Titel: | Maltonwein. |
Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 47 |
Maltonwein.
In der Berliner Medicinischen Gesellschaft hat Sauer,
der Erfinder des Maltonweines, über die bei dessen Fabrikation zur Anwendung
gelangenden Processe gesprochen: Der Maltonwein, aus Gerste bereitet, macht fünf
Entwickelungsstufen durch: 1) die Bildung des Malzes; 2) die Zuckerbildung nach
Wasserzusatz mittels der Diastase; 3) die Milchsäuregährung der so gewonnenen
Maische; 4) die alkoholische Gährung nach Weinhefezusatz und 5) die Lagerung.
Die beiden ersten Stufen hat der Maltonwein mit dem Bier gemeinsam, nur wird bei der
Verzuckerung durch den Diastaseprocess darauf geachtet, dass viel Maltose und wenig
Maltondextrine gebildet werden. Von der so gewonnenen Flüssigkeit wird die sogen.
„Würze“ durch Abläuterung getrennt, die Stammwürze kann bis zu 29 Proc.
betragen, während die der Bierbrauerei niemals 16 Proc. übersteigt. Bisher war die
Malzwein- und Bierbereitung dieselbe, jetzt aber erfolgt die Milchsäuregährung,
nachdem man die Milchsäurebazillen und ihre Begleiter durch hohe Temperaturen
beseitigt hat. Diese Gährung dauert 18 bis 24 Stunden bei 50°. Die Milchsäuregährung
bietet einen Ersatz für die in Trauben und Obstweinen enthaltenen Fruchtsäuren. Nun
macht dieser „Maltonmost“ die alkoholische Gährung durch, unter Zusatz von
Weinhefe. Nach langen Versuchen wählte Sauer die Hefe
bestimmter Südweine (Malaga und Sherry), die einen hohen Vergährungsgrad und
angenehmen Bouquettstoff enthalten. Nach Gährung von einigen Tagen ähnelt der
Maltonwein dem sogen. „Federweissen“. Zur Fortsetzung der Gährung wird Zucker
in Form von concentrirtem Malzextract zugesetzt. Die Lagerung erfolgt unter
möglichster Zulassung von Luft. Es handelt sich danach im Ganzen um eine Combination
der Bier- und Weinbereitungstechnik. (Nach Therapeut.
Wochenschrift, 1897 Nr. 19.)