Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 72 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Schmelzen von Metallen mittels Acetylen.
In der Deutschen Gold- und Silberscheideanstalt zu
Frankfurt a. M. wurden nach der Frankfurter Zeitung
Heiz- und Schmelzversuche mit Acetylengas in Rössler'schen Oefen unter Zuhilfenahme eines Schülke'schen Acetylenapparates gemacht, die sehr befriedigende Ergebnisse
hatten. Es wurden sehr rasch Temperaturen von 1500° erzeugt und z.B. ein Quantum
Nickel in 30 Minuten flüssig zum Ausgiessen geschmolzen, wozu man in der bisherigen
Weise 80 bis 85 Minuten Zeit nöthig hatte. Ein in der Anstalt besonders für
Acetylengas hergestellter Bunsen-Brenner gestattet, ein kleines Quantum Kupfer in 1
Minute flüssig zu schmelzen.
Verwendung von Carborundumkrystallen zur Herstellung feiner
Theilstriche.
In dem Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik macht Dr. Göpel (in einer Mittheilung aus der
physikalisch-technischen Reichsanstalt) auf die Schwierigkeiten aufmerksam, welche
die Herstellung feiner Theilungen auf Messing, Bronze, Argentan oder Silber bieten.
Insbesondere wird die Verwendung des Stahlstichels bedenklich bei Theilungen auf
Stahl, da in diesem Falle der Stahlstichel eine mit der Arbeit zunehmende Abnutzung
zeigt. Zwar bietet ein Diamantsplitter grössere Sicherheit, jedoch ist die Auswahl
der Splitter schwierig, da die Spitzen meist zackig sind. In der Reichsanstalt sind
in der letzten Zeit mit gutem Erfolge Carborundumkrystalle anstatt der
Diamantsplitter benutzt worden; erstere zeigen hexagonale Kanten, die sich zum
Reissen feinster Striche eignen. Die Blättchen haben 0,5 bis 1,0 mm Kante und werden
in einen Tropfen Schellack eingeschmolzen. Die zum Reissen geeignete Kante wird an
dem Stichelkörper angemerkt. Bei der Herstellung der Reisslinien erwies sich eine
gute Haltbarkeit der Theilkanten, indem 300 Probestriche vollkommen gleiches
Aussehen zeigten, so dass anzunehmen ist, dass noch weit mehr Striche ohne merkliche
Abnutzung zu erzielen seien.
Als Beleg führt unsere Quelle an, dass einer der Carborundumstichel in der
Reichsanstalt zur Herstellung eines 30 cm langen Stahlmaasstabes verwendet wurde,
welcher mit Schmirgel vorgeschliffen war. Die ungefähr 0,01 mm starken Striche sind
sehr gut begrenzt und lassen bei 50facher Vergrösserung eine exacte Einstellung zu.
Es ist nach den bisher gemachten Erfahrungen jedenfalls auch möglich, stärkere
Striche zu ziehen, nur müssen hierfür etwas grössere und demgemäss dickere Krystalle
ausgewählt werden, da bei der blattförmigen Gestalt der Schneide durch eine
Vergrösserung der Reisserwerkbelastung, wie sie bei der stets konischen Schneide des
Stahlstichels zur Verstärkung der Striche üblich ist, nur eine Vertiefung der
Striche und kaum eine Verbreiterung eintritt. Auch die ziemlich grosse Sprödigkeit
des Carborundums bildet jedenfalls nach den bisherigen nur günstigen Erfahrungen
kein Hinderniss für die Herstellung stärkerer Striche, da ja beim Reissen nur
geringe Kräfte im Spiel sind.
Fabrikation von Schlackenziegeln.
Die Schlacke, so wie sie aus der Hochofenbrust abfliesst, wird, wie Stahl und Eisen berichtet, in eine geneigte
Gusseisenrinne geleitet, durch welche ein Strom kalten Wassers fliesst. Dadurch wird
die Schlacke abgeschreckt und zerfällt theils in scharfkantigen Sand, theils in sehr
spröde Klümpchen, welch letztere sich leicht zerdrücken lassen. Die Rinne muss
hinreichend breit und erfahrungsgemäss geneigt sein; der Wasserzufluss ist durch die
Neigung so zu regeln, dass in derselben keine Anhäufungen von Schlackensand
stattfinden können. Die kalkreichen und magnesiaarmen Schlacken zerfallen bei
langsamer Abkühlung in Staub, bei plötzlicher Abkühlung im kalten Wasserstrom aber
zu scharfkantigem Sand, welcher weiss oder lichtgrau gefärbt ist. Der Schlackensand
gelangt in Sammelkästen, aus denen er mittels Schöpfkörben, deren Wände durchlöchert
sind, gehoben und in die Ziegelformerei geführt wird.
