Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 264 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Motorwagen.
Von einem neuen Industriezweige, der Herstellung von Motorwagen, scheint man sich in
England viel zu versprechen. Ob die gehegten Hoffnungen berechtigt sind, dürfte sich
bald erweisen, da seit dem 14. November 1896 die Landstrassen in England für
Motorwagen freigegeben sind. Das neue Gesetz lässt solche bis 3 t Eigengewicht zu,
welche nicht mehr als einen Wagen ziehen dürfen; das Gewicht von Motor und Wagen
zusammen darf 4 t nicht übersteigen. Für Fahrzeuge von 1,5 bis 2 t ist die höchste
Geschwindigkeit auf 12,9 km/Std., für schwerere auf 8 km/Std.
festgesetzt. Die Spurweite der Räder darf nicht mehr als 1,98 m betragen. Die
Radreifen sollen bei Fahrzeugen unter 1 t 63 mm, zwischen 1 und 2 t 76 mm und
darüber 102 mm breit sein. Jedes Fahrzeug mit Ausnahme von Zweirädern muss mit zwei
Bremsen ausgestattet sein. Um das Inkrafttreten des neuen Gesetzes zu feiern,
veranstaltete der Motorwagenverein in London einen Ausflug von London nach Brighton,
an welchem sich 50 Fahrzeuge betheiligten. Die Veranstalter der Fahrt ermahnten die
Theilnehmer zur grössten Vorsicht, damit die Zukunft der Motorwagen durch die
öffentliche Meinung nicht gefährdet werde. Da das Wetter neblig und die Strassen
sehr schmutzig waren, so kehrte ein Theil der Wagen nach kurzer Zeit wieder um.
(Eisenzeitung)
Wecker „Mercur“.
Unter dem Namen „Mercurwecker“ bringt die Actiengesellschaft Mix und Genest einen neuen Wecker auf den Markt, der
dem Bedürfniss nach einem billigen elektrischen Läutewerk von geringem Gewicht
entgegenkommt. Das Gestell desselben, in Form und Dimensionen dem üblichen
Gussmodell ähnlich, ist aus Eisen gepresst und in einem soliden, aber dünnwandigen
Holzkasten montirt. Ein Bruch des Gestelles auf dem Transport ist daher bei diesem
Wecker ausgeschlossen.
Textabbildung Bd. 303, S. 264
Im Uebrigen besitzen die Mercurweeker dieselben constructiven Vorzüge, welche die
Wecker dieser Firma auszeichnen. Die Eisengestelle tragen zwei Elektromagnetkerne
mit Seidendrahtspulen; Hammerstiel und Anker bestehen aus einem Stück und sind nach
einem patentirten Verfahren hergestellt. Eine Stellschraube gestattet die Justirung
der Abreisskraft für den Anker, dessen Abstand von den Polen mittels der
platinarmirten Unterbrecherschraube regulirt werden kann. Sowohl auf den
verschiedenen Schalen, als auf den Klemmen befinden sich vernickelte Cordelschrauben
und die polirten Kasten sind mit Nussbaumdeckeln versehen. Auch im Inland werden die
Mercurweeker, obgleich die Frachtersparniss hier weniger in Betracht kommt;
allgemeinen Beifall finden, weil sie bei niedrigem Preis die erwähnten Vorzüge
besitzen.
In Folge der gleichmässigen Fabrikation ist die ausländische Kundschaft im Stande,
die Weckerwerke selbst in die Kasten einzusetzen, und können daher zur
Zollersparniss die Einzeltheile getrennt versandt werden.
Maschine zur Herstellung von Röhren aus Papier u. dgl.
Die Erfindung (von Société Delaperrière, Dida und Aubin
und Louis Chambon in Paris; D. R. P. Nr. 89933)
betrifft eine Maschine, welche die bei verschiedenen Industrien gebrauchten Hülsen
oder Röhren aus Papier oder Pappe völlig selbsthätig anfertigt. Sie ist im
Wesentlichen dadurch gekennzeichnet, dass das zur Herstellung der Hülsen nöthige
Papier sich von einer Spule selbsthätig mit geringer Spannung abrollt, unter einem
Leimbehälter hinwegläuft, wo es in genügender Weise mit Leim durchtränkt wird, und
endlich auf Dorne gewickelt wird. Das Wickeln des Papiers um die Dorne geschieht mit
Hilfe zweier Cylinder oder Walzen in dem Maasse, wie das Papier von der
Vorrathsspule abgewickelt wird. Ein nach Auslösung einer Klinkvorrichtung aufwärts
schnellendes Messer schneidet den Papierstreifen in dem Augenblick durch, wo die
Spule eine bestimmte Stärke erreicht hat, worauf ein Kautschukstempel das laufende
Ende des Papierstreifens an den nächsten Dorn drückt und anklebt. Ferner besteht die
Maschine aus einer Reihe von mechanischen Vorrichtungen, mittels welcher die Dorne
nach einander in richtige Lage gebracht und die fertigen Papierrohre oder -hülsen
von den Dornen abgestreift werden. (Papierzeitung.)
