebracht, welche bei
etwaigem Platzen des Schlauches das Entweichen des im Cylinder befindlichen Wassers
verhindert und die Last in ihrer jeweiligen Stellung festhält.
Textabbildung Bd. 303, S. 168
Fig. 2.
Allen Werken, welche mit Hydraulik arbeiten, ist hiermit ein einfaches, billiges,
rasch und sicher wirkendes Hebezeug geboten, das unter anderem auch in vorzüglicher
Weise bei Walzenstrassen, wie Fig. 2 zeigt, an Stelle
der bisherigen Flaschenzüge Verwendung findet.
Insbesondere möchte ein solcher Apparat zum Abheben und Einlegen der Formen in
Giessereien zu empfehlen sein, da es diesen von besonderer Wichtigkeit sein muss,
für ihre Arbeiten vollständig stossfreie Hebevorrichtungen zu haben. Dies ist auch
der Grund, dass sich die mit hydraulischer Hebevorrichtung versehenen Formmaschinen
so rasch eingeführt haben und in vielen Betrieben Veranlassung gewesen sind,
eine hydraulische Anlage auch für andere Zwecke einzurichten bezieh. zu
erweitern.
Feuersichere Thüren.
Für alle Betriebe, in welchen feuergefährliche Stoffe verarbeitet werden, wie für
deren Lagerräume muss ein feuersicherer Abschluss als Erforderniss bezeichnet
werden, der sich selbstverständlich auch auf die Thüren zu erstrecken hat. Sehr
viele der für letzteren Zweck in Vorschlag gebrachten Herstellungsweisen haben sich
jedoch nicht bewährt; die aus Eisenblech gebildeten Thüren werfen sich beim Erhitzen
sehr bald und vermögen dann einen ausreichenden Abschluss gegen Rauch wie Flammen
nicht mehr zu bilden. Die aus Gypsdielen, Monier-Platten u. dgl. hergestellten
Thüren bieten keine ausreichende Widerstandsfähigkeit gegen Schlag, Stoss und
Erschütterungen. Das Steinholz (Xylolit) ist für diesen Zweck wohl geeignet, doch
erfordert das Anbringen der Thürbeschläge grosse Sorgfalt, falls dieselben sich
nicht frühzeitig lockern sollen. Es dürften daher aus Holz hergestellte Thüren für
diese Zwecke noch nicht entbehrt werden können.
Glatte Thüren aus Eichenholz ohne vorspringende Theile vermögen dem Feuer lange Zeit
Widerstand entgegenzusetzen. Höher fällt derselbe aus, wenn man die Thüren aus zwei
sich kreuzenden Bretterlagen fertigt, zwischen welche eine Asbestpappe eingefügt
wird. Vollkommen feuersicher werden derartige Thüren, sobald die Asbestpappe nicht
nur die Brettlagen trennt, sondern auch das ganze Holzwerk ringsum verhüllt. Da die
Pappe jedoch gegen mechanische Angriffe geschützt werden muss, so ist es im letzten
Falle erforderlich, die Thüren aussen mit Metall zu bekleiden, zu welchem Zwecke
dünne Bleche ausreichen. In diesem Falle können an die Stelle des Eichenholzes auch
billigere Holzarten treten, wodurch man zugleich das Gewicht der Thür zu verringern
vermag.
Während doppelte Thüren aus Fichtenholz mit einfacher Blechbekleidung keinen
vollkommenen Schutz bieten, vermögen sie durch die Einfügung der Asbestpappe sehr
hohen Hitzegraden auf so lange Zeit Widerstand entgegenzusetzen, dass sie für die
Mehrzahl der Fälle ausreichenden Abschluss bilden. Jedenfalls bieten derartige
Thüren gegen die Uebertragung von Schadenfeuer einen höheren Schutz als die
kostspieligsten Metallconstructionen.
Doppelte Holzthüren mit Asbestzwischenlage sind ferner als Schutz gegen
Wärmeübertragung an Stelle der Füllungsthüren überall zu empfehlen, wo es sich darum
handelt, hohe oder niedere Temperaturen innerhalb der Betriebsstätten zu erhalten
und die Uebertragung der Wärmegrade auf die Nachbarräume zu verhindern. Ausserdem
bieten diese Thüren einen dichteren Abschluss gegen den Durchtritt verdorbener Luft,
austretender Gase, feiner Staubtheile u.a.m., als die auf Rahmen und Füllung
gearbeiteten Thüren, und sie sind – richtig hergestellt – weit dauerhafter als
diese. Den Durchtritt von Luft oder Gasen vermag man noch wesentlich dadurch zu
verringern, dass man die Kantenanschlüsse der Thüren ringsum mit weichem Filz
belegt. Derselbe muss jedoch gut auf die Kanten geleimt und durch eine ausreichende
Anzahl kleiner Schrauben sicher befestigt werden, weil sich die Streifen andernfalls
lockern und einen sicheren Abschluss dann nicht mehr gewähren.
Für schwere Thüren empfiehlt es sich, zwischen die Verdoppelung eine Kreuzverstrebung
einzulegen, weil hierdurch dem Sacken der Thüren vorgebeugt wird. Der dann zwischen
der Verdoppelung entstehende Hohlraum kann mit Schlackenwolle, Papiermasse,
Korkklein u. dgl. gefüllt werden, sobald ein hoher Wärmeschutz erzielt werden soll.
Um ein Durchsickern dieser Füllstoffe durch die Fugen zu verhindern, empfiehlt es
sich, beide Brettlagen innen mit Asbestpappe zu bekleiden.
Wo die Feuersicherheit in geringerem Maasse in Frage kommt, kann an Stelle der
Asbestpappe auch gewöhnliche, weiche, filzige Pappe gewählt werden.
Wird ein ganz besonders hoher Schutz gefordert, dann ist es gerathen, zwei derart
ausgebildete Thüren hinter einander (an dem gleichen Thürstocke befestigt)
anzuordnen, wodurch zugleich das Austreten des Schalles verhindert oder doch
wesentlich verringert wird. Die Trennung der Aufenthaltsräume für geistig arbeitende
Leute von geräuschvollen Betriebsstätten wird durch dieses Verfahren in einer recht
wirkungsvollen Weise erzielt. (Der Gastechniker.)