Die Mischung mit der Kalkmilch geschieht in der Weise, dass man den
Schlackensand in die Rührvorrichtung mit Schaufeln einführt, während die Milch in
der nöthigen Menge zufliesst. Das Gemenge wird nun geformt und zwar im Ziegelapparat
nach Stein. Der mit Kalk gemengte Schlackensand gelangt
in einen Korb, aus welchem er durch zwei Stempel in der nöthigen Menge zu dem
Ziegeldruckapparat gebracht wird, aus welchem der fertige Ziegel herausgestossen
wird, um vom Handlanger erfasst und auf ein Transportwägelchen gebracht zu werden.
Der weisse Schlackensand gestattet eine stündliche Erzeugung bis zu 1000 Stück
Ziegeln. Die geformten Ziegel trocknen 8 Tage, während welcher Zeit sie so weit
erhärten, dass sie transportfähig werden. Bei feuchter Witterung dauert die
Erhärtung etwas länger.
Die Erhärtung der Ziegel geschieht dadurch, dass sich die Kieselsäure der Schlacke
theils mit dem Kalkzusatz verbindet, der Kalkzusatz aber selbst durch
Kohlensäureaufnahme erhärtet. Man löscht auch wohl den gebrannten Kalk an der Luft
und lässt ihn längere Zeit ruhen, wodurch alle Theile desselben sicher zu Kalkhydrat
umgewandelt werden. Den gelöschten Kalk setzt man dann in Pulverform in der nöthigen
Menge dem Schlackensand zu, den man noch vor dem Formen befeuchtet; anderenfalls
können aus der schnell bereiteten Kalkmilch mitunter Brocken von nicht hinreichend
gelöschtem oder hydratisirtem Kalk in die Schlackenmasse gelangen, die dann, zu
Ziegeln geformt, stets entzwei bricht, falls ein solcher ungelöschter Kalkbrocken
hineingelangt.
Dunkle Schlacken haben sich zur Schlackenziegelerzeugung nicht so geeignet erwiesen,
wie die hellgefärbten. Sie brauchen mehr und consistentere Kalkmilch, um die
Formmasse zu bilden. Auch lässt sich dieses Gemisch von Schlackensand mit Kalk nicht
gleich nach der Herstellung zu Ziegeln formen, sondern muss etwa 24 Stunden ruhen,
ehe es in der Ziegelformmaschine formbar ist. Endlich sind die fertig geformten
Ziegel erst nach etwa 3 Monaten hinreichend fest, um transportirt werden zu können,
weil die Verbindung der Gemengtheile des Schlackensandes mit dem Kalk viel langsamer
stattfindet.
Elektrolytisches Decapirverfahren.
Nach einem dem Dr. J. Jordis in München ertheilten
Patente lassen sich Milchsäure oder deren Salze, besonders milchsaures Ammon, mit
Vortheil auch als Decapirmittel, d.h. zum Beizen oder Vorbearbeiten von Gegenständen
zu galvanoplastischer oder galvanostegischer Bearbeitung verwenden, namentlich da,
wo jetzt Cyankalium gebraucht wird, z.B. bei Zink, Britannia, Neusilber, Tombak,
Kupfer, Messing, Bronze. Aber auch da, wo hochglanzpolirte empfindliche Gegenstände,
besonders aus Messing, in Frage stehen, dienen Milchsäure oder milchsaure Salze als
Decapirungsmittel. Hierbei wird lediglich das Oxyd entfernt, ohne dass das Metall
wenigstens während der kurzen Dauer des Beizens angegriffen wird. Es schadet auch
nichts, wenn durch nachlässiges Spülen etwas ins Bad gerathen sollte. (Metallarbeiter.)
Bücher-Anzeigen.
Die Kaiser-Wilhelm-Brücke.
Grösste Eisenbahnbrücke des Continents, in der Bahnlinie Solingen-Remscheid gelegen.
Mit 1 Karte, 2 Ansichten und 1 Skizze. Remscheid. Wilh. Witzel. 15 S. Text. 0,80
M.
Die Bahnstrecke Solingen-Remscheid wird demnächst das Reiseziel vieler Fremden sein,
die neben den Naturschönheiten des bergischen Landes die bei Müngsten gelegene
Riesenbrücke bewundern werden. Fachleuten ist das Büchlein dadurch bemerkenswerth,
dass Beschreibung und Zeichnungen von fachmännischer Seite herrühren.
Arbeiterschutz bei Hochbauten auf
Grund polizeilicher und berufsgenossenschaftlicher Vorschriften. Handbuch
für Beauftragte, Bauherren, Bauleitende, Bauunternehmer, Poliere, Bauaufseher u.s.w.
u.s.w. von Paul Spiller, Regierungsbauführer. Verlag
von Otto Eisner. Berlin, Oranienstr. 141. 58 S. 1,25 M.
Das Werkchen enthält im ersten Theile die Unfallverhütungsvorschriften bei Neubauten,
bei Abbruch alter Bauten und bei Umbauten, im zweiten Theile die Vorschriften zur
Verhütung von Gewerbekrankheiten und im dritten Theile die Maassregeln nach
erfolgtem Unfall. Ein Anhang gibt die einschlägigen Bestimmungen des
Unfallversicherungsgesetzes und Statistisches.