Bücher-Anzeigen.
Die Kälteindustrie. Handbuch der
praktischen Verwerthung der Kälte in der Technik und Industrie von Dr. Th. Koller. Wien Hartleben's Verlag. 408 S. 6 M.
Die Darstellung ist für weitere Kreise berechnet; verschiedene Definitionen und
physikalische Auseinandersetzungen sind indess nicht ganz einwandsfrei.
Lehrbuch der
mechanisch-metallurgischen Technologie von Ledebur. Zweite Auflage, 3. Lieferung. Vieweg und Sohn. Bogen 24 bis
31.
Enthält den Schluss der Arbeitsverfahren des Schmiedens aus der 2. Lieferung. In
Abschnitt 5 die Trennungsarbeiten und die zu denselben dienenden Werkzeuge, Geräthe
und Werkzeugmaschinen, insbesondere die Bewegungsvorrichtungen der letzteren, die
Drehbänke, Hobelmaschinen, Feilmaschinen, Chapingbänke, die Fräsen und
Fräsmaschinen.
Katechismus der Differential- und
Integralrechnung von Fr. Bendt. Leipzig.
Verlag von J. J. Weber.
Heutzutage wird sich schwerlich ein Techniker, der tiefer in seine Wissenschaft
eindringen will, der Kenntniss der höheren Rechnungsarten entschlagen können.
Referent hat schon oft den Wunsch nach einem Werke äussern gehört, das denjenigen,
die sich mit einer niederen Ausbildung begnügen mussten, ein, wenn auch nur
allgemeines Verständniss für die so fördernden Methoden der Infinitesimalrechnung
erschliesst. Diesem Wunsche trägt das obige, leicht verständliche Werk Rechnung. Es
sei daher allen Technikern für Maschinen-, Bau- und elektrische Fächer, sowie allen
Freunden der Naturwissenschaft angelegentlichst empfohlen.
Neue Beiträge zur nationalen
Wohnungsreform von Alb. Schäffte und Paul Lechler. Berlin. Verlag von Ernst Hoffmann. 62 S.
75 Pf.
Breymann's allgemeine
Bauconstructionslehre mit besonderer Beziehung auf das Hochhauwesen. Ein
Handbuch zu Vorlesungen und zum Selbstunterricht. 1. Band: Die Constructionen in
Stein. 6. Auflage von Dr. Otto Warth. J. M. Gebhardt's
Verlag. 21 M.
Die neue, umgearbeitete Auflage mit 400 S. Text in Quart, etwa 980 Holzschnitten,
einem Kupferlichtdruck, einer farbigen und 106 Steindrucktafeln, liegt jetzt
vollständig vor. Der die constructive Seite behandelnde Theil ist bis auf die
Gegenwart weiter geführt. Die Abschnitte über Gewölbe- und Mauerstärke haben eine
neue Darstellung gefunden. Von der früheren Haltung ist der Bearbeiter in der Weise
abgewichen, dass er die Bauformen mehr in den
Vordergrund geschoben hat, während der Titel „Bauconstructionslehre“
geblieben ist. Wir hoffen, dass das Werk in seiner neuen Gestalt auch die alte
Anerkennung finden werde.
Eingesandt.
Die II. Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung,
veranstaltet vom Allgemeinen Gewerbeverein München unter Mitwirkung des
Polytechnischen Vereins in München, wird in München vom 11. Juni bis 10. October
1898 stattfinden und folgende fünf Gruppen umfassen:
1) Kraftmaschinen, als Gas-, Erdöl-, Benzin-, Dampf-,
Heissluft-, Wasser-, Wind- und Elektromotoren bis zu 10 .
2) Arbeitsmaschinen, Werkzeuge und Geräthe.
3) Hilfsmaschinen, als Pumpen, Ventilatoren, Pressen. Aufzüge,
Uhren, Maschinentheile, elektrische Anlagen, Schutzvorrichtungen, Apparate,
Hilfsmaterialien.
4) Fabrikationen und Werkstätten im Betriebe.
5) Technische Fachliteratur.
Die näheren Bestimmungen werden vom Directorium bekannt gegeben werden.